Tee – Camellia sinensis

Tee – Camellia sinensis

Gebräuchliche Namen: Tee, Teestrauch, Grüner Tee, Schwarzer Tee, Weißer Tee, Oolong, Gelber Tee, Camellia sinensis, Thea sinensis, China-Tee, Assam-Tee, Thé, Tea (englisch), Chá (portugiesisch und spanisch), Cha (chinesischer Ursprung), Camellia sinensis (lateinischer Ursprung)

Lateinischer Name: Camellia sinensis (Thea sinensis)

Herkunft: Afrika, Asien, Australien, Europa, Südamerika, Nordamerika

Kurzvorstellung

Der Teestrauch wird als Strauch oder Baum im tropischen bis subtropischen Klima vom Tiefland bis in Höhenlagen über 2000 m ü. d. M. kultiviert. Hochlandsorten bilden zwar kleinere und weniger Blätter, liefern aber hochwertigere Ernten. Die Vermehrung erfolgt durch Saatgut oder Stecklinge. Die Aussaat erfolgt in Saatbeeten und nach einem halben Jahr werden die Pflanzen pikiert. Nach etwa acht Monaten werden bewurzelte Stecklinge umgepflanzt. In den jeweiligen Herkunftsgebieten empfiehlt sich ein jährliches Umsetzen. Bereits nach zwei Jahren kann die Pflanze beschnitten werden. Die erste Ernte ist nach etwa drei Jahren möglich.

Die Pflege ist relativ anspruchslos, allerdings benötigt Camellia sinensis ganzjährig ausreichend Feuchtigkeit, verträgt jedoch keine Staunässe, da sonst die Wurzeln faulen. Bevorzugt werden sandig-lehmige Böden (nicht kalkhaltig); in Mitteleuropa empfiehlt sich Torfsubstrat. Halb- oder lichter Schatten ist ideal, weshalb Tee in China und Japan traditonell unter lichten Bäumen kultiviert wird, die für ausreichenden Schatten sorgen.

Im Herbst und Winter sollte der Teestrauch drinnen stehen. Im Frühjahr beginnt das Wachstum schon ab etwa 10–12 °C, im Sommer kann die Pflanze auch auf Nordbalkonen oder in hellen Zimmern gedeihen. Nach guter Verzweigung und kompaktem Wuchs ist die Pflanze bereit für die Ernte. Gesammelt werden die drei jüngsten Blätter (Tipps), zusammen mit den angrenzenden fünf oder sechs Blättchen. Je mehr Tipp-Blätter, desto hochwertiger der Tee. Die Blätter können frisch als Grüntee oder nach Trocknung und Fermentation weiterverarbeitet werden. Gute Teepflanzen liefern bis zu 30 Jahre Ernte, minderwertige Sorten können bis zu 30 Mal pro Jahr geerntet werden, hochwertige 3–4 Mal. Die Blütezeit ist Herbst und Winter, der erste Wachstumsanstoß erfolgt im Frühjahr, der zweite im Spätsommer. In Mitteleuropa blüht der Strauch nach etwa 10 Jahren.

Ausführliche Beschreibung

Eine der bekanntesten Pflanzen, aus der das beliebteste Getränk der Welt hergestellt wird.

Botanische Informationen

Der Teestrauch, bekannt als Camellia sinensis, ist eine immergrüne Pflanze, die als Strauch oder Baum wächst und eine Höhe von 5 bis 30 Metern erreichen kann (Bäume von 30 Metern sind jedoch eine Seltenheit). Auf Plantagen wird sie gezielt auf etwa 1 Meter gehalten, um die Ernte zu erleichtern. Das Wurzelsystem ist sehr kräftig, der Stamm schlank. Die Blätter sind 4–15 cm lang und 1–10 cm breit, grün oder gräulich-grün, stark gerippt, mit feinen weißen Härchen auf der Unterseite und fester Struktur. Die Blüten haben einen Durchmesser von 2–4 cm, sind weiß bis gelblich-weiß und becherförmig mit 7 oder 8 Kelchblättern – in ihrer Form erinnern sie an Kirschblüten. Sie werden überwiegend von Insekten bestäubt, im Haus kann eine Bestäubung auch mit einem Pinsel erfolgen. Die Blütezeit ist vom Herbst bis zum gesamten Winter. Die Frucht ist eine holzige Kapsel mit drei Fächern, in denen jeweils ein bis drei Samen enthalten sind, ähnlich Nüssen.

Herkunft und Verbreitung

Der chinesische Teestrauch stammt ursprünglich aus Ost-, Süd- oder Südostasien, wird heute jedoch in allen geeigneten Regionen der Welt angebaut – sowohl in tropischen und subtropischen Gebieten in unterschiedlichen Höhenlagen als auch in kühleren Regionen, da Camellia sinensis sogar Frost verträgt. Die ältesten schriftlichen Nachweise über den Anbau von Tee stammen etwa aus dem 3. Jahrhundert n. Chr., doch Legenden berichten von einer Nutzung bereits 3000 Jahre v. Chr. Das erste umfassende Buch über Tee wurde von dem chinesischen Meister Lu Yu während der Tang-Dynastie (7.–10. Jahrhundert) geschrieben. Aufgrund seines Geschmacks und seiner Wirkungen stieg die Popularität von Tee rasant an, nicht nur in China. Tee wurde zu einer wertvollen Handelsware, weltweit beliebt, und Teeplantagen entstanden in vielen Regionen des Globus. Heute wird der Teestrauch unter optimalen Bedingungen in China, Japan, Indien, Vietnam, auf Ceylon, im Kaukasus, auf Java, Sumatra, in Indonesien, Südafrika, aber auch in Europa – etwa in Georgien und auf den Azoren – angebaut.

Verwendung / Dosierung

Die Inhaltsstoffe fermentierter Blätter von Camellia sinensis wirken in optimaler Dosierung vermutlich präventiv gegen Tumorwachstum – dies wurde in Gewebekulturen nachgewiesen. Ebenso können sie zur Reduzierung von Cholesterin im Blutplasma beitragen. Polyphenole aus Camellia sinensis helfen vermutlich über Angiotensin, den Blutdruck zu regulieren, den Blutzuckerspiegel zu senken, während Tannine die Verdauung unterstützen, leichte Durchfälle lindern und toxische Substanzen binden.

Theaflavine und deren gereinigte Derivate werden nach wie vor als Regulatoren der rheologischen Eigenschaften des Blutes sowie als lindernde Mittel bei asthmatischen Beschwerden bei Kindern und Erwachsenen eingesetzt. Außerdem enthalten fermentierte Teeblätter Fluoride, die vor Karies schützen, sowie Mangan, das den Energiestoffwechsel optimiert und bei der biochemischen Aktivierung von Enzymen hilft. Der Flavonoidkomplex trägt zur Stärkung der Funktion und Struktur der Venen bei und wird vorbeugend wie therapeutisch bei der Behandlung von Hämorrhoiden, Venenentzündungen, Krampfadern und geschwollenen Beinen empfohlen.

Extrakte aus Camellia sinensis oder wässrige Teeaufgüsse enthalten eine Vielzahl bioaktiver Stoffe. Die bedeutende Konzentration an Catechinen in Teeextrakt sorgt für einen starken Rückgang (bis zu 50-fach gegenüber Ginkgo biloba Extrakt) von lipidischen Radikalderivaten im Blutplasma. Polyphenole, Flavonoide und Anthocyane sorgen für einen doppelt so starken antioxidativen Effekt verglichen mit derselben Menge Vitamin C, indem sie zu einem Anstieg der körpereigenen Antioxidantien führen (Superoxiddismutase, Glutathion-Dismutase) und Lipidradikale unterdrücken. Daher ist grüner Tee von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) offiziell als Antioxidans anerkannt.

Bemerkenswert ist, dass die Inhaltsstoffe – vor allem das Koffein – die Fettverbrennung beschleunigen und das Körpergewicht regulieren können. Koffein wirkt als Herzstimulans und hilft, körperliche Prozesse zu beschleunigen, was bei maßvoller, regelmäßiger Einnahme und körperlicher Aktivität zu einer gesteigerten Nutzung der Fettreserven führen kann. Übermäßiger Koffeinkonsum sollte jedoch gemieden werden, da der Körper eine erhöhte Anzahl von Koffeinrezeptoren bildet und sich an die Wirkung gewöhnt.

Die Inhaltsstoffe von Camellia sinensis wirken stimulierend auf das Nervensystem und den Stoffwechsel. In angemessener Dosis sind sie eine natürliche Möglichkeit zur Verringerung von körperlicher Ermüdung und eignen sich zum Behandeln von Müdigkeit oder Schläfrigkeit. Sie beschleunigen die kognitiven Prozesse, fördern die Konzentration und verbessern die Koordination. Als physische Stimulanzien steigert mittelstarker Koffeinkonsum die Ausdauerleistung, insbesondere bei kurzen Sprints, und erhöht die sportliche Leistungsfähigkeit – natürlich abhängig von individuell unterschiedlicher Toleranz und Körpergewicht.

Labortests an Zellkulturen zeigten einen antibakteriellen Effekt der Inhaltsstoffe gegen Streptococcus mutans, der für die Entstehung von Karies verantwortlich sein kann. Dieser bakterizide Effekt wird durch antioxidative Flavonoide vermittelt, die selektiv gegen krankmachende Keime wirken und gleichzeitig die natürliche Mundflora aufrechterhalten. Bei regelmäßigem, zuckerfreiem Teegenuss und gründlicher Zahnpflege wird so Karies vorbeugt.

Die antioxidative Wirkung der Inhaltsstoffe setzt sich fort, indem sie arteriellen Verkalkungen entgegenwirken. Tierstudien bestätigen schützende (präventive) Effekte für Herz und Gefäße, insbesondere durch die Reduzierung kardiovaskulärer Risikofaktoren. Alle Quellen sind sich über einen gewissen Rückgang des Herzinfarktrisikos einig – vorausgesetzt, es liegen keine gravierenden Vorerkrankungen vor.

Von den vielen Polyphenolen und Flavonoiden wurde insbesondere das Epigallocatechingallat auf seinen Einfluss auf den Blutzucker untersucht. Tierstudien deuten darauf hin, dass diese Substanz spürbare Blutzuckerschwankungen nach dem Essen reduziert und die Blutzuckerwerte normalisieren kann. Bei gleichzeitiger Einnahme mit Polysacchariden wie Stärke kommt es zu einem ausgeprägten Rückgang erhöhter Blutzuckerwerte, vermutlich durch Hemmung des Enzyms Alpha-Amylase. Studien zufolge kann die Aktivität dieses Enzyms durch Tee-Inhaltsstoffe um etwa 30 % gesenkt werden.

Ein alternativer Ansatz ist der präventive Einsatz gegen Akne: Die Inhaltsstoffe blockieren die Talgproduktion, wirken leicht entzündungshemmend und töten bestimmte Bakterienstämme ab, die Akne verursachen. Epigallocatechin wirkt zudem regulierend auf Immunzellen und senkt nachweislich den Testosteronspiegel in der Haut, was gerade bei Männern ein wichtiger Faktor für die Entstehung von Akne ist.

Studien zeigen weiterhin, dass die Stoffe aus dem Teestrauch den Knochenaufbau stimulieren und Knochenschwund vorbeugen. Auf Gewebekulturen führte die Anwendung von Epigallocatechin, Gallocatechin und Gallocatechingallat zu einer Aktivitätssteigerung der Osteoblasten (für die Knochenerneuerung zuständig), gleichzeitig wurden die Osteoklasten (für den Knochenabbau verantwortlich) gehemmt. Beides trägt zur Stärkung und Mineralisierung des Knochensystems bei und könnte insbesondere Frauen in den Wechseljahren dabei unterstützen, das Risiko für Osteoporose zu senken.

Beim Aufguss und der Zubereitung werden Tees nach Verarbeitungsart, Teestrauchvarietät, Herkunft und Erntezeit unterschieden. Schwarzer Tee wird nach der Ernte fermentiert, wodurch er seine dunkle Farbe erhält. Oolong-Tees sind nur teilweise fermentiert, es gibt auch weiße, gelbe und natürlich grüne Tees. Geschmack, Duft und Aussehen variieren stark – berühmte chinesische Pu-Erh-Tees benötigen eine Reifung von mindestens 3–5 Jahren, indische Schwarztees aus Darjeeling sind meist schon nach der frischen Jahresernte aromatisch.

Traditionell wird Camellia sinensis in den Herkunftsländern zur Behandlung diverser Erkrankungen verwendet. Grüner Tee gilt als effektive Vorbeugung gegen Krebs und kardiovaskuläre Erkrankungen, wird zur Verbesserung der Zahngesundheit und Knochenstärke gereicht und dient zur Stärkung der Gefäße, Erfrischung des Körpers, Minderung von Müdigkeit, Senkung des Cholesterins und zur Linderung von Grippesymptomen sowie kurzfristig für verbesserte Konzentration.

In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird Camellia sinensis eingesetzt zur Behandlung von Asthma als Bronchodilatator, Angina pectoris (und anderen koronaren Herzerkrankungen) sowie peripheren Gefäßerkrankungen durch Schädigungen des Endothels. In China finden sich auch Teemischungen zur Begleitbehandlung von Diabetes Typ 2.

Wirksame Inhaltsstoffe

Allgemein enthalten die Blätter 70–85 % Wasser; die Trockenmasse setzt sich zu etwa einem Drittel aus Gerbstoffen, 1–5 % Alkaloiden (überwiegend Koffein), ätherischen Ölen, Vitamin C und 25 % Proteinen zusammen. Insgesamt gibt es etwa 1000 identifizierte Inhaltsstoffe, überwiegend Polyphenole, Aminosäuren, Enzyme, Kohlenhydrate, Methylxanthine, Pigmente, Aromastoffe und Mineralien.

Die adstringierend wirkenden Polyphenole bestehen aus rund 30.000 Einzelstoffen, darunter sind Flavonoide, Flavanole (z. B. Catechin, Epicatechin, Epicatechingallat, Gallocatechin, Epigallocatechin und Epigallocatechingallat), Flavonole, Isoflavone, Anthocyane, Theaflavine und Thearubigine besonders hervorzuheben.

Unter den Aminosäuren sticht Theanin hervor (weltweit nur in drei natürlichen Quellen zu finden, u. a. im Tee). Bis zu 6 % können Aminosäuren im Teeaufguss ausmachen. L-Theanin stimuliert die Alphawellen im Gehirn – dies wird mit entspannenden Effekten in Verbindung gebracht. Zu den Pigmenten zählen Chlorophyll und Carotinoide (v. a. Xanthophylle). Die Methylxanthine Theobromin und Theophyllin haben darüber hinaus eine bronchienerweiternde Wirkung. Wichtige Mineralstoffe sind Fluor, Mangan, Selen, Jod, Aluminium, Natrium, Nickel und Arsen. Zu den Aroma- und Wirkstoffen gehören Linalool, Linalooloxid, Nerolidol, Methylsalicylat, Phenylethanol, Benzaldehyd, Hexenal, Hexenol und n-Hexanal.

Traditionelle Dosierung

Die Zubereitung und Dosierung richtet sich nach Teesorte. Ein allgemeiner Richtwert: Bei einer Ziehzeit von bis zu 2 Minuten wird vermehrt Koffein extrahiert, bei 2–4 Minuten setzen sich auch mehr Gerbstoffe frei. Für verschiedene Teezubereitungen wird das richtige Zubehör – Kännchen, Wasser, Tasse, Sieb – empfohlen.

Als Grundregel gilt: Das Material des Kännchens sollte den Teegeschmack nicht überlagern – Porzellan ist daher oft die beste Wahl, oder man lässt sich beraten. Die Teekanne sollte nur mit Wasser ausgespült und ausschließlich für Tee genutzt werden. Das Wasser sollte möglichst quellfrisch und – je nach Teesorte – 60 bis 90 °C heiß sein (grüner Tee benötigt niedrigere Temperaturen). Die Tee–Menge liegt bei 2–5 g pro Aufguss (1 TL für 1 Person genügt). Tee kann über den Tag verteilt, am besten in kleinen Mengen und unabhängig vom Essen, in mehreren Tassen genossen werden – so kommen köstliche Kombinationen zustande.