Sonnenblume – Helianthus annuus

Gebräuchliche Namen: Sonnenblume, Sonnenblumenkern, einjährige Sonnenblume, Gemeine Sonnenblume, Helianthus annuus, Sonnenblumensamen, Gemeinschaftssonnenblume, Sonnenblumenölpflanze, sunflower (englisch), common sunflower, Girasol (spanisch), sunflower seed, Marigold of Peru, Fleurs de Soleil (französisch), Corona Solis (lateinisch), suncokret (kroatisch), Adityabhakta (indisch), almindelig solsikke (dänisch)
Lateinischer Name: Helianthus annuus
Herkunft: Afrika, Asien, Europa, Südamerika, Nordamerika
Kurzvorstellung
Sonnenblumenkerne werden roh oder geröstet verzehrt und sind auch bei Vögeln ein beliebtes Nahrungsmittel. Sonnenblumenöl wird vielseitig in der Küche und für Biodiesel verwendet; gereinigtes Sonnenblumenöl wird häufig zur Hautpflege bei Kleinkindern eingesetzt. Die Sonnenblume benötigt für optimales Wachstum einen vollsonnigen Standort sowie nährstoffreiche, feuchte und gut drainierte Böden.
Für Sonnenblumen ist das Mulchen empfehlenswert. Im kommerziellen Anbau werden die Samen etwa 45 cm voneinander und 2,5 cm tief ausgesät. In Deutschland ist Sonnenblumenkernbrot sehr beliebt. Einige nordamerikanische Völker kultivierten die Sonnenblume traditionell gemeinsam mit Mais, Bohnen und Kürbis als "vierte Schwester". Außerdem werden Sonnenblumen zur „Umweltreinigung“ bei radioaktiver Belastung – etwa nach Tschernobyl und Fukushima – genutzt.
Die Vorzucht kann bereits im Frühjahr mit einigen Samen im Topf und nährstoffreicher Erde im Gewächshaus beginnen; nach ausreichender Entwicklung werden die Jungpflanzen ins Freiland gepflanzt.
Ausführliche Beschreibung
Die Sonnenblume ist nicht nur wegen ihrer Schönheit beliebt, sie überzeugt auch durch ihre wertvollen gesundheitlichen Vorzüge!
Botanische Informationen
Die Sonnenblume ist eine einjährige krautige Pflanze und kann in Ausnahmefällen eine Wuchshöhe von bis zu 9 Metern (Weltrekord) erreichen, üblicherweise aber zwischen 1 und 3 Metern wachsen. Der Stängel ist aufrecht, hellgrün, in der Regel unverzweigt und im oberen Bereich behaart. Die Blätter messen 10–40 cm in der Breite und 15–45 cm in der Länge, sind gezähnt, rau, am Ende zugespitzt, an der Basis herzförmig und wechselständig angeordnet.
Was häufig als „Blüte“ bezeichnet wird, ist tatsächlich ein Blütenstand, das sogenannte Pseudanthium. Der Blütenkorb kann beeindruckende 60 cm Durchmesser erreichen. Die Zungenblüten sind gelb (im Knospenstadium schwarz), einzeln oder röhrenförmig. Im Zentrum entstehen aus den Röhrenblüten die „Sonnenblumenkerne“, die von einer festen Hülle umgeben sind. Die Röhrenblüten sind spiralförmig im Blütenstand angeordnet. Jeder benachbarte Blütenansatz befindet sich in einem Winkel von etwa 137,5°, wodurch sich miteinander verwobene Rechts- und Linksspiralen in typischer Fibonacci-Folge ergeben (häufig 34 und 55 Spiralen, bei großen Exemplaren 89 und 144). Die Frucht ist eine abgeflachte Achäne (Karyopse).
Ein weiteres faszinierendes Phänomen ist der Heliotropismus: Während der Blütezeit drehen sich die Knospen der Sonnenblume nach der Sonne – morgens nach Osten und wandern tagsüber dem Sonnenlauf bis nach Westen nach. Verantwortlich dafür sind spezielle Motorzellen im Stängel unterhalb des Blütenstandes. Nach der Blüte verholzt der Stängel, sodass die Pflanze meist in östlicher Richtung geneigt bleibt.
Herkunft und Verbreitung
Die Sonnenblume stammt ursprünglich aus Nordamerika und Mexiko; einige Botaniker nennen auch Peru als Ursprungsgebiet. Neueste archäologische Funde belegen den frühesten Anbau in der südöstlichen USA um 5000 v. Chr., in Mexiko ab etwa 2600 v. Chr. Viele indigene Völker Amerikas, darunter Azteken und Maya, verehrten die Sonnenblume als Symbol der Sonnengottheit. Spanische Eroberer brachten die Sonnenblumensamen im 16. Jahrhundert (1510) nach Europa.
Heute wird die Sonnenblume weltweit angebaut – von Nordamerika bis Argentinien, Europa, Australien, Südafrika, Süd- und Zentralasien. In der deutschen Fachliteratur wurde sie erstmals 1872 erwähnt; andere Berichte weisen bereits 1596 auf ihren Anbau in Gärten Mitteleuropas hin.
Verwendung / Dosierung
Schon in der Geschichte wurde die Sonnenblume mit der Verehrung von Sonnengöttern in Verbindung gebracht. Bis heute ist sie sehr beliebt und unter anderem die Staatsblume von Kansas (USA), das Symbol der Stadt Kitakyushu (Japan) und die Nationalblume der Ukraine. Die Sonnenblume symbolisiert zudem die Vegan Society, Ästhetik, modernen Spiritualismus sowie das Sunflower Movement in Taiwan (2014). Sie wurde durch Van Goghs berühmte Gemälde „Sonnenblumen“ weltbekannt.
Sonnenblumenkerne können auf vielfältige Weise genossen werden. Sie eignen sich hervorragend für Müsli, Joghurt, Aufstriche, Salate, Backwaren, Pita-Brot, warme Gerichte, Fleisch, Pasta, Trockenfrüchte und Nüsse. Ihre Bekömmlichkeit und ihr Geschmack verbessern sich, wenn man sie keimen lässt oder kurz in Wasser einweicht. Richtig gelagert sind sie jahrelang haltbar. Dennoch können ganz trockene Kerne schwerer verdaulich sein.
Zahlreiche Studien belegen das Potenzial der Inhaltsstoffe der Sonnenblumenkerne zur Senkung des Gesamts- sowie LDL-Cholesterins bei Menschen mit erhöhten Blutfettwerten und Gefäßkrankheiten – inklusive Arteriosklerose. Einige Untersuchungen beschreiben auch blutdrucksenkende Effekte bei Patienten mit Hypertonie, vor allem in Kombination mit gängigen Therapien.
Weitere klinische Arbeiten beschäftigen sich mit den positiven Einflüssen der Inhaltsstoffe bei Arthritis-Syndromen, Rheumatoider Arthritis sowie Obstipation – sowohl bei akuter als auch bei chronischer Einnahme. Seit der Antike wurde der Samen als adstringierendes Mittel mit diuretischer und expektorierender Wirkung eingesetzt.
Das enthaltene Magnesium und Kalzium unterstützen eine gesunde Nervenfunktion. Wertvoll ist zudem die Aminosäure Tryptophan, die im Gehirn die Serotoninproduktion anregt – was Stimmung und Wohlbefinden fördert.
Serotoninfreisetzung in bestimmten Gehirnregionen kann Stress, Ängste und Nervosität reduzieren und für innere Ruhe sorgen. Einige tierexperimentelle Arbeiten deuten darauf hin, dass die in Sonnenblumenkernen enthaltenen Polysaccharide die Aufnahme von Aminosäuren ins Gehirn verbessern, was in Zukunft noch weiter erforscht werden muss.
Die Antioxidantien Vitamin C und E schützen vor freien Radikalen und könnten so den Verlauf der Arteriosklerose verlangsamen und kardiovaskulären Erkrankungen vorbeugen. Das enthaltene Selen fördert die Prävention und möglicherweise auch die Eliminierung von Krebszellen, unter anderem als Bestandteil des körpereigenen Antioxidanzes Glutathionperoxidase, dessen antikanzerogenes Potenzial experimentell belegt ist.
Klinisch besteht zudem Potenzial im Einsatz bei der Diabetesbehandlung. Magnesium trägt zur Senkung des Blutdrucks bei, kann Muskelkrämpfe (auch bei Migräne) lindern und bei entspannter Muskelaktivität der Atemwege (z.B. Asthma) helfen sowie bei Verspannungen, Reizbarkeit und Müdigkeit positiv wirken.
Verschiedene weitere Inhaltsstoffe unterstützen die Knochenstabilität, die Schilddrüsenhormonproduktion, den Fettsäure-, Protein- und Kohlenhydratstoffwechsel. Mangel kann zu Pigmentverlust des Haares, Schwindel, Hörverlust, Hautausschlägen und Fruchtbarkeitsstörungen führen.
Traditionelle Anwendungen
In der traditionellen Medizin wurden Sonnenblumenkerne bei Atemwegserkrankungen, Rheumatoider Arthritis und allgemein bei Schmerzen eingesetzt. Heute empfehlen Heilpraktiker und manche Ärzte die Kerne oder Extrakte daraus bei Bronchial-, Kehlkopf- und Lungenkrankheiten sowie bei verschiedenen Hustenarten und Erkältungen.
Andere Pflanzenteile wurden traditionell als Aufguss gegen Fieber, Malaria oder Gelbsucht verwendet. Die Kerne wurden sowohl zur Nahrungsergänzung als auch als Präventionsmaßnahme gegen Fieber sowie zur Unterstützung der Verdauung verabreicht.
Im 19. Jahrhundert waren Tinkturen aus verschiedenen Sonnenblumenteilen in Russland beliebt – sie wurden etwa bei Fiebererkrankungen und Infektionen der Atemwege eingesetzt. Auch in Ländern wie Persien oder der Türkei werden Hausmittel aus Sonnenblumenkernen bei fieberhaften Erkrankungen oder schmerzhaften Entzündungen genutzt.
Inhaltsstoffe
100 Gramm Sonnenblumenkerne liefern rund 584 kcal. Etwa die Hälfte des Gewichts sind Fette (vorwiegend ungesättigte Fettsäuren), ca. 20 % machen Kohlenhydrate und Proteine aus. Die Samen enthalten zudem reichlich Kalium, weiterhin Natrium, Kalzium, Eisen, Magnesium, Vitamin A, geringe Mengen Vitamin C, sowie B6, D, E, B1, B12, Selen, Mangan und Phosphor.
Traditionelle Dosierung
Für Sonnenblumenkerne gibt es keine feste Dosierungsempfehlung. Für spezifische Erkrankungen kann die Tagesmenge an der empfohlenen Sonnblumenölmenge orientiert werden. In der Regel beträgt die empfohlene Menge mehrere Gramm Sonnenblumenkerne 1- bis 3-mal pro Tag. Die Einnahme kann jedoch nach Belieben und Bedarf erfolgen.