Wermut – Artemisia absinthium

Gebräuchliche Namen: Wermut, Echter Wermut, Absinth, Absinthkraut, Artemisia absinthium, Absinthe, Absinthe wormwood, Common wormwood, Grand wormwood, Green ginger
Lateinischer Name: Artemisia absinthium
Herkunft: Asien, Australien, Europa, Südamerika, Nordamerika
Kurzvorstellung
Wermut gedeiht am besten in trockenen, kalkhaltigen Böden. Die Pflanze bevorzugt sonnige Standorte mit nährstoffreicher, stickstoffhaltiger Erde. Die Vermehrung erfolgt am besten über blühende Stecklinge im Frühjahr oder Herbst in gemäßigten Klimazonen, alternativ durch Aussaat im Haus oder per Selbstausbreitung. Geerntet wird das blühende, etwa 20–30 cm lange Kraut (Absinthii herba) im Juli oder August. Die geschnittenen Pflanzenteile werden zu kleinen Bündeln gebunden und an einem luftigen Ort oder bei 40°C getrocknet. Die qualitativ hochwertigsten Teile sind die Blätter und Blüten, die einen intensiven, bitteren Geschmack aufweisen.
Ausführliche Beschreibung
Traditionelle Zutat für Liköre und Weine, bekannt für ihre verdauungsfördernde Wirkung.
Botanische Informationen
Wermut ist eine mehrjährige Pflanze mit faserigen Wurzeln. Der Stängel ist aufrecht, verzweigt, längsgerillt, leicht filzig und reich belaubt; der untere Teil verholzt, silbergrau und erreicht eine Höhe von etwa 0,5–1,2 m (gelegentlich bis zu 1,5 m!). Die Blätter sind fiederteilig, spiralförmig angeordnet, silbergrau-grün, wechselständig und filzig; die Blattoberseite ist graugrün, die Unterseite mit weißen Härchen bedeckt. Die grundständigen Blätter sind kleiner, bis zu 10 cm lang, lang gestielt, dreifach fiederteilig, stumpf, weniger tief geteilt; die oberen Blätter sind einfach oder doppelt fiederteilig. Die Blütenkörbchen sind gelb, röhrenförmig oder kugelig, in reich verzweigten Rispen angeordnet und haben einen Durchmesser von 3–4 mm. Die Blütezeit reicht von Juli bis Oktober, die Bestäubung erfolgt durch Insekten. Die Frucht ist eine eiförmige Achäne, deren Samen sich durch Wind verbreiten.
Herkunft und Verbreitung
Wermut stammt ursprünglich aus den gemäßigten Zonen Europas, Asiens sowie aus Kleinasien, dem Mittelmeerraum und dem Nahen Osten. Die Pflanze lässt sich leicht kultivieren, aber sie verwildert rasch und ist dann an Wegrändern, auf Bahndämmen, Schutthalden, Wiesenrändern, Feldern, Waldrändern, felsigen Hängen und an sonnigen, trockenen, unbewirtschafteten Standorten zu finden. Wermut wird auch in Regionen eingeführt kultiviert, wo er von Natur aus nicht vorkommt, zum Beispiel in Nordamerika, Nordafrika oder bestimmten Teilen Indiens.
Heutzutage wird Wermut nahezu in ganz Europa bis zum westlichen Himalaja oder Süd-Sibirien, außerdem in Nord- und Südamerika (Brasilien, Argentinien inkl. Patagonien) und Neuseeland kultiviert. In Deutschland, Österreich und der Schweiz trifft man Wermut vielerorts wild an, besonders in wärmeren Gegenden auf steppenartigen Wiesen, alten Mauern und steinigen, trockenen Plätzen mit viel Sonne, Stickstoff und Kalk.
Verwendung / Dosierung
Eine der ältesten Anwendungsformen war der alkoholische Auszug der Pflanze – etwa für Absinth und zur Aromatisierung anderer Spirituosen und Weine, darunter bitterer Wermut, Vermouth oder Pelinkovac (Getränk südlicher und östlicher Slawen). Bereits in der Antike findet man bei Plinius Erwähnungen über Wermut als Stomachikum. Im Mittelalter wurde mit Wermut Met aromatisiert, in Marokko als Tee getrunken, und im neuzeitlichen England gelegentlich als Hopfenersatz beim Bierbrauen verwendet. Darüber hinaus findet Wermut als ausgezeichnetes Küchenkraut Verwendung.
Heute werden frische oder getrocknete junge Blätter oder nicht verholzte Pflanzenteile von Wermut einzeln oder gemischt mit anderen Kräutern als Gewürz in Lebensmitteln sowie zur Herstellung vieler bitterer alkoholfreier (Tonic Water) oder alkoholischer Getränke (Absinth, Vermouth usw.) verwendet. Als Gewürz eignen sich bevorzugt frische Blätter zu gebratenen oder gekochten, fettreichen Fleischgerichten zur Verbesserung von Geschmack und Aroma und zur Förderung der Verdauung.
In der Pharmazie und Volksmedizin wird bereits seit Jahrhunderten ausschließlich ein innerlicher alkoholischer Auszug von Wermut traditionell verwendet als bitteres Verdauungs- und Magenmittel zur Förderung der Verdauung, bei Appetitlosigkeit, Gallenkoliken, Magenkrämpfen, gegen Würmer und Menstruationsbeschwerden. Der Extrakt der Droge fördert die Absonderung von Magen- und Gallensaft, wirkt krampflösend. Die richtige Dosierung ist dabei essenziell und darf nicht überschritten werden, da sonst das Risiko von Kopfschmerzen, Bewusstseinsstörungen, Übelkeit und anderen unangenehmen Symptomen besteht.
Die Inhaltsstoffe von Wermut regen die Produktion von Magensäften an, wirken leicht desinfizierend und unterstützen Gallen- und Leberfunktion. In geeigneter Dosierung und Anwendung fördert das Kraut den Appetit, hilft bei Gallenerkrankungen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Die enthaltenen Bitterstoffe und ätherischen Öle verbessern die Verdauung, regen den Appetit an und lindern Krämpfe, indem sie Nervenimpulse an den neuromuskulären Endplatten blockieren. Außerdem wirken sie schwach antiseptisch und krampflösend. Bei Gastritis mit verminderter Magensäure kann Wermut unterstützend wirken. In der Volksmedizin wird Wermut darüber hinaus empfohlen bei Grippe, Erkältung, Schlaflosigkeit, Rheuma und Ekzemen.
Wirkstoffe
Wermutkraut enthält vor allem ätherische Öle (0,2–0,5 %), von denen Thujon, Chamazulen und Thujol die Hauptbestandteile sind. Eine weitere große Gruppe sind Sesquiterpenlactone, Bitterstoffe wie Kandinen oder Phellandren, Bitterstoffglykoside wie Absinthin und Anabsinthin, sowie Gerbstoffe, Harze, organische Säuren, Quercetin und Artemisitin als Flavonoide und weitere Inhaltsstoffe.
Traditionelle Dosierung
Auch bei innerlicher Anwendung ist auf die richtige Dosierung zu achten! Die Einzelmaximaldosis sollte 1 Gramm getrocknetes Kraut pro Einnahme nicht übersteigen. Die maximale Tagesdosis beträgt 3 Gramm getrocknete Droge. Nur ein kleiner Teil der Wirkstoffe löst sich in Wasser, ein größerer Anteil kann durch Extraktion in Alkohol, Likör oder Wein gewonnen werden – dabei erhöht sich jedoch das Risiko unerwünschter Effekte, weshalb die Dosierung angepasst werden sollte. Für Tee empfiehlt sich die Verwendung von frischem Wermutkraut. Tinktur oder Tee aus Wermutkraut sollten idealerweise mindestens 30 Minuten vor einer Mahlzeit eingenommen werden.