Stevia – Stevia rebaudiana

Gebräuchliche Namen: Stevia, Stevia rebaudiana, Honigkraut, Süßkraut, Süßblatt, Zuckerblatt, Sugarleaf, Sweetleaf, Stevia (englisch), Stevia rebaudiana (lateinisch), Ka'a He'ê (Guaraní-Ursprung)
Lateinischer Name: Stevia rebaudiana
Herkunft: Asien, Europa, Südamerika
Kurzvorstellung
Nach einem langwierigen Zulassungsprozess ist Stevia nun endlich regulär in Kräuterläden, Naturkostfachgeschäften und Apotheken erhältlich – ob als Stevia-Pulver, in Kapseln oder als lebende Pflanze. Zum Anbau bevorzugt Stevia einen geschützten Platz im Freiland mit leichtem Schatten und Windschutz; der Anbau im Haus ist nur auf einem hellen Ostfensterplatz sinnvoll. Stevia gedeiht bei mildem Klima, benötigt kein Gewächshaus – je mehr Licht und Wärme, desto gehaltvoller die Blätter. Die Pflanze ist kälteempfindlich, verträgt daher keinen Frost. Ein Exemplar kann bis zu 0,5 kg getrocknete Blätter liefern, erfordert aber gute Pflege, da sie Schädlinge und Schnecken anziehen kann. Die Blätter können getrocknet, frisch verwendet oder tiefgefroren werden.
Wildpflanzen in Bergregionen vermehren sich fast ausschließlich vegetativ, da die Samenproduktion gering ist. In Kanada und weiteren westlichen Ländern wurden züchterische Ansätze zur Effizienzsteigerung getestet, der bedeutendste Anbau findet heute aber in Ostasien (China, Taiwan, Korea, Thailand, Malaysia) sowie in Südamerika (Brasilien, Kolumbien, Peru, Paraguay, Uruguay) und Israel statt. In Japan wird Stevia seit 1971 kultiviert, die jährliche Ernte erreicht dort 15.000–20.000 Tonnen Trockenmasse. In Europa sind häufigste Anbaugebiete Deutschland und Bulgarien.
Stevia-Samen sind Lichtkeimer und dürfen nicht mit Erde bedeckt werden. Das Substrat sollte stets feucht, aber nicht nass sein, Staunässe führt zu Fäulnis. Die Keimung gelingt bei konstanten 22–25 °C. Die beste Erntezeit liegt vor der Blüte, danach stirbt die Pflanze ab und die Blätter verlieren an Qualität.
Stevia-Inhaltsstoffe sind hitzestabil und eignen sich für Tee, Diätkost, Dessert, Kuchen und Backwaren. Sie hemmen schädliche Keime, verhindern Karies und sind 200–300-mal süßer als Zucker – und das praktisch ohne Kalorien. Stevia eignet sich daher optimal für Diäten und ist besonders für Diabetiker empfehlenswert.
Ausführliche Beschreibung
Eines der gesündesten natürlichen Süßungsmittel, das weltweit Anwendung findet.
Botanische Informationen
Stevia ist eine mehrjährige Pflanze mit überwinterungsfähigen Wurzeln und stammt aus den tropischen Bergregionen im Norden Paraguays. Sie erreicht eine Wuchshöhe von 50 bis 100 cm und entwickelt kleine, sattgrüne, gegenständig angeordnete, lanzettliche Blätter. Die weißen Blüten sind in feinen Doldenrispen angeordnet. Während Stevia ursprünglich einjährig war, ist sie durch gezielte Züchtung zur kommerziellen Staude geworden. Die Vermehrung erfolgt vegetativ, etwa durch Stecklinge, Wurzelteilung oder Ausläufer.
Herkunft und Verbreitung
Stevia stammt ursprünglich aus den Hochebenen Paraguays, wo sie als erstes gezielt vom indigenen Volk der Guaraní zusammen mit Matetee als Süßungsmittel konsumiert, aber auch in der Naturmedizin gegen Sodbrennen, Diabetes und als Mundspülung verwendet wurde. In Südamerika breitete sich die Stevia anschließend in Länder wie Brasilien, Kolumbien, Peru und Uruguay aus. Heute ist sie auch in Ostasien – vor allem in China, Taiwan, Korea, Thailand und Malaysia – ein zentraler Bestandteil der Landwirtschaft. Ebenfalls wird sie in Europa, insbesondere in Deutschland und Bulgarien, sowie in Israel angebaut.
Verwendung / Dosierung
In den 1980er-Jahren wurde die Wirkung der Inhaltsstoffe von Stevia kritisch betrachtet. Eine Studie von 1981 bezeichnete Steviol und seine Derivate als mögliche Mutagene mit Brustkrebsrisiko, wurde jedoch später wegen methodischer Mängel widerlegt.
Moderne Tierversuche mit verbesserten Analysemethoden belegten, dass die Inhaltsstoffe von Stevia die Insulinempfindlichkeit in peripheren Geweben erhöhen – vermutlich durch Steigerung der Insulinrezeptor-Produktion und einer erhöhten Insulinausschüttung bei gesunden wie diabetischen Versuchstieren. Diese Eigenschaften helfen, Stoffwechselerscheinungen bei Diabetes zu reduzieren.
Im Jahr 2006 beauftragten verschiedene staatliche Stellen die Weltgesundheitsorganisation mit der Bewertung der bis dato vorliegenden Ergebnisse zur gesundheitlichen Unbedenklichkeit von Stevia-Produkten. Die bisherigen Erkenntnisse weisen darauf hin, dass die Inhaltsstoffe der Stevia sicher sind. Sie unterstützen Menschen mit Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck und zeigen keinerlei toxische oder mutagene Eigenschaften. Erfahrungswerte aus Japan und Südamerika, wo Stevia seit den 1970er-Jahren auch als unterstützende Maßnahme bei Krebsbehandlungen verwendet wird, untermauern diese Ergebnisse.
Ihren süßen Geschmack verdankt die Pflanze – mit Ausnahme der Wurzel – mehreren Diterpenglykosiden, sogenannten Steviosiden. Ein weiterer Bestandteil sind die Rebaudioside C, D und E, sie sind etwa 1,0–1,5-mal süßer als Steviosid. Dulkosid und Steviolbiosid sind ebenfalls wichtige Stoffe und kommen weltweit als Zuckerersatz in Getränken sowie als Bestandteil von Süßwaren, Konserven, Pasten und Kaugummi zum Einsatz.
Stevia ist bis zu 300-mal süßer als Zucker und eignet sich hervorragend als Saccharose-Ersatz. Steviosid erhöht die Blutglukosekonzentration nicht, sondern trägt zu deren Harmonisierung in Leber und peripherem Blut bei. Stevia gilt daher als kalorienfreies Süßungsmittel für Diabetiker, Hypoglykämiker und Patienten mit metabolischem Syndrom. Zudem unterstützt sie die Bauchspeicheldrüse und ihre Inhaltsstoffe sind schonend für periphere Gewebe.
Inhaltsstoffe von Stevia können Gewebeschäden bei Hypertonikern reduzieren, die Verdauung unterstützen, die Fettaufnahme verringern und den Aufbau von Muskelmasse fördern. Sie helfen beim Zellstoffwechsel, erhöhen das Energielevel und stimulieren die geistige Aktivität.
Erwiesen ist ein teilweise antibakterieller und antiviraler Effekt im Labor. In der traditionellen Medizin wurde Stevia-Extrakt bei Zahnschmerzen und Zahnfleischbluten eingesetzt. Spätere Untersuchungen bestätigten, dass die indigene Bevölkerung dort seltener an Zahnproblemen leidet, was auf die hemmende Wirkung von Stevia auf Kariesbakterien zurückgeführt wird. Deshalb wird Stevia zum Gurgeln oder als Konzentrate für Mundspülungen verwendet.
Volksmedizinisch kommt Stevia außerdem zur Linderung von Sodbrennen verschiedenster Ursache zum Einsatz. Die Inhaltsstoffe lindern Schmerzen, senken die Produktion von Magensäure und reduzieren Blähungen.
Reiner Stevia-Extrakt wird bei Insektenstichen, Akne, Ekzemen oder schlecht heilenden Wunden äußerlich verwendet – beruhigend und heilungsfördernd. Der leichte zentral stimulierende Effekt kann bei Erschöpfungssyndrom unterstützend wirken und trägt zur Reduktion des Verlangens nach Tabak und Alkohol bei.
Wirkstoffe
Klinisch beobachtete Wirkstoffe sind Ableitungen der Steviol-Glykoside, die sogenannten Stevioside. Besonders bekannt sind Rebaudiosid C, D, E, Steviosid, Dulkosid sowie Steviolbiosid. Die Stoffe sind hitzestabil, pH-neutral und fermentieren nicht. Während Cyclamat und Saccharin sich als schwach karzinogen erwiesen, verdrängte Stevia diese Süßstoffe beispielsweise in Japan und hält dort einen Marktanteil von rund 40 %. Sie ist in Japan traditioneller Bestandteil alkoholfreier Getränke wie Cola.
Traditionelle Dosierung
Da Stevia bis zu 300-mal süßer als Zucker ist, braucht man beim Süßen nur sehr geringe Mengen. Sie eignet sich zum Süßen von Tee oder Gebäck. Einer Tasse Kristallzucker entsprechen etwa 1 bis 2 Esslöffel Stevia-Pulver oder 2 bis 3 Esslöffel getrocknete, zerkleinerte Blätter.
Am einfachsten werden 2–3 kleingeschnittene oder zerdrückte Steviablätter zusammen mit anderen frischen Kräutern etwa 15 Minuten im Teekännchen ziehen gelassen und dann abgegossen.
Bei Tabletten entspricht eine Tablette zu 60 mg einer Würfelzuckerportion.