Weinraute – Ruta graveolens

Gebräuchliche Namen: Weinraute, Raute, Gartenraute, Gemeine Raute, Ruta, Ruta graveolens, Rue, Herb of Grace, Raude, Ruda, Rue fétide, Rue des jardins, German rue, Garden rue, Herbe à la Belle-Fille, Herbygrass, Sudapa, Ruta grav, Common rue, Herba Rutae
Lateinischer Name: Ruta graveolens
Herkunft: Asien, Europa
Kurzvorstellung
Die Droge ist das blühende Kraut, das an sonnigen Tagen morgens, zweimal jährlich – im Juni und im Herbst – geerntet wird. Das Kraut wird an der verholzten Stängelbasis abgeschnitten. Die Pflanze sollte langsam, am besten zugig, getrocknet werden; Lagerung erfolgt idealerweise trocken und dunkel.
In Deutschland kann Weinraute aus Samen kultiviert werden. Sie gedeiht am besten an warmen, sonnigen Standorten und bevorzugt lockere, durchlässige, kalkhaltige Böden. Sie gilt als frostresistent.
Ausführliche Beschreibung
Traditionelle Heilpflanze, bekannt für ihre Anwendung bei Gefäßerkrankungen.
Botanische Informationen
Weinraute ist ein immergrüner, teils verholzender, aromatischer Halbstrauch, der bis zu 80 cm hoch werden kann. Die Laubblätter sind fleischig, punktiert, bläulich-grün, länglich und können bis zu 15 cm lang werden. Die gelben Blüten haben einen Durchmesser von etwa 12 mm und erscheinen von März bis September. Die Frucht ist eine kleine, braune Kapsel.
Herkunft und Verbreitung
Ursprünglich ist die Weinraute im Süden Europas beheimatet, insbesondere auf der Balkanhalbinsel. In Mitteleuropa wächst diese Pflanze in Gärten, Steingärten, auf Feldern oder Wiesen.
Verwendung / Dosierung
Bereits in der Antike beschrieb der griechische Arzt Pedanios Dioskurides die Verwendung von Weinraute zusammen mit Oleander als Gegengift bei Schlangenbissen. Der römische Historiker Plinius empfahl Weinraute als wirkungsvolles Mittel zur Einleitung eines Abbruchs. In mittelalterlichen Gesundheitskompendien wie dem Tacuinum Sanitatis wurde die Weinraute zur Verbesserung der Sehkraft und zur Linderung von Blähungen empfohlen. Im Garten ist sie populär, da sie Hitze und verschiedene Bodentypen tolerant übersteht.
Obwohl Weinraute gelegentlich kulinarisch genutzt wird, ist der herbe, bittere Geschmack ein Grund, warum sie nur selten auf dem Teller landet; heutzutage ist Weinraute kaum noch in Gemüseläden erhältlich. Die bekannteste kulinarische Verwendung findet sich in Äthiopien, wo sie sowohl Bestandteil der Gewürzmischung Berbere ist als auch in Kaffee getaucht serviert wird.
In Kroatien und Norditalien ist Weinraute für die aromatische Veredelung von Spirituosen wie Grappa und Raki beliebt und wurde früher auch in Bieren verarbeitet. In Indien pflanzt man Weinraute gerne zur Abwehr von Schlangen rund um Haus und Garten; ähnlich wird ihr auch eine abschreckende Wirkung auf Katzen nachgesagt.
Traditionelle Volksmedizin
In der Volksmedizin findet die Weinraute Anwendung bei Gefäßerkrankungen (sie stärkt die Gefäßwand und weitet die Gefäße), besitzt eine anti-sklerotische Wirkung (bei Arteriosklerose), wirkt blutstillend und wird bei Venenentzündungen, zur Vorbeugung von zerebralen Gefäßerkrankungen und bei Bluthochdruck empfohlen.
Weitere Anwendungsgebiete in der Volksheilkunde sind Symptome von Verdauungsstörungen, einschließlich Gallenbeschwerden, Verdauungsproblemen und krampfartigen Schmerzen des Magen-Darm-Trakts.
Warnhinweise
Weinraute wirkt mutagen und hepatotoxisch und kann in großen Mengen erhebliche Schäden verursachen (vereinzelt sind tödliche Vergiftungsfälle dokumentiert). Während der Schwangerschaft ist die Einnahme strengstens verboten.
Inhaltsstoffe
Weinraute enthält Furanoacridone und zwei bedeutende Acridonalkaloide (Arborinin und Evoxanthin), zudem Cumarine (Umbelliferon, Scopoletin, Psoralen, Xanthotoxin, Isopimpinellin, Rutamarin und Rutacultin), ätherische Öle, Furanocumarine (inklusive Chalepensin), Alkaloide (Skimmianin, Kokusaginin, Edulinin), Rutin, Undecan-2-on, Nonan-2-on und Limonoide.
Traditionelle Dosierung
Die Droge besteht aus dem getrockneten blühenden Kraut oder nur den Blättern, die zwischen Mai und Juni geerntet werden und zur Herstellung von Tee, Kaltmazerat oder Tinktur dienen. Die übliche Dosierung beträgt 1–3-mal täglich eine Messerspitze Pulver oder 5 Gramm getrocknetes Kraut auf einen halben Liter Wasser (das Kaltmazerat sollte dabei auf drei Portionen aufgeteilt werden).
Tinkturen werden in einer Menge von 20–30 Tropfen, 2–3-mal täglich, verabreicht. Für die beste Wirkung sollte Weinraute stets in Kombination mit Ginkgo, Kastanie, Weißdorn, Wermut, Augentrost oder Blutwurz eingenommen werden.