Wald-Ziest – Stachys sylvatica

Wald-Ziest – Stachys sylvatica

Gebräuchliche Namen: Wald-Ziest, Stink-Ziest, Ziest, Heilziest, Allheil, Hedge Nettle (englisch), Hedge Woundwort (englisch), Woundwort (englisch), All-heal (englisch), Stachys sylvatica (lateinisch), Shady Hedge (englisch), Hadgerow (englisch), Whispot (englisch), Ziest (global)

Lateinischer Name: Stachys sylvatica

Herkunft: Asien, Europa

Kurzvorstellung

Wald-Ziest ist besonders bei Bienen beliebt. Die beste Methode zur gezielten Anzucht ist die Aussaat der Samen im zeitigen Frühjahr bei leichtem Frost. Zunächst sollten die Samen einzeln in Töpfe gesät und nach dem Anwachsen (etwa im Sommer) ins Freiland gepflanzt werden. Geeignete Standorte sind halbschattig, eher kühl und vorzugsweise während des weiteren Wachstums im Sommer. Die Pflanze gedeiht in vielen Bodentypen, bevorzugt aber feuchte, nasse, lehmig-sandige Substrate, wächst jedoch auch auf sauren, neutralen und alkalischen Böden. Das Kraut wird nach der Blüte geerntet.

Ausführliche Beschreibung

Wald-Ziest ist ein altbewährtes Heilkraut, das vor allem für seine blutstillenden Eigenschaften und seine Unterstützung bei der Wundheilung geschätzt wird.

Botanische Informationen

Wald-Ziest ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die eine Höhe von bis zu 120 cm erreichen kann. Der Stängel ist aufrecht, meist unverzweigt, vierkantig, drüsig und über die gesamte Länge dicht behaart. Die gegenständig angeordneten Laubblätter sind herz- bis eiförmig, gestielt, behaart, am Ende zugespitzt und der Blattrand ist regelmäßig gesägt oder leicht gezähnt. Die Blüten stehen an kurzen Stielen, die Kelche sind glockig und tief eingeschnitten und erscheinen von Juni bis September. Die Kronblätter werden bis zu 2 cm lang und sind purpurrot. Die Blüten gruppieren sich zu Scheinquirlen mit jeweils sechs Blüten. Die Früchte sind vierteilige Klausenfrüchte.

Herkunft und Verbreitung

Wald-Ziest gedeiht in den gemäßigten und subtropischen Zonen Europas – von Großbritannien und Südnorwegen bis nach Portugal, Sizilien und den südlichsten Regionen Griechenlands sowie im Osten bis zum Kaukasus, Sibirien, Zentralasien und dem Himalaya. Die Pflanze ist nahezu in ganz Europa verbreitet und wurde selbst nördlich des Polarkreises gefunden. In Deutschland ist Wald-Ziest in allen Tieflagen verbreitet – nur in höheren Gebirgslagen sowie auf trockenen Hügeln kommt er seltener vor (in den Riesengebirgen bis maximal 1200 m ü. NN). Wald-Ziest bevorzugt Waldränder und Lichtungen von Auwäldern sowie Laubwäldern und gedeiht auch in der Nähe von Gewässern.

Verwendung / Dosierung

Der Name Ziest leitet sich von der traditionellen Verwendung zur Reinigung und Förderung der Wundheilung ab. Früher wurde Wald-Ziest zur Behandlung von Schnittwunden und anderen Verletzungen als Umschlag verwendet. In der Geschichte galt die Pflanze sogar als Gegenmittel bei Schlangenbissen, sowie zur Abwehr von Verleumdung, Verhexung und bösen Zungen. Neuzeitliche Alchemisten glaubten, dass die Pflanzenteile Gold enthalten, heute weiß man, dass die eigentliche Kostbarkeit die gesunden Inhaltsstoffe sind.

Der berühmte Kräuterkundler des 17. Jahrhunderts, John Gerard, schwärmte von den außergewöhnlichen Heilkräften des Wald-Ziest. Er selbst soll nach einer Verletzung erfolgreich damit behandelt worden sein und verwendete den Wald-Ziest später mehrmals bei schwerwiegenden Verletzungen. Der Schweizer Kräuterexperte Johann Künzle beschrieb den Wald-Ziest als kräftigendes Herzmittel, ähnlich dem Roten Fingerhut, jedoch mit weniger Nebenwirkungen.

Das Kraut von Stachys sylvatica besitzt krampflösende Eigenschaften und wird in alten prescriptiones magistrales bei krampfbedingten Schmerzen und Gelenkschmerzen beschrieben. Aufgrund seiner Inhaltsstoffe wirkt Wald-Ziest adstringierend und besitzt antiseptische Eigenschaften, was seine Verwendung bei Blutungen und zur Wundheilung erklärt. Weiterhin wurde es zur Durchfallbehandlung herangezogen.

In der traditionellen europäischen Pflanzenheilkunde gilt Wald-Ziest als universelles Mittel gegen viele Beschwerden. Das Kraut zeigt fiebersenkende (antipyretische), antiseptische, antibakterielle, adstringierende, krampflösende (antispasmodische), karminative (blähungstreibende), diuretische, wurmtreibende (vermifuge), blutdrucksenkende (hypotensive), tonisierende und magenstärkende Wirkungen.

Das ätherische Öl des Wald-Ziest wirkt antibakteriell als natürliches Antiseptikum. Die enthaltenen Gerbstoffe binden und neutralisieren Schadstoffe, unterstützen die Entgiftung und fördern die Ausleitung von Stoffwechselprodukten, außerdem tragen sie zur Blutgerinnung bei (durch Denaturierung von Bluteiweiß). Der Inhaltsstoff Stachydrin, der speziell im Krieg extrahiert wurde, kann Blutungen stillen und die Wundheilung unterstützen. Wald-Ziest wurde sowohl innerlich als auch äußerlich bei Blutungen, Krämpfen, Gicht und Gelenkschmerzen verwendet.

Volksmedizin

In der Volksheilkunde wird das Kraut traditionell zur Stillung von Blutungen durch Förderung der Gerinnung eingesetzt. In der Gynäkologie nutzte man Ziest zur Behandlung starker Blutungen. Weiterhin wurde es zur Tonisierung der Gebärmutter, zur Blutdrucksenkung und zur Beruhigung verwendet. In der europäischen Volksmedizin wird Stachys sylvatica als Tonikum, Emmenagogum, Diuretikum und zur Blutstillung empfohlen. Bei Prostatabeschwerden und Infektionen der unteren Harnwege kommt Wald-Ziest ebenfalls traditionell zur Anwendung.

Gegenanzeigen

Aufgrund fehlender Daten wird die Verwendung von Wald-Ziest während der Schwangerschaft, Stillzeit sowie bei Kindern unter 3 Jahren nicht empfohlen.

Inhaltsstoffe

Das Kraut von Stachys sylvatica enthält Betainverbindungen (Turicin, Trigonellin, Hyperosid, Stachydrin, Betonicin, Betulinsäure), Saponine, Delphinidin, Rutin, Gerbstoffe (Tanninsäure), Rosmarin- und Ursolsäure, ätherische Öle, Vitamine, Schleimstoffe, α-Pinen, β-Pinen, Germacren-D, Cholin, Allantoin, Kampfer, Ölsäure, Mangan und andere.

Traditionelle Dosierung

Für Infekte der ableitenden Harnwege wird ein Abkochung aus 1–2 Esslöffeln Kraut mit 250–300 ml Wasser oder 1–3 Teelöffeln Kraut auf 100–150 ml Wasser empfohlen, 3–5 Minuten gekocht und anschließend 10–15 Minuten ziehen gelassen. Die Anwendung erfolgt 3-mal täglich 30 Minuten vor den Mahlzeiten. Eine Tinktur kann je nach Bedarf mit 15–25 Tropfen 2–4-mal täglich eingenommen werden. Ein weiteres Rezept empfiehlt, 2–5 g der Krautes mit 250 ml Wasser (50°C) zu übergießen.