Passionsblume – Passiflora incarnata

Gebräuchliche Namen: Passionsblume, Maracuja, Maypop, Wildaprikose, True Passionflower, Purple Passionflower, Passiflora incarnata, wild apricot, Passionsflower, Passiflora (lateinischer, globaler englischer Ursprung)
Lateinischer Name: Passiflora incarnata
Herkunft: Afrika, Asien, Australien, Europa, Südamerika, Nordamerika
Kurzvorstellung
Ein Vorteil beim Freilandanbau der Passionsblume ist, dass sie problemlos in Mitteleuropa kultiviert werden kann. Sie kann im Frühjahr auf dem Balkon ausgesät und zur Überwinterung an einen möglichst hellen Ort gebracht werden – sie verträgt im Winter auch Temperaturen bis zu 7 °C. Die Vermehrung erfolgt durch Aussaat oder Stecklinge. Passionsblumen sind empfindlich gegenüber gängigen Schädlingen von Zimmerpflanzen und sollten daher besonders gepflegt werden. Es gibt viele Passionsblumenarten, die für den Anbau im Haus, am Fenster, im Gewächshaus oder Wintergarten sowie im Freiland geeignet sind. Für Anfänger wird besonders die Blaue Passionsblume empfohlen, da sie äußerst pflegeleicht und nahezu überall kultivierbar ist.
Ausführliche Beschreibung
Pflanzliche Behandlung mit antidepressiver und sedierender Wirkung.
Botanische Informationen
Die Passionsblume ist eine schnellwüchsige, kletternde und mehrjährige Pflanze, die in mitteleuropäischem Klima eine Höhe von 15 bis 40 cm erreichen kann. Die Stängel sind glatt oder vereinzelt behaart, stets lang und mit zahlreichen seitlichen Ranken versehen. Die wechselständigen Blätter sind groß (6–15 cm), handförmig zusammengesetzt, meist dreilappig oder gelegentlich fünflappig, an der Basis und am Blattstiel mit charakteristischen Drüsen. Die Passionsblume besitzt fünf blau-weiß gefärbte Kronblätter, die Blüte zeigt weiße und lilafarbene Töne. Die fleischigen Früchte werden als Maypop bezeichnet. Die frische Frucht ist eine goldgelb-orange (unreif grün) Beere von der Größe eines Hühnereis, deren Saft bei Insektenlarven und Wildtieren aufgrund ihres Geschmacks sehr beliebt ist. Die Pflanze ist insektenbestäubt, häufig übernehmen Hummeln und Bienen diese Aufgabe. Die Blütezeit ist im Juli, jede einzelne Blüte öffnet sich nur für einen Tag, nach der Bestäubung reifen die Früchte in etwa 10–12 Wochen aus. Die Passionsblume kann bis zu zweimal pro Jahr Früchte tragen.
Herkunft und Verbreitung
Wild wächst die Passionsblume vor allem in Gebüschen, gestörten Flächen, an Uferböschungen, auf ungenutzten Weiden, an Weg- und Bahnrändern. Sie bevorzugt sonnige Standorte und gedeiht nicht an schattigen Plätzen oder unter Bäumen. Ursprünglich stammt sie aus Süd-, Mittel- und Nordamerika, wo sie seit Generationen in der traditionellen Medizin genutzt wird. Infolge der Kolonialisierung hat sich die Passionsblume heute fast weltweit verbreitet.
Verwendung / Dosierung
Die ganze Pflanze – getrocknet oder frisch – wird als pflanzliches Arzneimittel eingesetzt. Am häufigsten findet sie Verwendung bei Nervosität und Schlaflosigkeit. Viele wissenschaftliche Studien bestätigen die ausgeprägte beruhigende Wirkung und das Gefühl von "Wohlbefinden", das die Passionsblume bei mentalem oder körperlichem Stress bewirken kann. Klinisch konnte eine gestiegene Schlafqualität durch den regelmäßigen Genuss von Passionsblumentee nachgewiesen werden. Zudem fördert der Extrakt das schnelle Einschlafen und erhöht die Resistenz des Körpers gegen inneren Stress.
Studien eines Forscherteams um Kamaldeep Dhawan belegen, dass ein Ethanolextrakt der Passionsblume angstlösende und angstdämpfende Effekte bei Labormäusen hervorruft. Die Passionsblume wirkt somit auf das zentrale Nervensystem und hat milde sedative Eigenschaften – stärker als beispielsweise Papaverin, das hauptsächlich krampflösend wirkt. Die Wirkstoffe der Passionsblume verbessern und vertiefen den Schlaf, wirken entspannend auf Verdauungstrakt und Herz-Kreislauf-System und besitzen milde krampflösende Effekte.
In Europa wird traditionell ein Teelöffel getrocknetes Passionsblumenkraut, oft als Tee aufgegossen, verwendet. Weltweit gibt es zudem Passionsblumen-Extrakte als Kaugummi. Die reife Frucht wird zu Marmeladen, Kompotten und Fruchtmischungen verarbeitet – eine beliebte Alternative zur bekannteren Passiflora edulis in der amerikanischen Küche. Eine Dosis von 10 mg/kg dieses Methanolextrakts zeigte in Studien eine gleichwertige Wirkung wie 2 mg/kg Diazepam bei Versuchsmäusen.
Zu den identifizierten Wirkstoffen zählt insbesondere ein Benzoflavon, das im Gehirn an denselben Rezeptoren wie Benzodiazepine angreift. Diese spezielle Substanz trägt vermutlich zur Linderung von Entzugssymptomen bei der Umstellung von relativ suchterzeugenden Substanzen wie Benzodiazepinen und THC sowie bei stark suchterzeugenden Substanzen wie Alkohol, Morphin und Nikotin bei.
Inhaltsstoffe der Passionsblume haben außerdem eine antitussive Wirkung und helfen, trockenen Reizhusten zu lindern, da sie gezielt auf das Gehirn wirken. Es wurde auch ein milder antiasthmatischer Effekt beobachtet. Die molekulare Struktur der aktiven Substanzen ist noch nicht abschließend bekannt; allgemeine Wirkmechanismen sind jedoch beschrieben. In der Volksmedizin wird die Passionsblume bei Schlafproblemen, Hämorrhoiden, Hautleiden, Migräne, Asthma, Menstruationsbeschwerden, Reizbarkeit und Angstzuständen angewendet.
In Südamerika findet sie darüber hinaus bei Nervenschmerzen, Zahnschmerzen, Delirium tremens und Hysterie traditionell Anwendung. Bei der Raucherentwöhnung können die getrockneten Blätter als Ersatzprodukt verwendet werden, um einerseits die Hände zu beschäftigen und andererseits von den milden euphorisierenden Effekten zu profitieren. Wird ebenfalls eingesetzt bei Durchfällen, akuter Manie und Krämpfen.
Wirkstoffe
Zu den Hauptwirkstoffen zählen unverifizierte Benzoflavone, Karbolin-Alkaloide wie Harmanol, Harmin, Passiflorin, Flavonoide wie Saponarin, Vitein, Orientin, Isoorientin, kleine Mengen ätherischer Öle und Sterole, Pektol, Glykoside und weitere Begleitstoffe.
Traditionelle Dosierung
2–5 g getrocknetes Kraut werden mit 0,5 l kochendem Wasser übergossen und 10–15 Minuten ziehen gelassen. Empfohlen wird der Genuss von drei Tassen täglich (letzte Tasse abends als mildes Schlafmittel, aber in geringem Volumen). Es gibt auch einen flüssigen Extrakt der Passionsblume in 45% Alkohol im Verhältnis 1:1 (drei Mal täglich einnehmen) sowie einen Trockenextrakt (jeweils 0,02–0,1 g drei Mal täglich). Die jeweilige Dosierung ist individuell anzupassen.