Senf – Sinapis

Senf – Sinapis

Gebräuchliche Namen: Senf, schwarzer Senf, weißer Senf, Brauner Senf, Gelbsenf, Senfkorn, mustard, Sinapis, Brassica, mostaza, moutarde, Bai Jie Zi, Kali Mohari, marathi, sarshap, black mustard, yellow mustard, black moutarde, graine de moutarde noire, huile de moutarde noire, sénevé, Farine de moutarde blanche, mostaza blanca, Weibe Senfsamen

Lateinischer Name: Brassica nigra, Sinapis alba

Herkunft: Afrika, Asien, Australien, Europa, Südamerika, Nordamerika

Kurzvorstellung

Beide Senfarten bevorzugen sonnige oder leicht schattige Standorte mit feuchtem, nährstoffreichem und durchlässigem oder sandigem Boden. Besonders gut gedeiht die Pflanze in Böden mit ausreichend Humus und Stickstoff. Typische Vorkommen von Senf sind Fluss- und Teichufer, Brachflächen, Bahndämme oder Baustellen, Feuchtgebiete sowie Wegränder. Der Anbau der Pflanzen ist unkompliziert, beide Senfarten kommen mit relativ geringen Nährstoffkonzentrationen aus, benötigen jedoch ein warmes, trockenes Klima ohne Staunässe sowie einen lockeren Boden, idealerweise ergänzt mit stickstoffhaltigen (Chilesalpeter, Ammoniumsulfat) oder phosphathaltigen Düngern. Die Vermehrung erfolgt durch Aussaat der Samen im März. Die Ernte von Weißem Senf erfolgt, wenn die Schoten braun sind und die Samen eine gelbe Färbung annehmen. Die Samen werden aus der Pflanze herausgeschlagen, getrocknet und gelagert. Die Ernte des Schwarzen Senfs ist anspruchsvoller, da sich die Schoten leichter öffnen und es dadurch zu Verlusten bei falscher oder schlecht getimter Ernte kommen kann.

Ausführliche Beschreibung

Ein italienisches Sprichwort sagt: „Ein Kuss ohne Bart ist wie ein Steak ohne Senf“, unser Sprichwort lautet: „Ein Leben ohne Senf ist wie Liebe ohne Küsse.“

Botanische Informationen

Schwarzer und weißer Senf sind einjährige Kräuter, die bis zu 2,5 Meter hoch wachsen. Der Stängel der Brassicaceae ist im unteren Bereich behaart, stark verzweigt und entspringt einer dünnen Wurzel. Die einzelnen Zweige sind lang, weit ausladend und biegsam. Die Grundblätter sind gestielt, lanzettlich oder eiförmig, paarweise angeordnet, etwa 5 cm breit und etwa 15 cm lang. Die weiter oben am Stängel sitzenden Blätter sind ungeteilt, schmaler, kleiner und sitzen direkt am Stängel. Die zwittrigen, hellgelben Blüten mit etwa 5 mm langen Kelchblättern bilden endständige oder blattachselständige Trauben, die von Juni bis August erscheinen. Die Frucht ist eine zweiteilige, abgeflachte, vierkantige und etwa 2 mm breite Schote, die aufrecht am Fruchtstand anliegt. Im Inneren der Frucht befinden sich 4–8 kugelige, etwa 1 mm große Samen mit netzartiger Samenschale, die von Juli bis September reifen. Der Weiße Senf unterscheidet sich vom Schwarzen in erster Linie durch die gesägten Blattränder und die dunkelbraunen Samen.

Herkunft und Verbreitung

Die gesamte Gattung Brassica stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum (Teile Südeuropas) und hat sich von dort aus fast über ganz Europa (außer den nördlichsten Regionen) sowie Afrika verbreitet. Später wurde die Pflanze nach Westasien, den gesamten asiatischen Raum, Amerika und Australien eingeführt. Bereits seit der Antike wird Senf in Deutschland, Frankreich, Russland und weiteren Ländern kultiviert, wo er heute zum Teil auch verwildert wächst. In Deutschland wird Schwarzer Senf heute hauptsächlich als Kulturpflanze angebaut; in wärmeren Regionen, wo er sich schneller ausbreitet, gilt er auch als Ackerunkraut.

Verwendung / Dosierung

Aus Senfkörnern wird für kulinarische Zwecke das allseits bekannte Speisesenf hergestellt (durch Mischen mit Wasser, Essig, Salz usw.). Tafelsenf kann sowohl aus Weißem als auch aus Schwarzem Senf zubereitet werden, wobei der Weiße Senf seine Schärfe länger bewahrt. Der Geschmack ist anfangs mild scharf, später angenehm aromatisch, und ergänzt viele Speisen hervorragend. Senf regt zudem den Appetit und die Produktion von Gallensäuren an – als Nahrungsergänzung ist er somit bestens geeignet.

Traditionell werden Senfkornauflagen äußerlich auf die Brust bei Husten, Erkältungen und zur Linderung entzündlicher Erkrankungen wie Rheuma, Gicht, Ischias, geschwollenen Gelenken, arthritisbedingten Schmerzen, Osteoarthritis, Lumbago und Schmerzen im Nacken und in den Gelenken aufgebracht. Bei Rückenschmerzen, steifem Nacken und Muskelschwäche verwendet man die sogenannten „Senfwickel“, bestehend aus gemahlenem und zerstoßenem Senfsamen. Die Inhaltsstoffe lockern die Muskulatur und wirken schmerzlindernd. Senfbäder werden empfohlen bei Erkältungen, Entzündungen der Atemwege und Nebenhöhlen, bei Asthma und Migräne. Die Inhaltsstoffe reizen lokal und fördern die Durchblutung des Gewebes.

Eine Studie untersuchte die Verbindung zwischen dem überdurchschnittlich hohen Senfkonsum in der japanischen Bevölkerung und deren weltweit hoher Lebenserwartung. Dabei zeigte sich, dass Senfsamen reich an starken Antioxidantien sind. Die Senf-Inhaltsstoffe können oxidierte LDL-Moleküle in Makrophagen des Atmungs- und Verdauungstrakts wirksam löschen und so die Entwicklung von in vitro Darmkrebszellen verhindern. Zugleich hemmen sie das Wachstum und induzierten Zelltod derselben Zelllinien. Senf-Inhaltsstoffe sind in vivo in der Lage, die Plasmaspiegel von Lipidperoxidations-Produkten zu senken und gemeinsam mit Diät mehrere antioxidative Enzymsysteme (Superoxid-Dismutase, Katalase, Glutathion-Peroxidase usw.) anzuregen. Die enthaltenen Flavonoide, Carotinoide und die Vitamine C und E sind starke Antioxidantien, die die Integrität der Membranen von Schleimhäuten und Haut bewahren.

Eine weitere Studie extrahierte und identifizierte 14 Inhaltsstoffe aus dem ätherischen Öl der Senfsamen und testete deren breites antimikrobielles Potenzial. Zusammen mit einem Vernetzungsmittel (Genipin) wurde eine Verkapselungsmatrix aus Koazervat-Mikrokapseln entwickelt, die eine hemmende Wirkung gegen das Wachstum bestimmter Bakterienarten zeigte. Senf-Inhaltsstoffe werden als natürliche Konservierungsstoffe eingesetzt, wobei ihre antimikrobielle Wirkung mit einer beschleunigten Synthese von Verdauungsenzymen in der Mundhöhle in Zusammenhang stehen könnte, die den Aufbau und die Funktion pathogener Bakterien im Verdauungstrakt stören.

Ein hoher Pyridoxingehalt unterstützt und fördert enzymatische Prozesse im Rahmen der Stoffwechselregulation und stärkt zentrale Funktionen des Nervensystems (bessere Kognition, verbessertes Gedächtnis, verstärkte Durchblutung des Kortex). Das enthaltene Niacin besitzt nachweislich einen cholesterinsenkenden Effekt durch Reduzierung der Cholesterin- und Triglyzeridwerte. In vitro-Studien konzentrieren sich jedoch nur auf einzelne Senf-Inhaltsstoffe, nicht auf das Gesamtbild.

Homöopathie

Als homöopathisches Mittel werden Senfkörner bei Herpes, Koliken, Zahnschmerzen und neurologischen Beschwerden empfohlen. Präventiv wird ihm eine schützende Wirkung gegen Krebs nachgesagt.

Volksmedizin

In der Volksmedizin wird das Heilkraut seit jeher verwendet. Am häufigsten kommen Umschläge zur Förderung der Durchblutung der Atemwege und Nieren zum Einsatz. Verwendet wird Senf daher bei Pleuritis, akuten Entzündungen der Atemwege oder bei Gelenkentzündungen (Rheuma). Innerlich wird er bei Verdauungsstörungen eingenommen. In der Volksheilkunde findet die innere Anwendung außerdem zur Vorbeugung von Infektionskrankheiten, zur Steigerung der Diurese bei Harnverhalt oder Ödemen, zur Appetitanregung und Verbesserung der Verdauung Anklang. Die Einnahme größerer Mengen zerstoßener Senfkörner wirkt abführend, indem sie die Darmwand reizen. In der ayurvedischen Medizin wird Senf äußerlich zur Linderung von Muskelschmerzen, bei Rheuma und sogar zur Stimulation des Haarwuchses auf der Kopfhaut angewendet.

Inhaltsstoffe

Die Samen des Schwarzen Senfs haben einen Energiegehalt von etwa 469 kcal pro 100 g. Sie enthalten rund 40 % Kohlenhydrate (überwiegend Ballaststoffe), bis zu 10 % Wasser, etwa 30 % Fette mit einem hohen Anteil einfach ungesättigter Fettsäuren, ca. 25 % Eiweiß sowie Vitamin A, Thiamin, Riboflavin, Niacin, Pyridoxin, Folsäure, Cyanocobalamin, Ascorbinsäure, Tocopherole, Vitamin K und zahlreiche Mineralien (Kalzium, Eisen, Natrium, Kalium, Phosphor, Magnesium, Zink). Das Senföl enthält ein flüchtiges Öl, das durch Spaltung der Glykoside Sinigrin und Sinalbin entsteht und bedeutende therapeutische und pharmakologische Eigenschaften besitzt. Ein weiterer Bestandteil ist Allylisothiocyanat, das ebenfalls pharmazeutisch wirksam ist. Aminosäuren wurden per Massenspektrometrie identifiziert: Glutamin, Cystein, Prolin, Glutaminsäure sowie calciumgebundene Proteine.

Traditionelle Dosierung

Das ätherische Senföl sollte nur in geringen Mengen und für erträgliche Zeiträume (etwa 10–15 Minuten) auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen werden. Senfteig besteht aus zerstoßenen Senfkörnern auf einem Tuch als Umschlag. Senfpapier/Pflaster wird traditionell durch Einweichen eines herkömmlichen Pflasters in Senfkorn-Auszug bereitet. Eine Tinktur entsteht, indem einige Gramm Senfkörner mit etwa 50 ml 60-prozentigem Alkohol gemischt und mehrere Tage mazeriert werden; diese wird ausschließlich äußerlich verwendet.