Samtfußrübling – Flammulina velutipes

Samtfußrübling – Flammulina velutipes

Gebräuchliche Namen: Samtfußrübling, Enokitake, Enoki, Goldröhrling, Goldnadelpilz, Lilienpilz, Meeresfrüchtepilz, Winterpilz, Winterling, Winterrübling, Samtfuß, Velvet Shank, Velvet Stem, Golden Needle Mushroom, Lily Mushroom, Seafood Mushroom, Jinzhengu, Jingu, Paengi Beoseot, Kim Cham, Tram Vang, Flammulina velutipes

Lateinischer Name: Flammulina velutipes

Herkunft: Asien, Nordamerika

Kurzvorstellung

Der Samtfußrübling zählt in Japan zu den beliebtesten Speisepilzen. Die Kultivierung erfolgt meist in kühlen Räumen in kleineren Gruppen, wobei lange Myzelstränge durch erhöhten CO₂-Gehalt und verringertes Lichtwachstum gebildet werden. Die spezielle Pilzform erleichtert die Ernte. Für optimales Wachstum werden Substrate wie Kartoffeldextrose-Agar, Malzhefe-Agar, Flocken-Agar oder Hundefutter-Agar empfohlen. Als Wachstumsbasis dienen Holzarten wie Eiche, Erle, Weide, Birke, Buche usw. Der pH-Wert des Substrats sollte etwa 5 bis 6 betragen. Die Fruchtkörper erscheinen von März bis Dezember.

Ausführliche Beschreibung

Japanischer Vitalpilz mit immunmodulierender Wirkung.

Botanische Informationen

Der Hut des Samtfußrüblings ist hellbraun (honigfarben) bis orange gefärbt, misst 1–7 cm im Durchmesser, ist bei frischen Exemplaren klebrig, kahl, konvex oder flach und weist dünne, dichte, weißliche Lamellen auf. Mit zunehmendem Alter verblasst seine Farbe. Das Myzel ist weiß bis hellbraun, länglich mit goldenen Flecken, die sich im Alter ausdehnen. Die Pilze bilden weiße bis gelbliche Sporen. Der Stiel ist samtartig, dunkelbraun (bei älteren Fruchtkörpern noch dunkler), 2–11 cm lang und ca. 3–10 mm dick, zur Basis hin gleichbleibend oder etwas breiter. Bei Frost wächst der Pilz nicht, setzt bei steigenden Temperaturen aber das Wachstum fort. Ähnlich verhalten sich Austernpilz und Judasohr (beide auch in unserem Kräuterlexikon). Der Samtfußrübling ist ein saprophytischer Pilz. Sein Geruch und Geschmack sind nahezu neutral.

Herkunft und Verbreitung

Samtfußrübling ist in den gemäßigten Zonen der Nordhalbkugel weit verbreitet. Besonders beliebt ist er jedoch in Asien und Nordamerika (wo er auch kultiviert wird) – überraschenderweise wird er auch in Australien angebaut. Das Vorkommen ist bei folgenden Baumarten dokumentiert: Ahorn, Hainbuche, Weißdorn, Buche, Apfelbaum, Robinie, Linde, Ulme, Kastanie, Erle, Hartriegel, Esche, Schnurbaum, Pappel, Weide, Holunder, Maulbeerbaum, Walnuss, Eiche und Johannisbeere. Am häufigsten wird der Pilz gezielt auf den oben genannten Baumarten kultiviert.

Verwendung / Dosierung

Der im Samtfußrübling enthaltene Wirkstoff Ergothionein ist Gegenstand intensiver Forschung zu seiner antioxidativen Aktivität bei Tieren. Ein weiterer Inhaltsstoff, Proflamin, zeigte in Studien eine hemmende Wirkung auf Tumorwachstum und könnte die Lebensdauer von Versuchstieren um etwa 85% verlängern. Einige Inhaltsstoffe von Enoki haben sich in Tierversuchen als wirksam gegen das Wachstum und die Ausbreitung bestimmter Sarkomarten bewährt.

Ergothionein wurde in zahlreichen Studien untersucht und gilt heute als Substanz mit hohem antioxidativem Potenzial, die das Immunsystem stärkt. Forscherteams aus Japan diskutieren sogar die Entwicklung krebshemmender Impfstoffe auf Basis hochdosierter Inhaltsstoffe wie Flamulin und bestimmter Polysaccharide. Eine epidemiologische Studie von Wang et al. stellt einen Zusammenhang zwischen dem regelmäßigen Verzehr von Samtfußrübling (Enokitake) und niedrigen Krebsraten in der traditionellen Anbauregion Nagano, Japan her – möglicherweise auch beeinflusst durch den insgesamt gesunden Lebensstil der Bevölkerung.

Eine Forschungsgruppe aus Singapur beschäftigte sich erstmals 2005 intensiv mit den zahlreichen im Pilz vorkommenden Proteinen und identifizierte dabei fünf bedeutende Eiweiße, die das Immunsystem regulieren und stimulieren – insbesondere zum Schutz vor Infektionen.

Zur Wirkstoffkomposition zählen unter anderem Lektin und Beta-D-Glukan. Lektin wird als immunmodulierendes Protein beschrieben, das auch die körpereigene Antioxidantienproduktion erhöht. Gemeinsam mit Beta-Glukan trägt dieses Wirkstoffduo zur Optimierung der Immunbalance und Lebergesundheit bei (nach Dr. Wicherse). Weitere Studien beschreiben dem Pilz eine antibiotische Wirkung (gegen Staphylococcus aureus) sowie antivirale Eigenschaften.

In Japan wird Samtfußrübling traditionell zur Vorbeugung degenerativer Erkrankungen des Zentralnervensystems (Demenz, Alzheimer usw.) empfohlen, ebenso aufgrund seiner entzündungshemmenden Wirkung, zur Entgiftung und zum Schutz des Herz-Kreislauf-Systems. Ältere chinesische und japanische Studien (ab 1973) setzten Flammulina velutipes präventiv gegen Magengeschwüre, oberflächliche Läsionen im Magen und Lebererkrankungen ein.

Es liegen keine Berichte über toxische Wirkung oder Vergiftungsfälle vor. Für den Verzehr wird empfohlen, den Pilz mindestens 20 Minuten lang bei 100°C zu erhitzen, um das kardiotoxische Protein Flammulotoxin zu inaktivieren.

Wirksame Inhaltsstoffe

Zu den wichtigsten Wirkstoffen gehören der wasserlösliche Polysaccharid Flamulin, Ergothionein, Beta-D-Glukan und Lektin. Samtfußrübling enthält zudem zahlreiche Aminosäuren, insbesondere Lysin (unterstützend für das zentrale Nervensystem, bei Depressionen etc.). Weitere Inhaltsstoffe sind D-Arabinitol, Ergosta-5,7,22-trien-3β-ol, Epidioxy-ergosta-6,22-dien-3β-ol, Trihydroxyergosta-7,22-dien-6-on, Hydroxymethyl-2-(1-methylethenyl)-1-cyclohexanol, Hemisceramid, 1,3-Dilinolein, Ölsäure und Linolsäure.

Traditionelle Dosierung

Viele wissenschaftliche Veröffentlichungen verwenden Mengen von 500–750 mg Extrakt, einige empfehlen 625 mg. Für Erwachsene werden in der Regel mehrere Gramm Pilze pro Tag empfohlen; die Bandbreite richtet sich nach individuellem Bedarf und Alter.