Odermennig – Agrimonia eupatoria

Odermennig – Agrimonia eupatoria

Gebräuchliche Namen: Odermennig, Odermennigkraut, Kleiner Odermennig, Gemeiner Odermennig, Heil- oder Benediktenkraut, Agrimonie, Agrimonia eupatoria, Agrimony, Agrimonia, Aigremoine, Gemeine Agrimonie, Repeshok, Aigremoine eupatoire, Agrimonia parti aeree, Repik, Repíková vnať, Dobroczaeva, Agermaneurt, Maarianverijuuri, Turičina zelen, Gewone agrimonie, Ziele rzepiku

Lateinischer Name: Agrimonia eupatoria

Herkunft: Afrika, Asien, Europa, Nordamerika

Kurzvorstellung

Odermennig ist eine genügsame Pflanze ohne besondere Ansprüche an Boden oder Pflege. Ein nährstoffreicher Boden mit gelegentlicher Düngung genügt. Die Aussaat erfolgt am besten im Frühjahr, vorzugsweise im März oder – bei günstigen Bedingungen – schon im Februar.

Die Pflanze lässt sich im Freiland oder im Gewächshaus kultivieren und benötigt einen sonnigen Standort. In der Natur wächst Odermennig auf trockenen Wiesen, an Waldrändern, Wegrändern, Streuobstwiesen, Weinbergen und Dämmen.

Das Kraut wird zur Blütezeit geerntet, meist zweimal jährlich: erstmals im Juli, das zweite Mal im Oktober (je nach Wetterlage). Zum Trocknen bindet man kleine Büschel und hängt sie luftig auf. Für beste Qualität sollte die getrocknete Pflanze hellgrün bleiben.

Das getrocknete Kraut wird vor der Verwendung zerkleinert und eignet sich zur Herstellung von Tees, Extrakten mit Wasser oder Tinkturen mit Alkohol. Odermennig findet sich auch als Zutat in diversen pflanzlichen Mischpräparaten.

Ausführliche Beschreibung

Der Odermennig ist eine traditionelle Heilpflanze mit vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten, die schon ab dem Neugeborenenalter genutzt wird.

Botanische Information

Odermennig (Agrimonia eupatoria) ist eine dunkelgrüne, ausdauernde Pflanze, die bis zu 150 cm hoch werden kann. Sie besitzt zahlreiche weiche Haare, die den gesamten Pflanzenkörper bedecken. Die Blüten verströmen ein angenehm aromatisches Aroma, das an Aprikosen erinnert.

Odermennig ist eine mehrjährige Pflanze mit aufrechtem Stängel, der einfach oder wenig verzweigt ist. Die Blätter sind unterbrochen unpaarig gefiedert, auf der Oberseite grün, auf der Unterseite graufilzig. Im unteren Bereich des Stängels sitzen die Blätter in einer trichterförmigen Anordnung. Die Blütenstände bestehen aus dichten Ähren mit zahlreichen Einzelblüten; die Blütenkronblätter sind gelb, verkehrt-eiförmig und an der Spitze abgerundet. Die Frucht ist ein kleiner, von Häkchen besetzter Fruchtbecher.

Herkunft und Verbreitung

Odermennig ist in weiten Teilen Europas, Südostasiens und Nordamerikas heimisch. Er bevorzugt voralpine Gebiete, Niederungen, Waldränder, Wiesen und Weiden. Besonders gut gedeiht er in Regionen mit mediterranem Sonnenklima und auf trockenen, offenen Flächen.

Es handelt sich um eine euroasiatische Art, deren Verbreitung von den Kanarischen Inseln über Nordafrika und ganz Europa bis nach Westsibirien reicht. Vom Menschen wurde der Odermennig außerdem nach Nordamerika, die Azoren, Südafrika und Neuseeland eingeführt. In Deutschland ist Odermennig häufiger in wärmeren Gebieten, seltener in kühleren Regionen anzutreffen und in Gebirgsregionen meist fehlend.

Verwendung / Dosierung

Odermennig ist eine seit der Antike geschätzte und vielseitig verwendete Heilpflanze. Er wird traditionell bei Magenkatarrhen, Gallenbeschwerden, als Gurgellösung bei Halsschmerzen und als Zusatz zu Entspannungsbädern verwendet. Früher diente die Pflanze außerdem als Färberpflanze.

Umfassende Studien belegen die antimikrobielle Wirkung von Auszügen aus Agrimonia eupatoria. Besonders der Aceton-Extrakt zeigte hohe Aktivität gegen Gram-positive Bakterien und einen hohen Gehalt an Flavonoiden, Gesamtphenolen und Procyanidinen (Muruzovic et al., 2016; Kincses et al., 2017 u. a.).

In der Volksmedizin findet Odermennig Anwendung bei inneren Blutungen und zur Förderung der Darmtätigkeit. Ihm wird ein guter Ruf bei der Behandlung von Gelbsucht und anderen Lebererkrankungen nachgesagt. Traditionell wurde er auch bei Schlangenbissen, Gicht, Hautausschlägen, Pharyngitis, Blutkrankheiten und zur äußerlichen Behandlung von Geschwüren und Wunden verwendet.

Ein wichtiger Teil der traditionellen Anwendung ist durch die Europäische Union offiziell anerkannt: Odermennig kann als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (i) zur Behandlung leichter, symptomatischer Durchfälle, (ii) als Gurgellösung zur Linderung kleiner Entzündungen im Mund- und Rachenraum sowie (iii) als Badezusatz zur unterstützenden Behandlung kleiner Hautentzündungen und oberflächlicher Wunden eingesetzt werden. Die Wirksamkeit basiert auf langjähriger medizinischer Erfahrung.

In alten Quellen findet sich der Hinweis, dass in Milch gekochter Odermennig zur Behandlung männlicher Impotenz angewendet wurde – wohingegen im Bier gekocht angeblich das Gegenteil erreicht wurde. In der traditionellen Pflanzenheilkunde galt Odermennig als Mittel gegen Schlaflosigkeit und war Bestandteil von Kräuterkissen.

Auch heute wird Odermennig bei Nieren-, Leber- und Blasenproblemen oder dem Reizdarmsyndrom eingesetzt. Dank seiner leicht adstringierenden Wirkung findet er Anwendung bei milden Durchfällen. Er kann Gallenbeschwerden lindern, entzündungshemmend und austrocknend wirken.

Inhaltsstoffe

Zu den identifizierten Inhaltsstoffen von Agrimonia eupatoria zählen überwiegend Gerbstoffe (vor allem Ellagitannine und Procyanidine) sowie eine Vielzahl an Flavonoiden, unter ihnen Luteolin, Apigenin, Quercetin- und Kaempferolderivate.

Umfassende Studien von Polyphenolen in Agrimoniae herba belegen, dass phenolische Säuren, Flavan-3-ol-Derivate, Ellagitannine und Flavonoide die wichtigsten Gerbstoffe sind.

Rund 11% der pflanzlichen Inhaltsstoffe bestehen aus Proanthocyanidinen und einem kleineren Anteil an Ellagitanninen. Zudem sind u. a. Palmitin-, Salicyl-, Kiesel- und Stearinsäure enthalten. Mehr als 20 Flavonoide konnten nachgewiesen werden. Die Pflanze enthält außerdem Triterpenoide, phenolische Säuren, Mineralstoffe, Vitamine, flüchtige Stoffe, Beta-Sitosterin, Polysaccharide und nicht näher bestimmte Cumarine.

Dosierung

Odermennig wird meist als Kräutertee, Tinktur (1:5 in 45% Ethanol) oder als Flüssigextrakt (1:1 in 25% Ethanol) verwendet.

Für die genannten Anwendungsbereiche beträgt die Dosierung: 1,5–4 g zerkleinertes Kraut als Aufguss in bis zu 250 ml kochendem Wasser, 2- bis 3-mal täglich. Die Tinktur wird mit 1–4 ml dreimal täglich, der Flüssigextrakt (1:1) mit 1–3 ml dreimal täglich empfohlen.

Für die Anwendung als Gurgellösung werden 1,5 g des Krautes in 150 ml heißem Wasser 2–4-mal täglich verwendet, alternativ 3–4,5 g in 250 ml Wasser 2–3-mal täglich. Tinktur und Extrakt werden in gleichem Maß dosiert. Für Bäder oder lokale Anwendungen 3–10 g des Krautes in maximal 250 ml Wasser.

Für die innere Anwendung sollte Odermennig maximal 3 Tage vor Arztbesuch eingenommen werden; für äußerliche Anwendungen eine Woche lang oder länger nach Rücksprache mit einem Fachmann.

Allgemein wird die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren nicht empfohlen, jedoch wird ein wässriger Auszug aus dem Kraut in der Praxis bei entzündlichen Hautreaktionen auch schon bei Neugeborenen für Bäder eingesetzt.