Süßholz – Glycyrrhiza glabra

Gebräuchliche Namen: Süßholz, Lakritze, Lakritz, Spanisches Süßholz, Süßholzwurzel, Glycyrrhiza glabra, Licorice (englisch), Liquorice, Regolizia (italienisch), Réglisse (französisch), Yashtimadhu (Sanskrit / Ayurveda), Mulethi (Hindi), Sußwurzel (veraltet), Glycyrrhiza, Glukoswurzel
Lateinischer Name: Glycyrrhiza glabra
Herkunft: Afrika, Asien, Australien, Europa, Südamerika, Nordamerika
Kurzvorstellung
Die besten Wachstumsbedingungen für Süßholz sind humusreiche, gut durchlässige Böden mit viel Sonneneinstrahlung. Die Pflanze bevorzugt warme Regionen und ist frostempfindlich. Meistens wird sie durch Wurzelstecklinge vermehrt, die senkrecht etwa 2,5 cm unter der Oberfläche im Abstand von circa 45 cm gepflanzt werden. Hat sich die Süßholzpflanze erst einmal etabliert, kann sie recht wuchsfreudig und konkurrenzkräftig sein, daher empfiehlt sich der Anbau in Töpfen. Die beste Erntezeit ist drei bis vier Jahre nach dem Pflanzen im Herbst. Im Jahr der Ernte sollten die Blütenknospen ausgeknipst werden, da die Blüten einen Teil der Süße in den Wurzeln verringern. Süßholz wird gezielt vor allem in arabischen Ländern von Kleinasien bis nach China angebaut.
Ausführliche Beschreibung
Süßholz – die Wurzel mit außergewöhnlicher Vielseitigkeit – enthält bis zu 50 Mal süßere Substanzen als Rübenzucker.
Botanische Information
Süßholz (Glycyrrhiza glabra) ist eine ausdauernde Pflanze, die bis zu 1,5 Meter hoch wird. Sie besitzt einen kräftigen, aufrechten Stängel und ausgedehnte, langlebige Wurzeln und Rhizome. Die wechselständig angeordneten Blätter sind unpaarig gefiedert, bestehen meist aus 9 bis 17 eiförmigen bis lanzettlichen Fiederblättchen, die 7–15 cm messen. Die kleinen, blasslila bis bläulich-violetten Schmetterlingsblüten stehen in traubigen Blütenständen und erscheinen im Frühsommer. Die Früchte sind schmale, bis zu 2 cm lange Hülsen mit mehreren Samen.
Herkunft und Verbreitung
Süßholz stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum bis Westasien. Es ist eng verwandt mit Anis und Fenchel – nicht nur botanisch, sondern auch hinsichtlich des Gehalts an aromatischen Inhaltsstoffen. Der deutsche Name Süßholz leitet sich von den alten griechischen Wörtern "glykys" (süß) und "rhiza" (Wurzel) ab, wörtlich "süße Wurzel", und wurde bereits im Altertum, etwa von Dioskurides, beschrieben.
Nach Mitteleuropa kam Süßholz vermutlich über die Benediktiner, die es spätestens seit dem 16. Jahrhundert gezielt kultivierten. Wilde Formen von Glycyrrhiza glabra sind teilweise noch in Südosteuropa und Südmähren zu finden. Heute ist Süßholz in Süd- und Mitteleuropa, Teilen Asiens, weniger in Amerika und Australien verbreitet – meist wird die Wurzel als geschätzte Heilpflanze in der traditionellen und modernen Medizin genutzt.
Verwendung / Dosierung
Süßholz gehört zu den ältesten bekannten pflanzlichen Heilmitteln und wird bereits auf altägyptischen Papyri als Heilmittel gegen Atemwegsbeschwerden erwähnt. Die Wurzel ist sowohl in der Volksheilkunde als auch in der modernen Medizin ein wertvoller Rohstoff. Im antiken Ägypten wurde sie medizinisch eingesetzt, in Indien als "Yashtimadhu" mit Milch, Cypergras und Pfeffer zur Steigerung der Vitalität. Im Mittelalter findet Süßholz Erwähnung im berühmten "Mattioli-Kräuterbuch". Auch in Mitteleuropa war der Sud aus der Wurzel gegen Reizhusten sehr gebräuchlich.
Der wichtigste Inhaltsstoff ist Glycyrrhizin, der zu 30-50 Mal süßer ist als Zucker und bis zu 15 % der Wurzelmasse ausmacht. Glycyrrhizin wirkt heilsam bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren und ist eines der stärksten pflanzlichen Mittel gegen Geschwüre. Zudem enthält Süßholz Flavonoide wie Liquiritin und Liquiritigenin, die sowohl die Magensäurebildung positiv beeinflussen als auch Säureüberschuss entgegenwirken. Hohe Dosen (20-60 g Extrakt täglich) sind wirksam, sollten aber nur nach Rücksprache mit einem Arzt erfolgen.
Süßholz verflüssigt zähen Schleim in den Atemwegen, erleichtert dessen Abtransport von den Schleimhäuten und findet sich heute auch in modernen Hustensäften. Es kann außerdem bei Mundgeschwüren und Entzündungen der Mundschleimhaut Verwendung finden. Die Hauptinhaltsstoffe regen reflektorisch die Magenschleimhaut an und führen zu verstärkter Sekretion der Atemwege. Auch begünstigen sie die Reinigungsfunktion des Flimmerepithels und fördern das Abhusten bei Reizhusten oder Bronchitis sowie als Unterstützung bei asthmatischem Husten.
Süßholz kann als antivirales Mittel äußerlich gegen Herpes eingesetzt werden. Glycyrrhizinsäure-Derivate werden besonders in Japan zur Behandlung und Vorbeugung chronischer Virushepatitis verwendet. Glycyrretinsäure hat antibiotische, antivirale und entzündungshemmende Eigenschaften und erhöht den Blutdruck, weshalb sie für Personen mit Bluthochdruck nicht empfohlen wird.
Isoflavone aus Süßholz wirken nachweislich antibakteriell und unterstützen die Hormonproduktion des weiblichen Körpers. Laborstudien zeigen einen blutverdünnenden Effekt durch Hemmung der Thrombozytenaggregation.
Zudem beeinflusst Süßholz das Hormonsystem durch enthaltene Isoflavone (Phytoöstrogene), Glycyrrhizin und Glycyrrhetinsäure beeinflussen die Wirkung von Steroidhormonen. Hochdosiertes Glycyrrhetin wirkt regulierend auf weibliche Geschlechtshormone und unterstützt die Eierstockfunktion. Die enthaltenen pflanzlichen Östrogene kommen zum Einsatz bei Menstruationsunregelmäßigkeiten und werden als unterstützende Therapie während der Menopause empfohlen.
Weitere Verwendung
In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird Süßholz als harmonisierende Zutat für die Ausgewogenheit von Kräutermischungen genutzt. In der Ayurveda trägt es als "Yashtimadhu" zum Ausgleich von Atemwegs- und Verdauungsstörungen bei; im Hindi heißt es "Mulethi". In Indien dient es als anaboles, antistress-wirksames Mittel.
Ein Großteil der Ernte wird als Süßungsmittel und Aromastoff für Tabak verwendet. Es verleiht Tabak seine spezielle, süßliche Holznote und steigert die Rauchbarkeit durch Erweiterung der Atemwege.
Toxizität und Hinweise
Übermäßiger Süßholzverzehr (etwa 50 g pro Tag über zwei Wochen) kann Lebertoxizität, Herz-Kreislauf-Probleme und erhöhten Blutdruck verursachen. Der Konsum ist daher für Kinder, Schwangere, stillende Mütter und Personen mit Herz-/Kreislauferkrankungen nicht zu empfehlen.
Studien zum Einfluss der Inhaltsstoffe in der Schwangerschaft zeigen: Nur eine extrem hohe Menge (500 mg reines Glycyrrhizin) kann vorzeitige Wehen verursachen, was im Normalfall praktisch unerreichbar ist. Dennoch wird Schwangeren grundsätzlich zur Vorsicht geraten.
Wirkstoffe
Die medizinisch genutzte Wurzel enthält Stärke, Bitterstoffe, Saponine (am bedeutendsten: Glycyrrhizin), Mono- und Oligosaccharide, ferner wichtige Glykoside (Liquiritin, Liquiritigenin), Cumarin-Derivate, geringe Mengen Phytoöstrogene, Vitamin E, Vitamin-B-Komplex, Mineralstoffe wie Mangan, Jod, Zink und Phosphor.
Traditionelle Dosierung
Süßholzwurzeln werden im Herbst geerntet und bei etwa 30°C getrocknet. Die Droge ist aromatisch-duftend mit leicht scharfem Geschmack. Für Extrakte werden getrocknete Wurzeln zerkleinert, gekocht und bis zur schwarzen, sirupartigen Konsistenz reduziert (sog. "Lakritz", "Süßholzsaft").
Tee bei Magen-/Darmgeschwüren: Für eine Kräutermischung gleiche Teile Süßholzwurzel, Eibischwurzel, Fenchelfrüchte und Kamillenblüten mischen. 2 Teelöffel der Mischung mit 200 ml Wasser 20 Minuten kochen und ziehen lassen. In kleinen Schlucken vor dem Schlafengehen trinken.
Hustensirup: Etwa 25 g Süßholzwurzel mit 100 g Rosinen und einem Teelöffel (Leinsamen oder Pinienkerne) in ½ Liter Wasser kochen, bis die Flüssigkeit fast verdoppelt ist. 60 g Zucker zugeben, auflösen, nach Wunsch mit ½ Esslöffel Essig abrunden. Heiß oder gekühlt trinken, vorzugsweise abends vor dem Schlafengehen.
Tee zur Unterstützung des Abhustens: Gleiche Teile Süßholz, Baldrian, Rosinen und Anis mischen und mit Wasser aufkochen. Mit Honig süßen, morgens und nachmittags trinken.
Mundspülung bei Aphthen oder Entzündungen: 30 g Süßholzwurzel (optional mit Kamilleblüten) mit ½ l kaltem Wasser aufkochen, 15 Minuten köcheln. Lauwarm trinken oder den Mund spülen – hilft bei entzündlichen Schleimhautprozessen.
Tinktur gegen Aphthen: Süßholzwurzel (Verhältnis 1:5) mit 60%igem Ethanol ausziehen, abseihen und 2–5 ml, maximal 3-mal täglich, verdünnt mit Wasser oder Saft einnehmen oder äußerlich tupfen.
Lakritz: Die frische Wurzel wird nach der Ernte geschält, zerkleinert, im Wasser stark eingekocht, bis eine zähe, dunkelbraune Masse entsteht. Nach dem Abkühlen ergibt dies das klassische Lakritz, welches durch Erwärmen wieder verflüssigt werden kann – ein charakteristischer, intensiver Geschmack, bekannt im Handel unter dem Namen "Lakritz" oder "Süßholzsaft".
Hinweis bei Überdosierung: In manchen Quellen werden Risiken des übermäßigen Süßholzgenusses hervorgehoben. Klinisch kam es allerdings erst bei sehr hohen Mengen (z.B. 500 g täglich über 10 Tage oder jahrelanger, intensiver Genuss von Lakritzbonbons) zu ernsthaften Nebenwirkungen wie Bluthochdruck, Verdauungsbeschwerden, Magenkrämpfen oder Kopfschmerzen. Bei üblichen, maßvollen Dosierungen ist Süßholz in der Regel gut verträglich.