Walnussbaum – Juglans regia

Gebräuchliche Namen: Walnuss, Walnussbaum, Echte Walnuss, Juglans, Königliche Walnuss, Persische Walnuss, Englische Walnuss, Gemeine Walnuss, Walnussfrucht, Walnussblatt, Juglans regia, Juglandis folium et fructus, walnut (englisch), persian walnut, english walnut, common walnut, walnut fruit, walnut leaf, noix anglaise (französisch), noix de grenoble, noix italienne, noix perse
Lateinischer Name: Juglans regia
Herkunft: Afrika, Asien, Europa, Nordamerika
Kurzvorstellung
Der Walnussbaum gedeiht am besten auf reichen, tiefgründigen Böden an sonnigen Standorten mit warmem, langem Sommer – in den USA sind dies vor allem kalifornische Regionen. Am optimalen sind Niederungen mit humusreicher Erde geeignet, doch sind Wildvorkommen sogar bis 2.000 Meter Höhe bekannt. Der Baum benötigt viel Licht und nutzt seine Wuchsform für konkurrenzstarkes Wachstum unter anderen Bäumen.
Unter einem Walnussbaum wachsen kaum andere Pflanzen, denn Früchte und Blätter enthalten Juglon – eine natürliche Substanz mit herbizider Wirkung. Walnussbäume sind robust, pflegeleicht und lassen sich auch großflächig mit geringem Aufwand kultivieren.
Ausführliche Beschreibung
Die Walnuss ist eine traditionsreiche Frucht und galt seit jeher als Kraftspender – zahlreiche Bücher widmen sich ihrer vielseitigen Nutzung und Wirkung.
Botanische Informationen
Der Walnussbaum (Juglans regia) ist ein stattlicher, sommergrüner Laubbaum, der eine Höhe von 25–35 Metern und einen Stammdurchmesser von bis zu 2,5 Metern erreichen und dabei ein Alter von über 200 Jahren erreichen kann. Das charakteristische Erscheinungsbild zeigt eine weit ausladende Krone, der Laubbaum wächst vergleichsweise kompakt. Die Rinde ist oliv- bis schwarzgrau mit tiefer Furchung, die Äste schimmern grünlich bis grau.
Typisch sind luftgefüllte Markröhren in den Ästen. Die gefiederten Blätter sind fest, dunkelgrün, 10–20 Zentimeter lang, kahl und bestehen aus 5–9 Blättchen. Alle Pflanzenteile des Walnussbaums besitzen – ausgenommen das reife Nussinnere – einen charakteristischen, leicht würzigen Duft.
Die Blüten sind eingeschlechtlich. Die männlichen, länglichen, kräftigen Kätzchen wachsen an vorjährigen Zweigen und sind gelblich-grün, während die weiblichen Blüten rote Narbenzweige tragen. In Mitteleuropa blüht der Baum im April und Mai. Mit der Fruchtbildung beginnt der Walnussbaum etwa nach 15 Jahren. Die Frucht, die Walnuss, besitzt eine fleischige Hülle und eine harte Schale. Die Samenhaut ist papierdünn und das Sameninnere weiß bis gelblich. Ein gesunder Baum in ausgewachsenem Zustand kann jährlich bis zu 50 Kilogramm Nüsse liefern; die Ernte erfolgt im Herbst, wenn die Früchte ausreifen und abfallen.
Herkunft und Verbreitung
Der Ursprung des Walnussbaums wird am wahrscheinlichsten im Balkan, sicher jedoch in Vorder- und Zentralasien vermutet. Sicher nachgewiesen ist seine ursprüngliche Heimat in der Provinz Xinjiang im heutigen Westen Chinas. Von dort breitete er sich über Kasachstan, Usbekistan, den Süden Kirgisistans, den Osten Nepals, Bhutan, Tibet, Nordindien, Afghanistan, Pakistan, Turkmenistan, Iran bis nach Armenien, Georgien und Ostanatolien aus.
Heute zählt der Walnussbaum zu den bedeutendsten Kulturpflanzen der gemäßigten Zone – vom westlichen Europa bis an die Ausläufer des Himalaya. Schon die Römer verbreiteten die Walnuss gezielt in Westeuropa und Nordafrika. In Mitteleuropa wird er seit der Bronzezeit genutzt, und im 17. Jahrhundert gelangte er mit Siedlern nach Nordamerika.
Die wichtigsten Anbaugebiete liegen heute zwischen dem 30. und 50. Breitengrad auf der Nordhalbkugel sowie zwischen dem 30. und 40. Breitengrad der Südhalbkugel. Bedeutende Erzeugerländer sind Frankreich, Bulgarien, Ungarn, Rumänien und Griechenland in Europa, Kalifornien in den USA, Mexiko, China und Chile sowie seit neuerer Zeit Australien und Neuseeland.
Verwendung / Dosierung
Der Echte Walnussbaum ist dank seiner schmackhaften Früchte, seiner Bienenfreundlichkeit, des angenehmen Schattens sowie wegen seines hochwertigen, festen Holzes eine der beliebtesten Baumarten überhaupt. Schreiner und Tischler schätzen besonders die Widerstandsfähigkeit, den feinen Glanz und die Langlebigkeit des Holzes – es dient unter anderem als Material für Möbel, Fußböden, Musikinstrumente und Gewehrschäfte.
Die Walnussfrüchte werden in der Küche und in der Konditorei vielseitig eingesetzt, sie lassen sich roh essen oder zu Pflanzenöl, Likör oder Spirituosen verarbeiten. Allerdings sind Walnüsse bekannte Allergene, und der Genuss kann für empfindliche Personen gefährlich sein.
In der Pflanzenheilkunde werden verschiedene Teile des Walnussbaums genutzt. Frische Blätter, im Juni gesammelt, werden als Aufguss oder Sud traditionell gegen Verdauungsstörungen, Verstopfung und Appetitlosigkeit verwendet. In historischen Kräuterbüchern werden sie auch bei Gelbsucht, Diabetes und zur Senkung des Blutzuckers empfohlen sowie gegen Entzündungen der Haut, Pickel, Akne, vermehrtes Schwitzen und Läuse genutzt.
Das grüne Fruchtfleisch unreifer Nüsse (im Juli und August gesammelt) wirkt ähnlich wie die Blätter, jedoch deutlich stärker. Aus diesen grünen Nüssen lässt sich Walnussschnaps mit blutreinigender, verdauungsfördernder und entblähender Wirkung herstellen. Die österreichische Volksmedizin empfiehlt Nusslikör in optimalem Maß zur Unterstützung der Leber.
In der englischen Volksheilkunde galt der regelmäßige Verzehr von Walnüssen als reinigend (z. B. bei Lebensmittelvergiftung), förderlich für das Blut sowie entzündungshemmend für den Verdauungstrakt. Zu Brei zerstoßene Walnüsse wurden äußerlich bei Hautinfektionen, Dermatitis und zur Behandlung geschwollener Augenpartien verwendet.
In Skandinavien gelten Sud oder zerstoßene Kerne der Walnuss traditionell als Umschlag gegen Akne, Ekzem sowie starkes Schwitzen. Im Inneren dienen sie zur Unterstützung bei leichter Blutarmut sowie bei Magen- und Darmgeschwüren.
Fast getrocknete, reife Nüsse können als Sud (ca. 5 Minuten mit Schale kochen) gegen trockenen Husten eingenommen werden. Die gekochten Kerne werden anschließend gegessen. Extrakte und Walnussöl finden sich häufig in Kosmetik und Pharmazie zur Pflege gereizter und problematischer Haut. Typisch wird Walnussextrakt Sonnencremes oder Bräunungsölen beigemischt, denn der Inhaltsstoff Juglon reagiert mit Aminogruppen der Haut und erzeugt natürliche, gelb- bis brauntönende Substanzen – mit zusätzlichem, insektabweisendem Effekt.
Aufgrund ihres hohen Vitamin-E-Gehalts empfiehlt sich ein regelmäßiger Walnusskonsum zur Befeuchtung der Lunge (auch zur Unterstützung des Abhustens bei erhöhter Schleimbildung), gegen vorzeitiges Ergrauen und zur Verbesserung der Haarfarbe. Dank des herausragenden Gehalts an Proteinen und ungesättigten Fettsäuren dienen Walnüsse optimal der Ernährung von Gehirnzellen, fördern die Konzentration und können die mentale Leistungsfähigkeit steigern.
Eine Stoffgruppe aus Walnusskernen wurde in Studien zur Linderung von Müdigkeit und Stress getestet und zeigte, dass die ölhaltigen Bestandteile den Darm befeuchten und so bei Verstopfung hilfreich sein können. Weitere Bestandteile wurden zur Linderung von Reizhusten bei Tieren untersucht.
Walnussöl konnte nachweislich das Körpergewicht bei Probanden nach längerer Anwendung steigern und dabei das Plasmaprotein (Albumin) erhöhen sowie den Cholesterinspiegel senken. Verschiedene Studien zeigten, dass Inhaltsstoffe der Walnuss im Darm die Cholesterinaufnahme verringern, Ablagerungen und „Verunreinigungen“ aus Blutgefäßen lösen und damit den Blutkreislauf reinigen können. Daraus ergibt sich ein schützender Effekt gegen Arteriosklerose, eine Senkung des Gesamt- und LDL-Cholesterins sowie eine unterstützende Wirkung bei Insulin-abhängigem Diabetes.
Einige Studien deuten darauf hin, dass regelmäßiger Walnusskonsum den Cholesterinspiegel senken kann und sich günstig auf das Risiko koronärer Herzkrankheiten auswirkt. In einer Studie sank der Gesamtkolesterinwert um 4–12% und das LDL-Cholesterin um 8–16% bei gesunden Probanden sowie bei Typ-2-Diabetikern.
Walnussextrakte zeigen aufgrund ihres hohen Anteils an phenolischen Substanzen antioxidative und antiproliferative Eigenschaften. In der Volksmedizin Österreichs wird die Walnuss traditionell zur Unterstützung bei Diabetes und als entzündungshemmendes Mittel eingesetzt. Einige Inhaltsstoffe zeichnen sich durch ausgeprägte antientzündliche Wirkung aus.
Ein spezifischer Inhaltsstoff hemmte in Tierversuchen das Wachstum gewisser Tumorzellen und stimulierte die Bildung weißer Blutkörperchen sowie den Schutz des Lebergewebes bei Krebsbetroffenen nach längerer Einnahme.
Alternative und traditionelle Medizin
Kein Wunder, dass die Walnuss in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) als tonisierendes Mittel höchster Wertigkeit gilt: lebensverlängernd, stärkend, die Qi-Energie fördernd und kräftigend für das Blut. In zahlreichen klassischen pharmazeutischen Kompendien werden reife und frische Walnusskerne als Qi- und Blut-Tonikum gelobt.
Der Rezeptklassiker Yu Yao Yuan Fang empfiehlt den regelmäßigen Verzehr zur Blutbildung und Unterstützung des Knochenmarks. Historische Quellen der chinesischen Medizin bescheinigen der Nuss allgemein stärkende, hautpflegende und haarverdunkelnde Wirkung. Verdünnte Rezepturen werden in der Homöopathie verwendet.
Laut Chinesischem Arzneibuch besitzt die Walnuss einen süßen, warmen Charakter und wirkt auf die Lunge, Nieren und den Dickdarm, fördert die Befeuchtung der Lunge und des Darms. Hauptindikationen aus moderner TCM-Sicht sind erektile Dysfunktion, schwache Atmung mit eventuellem Husten und Verstopfung. Verschiedene Kräutermischungen werden zur Förderung der Nierenfunktion, gegen Übelkeit, Tinnitus oder unvollständiges Wasserlassen eingesetzt.
In TCM wie in der westlichen Medizin gilt: Walnüsse sollten bei Durchfallerkrankungen nicht konsumiert werden. Wegen des enthaltenen Derivats der Alpha-Linolensäure wird von übermäßigem Verzehr bei Prostatakrebs abgeraten, da eine negative Beeinflussung vermutet wird.
Wirkstoffe
Walnüsse enthalten vielseitige Carbonsäuren und deren Derivate (Chlorogensäure, Neochlorogensäure, Kaffeesäure), Chinone (Juglon, Hydrojuglon), Terpene (vor allem Germacren D), Flavonoide (Quercetin, Kaempferol), Tannine (Gallussäure, Ellagsäure), Vitamine und Provitamine (Beta-Carotin, Vitamin C, E, B3, B5, B6) sowie Spurenelemente (vor allem Kalium, Phosphor und Magnesium).
Walnüsse sind überaus nahrhaft und energiereich – sie bestehen zu ca. 70% aus Fett (konkret 62–71%), davon 21–40% Ölsäuren, 44–60% Linolsäuren und 7–12% Linolensäure. Daneben findet sich ein hoher Anteil an Proteinen (18%) und Kohlenhydraten (ca. 3%).
Traditionelle Dosierung
Für Walnüsse gibt es keine einheitliche oder optimale Dosierungsempfehlung für Erwachsene oder Kinder – hier entscheidet das gesunde Maß.