Taigawurzel – Sibirischer Ginseng

Taigawurzel – Sibirischer Ginseng

Gebräuchliche Namen: Taigawurzel, Sibirischer Ginseng, Eleutherokokkus, Eleuthero, Ciwujia, Ci Wu Jia, Wu-Jia, Wilder Pfeffer, Ussuri, Unantastbarer, Schigoka, Russische Wurzel, Nord-Wu Jia Pi, Akanthopanax, Devil's Shrub, Devil´s Bush, Ginseng de Sibérie, Ginseng Siberiano, Poivre Sauvage, Racine Russe, Wild Pepper, Acanthopanax senticosus, Siberian Eleuthero, Thorny Eleuthero, Buisson du diable, Acantopanax, Russischer Ginseng, Echte Taigawurzel, Eleutherococcus senticosus, Eleutherosid, Sibirische Eleuthero, Echinopanax senticosus, Araliaceae, Aralia family

Lateinischer Name: Eleutherococcus senticosus

Herkunft: Asien

Kurzvorstellung

Die Taigawurzel gedeiht am besten auf südlichen, warmen Hängen der Nordhalbkugel an sonnigen oder halbschattigen Standorten. Sie bevorzugt lehmige, sandige oder tonige Böden mit saurem bis alkalischem pH-Wert, gern mit niedrigen Nährstoffkonzentrationen. Für Heilzwecke wird in erster Linie die Wurzel geerntet, allerdings enthalten auch die Blätter zahlreiche bioaktive Substanzen. Die Wurzeln werden am besten schonend in der zweiten Septemberhälfte entnommen und bei Temperaturen bis 70 °C getrocknet. Die Samen keimen meist im zweiten Jahr. Eine neue Pflanze blüht frühestens nach drei Jahren Vegetationsperiode. Die Sträucher lassen sich durch Teilung der Wurzeln vermehren.

Ausführliche Beschreibung

Die Kraft des Ginsengs in einer anderen Wurzel – das ist die Taigawurzel!

Botanische Informationen

Die Taigawurzel, auch Sibirischer Ginseng genannt, ist ein verholzender, ausdauernder Strauch, der bis zu 4 Meter hoch werden kann. Das Wurzelsystem ist äußerst üppig ausgebildet und bildet fein verzweigte Wurzeln, aus denen bis zu 20 Stängel entspringen können. Die Stängel weisen eine hellgraue Rinde auf, sind im oberen Bereich stark verzweigt und über die gesamte Länge dicht mit nach unten gerichteten Stacheln besetzt. Die Laubblätter sind grün, gestielt, länglich-elliptisch, zusammengesetzt, behaart, deutlich geadert und erreichen eine Länge von 6–13 cm und eine Breite von 3–5 cm. Die Blüten erscheinen zwischen Juli und August, wachsen an den Enden der Zweige, sind gestielt, klein, violett bis gelblich-rot, aromatisch, fünfzählig und in ovalen, zwittrigen Dolden angeordnet. Die Frucht ist eine dunkelviolette, eiförmige, ungenießbare Beere mit einer Länge von etwa 1 cm, die 5 flache, 3–8 mm große Samen enthält.

Herkunft und Verbreitung

Die Taigawurzel stammt ursprünglich aus dem nordöstlichen Asien, wo sie auch heute noch weit verbreitet ist. Ihr Verbreitungsgebiet reicht vom nördlichen Russland (Mittellauf des Amur-Flusses), über den Nordosten Chinas, den Norden der japanischen Inseln bis zur südlichsten Spitze der koreanischen Halbinsel. Die Pflanze ist anspruchslos und wächst bevorzugt in Misch- und Nadelwäldern, oftmals an wärmeren Hängen.

Verwendung / Dosierung

In der chinesischen Volksmedizin war die Taigawurzel über viele Jahrzehnte und Jahrhunderte Bestandteil von Heilrezepturen, weltweit bekannt wurde sie jedoch erst ab den 1950er Jahren. Zu dieser Zeit wurde sie als hervorragender Ersatz für den nur schwer erhältlichen Echten Ginseng propagiert. Ähnlich wie beim Ginseng werden besonders die Wurzeln verwendet, da diese tonisierende Wirkstoffe enthalten.

Bei Patient:innen mit bipolarer Störung zeigte eine sechswöchige Kombination aus Taigawurzel und Lithium eine vergleichbare Wirkung wie die Kombination aus Fluoxetin und Lithium. Die Inhaltsstoffe haben einen günstigen Einfluss auf die psychische Verfassung und fördern die kognitiven Fähigkeiten der Anwender:innen.

Pilotstudien deuten darauf hin, dass die Taigawurzel Gedächtnisleistungen und Stimmung bei Menschen mittleren Alters verbessern könnte. Daher wird ihr auch nachgesagt, gute Laune und Erleichterung zu bringen. In weiteren Untersuchungen zeigte die Kombination mit Rhodiola und Schisandra eine Förderung von Aufmerksamkeit, psychischer Geschwindigkeit und Genauigkeit bei Frauen unter mentalem Stress. Zahlreiche nationale Gesundheitsbehörden bescheinigten der Taigawurzel eine entspannende Wirkung auf die Psyche.

Eine schwedische Studie berichtete über eine Besserung der Symptome einer gewöhnlichen Erkältung nach 72-stündiger Einnahme eines Präparats aus Taigawurzel und weiteren tonisierenden Kräutern (u.a. Echinacea, Malabar-Nussbaum). Symptome verbesserten sich nach 2 Tagen, der größte Nutzen war nach 5 Tagen regelmäßiger Einnahme zu beobachten. Die Kräuterkombination führte zu verbesserten klinischen Ergebnissen, insbesondere zu einer Reduktion von Husten und verstopfter Nase im Vergleich zu Bromhexin. Ein Extrakt der Taigawurzel wurde zudem regelmäßig bei Nachweis einer Infektion mit Herpes-Simplex-Virus Typ 2 verwendet und zeigte eine Verbesserung der Symptome. Erste Studien an Kindern weisen darauf hin, dass die Kombination aus Taigawurzel und Schisandra Schwellungen bei Entzündungen sowie Fieber lindern könnte.

Die aktuellen Erkenntnisse legen nahe, dass die Inhaltsstoffe der Taigawurzel die natürliche Immunabwehr des Körpers stärken und antioxidative Effekte aufweisen. Diese antioxidativen Eigenschaften sind eng mit den immunmodulatorischen Fähigkeiten der Pflanze verknüpft. Etwa 10 in vivo-Studien beschreiben eine entzündungshemmende Wirkung durch eine Umsteuerung entzündlicher und antiinflammatorischer Faktoren. Alkoholische und wässrige Extrakte der Taigawurzel regen die Immunantwort an und fördern das körpereigene Abwehrsystem.

In einigen Studien wurden die Wirkungen von Eleutherosid B und Eleutherosid E auf ein leichteres Atmen sowie die Steigerung von Ausdauer und Kraft bei erhöhter körperlicher Belastung, besonders beim Radfahren, Laufbandtraining und Treppensteigen, nachgewiesen. Zahlreiche präklinische und klinische Studien bestätigen die positiven Effekte der Wurzel auf körperliche und geistige Gesundheit, Wundheilung und Regeneration nach Verletzungen oder Stress. Bei Sportler:innen und Soldat:innen wurde ein günstiger Einfluss auf die Atemwege gemessen. Insgesamt gelten die Effekte der Pflanze als adaptogen, was in Studien mit unterschiedlichen Extrakttypen unter Bedingungen von Stress, Chemikalienbelastung und Immobilisation nachgewiesen wurde.

Intravenös applizierte Inhaltsstoffe der Taigawurzelwurzel können zur Reduktion von Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen wie erhöhten Cholesterinspiegel und Herzfrequenz beitragen. Weitere Forschungsarbeiten beschreiben das Potenzial der Pflanze, in die Bildung von Blutgerinnseln im Gehirn einzugreifen, die ansonsten die Durchblutung hemmen und einen Schlaganfall verursachen könnten. Viele positive Studien sprechen für die Anwendung der Taigawurzel bei Bluthochdruck und damit verbundenen Komplikationen.

Eine klinische Studie bestätigte eine deutliche Verbesserung der Körperfunktionen bei Patient:innen mit Kniegelenksarthrose nach sechswöchiger Einnahme einer Kombination aus Taigawurzel und Ginseng. In vivo-Studien bestätigten stark entzündungshemmende Effekte ihrer Inhaltsstoffe, die bei arthritischen Schmerzen helfen könnten.

In mehreren Studien wurde die Anwendung der Taigawurzel bei der Behandlung von Diabetes mit positiven Ergebnissen untersucht. In vivo-Studien zeigen, dass die Inhaltsstoffe der Wurzeln die Insulin- und Glukoseaktivität im peripheren Gewebe beeinflussen können. In vitro-Arbeiten legen nahe, dass die Pflanze möglicherweise den Blutzuckerspiegel senkt, die Glukosespeicherung im Gewebe verbessert und den Stoffwechsel ökonomischer gestaltet. In klinischen Studien zeigte sich ein potenzieller blutzuckersenkender Effekt.

Volksmedizinische Anwendung

In der Volksmedizin werden Wurzel und andere Pflanzenteile der Taigawurzel bei Nierenproblemen, Alzheimer-Erkrankung, erhöhtem Cholesterin, Müdigkeit, Muskelschmerzen, unerwünschten Nebenwirkungen nach Chemotherapie, Bronchitis, Tuberkulose, niedrigem Sauerstoffgehalt im Blut, Übelkeit und Reisekrankheit eingesetzt.

Die traditionelle chinesische Medizin setzt die Taigawurzel alleine oder in Kombinationen bei Bronchitis und anderen Atembeschwerden, Herzerkrankungen und Rheuma ein. In Taiwan wird sie bei Lebererkrankungen und Krebs verwendet. Darüber hinaus nutzt die Volksmedizin die Taigawurzel als antibakterielles, antivirales und potenziell krebshemmendes Naturheilmittel.

Wirkstoffe

Aus der Wurzel der Taigawurzel wurden bislang 35 Verbindungen mit potenziell biologischer Aktivität identifiziert. Die chemische Erforschung ist damit noch nicht abgeschlossen. Zu den wichtigsten zählen pentacyclische und tetracyclische triterpenoide Saponine und ihre Prosapogenine, Lignane, Cumarine, phenylkarbonsäuren sowie Xanthone. Die Hauptsubstanzen sind die phenylpropanartige Verbindung Eleutherosid B (auch Syringin genannt), Chlorogensäure, Koniferylaldehyd und dessen Glycosid, Derivate der Kaffeesäure, ferner Lignane (Eleutherosid E, Eleutherosid E2, Sesamin, Eleutherosid D, E1), Cumarine (Isofraxidin, Glycosid des Eleutherosid B1), Triterpensaponine (Daukosterol, Beta-Hederin, Protoprimulagenin), Polysaccharide (Heteroglykane und Eleutherane), Sterole und ätherische Öle. Zu den Mineralstoffen gehören Kalium, Phosphor und Kalzium.

Traditionelle Dosierung

Die Dosierung der Taigawurzel richtet sich nach Beschwerdebild, Person und Anwendungsform. Bei gepressten Tabletten oder Kapseln mit pulverisierter Wurzel werden 1–5-mal täglich 50–150 mg Extrakt empfohlen (in spanischen Quellen sind bis 1800 mg pro Tag bei Müdigkeit beschrieben). Für Flüssigextrakte beträgt die empfohlene Einnahme 1–5 ml, ein- bis dreimal täglich. Getrocknete oder zerstoßene Wurzel wird meist in einer Tagesdosis von 0,5–4 Gramm über 1–3 Monate verwendet – als heißer Aufguss oder Tee. Es können daraus verschiedene Tinkturen hergestellt werden.

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