Wald-Gymnema – Gymnema sylvestre

Gebräuchliche Namen: Wald-Gymnema, Gymnema, Gurmar, Madhunashini, Meshasringa, Kavali, Vakundi, Miracle Plant, Vishani, Shardunika, Gymnema montanum, Merasingi, Periploca sylvestris, Gurmarbooti, Dhuleti, Podapatri, Adigam, Cherukurinja, Sannagerasehambu, gymnema sylvestre, Gymnema sylvestre (englisch, international), Gurmar (indisch, Sanskrit, Ayurveda), Gurmarin, gemnema, gimnema, meshashringi
Lateinischer Name: Gymnema sylvestris
Herkunft: Afrika, Asien
Kurzvorstellung
Wald-Gymnema gedeiht am besten in warmen, tropischen und subtropischen Regionen, die nicht zu Frost oder Kälte neigen. Sie benötigt gut durchlässigen Boden, der humus- und organikreich ist. Empfohlen wird das Untermischen von frischem Kompost im Frühling oder Sommer. Die Pflanze eignet sich weniger für den Anbau im Topf. Für optimales Wachstum pflanzt man Wald-Gymnema am besten halbschattig, in direkter Nachbarschaft zu kräftigen Bäumen, an denen sie emporranken kann. Eine regelmäßige, aber nicht übermäßige Bewässerung (ca. 3 x pro Woche) sowie ein mäßig feuchtes Klima sind optimal.
Ausführliche Beschreibung
Eine Heilpflanze mit bemerkenswerter Wirkung gegen Diabetes und Fettleibigkeit.
Botanische Informationen
Wald-Gymnema ist eine mehrjährige Liane mit gegenständig angeordneten, meist elliptischen oder ovalen, etwa 4–6 cm langen und ebenso breiten, einfachen Blättern. Die kleinen, regelmäßigen, gelben Blüten stehen in kopfigen, traubenähnlichen Blütenständen von 6–10 cm Länge. Der Blütenkelch ist fünfzählig, die Krone glockenförmig, zylindrisch und lanzettlich. Als Früchte erscheinen längliche, hakige oder eiförmige Balgkapseln, meist als Sammelfrucht.
Herkunft und Verbreitung
Die Gattung Gymnema ist weit verbreitet in tropischen und subtropischen Regionen Asiens, Afrikas und Ozeaniens. Insbesondere gedeiht die Wald-Gymnema in tropischer und südlicheren Regionen Afrikas, auf Madagaskar sowie in Süd- und Südostasien – von Indien über Indonesien bis nach Japan. In Süd- und Zentralindien wächst die Pflanze wild in tropischen Gebieten.
Anwendung / Dosierung
Die moderne westliche Medizin schöpft heute aus den Erfahrungen der traditionellen Heilkunst: Gymnema-Extrakte werden weltweit zur Unterstützung der antidiabetischen Therapie und zur Kontrolle des Blutzuckerspiegels bei Diabetes Typ 1 und 2 eingesetzt. Bereits seit Jahrhunderten kommt Wald-Gymnema in der ayurvedischen Medizin zur Behandlung von Diabetes-Symptomen zum Einsatz. Mit dem zunehmenden Vorkommen von Diabetes gewinnen pflanzliche Ansätze und begleitende Lebensstilmaßnahmen als schonende Therapieoptionen zunehmend an Bedeutung. Studien aus 2012 und 2016 weisen sogar auf präventive Effekte der Gymnema gegen Diabetes bei entsprechender Veranlagung hin.
Die Wirkstoffe der Gymnema können die Insulinproduktion anregen sowie eine Regulierung des Blutzuckerspiegels bewirken. Bestimmte Saponine, insbesondere die Gymnemasäure, blockieren außerdem für einige Stunden die Geschmacksknospen des süßen Geschmacks durch ein Taubheitsgefühl auf der Zunge – so verringert sich das Verlangen nach Süßem. Das Anlegen auf die Zunge oder das Einnehmen reduziert die Wahrnehmung von Süße, was dem Namen „Zerstörer des Süßgeschmacks“ entspricht (bzw. Gurmar auf Sanskrit). Gymnemasäure bindet an die süßen Rezeptoren der Zunge und hemmt deren Aktivierung. Aufgrund ihrer besonderen Struktur wirkt Gymnemasäure als Inhibitor für den Süßgeschmack. Darüber hinaus reduzieren die Inhaltsstoffe nicht nur die Aufnahme von Zucker im Verdauungstrakt, sondern ebenso die Resorption von Fettsäuren, woraus sich die Bildung von Fetten ergibt. Gymnemasäure und ihr Derivat Gurmarin sind maßgeblich für die pharmakologischen Wirkungen der Pflanze verantwortlich.
Klinische und präklinische Studien zeigen, dass Wald-Gymnema den Blutzuckerspiegel senkt, die Beta-Zellen und Langerhans-Inseln der Bauchspeicheldrüse vermehrt und so hohe Blutzuckerwerte regulieren kann. Bei Diabetikern des Typ 1 kann sich der Insulinbedarf reduzieren, bei Typ 2 ist häufig eine Dosisanpassung oder Reduktion der Medikamente zur Stabilisierung des Blutzuckers erforderlich. Die Wirkstoffe zeigen eine ausgeprägte insulin-stimulierende und blutzuckersenkende Wirkung. Für eine gezielte Einstellung des Blutzuckerspiegels ist jedoch stets Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erforderlich. Teilweise erklärt sich die Wirkung auch durch die Verringerung der Rückresorption von Zucker und Cholesterin im Dünndarm.
Gymnemasäure als saponinreiche Peptidmischung kann den Süßgeschmack dämpfen, in vitro die Lymphozytenproliferation, Antikörperbildung und Lymphozytenproduktion in speziellen Geweben stimulieren. Auch Gurmarin, ein weiterer Inhaltsstoff, beeinflusst die Geschmackskontrolle und wirkt vergleichbar. Einzelne Studien berichten außerdem von einer potenziellen Eignung von Gymnema als pflanzliches Mittel bei der Therapie des metabolischen Syndroms. Weitere traditionelle Wirkbereiche der Wald-Gymnema sind die Herzfunktion, sowie die Regulation der Stoffwechselprozesse in Leber und Niere.
Fettleibigkeit ist meist eine Stoffwechselstörung mit erhöhter Speicherung von Triglyceriden im Fettgewebe, die zu Insulinresistenz führen kann. Die Senkung des Serum-Cholesterins und die Verringerung des Übergewichts mindern nachweislich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Insbesondere Gymnemasäure wirkt antiadipös. In präklinischen Studien zeigte eine Kombination aus cholesterinarmer, fettarmer Ernährung, begleitender Pharmakotherapie und Gymnema-Extrakt über sieben Tage eine signifikante Reduktion des Gesamtcholesterins, der Triglyceride sowie von LDL bei gleichzeitiger Erhöhung des HDL-Cholesterins im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die Dosierung von 200 mg/kg Wald-Gymnema erwies sich in weiteren Untersuchungen als besonders wirksam. Eine regelmäßige Einnahme über 45 Tage senkte Körpergewicht und die genannten Serum-Parameter signifikant gegenüber Kontrollpersonen.
Volksmedizinische Verwendung
In der indischen Volksmedizin und insbesondere im Ayurveda werden die Blätter der Wald-Gymnema zur Stabilisierung des Blutzuckers verabreicht. Sie sind seit mehr als 2000 Jahren fester Bestandteil in der Behandlung von Hyperglykämie und Übergewicht. Daneben kommen sie bei Augenerkrankungen, Asthma, Entzündungen, Schlangenbissen sowie zur Leberunterstützung, bei blutzuckersenkender und cholesterinsenkender Therapie zum Einsatz. In der Volksheilkunde Südostasiens werden weitere Indikationen wie Migräne, Lymphknotenschwellungen, Hauterkrankungen und Husten beschrieben. Die Traditionelle Chinesische Medizin nutzt Gymnema unter anderem zur Behandlung von Tuberkulose, Kinderlähmung und anderen Infektionen.
Wirkstoffe
Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen gehören Glykoside, Alkaloide, triterpene Saponine (Oleanantypen, wie Gymnemasäure I–VII, Gymnemoside A–F, Gymnemasaponine und Dammaran-Derivate), Flavone, Anthrachinone, Hentriacontan, Pentatriacontan, Alfa- und Beta-Chlorophylle, Phytin, Harz, Quercitol, Weinsäure, Buttersäure, Lupeol, Stigmasterol, 30–38 Aminosäure-Peptide (wie Gymnemasäure, Gymnestrogenin), Conduritol A (ein Cyclohexen-Derivat), Gurmarin, Gymnemagenin, Gymnemanol, Beta-Amyrin-Glykoside, Hydroxyzimtsäure, Deacylgymnemagenin-Glucuronid, Gymnemasine A–D und O-Isopropylidene.
Traditionelle Dosierung
Alle Pflanzenteile der Wald-Gymnema gelten in empfohlenen Mengen als ungiftig und gesundheitlich sicher. Bei handelsüblichen Präparaten mit 400 mg reinem Gymnema-Extrakt wurden keine Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen festgestellt. Bei Patienten, die orale Antidiabetika einnehmen, empfiehlt sich dennoch die ärztliche Rücksprache, um ggf. die Therapie anzupassen. Für Schwangere, Stillende und Kinder liegen keine ausreichenden Daten zur Dosierung oder Unbedenklichkeit vor, daher wird die Anwendung hier nicht empfohlen.