Pistazie – Pistacia vera

Pistazie – Pistacia vera

Gebräuchliche Namen: Pistazie, Echte Pistazie, Pistazienbaum, Pistazienkerne, Pistaziennuss, Pistacia vera, pistachio nut, pistachio, pistacho, pistache, pistacchio, pistachier, Pistazie vera, alfóncigo, pimpernoot, pistacheiro

Lateinischer Name: Pistacia vera

Herkunft: Afrika, Asien, Australien, Europa, Südamerika, Nordamerika

Kurzvorstellung

Pistazie ist eine ursprünglich aus Wüstenregionen stammende Pflanze, die hervorragend mit salzhaltigen Böden zurechtkommt. Pistazienbäume sind recht robust und überstehen Temperaturen von -10 °C im Winter bis etwa 48 °C im Sommer. Der Echte Pistazienbaum bevorzugt einen sonnigen Standort mit gut durchlässigem Boden.

Bei hoher Luftfeuchtigkeit gedeiht dieser Baum schlecht. Die Wurzeln sind im Winter bei Staunässe besonders anfällig für Pilzbefall und Fäulnis, wenn das Wasser nicht gut abfließen kann. Heiße, lange Sommer begünstigen das Ausreifen der Früchte. Pistazien sind bekannt für ihre Fähigkeit, in extremer Hitze zu überleben.

Der Standortanbau beeinflusst erheblich Menge und Qualität der Ernte. Viele Landwirte bewerten die Provinz Kerman im Iran als eines der besten Anbaugebiete: 99,5 mm durchschnittlicher Jahresniederschlag, viele Sonnenstunden, kühle Winter, heiße Sommer und eine Durchschnittshöhe von 1.600 m über dem Meeresspiegel. Für eine zufriedenstellende Blüte benötigt die Pistazie eine deutliche Abkühlung im Winter und eine ausgeprägte Ruhephase.

Der Echte Pistazienbaum gilt als frosthart und kommt mit den Winterbedingungen Mitteleuropas zurecht. In Deutschland gibt es einzelne Pistazienzüchter, etwa im Raum Frankfurt, die ihre Pflanzen erfolgreich im Freiland kultivieren – ohne zusätzlichen Schutz vor Kälte oder Nässe. Die Fachliteratur beziffert die Winterhärte von Pistazien mit -13 °C bis -15 °C. In mitteleuropäischem Klima erreichen Pistazienbäume Wuchshöhen von 1,5–2,5 m und eine maximale Breite von 2 m. Junge Pflanzen eignen sich für kultivierte Haltung im Topf, ausgewachsene Exemplare für große Kübel.

Pistazien gelten als äußerst pflegeleicht. Sie wachsen sowohl in tiefgründigen, nährstoffreichen Böden als auch auf steinigen, kargen Unterlagen. Was sie unbedingt benötigen, ist ein vollsonniger, exponierter Standort ohne Schatten. Staunasse Gebiete werden grundsätzlich gemieden.

Pistazienbäume beginnen ab dem 6.–7. Lebensjahr zu blühen, veredelte Pflanzen schon nach 2–3 Jahren. Der Vorteil veredelter Setzlinge ist die sichere Bestimmung des Geschlechts, ein früherer Blühbeginn und eine bessere Ertragsqualität. Für eine reiche Bestäubung empfiehlt es sich, mindestens vier Pflanzen zu setzen, damit beide Geschlechter vertreten sind. Pistazien sind zweihäusig. Ein männlicher Baum kann bis zu zwölf weibliche Bäume bestäuben. Nach ertragsreichen Jahren folgt regelmäßig eine Phase mit weniger Fruchtansatz.

Die höchsten Erträge erzielen Pistazienbäume meist ab einem Alter von etwa 20 Jahren. Zum leichteren Ernten werden hohe Bäume regelmäßig beschnitten. Alle zwei Jahre kann ein ausgewachsener Baum bis zu 50.000 Kerne produzieren, was rund 50 Kilogramm entspricht. Die Ernte erfolgt in der Regel alle zwei Jahre oder unregelmäßig. Die Samen werden maschinell vom Baum abgeschüttelt und an der Luft getrocknet, anschließend sortiert.

China ist heute mit jährlich rund 80.000 Tonnen der weltweit größte Pistazienkonsument (etwa doppelt so viel wie die USA).

Ausführliche Beschreibung

Weltweit beliebte Delikatesse mit ausgezeichnetem Einfluss auf den menschlichen Körper.

Botanische Informationen

Pistazienbäume, botanisch Pistacia vera genannt, wachsen als strauchartige Bäume, die Höhen bis zu 10 Metern und eine Breite von bis zu 30 Metern erreichen können. Sie können ein Alter von bis zu 400 Jahren erreichen. Die Pistazie besitzt laubabwerfende, nadelartige Blätter von etwa 10–20 cm Länge. Als zweihäusige Pflanzen existieren männliche und weibliche Bäume getrennt. Die Blüten haben keine Blütenblätter, sind eingeschlechtlich und erscheinen immer an den Zweigspitzen.

Die Frucht ist eine Steinfrucht mit einem länglichen, essbaren Samen. Das Sameninnere, das kulinarisch als „Pistaziennuss“ gilt, ist aus botanischer Sicht kein echter Nussfrucht. Die äußere, feste und cremefarbene Schale schützt das Innere der Frucht. Die Samenhaut ist graurot und das Fruchtfleisch grünlich, charakteristisch aromatisch im Geschmack.

Mit zunehmender Reife wechselt die Schalenfarbe von grün zu herbstlich gelbroter Tönung, während sich die Schale spontan öffnet – dieses Phänomen nennt sich Dehiszenz und beschreibt das typische Aufspringen der Früchte bei Samenreife.

Herkunft und Verbreitung

Die heutige Pistaziensorte wurde vermutlich erstmals in Zentralasien während der Bronzezeit kultiviert. Die ältesten Funde stammen aus Djerkutan im heutigen Usbekistan. Ursprünglich stammt der Baum aus Mittelasien oder dem Nahen Osten. Heutzutage sind der Iran, die USA und die Türkei die weltweit größten Produzenten. Kleinere Anbauflächen finden sich in China, Syrien und Griechenland.

Inzwischen ist Pistazie in nahezu allen warmen, subtropischen Regionen verbreitet. Vereinzelt trifft man auf wildwachsende Pistazienbäume im Gebirge Afghanistans oder Irans auf Höhen zwischen 500 und 2.000 Metern über dem Meeresspiegel.

Verwendung / Dosierung

Archäologische Funde belegen den Verzehr der Pistazie bereits um 6750 v. Chr. Schon die Römer schätzten Pistazien; im Jahr 35 n. Chr. brachte der römische Prokonsul Lucius Vitellius sie aus Syrien nach Italien und Flaccus Pompeius im selben Jahr nach Hispania. Aus Westasien gelangte sie über Griechenland oder Rom nach Europa. Der ursprüngliche Name stammt vermutlich aus dem Alt-Persischen „pesteh“, wurde ins Altgriechische als „pistákion, pistákē“ und ins Lateinische als „pistacium“ übernommen. Besonders im Mittelalter prägte das Italienische („pistacchio“) die weitere Verbreitung. In der englischen Literatur tauchte sie bereits um 1400 als „pistace“ und „pistacia“ auf.

Erste großflächige Anbauversuche im englischsprachigen Raum gab es in Australien, New Mexico und Kalifornien ab 1854. 1917 führte W.T. Swingle die Pistazie erfolgreich entlang des Nils ein. Neue Sorten wurden anschließend Landwirten von China bis Kalifornien angeboten.

Pistazien werden hauptsächlich wegen ihrer Kerne kultiviert, die frisch, geröstet oder als Zutat in anderen Produkten verzehrt werden. Sehr beliebt sind Pistazieneis, Türkisches Lokum und auch im Wurstklassiker Mortadella. Baklava zählt zu den berühmten mediterranen Gebäckspezialitäten mit einer Füllung aus Pistazien oder Mandeln. Der wichtigste und meistverbreitete Pistazien-Kultivar ist „Kerman“.

Pistazien finden ihren Weg auch in Desserts wie Kulfi, Spumoni und neapolitanischem Eis, werden zu Pistazienbutter, -pasten sowie Süßwaren wie Baklava, Halva, Schokolade, Lokum und Biskuits verarbeitet. In den USA erfreut sich Pistaziensalat mit Pistazienpudding, Sahne und kandierten Früchten großer Beliebtheit.

Pistazien sind insbesondere für ihre Fähigkeit bekannt, das Hungergefühl zu reduzieren, was beim gesunden Abnehmen unterstützt. Im Vergleich zu anderen Nüssen bestechen sie durch ihre auffällige grüne Farbe und ihre aufgesprungene Schale, weshalb sie in China als „Glücksnuss“, in Iran als „lächelnde Pistazie“ bezeichnet werden.

Laut Ernährungsexperten sind Pistazien ein hervorragender Snack für alle, die abnehmen möchten: Sie sind kalorienarm und halten dennoch lange satt. Eine Portion von etwa 50 Pistazien liefert lediglich rund 170 Kalorien. Dennoch sollten Menschen mit sensibler Kalorienbilanz auf die Portionsgröße achten.

Studien deuten darauf hin, dass Pistazien LDL-Cholesterin senken können. In einer klinischen Studie sank bei Probanden, die 20% ihrer täglichen Kalorienzufuhr durch Pistazien deckten, der LDL-Wert im Schnitt um 14 %, während HDL um 25 % anstieg. Durch regelmäßigen Verzehr im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung lassen sich das Risiko und Fortschreiten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern.

Pistazien sind reich an Antioxidantien. Carotinoide (Lutein), Vitamin E und diverse Polyphenole unterstützen die Neutralisierung freier Radikale. Insbesondere Lutein schützt die Zellen vor der Oxidation von LDL-Cholesterin, beugt Entzündungen vor und gilt als Schlüsselfaktor bei der Sen-kung von Herzproblemen.

Klinische Studien bestätigen das Potenzial der Pistazie bei Hypercholesterinämie. Gesunde Personen wie auch Patienten mit mäßig erhöhtem Cholesterin wiesen nach dem Konsum ungerösteter Pistazien eine signifikante Verbesserung der Blutfettwerte auf.

Untersuchungen ergaben eine Reduktion des Gesamt- und LDL-Cholesterin sowie einen Anstieg des HDL-Cholesterins. Triglycerid- und Blutdruckwerte blieben unverändert. Manche Studien fanden positive Veränderungen bei Apolipoproteinspiegeln, sowohl kurzfristig als auch nach längerer regelmäßiger Einnahme (z. B. über drei Wochen).

2003 bestätigte die US-amerikanische FDA, dass der tägliche Verzehr von ca. 43 g Nüssen im Rahmen eines Diätprogramms das Herzinfarktrisiko senken kann.

Extrakte aus Pflanze und Samen zeigten in vitro eine milde antibakterielle Wirkung verglichen mit Nystatin. Frische Samen (mit Schale, türkische Herkunft) wiesen antivirale Effekte gegen Herpes-simplex-Viren auf, ähnlich wie der Wirkstoff Aciclovir.

Die in Pistazien enthaltenen Antioxidantien können zusätzlich der Glykosylierung entgegenwirken und somit zur Behandlung von Diabetes beitragen. Wässrige und alkoholische Extrakte der Blätter und Samen von Pistacia vera zeigten antioxidative Eigenschaften dank Flavonoiden und Tanninen in unterschiedlichen In-vitro-Tests.

Zeaxanthin und Lutein in Pistazien können Augenerkrankungen vorbeugen und gelten als wichtiger Baustein zur Prävention von Makuladegeneration, die in fortgeschrittenem Stadium bis zur Erblindung führen kann.

Pistazienöl eignet sich auch hervorragend zur Hautpflege. Es zählt zu den beliebten Emolliensien in der Kosmetik, überzeugt durch Duft, Wirkung und findet auch in der Aromatherapie Anwendung.

Traditionelle Medizin

In der traditionellen chinesischen Medizin wird die gesamte Pflanze von Pistacia vera bei Bauchschmerzen, Amenorrhoe, Verbrennungen, Hautabschürfungen, Ruhr, gynäkologischen Erkrankungen, Pruritus, Rheuma, Leberbeschwerden, Geschwüren und Traumata eingesetzt. Die Samen dienen als sedierende und tonisierende Mittel.

Traditionell wird Pistazie regelmäßig zur Linderung unangenehmer Empfindungen und Schmerzsymptome bei akuten und chronischen Entzündungen genutzt; sie besitzt nachweisbar analgetische Eigenschaften in dosierungsabhängigen Tests.

Bemerkenswert ist, dass Pistazienkerne sehr leicht entflammbar sind. Sie sollten nicht in großen Mengen zusammen gelagert werden, da sie sich selbst entzünden können. Wie viele Vertreter der Familie kann auch Pistazie bei manchen Menschen Allergien auslösen.

Inhaltsstoffe

100 Gramm Pistazien enthalten ca. 562 Kalorien und sind eine reichhaltige Quelle an Proteinen, Ballaststoffen, Mineralien (Kalzium, Magnesium, Eisen, Mangan, Phosphor, Kalium und Zink) und Vitaminen (A, B1, B2, B3, C, B5, B6, B12, E, D, Folsäure), gesättigten (Palmitin-, Stearinsäure) und ungesättigten Fettsäuren (Öl- und Linolsäure).

Pistazien sind außerdem reich an Kupfer, Vitamin B6 und Mangan, die den Aufbau von Knochen und Gewebe sowie den Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel begünstigen. Die Samen liefern besonders viele Ballaststoffe und fördern so eine gesunde Verdauung.

Pistazienfrüchte enthalten im Vergleich zu Haselnüssen mehr Protein, Öle und Vitamin E. Ungesalzene Pistazien sind reich an Kalium und arm an Natrium. Die Kerne zeichnen sich durch einen hohen Anteil an Linol- und Linolsäure aus. Weitere Antioxidantien sind Alpha- und Gamma-Tocopherol, Vitamin C, Proanthocyanidine, Transresveratrol, Daidzein, Genistein und Isoflavone.

Traditionelle Dosierung

Die Dosierung variiert je nach Bedarf und Gepflogenheit. Um die empfohlene Tagesmenge an Antioxidantien, Proteinen und Mineralstoffen zu decken, gilt eine Handvoll Pistazien als optimal. Die ideale Menge variiert jedoch je nach Ziel und wissenschaftlicher Untersuchung.

Zur Verbesserung des Lipidprofils wird empfohlen, Pistazien so einzusetzen, dass sie etwa 20 % der täglichen Kalorien ausmachen. Einzelne Studien empfehlen 65–75 g Pistazien am Tag für Erwachsene; andere verabreichen bis zu 125 g/Tag.