Sommer-Bohnenkraut – Satureja hortensis

Sommer-Bohnenkraut – Satureja hortensis

Gebräuchliche Namen: Sommer-Bohnenkraut, Garten-Bohnenkraut, Bohnenkraut, Satureja hortensis, Sommer-Saturei, Satorka, Saturei, Satore, Schabernack, Čubrica, Czaber ogrodowy, Summer savory, La ajedrea de jardín, Satureja hortensis (Latein), Чабер садовый (russisch), Summer savory (englisch)

Lateinischer Name: Satureja hortensis

Herkunft: Asien, Europa, Südamerika, Nordamerika

Kurzvorstellung

Sommer-Bohnenkraut lässt sich leicht im Garten, in der Wohnung oder auf dem Balkon kultivieren. Es bevorzugt einen trockenen, sonnigen und windgeschützten Standort. Die Vermehrung erfolgt über Samen, Stecklinge oder im Ausnahmefall durch Teilung im Frühjahr oder Herbst. Die Aussaat keimt meist innerhalb von 2 Wochen. Das Bohnenkraut gedeiht in tiefgründigen, lockeren, sandig-lehmigen und humusreichen Böden. Am besten sind Braunerde oder Schwarzerde geeignet; ungeeignet sind schwere, nasse oder verdichtete Lehmböden. Bohnenkraut ist trockenheitstolerant, bei Staunässe jedoch anfällig für Fäulnis. Der ideale Dünger ist ein phosphorbetonter Herbstdünger. Dank seines intensiven Dufts kann Bohnenkraut im Gemüsegarten – etwa neben Kreuzblütlern – zur Abwehr von Blattläusen beitragen.

Die Blätter werden durch behutsames Schneiden geerntet. Ganze Pflanzen werden meist ab Juli in 5–10 cm Höhe über dem Boden geschnitten, für eine zweite Ernte im September schneidet man noch höher. Frisches Bohnenkraut sollte möglichst rasch verwendet werden. Im Kühlschrank bleibt es einige Zeit frisch und kann im Schatten, gut belüftet und bei maximal 35°C schonend getrocknet werden, ohne gewendet zu werden. Richtig getrocknet, intensiviert sich das Aroma noch einmal.

Ausführliche Beschreibung

Sommer-Bohnenkraut – ein echtes Multitalent: Es lindert Verdauungsbeschwerden, vertreibt Motten aus dem Kleiderschrank und gibt sowohl Ihrer Küche als auch Ihrem Liebesleben die nötige Würze.

Botanische Informationen

Sommer-Bohnenkraut ist eine einjährige, krautige Pflanze und erreicht eine durchschnittliche Höhe von etwa 30 cm, meist mit leicht violettem Schimmer. Der wenig attraktive, zunehmend verholzende, verzweigte Stängel ist fast kahl und oft violett gefärbt. Die kleinen, dunkelgrünen, lanzettlichen Blätter sind lang, schmal und enden in einem kaum ausgeprägten Blattstiel. Die kleinen, ährigen Blüten präsentieren sich meist violett, selten auch weiß. Die Pflanze bildet ein ausgeprägtes, faseriges Wurzelsystem aus, über das sie Nährstoffe aus dem Boden aufnimmt.

Herkunft und Verbreitung

Zur Gattung Satureja gehören rund 30 Arten, die überwiegend in subtropischen und gemäßigten Klimazonen der Erde verbreitet sind. Sommer-Bohnenkraut stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, Südosteuropa und warmen Regionen Südwestasiens. Seit dem frühen Mittelalter gelangte es nach Frankreich, Deutschland, Russland, Bulgarien und Iran. Traditionelle Hauptanbaugebiete sind Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Russland und die USA. In Polen, Tschechien und der Slowakei wird es nur vereinzelt kultiviert.

Verwendung / Dosierung

Seit der Antike wird Sommer-Bohnenkraut als aromatisches Würzkraut geschätzt. Es würzt vielfältige Gerichte und galt in der Antike als Aphrodisiakum, geweiht den Göttern des Weins und der Sinnlichkeit, Dionysos und Bacchus – daher stammt auch der Spitzname "Satyrblume". Wegen angeblich anregender Wirkung war das Kraut in Klostergärten zeitweise verboten. Aus schriftlichen Quellen des 9. Jahrhunderts ist überliefert, dass Menschen kleine Beutel mit Bohnenkraut um den Hals trugen, um Geist und Stimmung zu beleben.

Die Römer weichten Bohnenkraut in Essig ein und verwendeten es als Gewürz für Soßen. Lange bevor Pfeffer in Europa bekannt war, wurde Bohnenkraut als pfeffrige Würze in der Küche verwendet. Heute findet sich Bohnenkraut in vielen Kräutermischungen, etwa als wichtiger Bestandteil der Provenzalischen Kräuter. In Bulgarien ist es der Namensgeber der Gewürzmischung Čubrica und in einigen Regionen unverzichtbar für das "Bouquet garni". Sommer-Bohnenkraut besitzt einen angenehmen Geschmack und kann Menschen, die keinen Pfeffer vertragen, als aromatische Alternative dienen.

Das intensive Aroma erfordert ein sparsames Dosieren – oft gilt: Weniger ist mehr. Die ätherischen Öle regen die Magensaftproduktion an, fördern Appetit und lindern Blähungen. Damit ist Bohnenkraut das ideale Gewürz für schwer verdauliche Speisen. Durch sein würziges, pfeffriges Aroma passt es besonders zu fetten Speisen, Füllungen, Wild und Suppen. Es verfeinert Kräuterbutter sowie französische und italienische Salate. Besonders bewährt hat sich Bohnenkraut zur Milderung der blähenden Wirkung von Hülsenfrüchten, Brot, Pilzen, Fisch- und Eierspeisen. Auch für eingelegte Gurken, Pilze oder Sauerkraut ist es hervorragend geeignet.

Heute werden die ätherischen Öle des Bohnenkrauts äußerst effizient für die pharmazeutische und kosmetische Industrie extrahiert, doch das Kraut ist in Volksheilkunde und Küche gleichermaßen beliebt und gebräuchlich wie eh und je. Man nutzt es zur Herstellung von Likören, Wermutweinen, aber auch in der Aromatherapie und Balneotherapie. In der Kosmetikindustrie dient das ätherische Bohnenkrautöl durch seine besonderen Eigenschaften als Bestandteil von Cremes und Parfüms – für einen unverwechselbaren, kräftigen Duft.

Der Standard für Sommer-Bohnenkraut als Zutat etwa für Kräutermischungen wie die Provenzalischen Kräuter ist in diversen technischen Normen (z.B. ISO 7928-2) geregelt. Diese definieren Anforderungen an Duft, Geschmack, Schädlings- und Schimmelbefall, Fremdstoffe und den chemischen Aufbau von Stängeln, Blättern und Blattbruchstücken im Handel.

Auch als Heilpflanze ist Sommer-Bohnenkraut von Bedeutung. Ursprünglich wurde es, mit Wein verkocht, älteren Menschen zur Stärkung der Gesundheit verabreicht. Während der gesamten Vegetationsperiode wird das gesamte Kraut für Tees und Aufgüsse genutzt. Bohnenkraut fördert den Appetit, verbessert die Verdauung als Stomachikum und bietet Linderung bei Blähungen, hilft gegen Übelkeit und wirkt als Antidiarrhoikum bei akuten und chronischen Durchfällen sowie als Spasmolytikum bei Koliken.

Das ätherische Öl wirkt hustenstillend bei Reizhusten und erleichtert als Expektorans das Abhusten von Schleim, außerdem desinfiziert es die Atemwege. Bei Halsschmerzen helfen Umschläge oder Gurgeln mit einem Bohnenkraut-Auszug, und das enthaltene Gamma-Terpinen ist zudem ein Antioxidans.

Verschiedene Gastritiden werden durch die antiseptischen, antimykotischen, antibakteriellen und entzündungshemmenden Eigenschaften der Inhaltsstoffe gelindert. In vitro-Studien bestätigten bakterizide und insektizide Wirkungen der Öle. Blühende Stängel (frisch oder getrocknet) können als Mottenschreck in Kleiderschränken aufgehängt werden.

Bohnenkraut unterstützt lokal die Wundheilung, reduziert Symptome bei Wespenstichen und hilft bei Gürtelrose. Desinfizierende und zusammenziehende Effekte nutzt man zur Reinigung fettiger Haut. Verantwortlich ist vor allem die Substanz Carvacrol, die auch als Lebensmittelzusatzstoff verwendet wird und medizinisch sogar als Analgetikum (Schmerzmittel) eingesetzt wird.

Dem Bohnenkraut wird eine leicht anregende, als Aphrodisiakum geltende Wirkung zugesprochen, unterstützend bei Impotenz und Frigidität. Es wirkt leicht harntreibend und mindert das Durstgefühl bei Diabetikern.

Einschränkungen

Die meisten Quellen berichten, dass Bohnenkraut beruhigt, Tachykardie lindert, den Blutdruck senkt und hilfreich für Hypertoniker ist (auch angewendet in der Aromatherapie). Einige Quellen nennen jedoch einen leichten blutdrucksteigernden Effekt – bei bekannten Blutdruckproblemen empfiehlt sich daher vor regelmäßiger Anwendung ärztlicher Rat.

Inhaltsstoffe

Bohnenkraut enthält zahlreiche biologisch aktive Substanzen: Terpenoide, Phenole und Polyphenole. Besonders wirksam sind die aromatischen Kohlenwasserstoffe des ätherischen Öls. Das Öl besteht zu rund 30% aus Carvacrol, zu 20% aus Gamma-Terpinen, daneben aus Cymen, Alpha-Terpinen und Myrcen. Neben den aromatischen Substanzen enthält Bohnenkraut viele Polyphenole der Gruppen Tannine und Flavonoide, Harze, Mineralstoffe und Bitterstoffe.

Traditionelle Dosierung

Exakte therapeutische Dosierungsempfehlungen sind in der Literatur nicht bekannt – die meisten Autoren betonen den sparsamen Gebrauch. Überliefert ist jedoch ein traditionelles Liebeselixier: 5 Handvoll Bohnenkraut, dazu je 1 Handvoll Minze, Walnussblätter und Basilikum, Schöllkrautwurzel und Johanniskraut, gemischt, in Rotwein 14 Tage angesetzt und dann täglich ein Schnapsgläschen davon.

Zur allgemeinen Stärkung: Einen Teelöffel getrocknetes Bohnenkraut in eine Tasse kaltes Wasser geben, aufkochen, vom Herd nehmen und 10 Minuten ziehen lassen. Abseihen und 2–3 Tassen täglich vor den Mahlzeiten trinken. Für Tee: Einen Teelöffel Bohnenkraut mit einer Tasse kochendem Wasser übergießen, kurz ziehen lassen und abseihen. Bei Verdauungsbeschwerden trinken, bei Angina oder Mundschleimhautentzündungen mit kaltem Sud gurgeln. Für kleinere Hautverletzungen, Pilzinfektionen, Gürtelrose u.Ä. ein sauberes Tuch in kaltem Aufguss tränken und auflegen. Für Bohnenkraut-Essig oder -Öl: 1 Liter hochwertigen Essig leicht erwärmen, über frisches Kraut in eine Glasflasche gießen und 2 Wochen ziehen lassen. Für dekorativen Essig eine frische Bohnenkrautspitze zugeben. Nach Geschmack kann Knoblauch, Minze, Dill oder andere Kräuter beigefügt werden.

Traditionelle Gerichte:

Pleskavica ist ein typisches Gericht auf dem Balkan – bestehend aus mindestens zwei Sorten Hackfleisch, Zwiebeln, Peperoni, Salz und Bohnenkraut. Die Mischung wird gebraten und traditionell mit Zwiebeln im Lepinja (Fladenbrot) serviert. Mit Käse oder geräuchertem Schweinefleisch gibt es weitere Varianten.

Balkan-Kapama kombiniert Schweinefleisch, Donauwurst, Zwiebeln, Paprika, Tomaten, Balkankäse, Knoblauch und Bohnenkraut. Das Fleisch wird angebraten, alle Zutaten schichtweise in einen Keramiktopf gefüllt (Zwiebeln zuerst) und im Ofen fertig gegart. Kurz vor dem Servieren werden Eier aufgeschlagen und überbacken. Mit Brot servieren.

Bouillabaisse – dieser berühmte französische Fischeintopf wird traditionell mit Fischen aller Größen zusammen mit Lauch, Zwiebeln, Knoblauch, Tomaten und Kräutern (Lorbeer, Fenchel, Petersilie und Bohnenkraut) in einem großen Topf gekocht.