Sauerkirsche – Prunus cerasus

Sauerkirsche – Prunus cerasus

Gebräuchliche Namen: Sauerkirsche, echte Sauerkirsche, Kirsche, Prunus, Sour Cherry, Dwarf Cherry, Morello Cherry, Amarelle Cherry, Griottier, Montmorency Cherry, Tart Cherry, Cerise, Cerise à tarte acide, Cereza, Cirasa, Cerizo, Kirss, Kirsebaer, Chjarasgia, Grease, Kiraz, Kerse, Kirši, Ciliegia, Morell, Ceriéra, Chrisse, Qershia, Višnja, Cherry (englisch, global), Prunus cerasus (lateinisch, botanisch, internationaler Ursprung)

Lateinischer Name: Prunus cerasus

Herkunft: Asien, Europa, Südamerika, Nordamerika

Kurzvorstellung

Für den erfolgreichen Anbau der Sauerkirsche ist die Wahl des richtigen Standorts entscheidend. Am besten geeignet sind höhere Lagen mit durchlässigem, sandigem, feuchtem Boden und Luftzirkulation (idealerweise an Nordhängen). Sauerkirschen bevorzugen sonnige und halbschattige Plätze, wobei der Ertrag an vollsonnigen Standorten meist höher ist. Bemerkenswert ist die Frostresistenz der Bäume bis zu −20 °C. Die besten Kirschsorten Großbritanniens werden küstennah gepflanzt.

Sauerkirschen sind leider empfindlich gegenüber Frost und kalten Regenperioden während der Blütezeit, daher sollte der Standort nicht häufigen Frühjahrs- oder Spätfrösten ausgesetzt sein (Nähe zu Gewässern ist von Vorteil). Sie benötigen gelegentliche Feuchtigkeit und bevorzugen stickstoffhaltige Böden. Eine andere Quelle führt eine Vorliebe der Sauerkirsche für saure Böden an (auch in leicht saurem Substrat gedeihen sie!).

Die gängigste Vermehrungsmethode ist das Okulieren. Es ist ratsam, die Kultur durch gute Pflege zu erhalten, manchmal wird das Einsäen von Klee im Frühjahr für mehrere Saisons empfohlen. Für die Aussaat bestimmte Samen sollten so früh wie möglich auf ein Saatbeet gelegt werden. Die Keimung dauert lange, bis zu 18 Monate, größere Sämlinge werden einzeln in Töpfe gepflanzt.

Die Früchte der Sauerkirsche reifen sehr schnell, die Ernte kann daher schwierig sein. Die Kirschen sollten zügig und sorgfältig geerntet werden, bevor sie verderben. Die jährliche Sauerkirschen-Ernte betrug im Jahr 2012 etwa 1.150.000 Tonnen, wobei die größten Produzenten die Türkei, Russland, Polen, die Ukraine, Iran und weitere Länder sind.

Ausführliche Beschreibung

Beliebte Frucht von Europa bis Asien.

Botanische Information

Die Sauerkirsche ist ein kleiner, laubabwerfender Baum, der gewöhnlich eine Höhe von 3 bis 10 Metern erreicht. Die Krone ist meist kegelförmig. Die Zweige erinnern eher an Ruten und hängen an den Enden oft herab. Die Blätter sind wechselständig, eiförmig, glänzend und hellgrün. Die Pflanze blüht Anfang Mai oder Ende April. Die Blüten sind weiß, zwittrig und wachsen in Büscheln. Der Baum kann seine eigenen Blüten bestäuben. Die Früchte sind dunkelkarminrote Steinfrüchte (Sauerkirschen), die im Juli an kurzen Stielen reifen.

Herkunft und Verbreitung

Die Art Prunus cerasus ist vermutlich aus der Kreuzung von Prunus avium und Prunus fruticosa hervorgegangen und stammt ursprünglich aus dem Gebiet des heutigen Iran oder Osteuropas, wo sich diese Arten am wahrscheinlichsten trafen. Die Kultivierung erfolgte entlang des Kaspischen und Schwarzen Meeres, und etwa um 300 v. Chr. waren die Bäume den antiken Griechen bekannt. Die Perser und Inder schätzten die Sauerkirsche, und die Römer brachten Setzlinge im 1. Jahrhundert n. Chr. nach Britannien. Im Jahr 72 n. Chr. wurde die Sauerkirsche von Lucius Licinius Lucullus nach Rom gebracht.

Heute findet man die Sauerkirsche in ganz Europa (Baltikum, Mitteleuropa, Spanien, Italien, Südskandinavien), Südwestasien (u.a. Israel, Libanon, Usbekistan), Nordamerika (vor allem USA), Australien und Nordindien. Sie wächst bevorzugt in gemäßigtem Klima. Prunus cerasus ist der Süßkirsche (Prunus avium) sehr ähnlich.

Verwendung / Dosierung

In Großbritannien wuchs das Interesse und die Popularität der Sauerkirsche während der Regentschaft von Heinrich VIII. im 16. Jahrhundert. Im 17. Jahrhundert wurde sie im englischen Kent zur wichtigsten Anbaufrucht, wo im Laufe der Zeit zahlreiche Kultivare entstanden. Die erste in Amerika gezüchtete Sorte in Massachusetts hieß "Kentish Red".

Die große Beliebtheit der Sauerkirsche beruht auf ihrer Vielseitigkeit in der Küche (Backen, Kochen usw.) – darunter Kuchen, Torten, Desserts, Kompott, Marmeladen und Säfte. Das Holz des Baums wird auch in der Möbelherstellung verwendet. Getrocknete Sauerkirschen, die mit Zucker gekocht und mit kaltem Wasser vermischt werden, sind Bestandteil traditioneller Getränke wie Visne surubu oder Vissináda. Sauerkirschsirup, der für Liköre und verschiedene Getränke beliebt ist, findet man häufig in der Türkei, Griechenland und Zypern. Getrocknete Sauerkirschen werden beim Kochen auch zu Suppen oder Schweinefleisch gegeben. In Belgien werden Sauerkirschen teilweise beim Brauen des natürlich fermentierten Kirschbiers Kriek Lambic verwendet.

Mehrere Studien beschreiben eine mäßige Verbesserung der Schlafqualität bei Menschen mit Insomnie nach regelmäßiger Einnahme von Produkte mit Sauerkirschextrakt (hergestellt aus etwa 230 g Trockenobst) und Äpfeln. Eine Studie hebt hervor, dass Sauerkirschen möglicherweise durch ihren erhöhten Melatoningehalt eine positive Wirkung auf den Schlaf haben.

Aufgrund bestimmter Inhaltsstoffe in der Frucht haben Sauerkirschen Potenzial bei der Behandlung entzündlicher Erkrankungen des Gelenk- und Bewegungsapparates. Weitere Grundlagenforschungen verweisen auf das antimikrobielle Potenzial der Inhaltsstoffe und mögliche Vorteile bei der Behandlung von mikrobiellen Infektionen. Andere Inhaltsstoffe (auch in anderen Früchten und Gemüsen enthalten) zeigen signifikantes Potenzial, das Wachstum von Krebszellen zu hemmen und kardiovaskulären Erkrankungen vorzubeugen – insbesondere wird ischämische Herzerkrankung genannt.

Anthocyane mit antioxidativem Potenzial können das Altern verlangsamen und kardiovaskuläre Erkrankungen hinauszögern. Die Anthocyan-Konzentration der Sauerkirschen zeigt antioxidative Eigenschaften, die mit handelsüblichen Präparaten mit 2 mM Vitamin E vergleichbar sind. In einer weiteren Studie wurde eine entzündungshemmende Wirkung festgestellt, die mit der in vivo-Wirkung von Acetylsalicylsäure (Aspirin) vergleichbar ist. Laut einer Arbeit hat diese Anthocyan-Konzentration eine etwa zehnfache Wirkung im Vergleich zu Acetylsalicylsäure.

Entzündliche Erkrankungen des Verdauungstraktes, Geschwüre und Darmentzündungen wurden sowohl akut als auch chronisch mit einer erhöhten Aufnahme von Sauerkirschen behandelt. Auch wenn der klinische Nutzen bei Verdauungsproblemen schwer zu bewerten ist, berichten einzelne Publikationen über eine positive Wirkung der Inhaltsstoffe in diesen Anwendungsgebieten.

Volksmedizin

In der Volksheilkunde wird die Sauerkirsche seit Langem bei Schlafstörungen und im Allgemeinen bei Schlafproblemen eingesetzt. Die traditionelle angelsächsische Medizin empfiehlt Sauerkirschen bei leichten Arthritiden, Verdauungsstörungen, Gicht und erhöhter Harnproduktion. Die amerikanische Phytotherapie empfiehlt Extrakte und Präparate aus Sauerkirschen bei Fieber, Erkältung und Husten.

Volksheilkundige verwenden Sauerkirschen (nicht nur die Früchte!) als Adstringens bei leichten Verdauungs- und Durchfallerkrankungen, als Bittermittel zur Appetitanregung und Verdauungsförderung, als Fiebersenker bei erhöhter Temperatur bei Erwachsenen, als Nervinum und balsamische Zubereitung bei Nerven- und Angstbeschwerden.

Wirkstoffe

Sauerkirschen enthalten eine Vielzahl bioaktiver Substanzen. Die Frucht enthält zahlreiche mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Ölsäuren (14 Flavan-3-ole, Myristinsäure, Permyristinsäure, Palmitinsäure, Stearinsäure, Ölsäure, Linolsäure, Arachidonsäure), Alpha-Tocopherol, Tocopherole, Vitamin A und Tokotrienole.

Weitere Inhaltsstoffe umfassen ca. 41 Polyphenole, Flavonoide, organische Säuren (z.B. 5-Hydroxyzimtsäuren), Proanthocyanidine, Procyanidine, 11 Anthocyane (Cyanidin, Cyanidin-3-glucosid, Cyanidin-3-glucosylrutinosid, Cyanidin, Cyanidin-3-sophorosid, Cyanidin-3-rutinosid), 10 Flavonole, 1 Flavon, Procyanidine, Ammoniumsalze, Beta-Phycoerythrin, Ascorbinsäure und Phenylalanin.

Der Wassergehalt der Sauerkirschen beträgt 80–85 %. Aus 100 g Früchten können etwa 58 Kalorien gewonnen werden. Mineralstoffanalysen zeigen bedeutsame Mengen an Calcium, Natrium, Eisen, Magnesium, Kupfer, Phosphor und Zink. In geringeren Mengen sind in den Früchten auch Kohlenhydrate (Dextrose, Saccharose), Zitronensäure, Amygdalin, Prunasin, Tannin, Quercetin und Kaempferol enthalten.

Traditionelle Dosierung

In verfügbaren Fachquellen ist keine empfohlene Dosierung angegeben.