Schwarz-Pappel – Populus nigra

Gebräuchliche Namen: Schwarz-Pappel, Pappel, Schwarze Pappel, Pappelknospe, Populus nigra, Black Poplar (englisch), Balm of Gilead, Baume de Gilead, Bourgeon de Peuplier, Populi Gemma, Peuplier, Poplar
Lateinischer Name: Populus nigra
Herkunft: Afrika, Asien, Europa, Südamerika, Nordamerika
Kurzvorstellung
Schwarz-Pappeln gedeihen am besten auf frischen, humusreichen Böden. Es handelt sich um lichtliebende, anspruchslose Bäume, die auf überschwemmten Böden, in feuchten Wäldern sowie an Flussufern und anderen Gewässern zu finden sind. Die Vermehrung erfolgt durch Ausläufer.
Ausführliche Beschreibung
Eine vielseitige Pflanze mit antiker Geschichte.
Botanische Informationen
Die Krone der Schwarz-Pappel ist breit, hoch gewölbt und wirkt bei alten Bäumen oft unregelmäßig. Sie ist ein sogenannter schnellwüchsiger Baum. Der Stamm wächst meist gerade, kann bei älteren Exemplaren jedoch verdreht sein. Das Holz ist hellbraun, grob und insgesamt leicht. Die Rinde variiert von grauweiß bis braungrau und weist feine Risse auf. Die Äste sind weitreichend, ältere Zweige nehmen eine gelblich-graue Farbe an.
Die Blätter befinden sich an langen Trieben, sind bis zu 9 cm lang, wechselständig, gestielt, rund bis lang zugespitzt mit fein gekerbtem, gesägtem Rand. Sie sind kahl, oberseits hellgrün und unterseits noch heller.
Die Blüten sind zweihäusig: die männlichen, dicken, zylinderförmigen Kätzchen werden bis zu 5 cm lang, die weiblichen sind schlanker, grünlich mit gelben Narben. Die Blütezeit der Schwarz-Pappel liegt zwischen März und April. Die Früchte sind dick, zugespitzt, grünbraun und kahl – es handelt sich um Kapseln. Die Samen sind hellbraun und werden vom Wind verbreitet, meist erscheinen sie im Juni.
Herkunft und Verbreitung
Die Schwarz-Pappel stammt ursprünglich aus Auenlandschaften Mittel- und Südeuropas; ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich jedoch über Westeuropa, Zentralasien bis nach Nordafrika. Sie wächst von der Mittelmeerküste bis zu den Britischen Inseln im Norden und östlich bis nach Kasachstan und China. Große Bestände finden sich auch im Kaukasus und im Nahen Osten.
Verwendung / Dosierung
Die Schwarz-Pappel ist ein klassischer Baum für Alleen und große Parks. Sie wurde lange als Zier- und Windschutzpflanze genutzt und zählt zu den häufigsten Laubbäumen in unseren Breiten. Besonders interessant: Verschiedene Teile des Baumes liefern wertvolle Extrakte für pharmazeutische Produkte.
Der Gattungsname „Populus“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Volk“. Schon in der Antike wurden Pappeln an öffentlichen Versammlungsplätzen gepflanzt – hiervon leitet sich auch der historische Name ab. In Europa wurde die medizinische Verwendung der Pappelknospen erstmals im Kräuterbuch von John Gerard (1597) offiziell erwähnt, wo die Knospen als entzündungshemmende Salbe beschrieben werden.
Traditionelle Pflanzenheilkunde
In der traditionellen Pflanzenheilkunde wurde auch der Pappelrinde besondere Bedeutung zugeschrieben. Ihr werden adstringierende, entzündungshemmende, antirheumatische und antiseptische Eigenschaften nachgesagt. Die Knospen werden als Tinktur, Aufguss, Pulver oder Salbe verwendet. Die Tinktur kommt bei Asthma und anderen Atemwegserkrankungen wie Bronchitis, Husten, Tracheitis, Laryngitis und Halsschmerzen sowie bei Angina, Gichtanfällen und Lungenblutungen zum Einsatz. Salben mit Pappelknospen finden in der Dermatologie Anwendung – bei Ulcera, oberflächlichen Hautläsionen, Sonnenbrand, Insektenstichen, Prellungen, Hämorrhoiden, Analrissen und entzündlich-rheumatischen Beschwerden.
Leber-schützende Wirkung
Studien (Debbache-Benaida et al.) belegen die leberschützende Wirkung von ethanolischem Extrakt der Schwarz-Pappel-Knospen (200 mg/kg), welcher eine durch Aluminium verursachte Leberschädigung bei Tiermodellen verhinderten konnte. Die histopathologische Analyse zeigte eine normale Leberstruktur, der Extrakt schützte das Organ vor Schädigung und Nekrose.
Antioxidative Wirkung
Debbache et al. analysierten in-vitro die antioxidativen Effekte von verschiedenen Extraktfraktionen der Pappelknospen; der wässrige Extrakt zeigte die stärkste antioxidative Kapazität. In vitro (Mausmakrophagen RAW 264.7) und in vivo (Tiermodell) bewirkte der ethanolische Extrakt von Populus nigra-Knospen starke Radikalfänger-Aktivität. Ein weiteres Team wies nach, dass der ethanolische Extrakt mit der DPPH-Methode eine vergleichbare antioxidative Wirkung wie Vitamin C zeigte.
Entzündungshemmende Eigenschaften
Neben der starken antioxidativen Wirkung werden die Knospen der Schwarz-Pappel für ihre entzündungshemmenden Eigenschaften geschätzt. Dieser Effekt wird auf den hohen Gehalt an Flavonoiden wie Quercetin, Pinocembrin und phenolischen Säuren zurückgeführt.
Dudonne et al. untersuchten die Wirkung des Knospenextrakts auf Hautalterung: Die Extrakte modulierten wichtige Gene der Entzündungsreaktion und Zellregeneration. Andere Untersuchungen belegen, dass Pappelknospen zur Wundbehandlung und als Schmerzmittel eingesetzt werden können. Ethanolische Extrakte der Knospen reduzierten den Gehalt entzündlicher Interleukine (IL-6, IL1β) in vitro signifikant.
Weitere Studien an Tiermodellen (200 mg/kg Extrakt) zeigten eine vergleichbare entzündungshemmende Wirkung wie Diclofenac. Auch Konzentrationen von 25 und 100 mg/kg hemmen entzündungsfördernde Zytokine (IL-6, IL-10, TNF-α). Der Inhaltsstoff Pinocembrin zeigte in vitro und in vivo Schutz vor Entzündungen sowie Regulation bestimmter Interleukine. Weiterhin wurde ein günstiger Effekt auf Bindegewebe und Hautfunktion beschrieben; Extrakte gelten als vielversprechend für die künftige Hautpflege.
Antibakterielle und antimykotische Wirkung
Die phenolischen Verbindungen in den Knospen besitzen starke antibakterielle Effekte. Gulhan Vardar-Unlu et al. zeigten, dass insbesondere grampositive Bakterien wie Staphylococcus aureus, Streptococcus pyogenes und Enterococcus faecalis empfindlich auf methanolische Pappelknospenextrakte reagieren. Weitere Studien belegen die Wirksamkeit gegen Pseudomonas aeruginosa (inklusive Biofilmhemmung), Listeria monocytogenes und Candida albicans. Auch gegen Aspergillus niger und Fusarium-Arten konnten leichte bis deutliche Effekte nachgewiesen werden. Die Forschung bestätigt, dass die Extrakte ein großes Potenzial gegen bakterielle und pilzliche Infektionen sowie deren Biofilmbildung haben.
In jüngster Zeit werden die Extrakte zudem im Zusammenhang mit der Behandlung der Borreliose evaluiert.
Antidiabetische Eigenschaften
Eine umfassende Studie (Shiquin Peng et al.) belegte die antidiabetische Wirkung des ethanolischen Knospenextraktes – es verbesserte die Insulinsensitivität, senkte die Insulinresistenz sowie den glykosylierten Hämoglobinwert bei diabetischen Mäusen. Eine vierwöchige Gabe (50 oder 100 mg/kg/Tag) reduzierte die Seruminsulinspiegel signifikant, mit besserem Effekt als Metformin. Zusätzlich wurden Entzündungsfaktoren wie IL-6, TNF-α, MCP-1 und COX-2 deutlich gesenkt.
Liu et al. untersuchten die Wirkung von Pinocembrin, Galangin, Chrysin und Pinobanksin auf die Insulinresistenz in vitro. Dabei steigerten Galangin und Pinocembrin die Glukoseaufnahme und die Glykogenspeicherung, und zeigten gemeinsam einen synergistischen Effekt.
Krebshemmendes Potenzial
Es gibt wenig Studien zum Gesamtextrakt der Schwarz-Pappel, jedoch Forschung zu einzelnen Inhaltsstoffen: Pinocembrin wirkt antimikrobiell, entzündungshemmend, neuroprotektiv, antioxidativ und hemmt die Bildung reaktiver Sauerstoffspezies sowie die Apoptose-Regulation. An Prostatakrebszelllinien fördert Pinocembrin (100–150 μM) antiproliferative und proapoptotische Eigenschaften. Vergleichbare Effekte wurden an Kolon- und Ovarialkarzinomzellen nachgewiesen. Pinostrobin wiederum zeigte eine ausgeprägte antitumorale Aktivität unter anderem bei Brustkrebs- und Zervixkarzinomzellen.
Einschränkungen
Aufgrund des Gehalts an salicylathaltigen Substanzen sollte auf die gleichzeitige Einnahme mit anderen Salicylaten verzichtet werden. Auch die Kombination mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAID) kann die Toxizität auf Magen und Nieren erhöhen; bei gleichzeitiger Einnahme von Antikoagulanzien steigt das Blutungsrisiko.
Inhaltsstoffe
Die wichtigsten Inhaltsstoffe der Schwarz-Pappel (Populus nigra), vor allem der Knospen, sind phenolische Verbindungen (Phenole, phenolische Säuren, Phenylpropanoide und diverse Flavonoide) sowie Terpenoide (Mono- und Sesquiterpene). Die hohe Konzentration dieser Flavonoide und Phenole ist maßgeblich für die breite biologische und pharmakologische Wirkung verantwortlich.
Nach aktueller Fachliteratur enthalten die Pappelknospen Flavone (z.B. Apigenin, Chrysin, Pinostrobin, Pinocembrin, Galangin), Flavanone (Pinocembrin, Pinostrombin), Anthocyane, Saponine, Chinone, Sesquiterpene (γ-Selinen, Elemen, β- und α-Eudesmol), Flavonole, Flavanole, Glykoside und Glyceride. Weiterhin finden sich phenolische Säuren wie Kaffeesäure, Cumarsäure, Zimtsäure, Ferulasäure und ihre Derivate. Über 48 ätherische Öle wie Kadinene, Cineol, Curcumen, Bisabolene, Farnesol, Humulen und Acetophenon wurden in beachtlichen Mengen nachgewiesen.
Weitere charakteristische Substanzen sind 1,8-Cineol, Salicylaldehyd, Zimtsäureester, Ferulasäure, Kaffeesäure, Pinocembrin, p-Cumarsäure und Benzylkaffeat.
Traditionelle Dosierung
Für einen Tee wird ein Teelöffel getrockneter Pappelknospen mit 200 ml kaltem Wasser übergossen und zum Kochen gebracht. Zehn Minuten bei geringer Hitze köcheln lassen, dann abseihen und auf Trinktemperatur abkühlen lassen. 2× täglich trinken. Die Knospen werden auch zur Herstellung von Tinkturen verwendet.