Wilde Karde – Dipsacus fullonum

Gebräuchliche Namen: Wilde Karde, Weber-Karde, Kardendistel, Dipsacus fullonum, Dipsacus sylvestris, Dipsacus horridus, Teasel, Wild Teasel, Brushes and Combs, Barber's Brush, Venusbad, Card Thistle, Karde, cardaire, Cardo de Cardar, Cabaret des Oiseaux, Cardencha, wild teasel, Baignoire de Vénus
Lateinischer Name: Dipsacus fullonum (sylvestris, horridus)
Herkunft: Asien, Europa, Südamerika, Nordamerika
Kurzvorstellung
Die Wilde Karde wächst meist auf mäßig feuchten, stickstoffreichen, nährstoffreichen, lehmig-tonigen, aber auch kalk- oder steinigen Böden – bevorzugt jedoch Lehmböden. Die Wildform und die kultivierte Form unterscheiden sich in ihrem Wuchs und Aussehen. Samen können im Frühjahr (zwischen Februar und Mai) direkt ins Freiland oder an Ort und Stelle gesät werden. Im Herbst werden die Wurzeln einjähriger Pflanzen gesammelt.
Ausführliche Beschreibung
Natürliches Mittel nicht nur gegen Borreliose!
Botanische Informationen
Die Wilde Karde ist eine kräftige zweijährige Pflanze, die eine Höhe von bis zu 2 Metern erreicht. Ihr Stängel ist aufrecht, im oberen Bereich stark verzweigt und mit Stacheln besetzt. Die Stängelblätter sind 20–40 cm lang und 2–6 cm breit, gegenständig angeordnet, lanzettlich, elliptisch oder eiförmig, gezähnt und an den Rändern eventuell kahl. Die Blätter erscheinen nur im ersten Jahr und sterben danach ab. Die Blüten sind in einem 4–10 cm langen und 3–5 cm breiten ovalen, aufrechten, dornigen Blütenstand angeordnet; die Krone ist 10–15 mm lang und hellviolett oder weiß. Blütezeit ist von Juli bis September. Die Frucht ist eine kleine Nuss.
Herkunft und Verbreitung
Heutzutage ist die Wilde Karde in West-, Mittel- und Südeuropa, im Kaukasus, in Kleinasien und weiter östlich bis in den Iran verbreitet. Sie wurde außerdem nach Nordamerika (fast alle US-Bundesstaaten) und Südamerika (Uruguay, Argentinien, Ecuador) eingeführt. Ursprünglich stammt die Pflanze aus Nordafrika, Südeuropa oder Südwestasien. In Deutschland wächst sie vor allem in wärmeren Regionen von den Niederungen bis ins Hügelland, in höheren Lagen über 500 m ist sie selten oder ganz verschwunden. Sie ist häufig auf Weiden, Waldrändern, Böschungen, Bahndämmen, an Wegen, Hecken, Brachflächen und Schutthalden zu finden.
Verwendung / Dosierung
Historisch wurde die Karde beim Verarbeiten von Textilfasern als natürlicher Kamm zur Reinigung, Glättung und Erhöhung der Faserqualität (vor allem Wolle) genutzt. Auch als Zierpflanze wird die Wilde Karde eingesetzt; getrocknete Blütenstände finden Verwendung in der Floristik und als Dekoration von Blumenkränzen. Früher glaubte man, das Waschen mit der Karde würde Schönheit verleihen; daher erhielt sie im Volksmund den Namen "Venusbad". Traditionell wurde die Pflanze äußerlich bei kleinen Wunden, Fisteln und krebsartigen Wucherungen eingesetzt.
Wurzel und Kraut werden zu medizinischen Zwecken gesammelt. Die Wurzel wird in der Phytotherapie als Diaphoretikum (schweißtreibend), Diuretikum und Stomachikum (verdauungsfördernd) verwendet. Die Ernte des Krauts erfolgt im Sommer, die Wurzel sammelt man besser im Herbst. Moderne wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Inhaltsstoffe der Wilden Karde in in vitro und in vivo Studien positive Wirkungen bei arthritischen Entzündungen, psoriatischen Hautveränderungen und kleinen Wunden aufweisen. Besonderes Interesse besteht jedoch beim natürlichen Einsatz gegen Borreliose und Virusinfektionen (z. B. Herpes). Analysen belegen die Anwesenheit von 23 aktiven Derivaten mit bakteriostatischer Wirkung. Lipophile Extrakte (z. B. Ethanolextrakt) zeigten signifikante in vitro Hemmung des Spirochätenwachstums. Gerade weil die antibiotische Therapie der Borrelia-Infektion oft problematisch ist, stellt die Wilde Karde eine effektive, gut verträgliche pflanzliche Alternative dar.
Eine Übersichtsarbeit beschreibt die in vitro Wirksamkeit der Karde und ähnlicher Pflanzen gegen aktive und latente Formen von Borrelia burgdorferi. Viele der enthaltenen Stoffe werden als vielversprechend für die Entwicklung eines natürlichen Heilmittels gegen Borreliose und andere bakterielle (Gram-positive und Gram-negative) Infektionen angesehen.
Volksmedizin
In der Volksmedizin wird die Wilde Karde sowohl äußerlich als auch innerlich angewendet. Umschläge oder Bäder werden aus der Wurzel bereitet, z. B. bei rissiger Haut, rissigen Lippen, Ekzemen, entzündlichen Hauterscheinungen, Akne, rheumatoider Arthritis und tumorösen Wucherungen. Auch bei Warzen, als Schweißtreiber und zur Herstellung von Homöopathie wird die Pflanze empfohlen. Innerlich trinkt man einen Aufguss bei Harnverhalt, Entzündungen des Verdauungstraktes, Geschwüren, Gicht und früher bei Tuberkulose. traditionell wird dieser Aufguss auch als Detoxmittel geschätzt, das den Körper über Schweißdrüsen, Urin und Galle reinigen soll.
Inhaltsstoffe
Die Wurzel der Wilden Karde enthält Alkaloide, ätherische Öle, Harze, Flavonoide (z. B. Baikalein, Monolaurin, Luteolin), Gerbstoffe, Bitterstoffe, Iridoide, Saponine, Kaffeesäurederivate, Apigenin, Malvidin, Viniferin, Hydroxytyrosol, Deceinsäure, Mineralstoffe, Fettsäuren sowie ein interessantes Glykosid – Scabiosid.
Traditionelle Dosierung
Zur Immunstimulation nimmt man 2–5 g Wurzel auf 250 ml kochendes Wasser (10 Minuten ziehen lassen). Der bittere Tee kann bis zu 3-mal täglich getrunken werden. Zur Tinkturherstellung werden Wurzelstücke in 60-prozentigen Alkohol eingelegt und etwa einen Monat lang an einem warmen, dunklen Ort mazeriert; üblich sind 5–15 Tropfen 2–3-mal täglich.
Ein Dekokt aus einem Esslöffel Wurzel mit 750 ml Wasser, 3–5 Minuten gekocht, wird in drei Portionen über den Tag verteilt getrunken.