Tonka-Baum – Dipteryx odorata

Tonka-Baum – Dipteryx odorata

Gebräuchliche Namen: Tonkabohne, Tonkabohnen, Tonka beans, Tonkinbohne, Tonquinbohne, Cumaru, Kumaru, Niederländische Tonka, Torquin, Almendrillo Negro, Brasilianisches Teak, Fève tonka, Haba tonka, Cimaru, Choiba, Sarrapia, Gaiac, Guayac, Karapa Bossi, Tongo Tongo, Dipteryx odorata, engl. tonka bean

Lateinischer Name: Dipteryx odorata

Herkunft: Südamerika

Kurzvorstellung

Anbau:

Heutzutage wird der Tonka-Baum kommerziell in Ländern wie Venezuela und Nigeria angebaut. Cumaru gedeiht auf mageren, gut drainierten Böden; der pH-Wert sollte idealerweise zwischen 5,5 und 6,5 liegen. Ein Baum liefert im Durchschnitt 0,5–1 Kilogramm Bohnen, Angaben einzelner Händler sprechen sogar von bis zu 25 Kilogramm. Besonders ist, dass der Baum nur alle 2 bis 3 Jahre fruchtet.

Am kräftigsten wächst er auf humusreichen, fruchtbaren Böden. Optimale Temperaturen liegen zwischen 22–30 °C, verträgt aber auch bis zu 34 °C. Er bevorzugt Gegenden mit 2.000–2.500 mm Jahresniederschlag und volle Sonne bis lichten Schatten.

Frische Früchte werden zwischen Juni und Juli geerntet, herabgefallene Kapseln oft von Januar bis März gesammelt. Nach dem Entfernen der harten Schale werden die Samen ausgelegt und etwa zwei Tage getrocknet. Venezuela ist der größte Produzent, gefolgt von Brasilien und Kolumbien. Hauptabnehmer sind die USA, vor allem für die Tabakindustrie.

Ausführliche Beschreibung

Duftende Samen mit faszinierenden Eigenschaften

Botanische Informationen

Der Tonka-Baum (Dipteryx odorata) ist ein immergrüner Baum, der Wuchshöhen von 25–30 Metern erreichen kann. Der Stammdurchmesser liegt bei bis zu 1 Meter, einzelne Exemplare werden sogar bis zu 50 Meter hoch beschrieben. Der Stamm ist bis zu 20 Meter astfrei, die Krone rundlich ausgebildet.

Die Rinde des Baumes ist glatt und graubraun, das Holz rot gefärbt. Charakteristisch sind die wechselseitig angeordneten, lanzettförmigen, lederartigen und dunkelgrünen Blätter, die in Gruppen von 3 bis 6 wachsen. Rosafarbene Blüten zeigen sich zwischen März und Mai, jede Frucht enthält einen einzelnen Samen. Die Reifezeit der Früchte liegt zwischen Juni und Juli.

Die Samen – Tonkabohnen genannt – sind außen dunkel, glatt und runzelig, das Innere ist braun. Ihr intensiver, süßlich-holziger Duft entsteht durch den sehr hohen Gehalt an Cumarinen.

Herkunft und Verbreitung

Der Tonka-Baum stammt ursprünglich aus Mittelamerika und dem nördlichen Südamerika; er wächst wild in seiner Heimat und wurde für kommerzielle Zwecke nach Afrika eingeführt.

Verwendung / Dosierung

Lokal ist der Baum bekannt und bedeutet eine wichtige Einkommensquelle für die einheimische Bevölkerung. Das Fruchtfleisch der Bohnen wird roh gegessen, die Samen meist vor dem Verzehr gekocht.

Tonkabohnen fanden ursprünglich breite Verwendung in der Parfüm- und Tabakindustrie als Vanilleersatz – die Verwendung in Lebensmitteln wurde später allerdings verboten. Heute werden ihre Inhaltsstoffe vor allem in der Parfümerie (z. B. von Yves Rocher) weiterhin genutzt. In der französischen Küche finden Tonkabohnen insbesondere bei feinen Soßen und Desserts Einsatz. Das Holz des Tonka-Baums wird, besonders in den USA, wegen seiner schönen natürlichen Färbung, hohen Haltbarkeit und Feuerresistenz als besonders wertvolles Bau- und Parkettholz gehandelt.

Die Verwendung von Tonkabohnen unterliegt in den USA der Regulierung durch die FDA, da einige Blutverdünner (z. B. Warfarin) Cumarin-Abkömmlinge sind. Es gilt jedoch: Reines Cumarin, wie es in den Samen vorkommt, verdünnt das Blut alleine nicht signifikant.

Volksmedizin

Die Rinde dient als adstringierendes und fiebersenkendes Mittel, während Dekokte der Pflanze gemeinsam mit anderen lokalen Heilkräutern Kindern zur Kräftigung gereicht werden. Durch den Cumaringehalt werden die Bohnen in der Volksmedizin gegen Asthma, Tuberkulose, Krämpfe, als Herzmittel und zur Förderung der Menstruation eingesetzt.

Empfohlen wird der Tonka-Baum bei Husten, Durchfallerkrankungen und Schistosomiasis. Ein Samen-Aufguss ist ein traditionelles Mittel gegen Erkältung; vermischt mit Rum wird daraus eine Tinktur hergestellt, die als Hausmittel gegen Schlangenbiss, Prellungen oder Rheuma äußerlich angewendet wird.

Das aus den Samen gepresste Öl dient der Linderung von Magenschmerzen, der Behandlung von Mundgeschwüren, Aphthen sowie zur Stärkung des Haarwuchses und wird vereinzelt sogar gegen Ruhr eingesetzt. Kaltmazerate der Bohnen werden als Spülung bei Ohrenschmerzen oder Halsschmerzen angewendet.

Tierexperimentelle Studien

In tierexperimentellen Modellen konnte isoliertes Isoliquiritigenin aus dem Tonka-Baum dosisabhängig die Aktivität der Chinonreduktase in Hepa1c1c7-Zellen steigern und die Bildung präkanzeröser Läsionen bei durch Karzinogene behandelten Tieren hemmen. Ähnliche Effekte wurden auch für Extraktbestandteile wie Methoxyauron, Sulfuretin und Balanophonin beschrieben. Bisher liegen keine klinischen Studien vor, die diese Effekte beim Menschen bestätigen.

Überdosierung

Eine Überdosierung bzw. übermäßige Aufnahme von Cumarinen kann zu inneren Blutungen, Leberschäden und dem Versagen des Kreislaufs führen. Bei Tieren traten diese Effekte bei einer Dosis von 350 mg Extrakt pro kg Körpergewicht auf.

Wirkstoffe

Tonkabohnen enthalten große Mengen an Cumarinen (die Pflanze wird umgangssprachlich „Cumaru“ genannt), in der Regel 1–3 %, gelegentlich bis zu 10 %. Sie sind für den charakteristischen Duft verantwortlich, der auch in der Parfümbranche geschätzt wird. Cumarine schmecken leicht bitter.

Chemische Analysen weisen außerdem Diterpene (Difteryksäure), Isoflavonolignane wie 5-Methoxyxanthocercin A, Isoliquiritigenin, Dihydroxymethoxyauron, Sulfuretin, Balanophonin sowie weitere Stoffe wie Butin, Eriodictyol, Hydroxychromon, Dihydroxydimethoxyisoflavon und Lariciresinol nach – alle durch Extraktion der Samen gewonnen.

Die Rinde enthält Isoflavone und Umbelliferon; die Blätter enthalten Salicylsäure, Hydroxycumarsäure, Cumarsäure und Ferulasäure.

Traditionelle Dosierung

Für medizinische Zwecke hängt die Dosierung vom Alter, Erkrankung, Allgemeinzustand und etwaiger Begleittherapie des Patienten ab. Exakte medizinische Dosierungsempfehlungen fehlen – auch die Volksmedizin ist hier unspezifisch. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) toleriert maximal 0,1 mg Cumarin pro kg Körpergewicht und Tag.

In der Küche sollte Tonkabohne wegen ihres intensiven Aromas stets sparsam dosiert werden; kleinste Mengen genügen zum Aromatisieren.