Yacon – Smallanthus sonchifolius

Gebräuchliche Namen: Yacon, Jakon, Jacon, Yacón, Peruanische Apfelwurzel, Peruanische Kartoffel, Peruvian ground apple, Peruvian potato, pomme de terre, Jicama, Shicama, Chicama, Arboloco, Smallanthus sonchifolius
Lateinischer Name: Smallanthus sonchifolius
Herkunft: Afrika, Australien, Europa, Südamerika, Nordamerika
Kurzvorstellung
Yacon gedeiht in seinem Herkunftsgebiet auf sonnigen Standorten bis zu einer Höhe von 3000 m ü. NN. Die besten Anbaubedingungen bietet das Pflanzen von Stammknollen in Reihen zu Beginn des Frühlings (etwa Ende April bei Temperaturen von 5–10°C). Yacon wächst kräftig und auch wenn Frost die oberirdischen Pflanzenteile beschädigen kann, bleibt die Knolle unversehrt. Yacon bevorzugt ausreichend Feuchtigkeit und leichte Böden, ist jedoch aufgrund seiner Anpassungsfähigkeit tolerant gegenüber unterschiedlichen Bodentypen und Sonnenlicht. Die Vegetationsperiode variiert je nach Höhenlage. Ihr Ende erkennt man am Austrocknen der Sprossspitzen. Auch im mitteleuropäischen Klima kann Yacon kultiviert werden, wobei die durchschnittliche Erntemenge bei etwa 40 Tonnen pro Hektar liegt. Die Knollen werden kühl und dunkel gelagert und halten dort beinahe ein Jahr.
Ausführliche Beschreibung
Die Wunderwurzel aus Südamerika, die auch in Deutschland erfolgreich kultiviert wird.
Botanische Informationen
Yacon ist in Europa meist einjährig, in seiner südamerikanischen Heimat aber eine mehrjährige, krautige Pflanze, die etwa 2,5 Meter hoch werden kann. Der Stängel von Yacon ist stark verzweigt, vierkantig, behaart, hohl und dunkelgrün bis tiefviolett gefärbt. Die Blätter stehen gegenständig und sind pfeilförmig. An der Hauptachse erscheinen rund 3 cm große, gelb-orangefarbene, zwittrige Blüten. Die Frucht ist eine ca. 2 mm große, kleine, schwarze Achäne – jedoch bildet Yacon im europäischen Klima meist keine Früchte aus. Besonders auffällig sind die kugeligen Wurzelknollen, die unregelmäßig in Büscheln mit bis zu 20 Stück wachsen und bis zu 0,5 kg wiegen können. Es gibt zwei Knollen-Typen: Die kurzen Knollen dienen der vegetativen Vermehrung, während die dicken Speicherknollen zur Ernährung und in der Heilkunde verwendet werden. Im frischen Zustand zeigt die Knolle eine grau-braune bis rötliche Farbe, die an der Luft nachdunkelt.
Herkunft und Verbreitung
Die ursprüngliche Heimat von Yacon sind die feuchten Wälder der Anden in Peru und Bolivien auf Höhenlagen zwischen 1000 und 3770 m. Dank seiner neu entdeckten wertvollen Eigenschaften und großen Anpassungsfähigkeit verbreitete sich Yacon von Südamerika aus fast weltweit. Die Pflanze kann in Gärten mit milden Wintern und gemäßigtem Klima angebaut werden, daher wächst sie heute auch in Nepal (Kathmandu), Süd-Australien und Neuseeland. In den 80er Jahren wurde Yacon nach Japan eingeführt und verbreitete sich von dort nach Süd-Korea und China. Auch nach Europa gelangte Yacon und erfreut sich zunehmender Beliebtheit, insbesondere in Deutschland und Italien. Nach Tschechien gelangte die Pflanze erstmals 1993 aus Neuseeland.
Verwendung / Dosierung
Die Yacon-Knolle
Yacon ist vor allem wegen seiner Knollen bekannt, die an Kartoffeln erinnern. Sie können sowohl roh als auch gekocht oder gebacken gegessen werden und schmecken durch ihre Inhaltsstoffe süß sowie leicht harzig. In der Kolonialzeit wurde Yacon in der Inka-Kultur rituell verwendet, wie von katholischen Priestern beschrieben. Bei Begräbnissen wurden die Knollen als Nahrung für Verstorbene und als Gabe für Herrscher des Jenseits genutzt. Bis zum Jahr 2000 war Yacon außerhalb seiner Heimat ein kaum bekanntes Lebensmittel und war auf den traditionellen Gebrauch der indigenen Bevölkerung begrenzt. Erst der Fokus japanischer Forschung auf die antihyperglykämischen Eigenschaften von Yacon machte die Pflanze international bekannt – heute ist sie besonders beliebt als natürliche Zutat in Sirupen und Tees, die als kalorienarme Süßungsmittel bei Diabetikern und Ernährungsbewussten gefragt sind.
Weitere wissenschaftliche Studien legen nahe, dass Yacon potenziell hypolipidämisch wirkt und einen Beitrag gegen Übergewicht leisten kann. Seine Inhaltsstoffe fördern die Lipid-Homöostase, das Sättigungsgefühl und die Darmmotilität. Sie senken zudem den Blutdruck um 5–10% und wirken blutverdünnend. Enzyme von Yacon helfen bei der Aufnahme von Calcium und Vitaminen und können Schmerzen bei Darmentzündungen lindern. Die Oligosaccharide in Yacon unterstützen bei Verstopfung und stellen eine gesunde Darmflora wieder her.
Die Knollen enthalten Inulin-ähnliche Substanzen, die den Dickdarm gesund halten. Da auch Insulin enthalten ist, ist Yacon besonders für Diabetiker geeignet. Die in Yacon enthaltenen Fructooligosaccharide sind unverdaulich und erhöhen nicht den Blutzuckerspiegel: Sie schmecken zwar süß, werden jedoch nicht metabolisiert (niedriger Nährwert), sondern dienen als Präbiotika für die guten Darmbakterien und unterstützen so die Verdauung. Dank des bifidogenen Effekts vermehren sich die nützlichen Bifidobakterien im Dickdarm und verdrängen zugleich pathogene Keime wie Clostridium spp. und Escherichia coli.
Fructooligosaccharide aus Yacon zeigen auch ein antioxidatives Potenzial. Außerdem können Inulin und verwandte Stoffe den glykämischen Index, das Körpergewicht und das Risiko für Darmkrebs senken. Studien weisen nach, dass ein Yacon-Extrakt chemoprotektive Wirkungen gegen Kolonkarzinome haben kann, wie verminderte Zellteilung oder sogar Reduktion von Tumorzellen. Wird ein wässriger Yacon-Knollen-Extrakt alleine oder kombiniert mit Lactobacillus acidophilus eingesetzt, verringert er DNA-Schäden in Leukozyten. Die Förderung einer gesunden Darmflora wird nicht nur für die Verdauung, sondern auch für das Immunsystem empfohlen.
Die erhöhte Produktion kurzkettiger Fettsäuren durch Yacon-Konsum wird mit Hemmung von Entzündungsfaktoren und Krebs sowie einer verbesserten lokalen Immunantwort und Absenkung des Darm-pH-Werts assoziiert. Wissenschaftler zeigen, dass Yacon die Proliferation von Tumorzellen hemmen und deren Zelltod fördern kann. Oligosaccharide in Yacon modulieren die Produktion von IgA, Zytokinen, die Expression von Toll-like-Rezeptoren und die Aktivität von Interleukinen und natürlichen Killerzellen. Der Verzehr von Yacon kann das Immunsystem günstig beeinflussen, sei es direkt über das darmassoziierte Immunsystem (GALT) oder durch Immunmodulation von Krankheitserregern. Der genaue Mechanismus bleibt unklar, aber die Synergie der Inhaltsstoffe erklärt die entzündungshemmenden und antiphlogistischen Eigenschaften des Yacon.
Eine bewusste Ernährung gilt als Grundpfeiler zur Unterstützung bei Typ-2-Diabetes. Yacon-Inhaltsstoffe helfen, erhöhte Blutzuckerwerte zu senken, aber nicht zu tief zu drücken. Die Oligosaccharide in den Knollen dämpfen den Appetit – besonders auf Süßes. In in-vivo-Modellen wurde eine Zunahme an insulinpositiven Zellen, erhöhter GLP-Level, weniger viszerales Fett und ein erhöhter Nüchterninsulinspiegel nach Yacon-Gabe bei Diabetiker-Ratten beobachtet. Mit Yacon sank die Glykämie, die Insulinsensitivität verbesserte sich. Auch bei älteren Menschen korrelierte die Einnahme von Yacon-Oligosacchariden mit einer verbesserten Blutzuckerregulation.
Inhaltsstoffe des Yacon senken hohe Triglyzerid- und Cholesterinwerte im Blut, hemmen die Glukoseaufnahme und Glykogensynthese und fördern gleichzeitig den Stoffwechsel – eine Chance für Adipöse, Insulinresistenz zu überwinden. Weitere Peptide, beeinflusst von Oligosacchariden, verbessern Glykämie, erhöhen Insulin, senken aber die Glukagonsekretion im Pankreas. Studien beschreiben positive Effekte auf HDL, VLDL, Triglyzeride und postprandiales Insulin.
Das enthaltene Kalium stimuliert Nervensystem, Muskelaktivität und Kreislauf. Calcium unterstützt die Blutgerinnung, hilft beim Muskeltonus, der Reizleitung und dem Knochenwachstum sowie bei der Entwicklung der Zähne. Eisen verringert Müdigkeit und ist Bestandteil von roten Blutkörperchen, Hämoglobin und dem Sauerstofftransport. Nach einem Monat Yacon-Konsum verbessern sich Leistungsfähigkeit der Bauchspeicheldrüse und Nährstoffaufnahme. Proteine und Enzyme steigern den Stoffwechsel und helfen bei Diäten oder erhöhtem Übergewichtsrisiko.
Das Yacon-Blatt
Die Stoffe im Yacon-Blatt besitzen diuretische und wundheilende Eigenschaften, vor allem bei äußerlicher Anwendung. Interessanterweise zeigte der Yacon-Blattextrakt sowohl bei gesunden als auch kranken Versuchstieren einen blutzuckersenkenden Effekt. Die erste wissenschaftliche Publikation dazu erschien 2001 und dokumentierte einen Rückgang des Blutzuckerspiegels und des Körpergewichts sowie stabilisierte Insulinwerte bei diabetischen Ratten nach Gabe eines 10%igen Yacon-Blatt-Tees. Nach achtwöchiger Anwendung zeigte sich ein Ausgleich der Blutzucker- und Insulinwerte; andere Studien bestätigen einen signifikanten blutzuckersenkenden Effekt nach 30 Tagen regelmäßigen Konsums. Die exakten Wirkmechanismen werden noch erforscht, aber es scheint auf einer Beeinflussung der Insulinaktivität, hepatoprotektiver Signalwege und antioxidativer Stoffe zu beruhen.
In den Anbauregionen werden die Blätter einzeln gegessen, als Tee aufgebrüht oder mit anderen Gemüsesorten kombiniert – in Japan genießt man Yacon-Blatt-Tee sogar zusammen mit Teeblättern. In Japan und den USA dienen Yacon-Blätter für diätetische Produkte, Backwaren und Spezialitäten für Menschen mit reduzierter oder kalorienarmer Kost sowie für Diabetiker. Dank seiner leberschützenden Eigenschaften wird Yacon-Blatt auch bei Leberdiäten empfohlen.
Volksmedizinische Anwendung
Traditionell wird Yacon – Knolle wie Blatt – zur Unterstützung der Diabetestherapie, zur Entgiftung, Leberstärkung, bei Bluthochdruck, Verstopfung, entzündlichen Erkrankungen der Blase, Nieren, Gelenke und bei Schlafstörungen eingesetzt. Die regelmäßige Einnahme von Knolle und Blatt wird ebenso empfohlen bei Arteriosklerose, Verdauungsproblemen, hohem Cholesterin und Diabetes. In der traditionellen Andenmedizin gilt Yacon als Mittel, den Alterungsprozess zu verzögern und jugendliches Aussehen zu bewahren.
Volksrezepturen erwähnen Yacon-Blatt-Absud oder getrocknete Blätter bei Pilzinfektionen, Fuß- und Nagelmykosen sowie als Gurgelmittel bei bestimmten Problemen der Mundschleimhaut. Der antibakterielle Effekt der Blätter wird zur Wunddesinfektion von Schnitt- und Risswunden, Verbrennungen, Narben und Abschürfungen genutzt, meist in Kombination mit anderen Desinfektionsmitteln. Innerlich getrunken kann ein Yacon-Blatt-Tee zur Stabilisierung der Blutzuckerwerte, gegen Bluthochdruck und als Antioxidans und Hepatoprotektivum helfen.
Hinweise
Eine Überdosierung kann zu Unwohlsein (Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall) führen, ist aber nicht lebensgefährlich. Um eine ungewünschte Hydrolyse der Oligofruktane zu Fruktose – mit potenziell blutzuckersteigernder Wirkung – zu vermeiden, sollten Yacon-Knollen stets kühl und dunkel gelagert werden.
Inhaltsstoffe
Frische Yacon-Knollen enthalten etwa 80% süße Fructooligosaccharide, 0,3–3,7% Eiweiß und geringe Mengen Ballaststoffe. Pro 100 g Knolle sind es ungefähr: 81 g Wasser, 14 g Kohlenhydrate, 1 g Eiweiß, 0,9 g Ballaststoff, 200 mg Kalium, 23 mg Calcium, geringe Mengen Magnesium, 0,2 mg Eisen, Phosphor, Beta-Carotin, die Vitamine A, B1, B2, C, etwa 20 verschiedene Aminosäuren und zahlreiche Enzyme. Ihre Oligosaccharide (vor allem Inuline) werden nicht vom Menschen aufgenommen und dienen der gesunden Darmflora als Präbiotikum. Der Energiegehalt von 100 g Yacon-Knollen beträgt etwa 1574 kJ bzw. 373 kcal. Die Blätter enthalten bis zu fünfmal mehr Eiweiß, Ballaststoffe, Calcium, Phosphor, Eisen, Mangan und Zink als die Knollen. Weiterhin sind Catechol, Terpene, Kaurensäure, Diterpene, Gibberelline, Melampolide, Sonchifolin, Polymatin, Enhydrin und Flavonoide enthalten.
Traditionelle Dosierung
Das Yaconknollen-Pulver wird 1–3 Mal täglich nüchtern in einer Dosis von 2–5 g mit Wasser gemischt eingenommen. Das Pulver am besten im Verhältnis 1:1 mit Wasser zu einer Paste anrühren und dann weiter verdünnen, um einen klumpenfreien Drink zuzubereiten. 2–10 g Knollen können mit 700–1000 ml kaltem Wasser aufgegossen, für ca. 5 Minuten gekocht und nach kurzem Ziehen 1–3 Mal täglich etwa 30 Minuten vor der Mahlzeit getrunken werden. Für getrocknete Blätter empfehlen sich 1–2 Esslöffel auf 750 ml Wasser, aufkochen lassen, etwa 5 Minuten kochen, abkühlen und absieben – 2–3 Tassen pro Tag.