Mutterkraut – Tanacetum parthenium

Mutterkraut – Tanacetum parthenium

Gebräuchliche Namen: Mutterkraut, Fieberkraut, Falsche Kamille, Tanacetum, Chrysantheme, Feldkamille, Federkraut, Fieberfew, Featherfew, Bachelor’s Button, Altamisa, Chamomile grande, Wild Chamomile, Quinine, Santa Maria, Flirtroot, Mutterkraut (international), Vetter-voo, Fenyw, Feather-fully, Feddygen, Federfoy, Flortwort, Febrifuge Plant, Midsummer Daisy, Nosebleed, Chrysanthemum parthenium, Pyrethrum parthenium, Parthenium

Lateinischer Name: Tanacetum parthenium

Herkunft: Afrika, Asien, Australien, Europa, Südamerika, Nordamerika

Kurzvorstellung

Mutterkraut bevorzugt warme, sonnige Standorte und gut durchlässige, nährstoffreiche Böden. Die Pflanze toleriert ein breites pH-Spektrum, verträgt jedoch keine schweren oder sehr nassen Böden. Die Vermehrung erfolgt durch Samen. Beim Pflanzen sollten Abstände von 40–46 cm eingehalten werden. Es wird das Kraut geerntet und verarbeitet.

Ausführliche Beschreibung

Traditionelles Heilkraut mit Anwendungen bei Migräne und Entzündungen.

Botanische Informationen

Mutterkraut ist eine mehrjährige Pflanze, die im Durchschnitt zwischen 30 und 60 cm hoch wächst. Mehrere Stängel entspringen meist einem Wurzelstock. Die Stängel sind aufrecht, kantig, teilweise behaart und kahl und stark verzweigt. Die Blätter sind wechselständig, hell- bis gelbgrün, breit-eiförmig, die unteren gestielt, die oberen sitzend. Das Blatt ist 5–8 cm lang, 3–5 cm breit, stumpf am Ende, unterseits drüsig, gefiedert eingeschnitten mit gesägtem Rand. Blätter und Stängel duften nach Kamille. Die Blütenstände bilden Dolden mit 15–20 Einzelblüten, die Röhrenblüten sind gelb, die Zungenblüten weiß, beide zwittrig, die Blütezeit reicht von Juni bis September. Die Früchte sind etwa 1 mm lange, gerippte Achänen.

Herkunft und Verbreitung

Mutterkraut stammt ursprünglich aus Südosteuropa (vor allem von der Balkanhalbinsel), Anatolien, Westasien und dem Kaukasus. Aufgrund seiner Beliebtheit wurde die Pflanze nach Ostasien (besonders nach China und Japan), Nordamerika (USA, Kanada), Südamerika, Australien und Afrika eingeführt. In Deutschland wächst Mutterkraut in Gärten, Parks, auf Dorfplätzen, an Mauern und Wegen. Sie wurde lange in botanischen Gärten, an Pfarrhäusern und als verwilderte Populationen in der Nähe menschlicher Siedlungen kultiviert.

Verwendung / Dosierung

Der englische Name feverfew stammt vom lateinischen „febrifugia“ und bedeutet wörtlich „Fiebersenker“, obwohl die Pflanze traditionell nicht zu diesem Zweck verwendet wird. Das erste dokumentierte medizinische Anwendungsgebiet stammt aus dem 1. Jahrhundert n. Chr.; der griechische Arzt Dioskorides beschrieb Mutterkraut bereits als entzündungshemmendes Mittel. Im antiken Griechenland wurde das Kraut „Parthenium“ genannt, da es zur Behandlung von Bauarbeitern am Parthenon verwendet wurde (5. Jh. v. Chr.). Früher wurde Mutterkraut auch als „mittelalterliches Aspirin“ bezeichnet. Heute dient Mutterkraut nicht nur als Heilpflanze, sondern auch als Zierpflanze am Beetrand, und ein Blütenauszug wird als natürliches Insekten-Repellent eingesetzt.

Die exakte Ursache von Migräne ist noch nicht vollständig geklärt, jedoch wird angenommen, dass eine plötzliche Gefäßerweiterung im Gehirn und die Freisetzung bestimmter chemischer Stoffe (z. B. Proteine) eine zentrale Rolle spielen. Die Inhaltsstoffe des Mutterkrauts scheinen die Durchlässigkeit der Gefäßwände zu reduzieren und Gefäßerweiterungen etwas zu vermindern, weshalb das Kraut als Präventionsmittel gegen Migräneanfälle geschätzt wird. Verschiedene Studien bestätigen diesen positiven Einfluss: Die erste dokumentierte Fallstudie (1978) handelt von einer 68-jährigen Patientin mit chronischer Migräne, deren Beschwerden nach der Einnahme von Mutterkraut zurückgingen. Eine klinische Studie zeigte einen Rückgang der Anfallshäufigkeit im Vergleich zur Placebogruppe. In einer kanadischen Studie wurde die Häufigkeit von Migräneattacken um 24 % sowie deren Intensität reduziert.

Mutterkraut-Inhaltsstoffe sind in der Lage, die Konzentrationen von Prostaglandinen, IKK-beta, proinflammatorischen Faktoren und Zytokinen an Entzündungsherden zu senken. Besonders Parthenolid und dessen Derivate wirken entzündungshemmend und entkrampfend auf die Gebärmutterschleimhaut, lindern lokale Schmerzen und Entzündungen. Extrakte von Mutterkraut verringerten in Studien die Menge an Prostaglandinen bei Ratten und die Anzahl weißer Blutkörperchen bei Menschen. Die entzündungshemmende Wirkung wurde auch bei der Behandlung von rheumatoider Arthritis getestet und führte zur Senkung von proinflammatorischen Botenstoffen wie ICAM-1, TNF-alpha und Interferon-gamma.

Das lipophile Flavonoid Tanetin wurde in Mutterkraut entdeckt und weist die Fähigkeit zur Hemmung der Prostaglandinsynthese auf, vermutlich ohne die Bildung von Thromboxanen zu beeinflussen. Wässrige Extrakte verhinderten in in-vitro-Versuchen die Freisetzung von Arachidonsäure und die Aggregation von Blutplättchen durch ADP oder Thrombin. Parthenolid zeigte eine hemmende Wirkung auf die Phospholipase und Prostaglandinsynthetase in Blutplättchen.

Mutterkrautextrakte können zudem Symptome der Menopause lindern und das Wohlbefinden von Frauen in den Wechseljahren steigern. Auch zur Entspannung sowie zur Reduzierung von Spannungs- und Angstgefühlen wurde Mutterkraut traditionell eingesetzt.

Darüber hinaus unterstützen Bestandteile des Mutterkrauts die Durchblutung und könnten zur Linderung von Beschwerden bei schlechter Blutzirkulation beitragen – ein möglicher Mechanismus der Migräneprophylaxe. Parthenolid hemmte in vitro das Wachstum grampositiver Bakterien, Hefen und Schimmelpilze. Andere Studien deuten auf eine hemmende Wirkung auf Leishmania amazonesis, Mycobacterium tuberculosis und Mycobacterium avium hin. Parthenolid und ähnliche Laktone wirken antitumoral, insbesondere gegen Fibroblasten, Kehlkopfkrebszellen und weitere Tumorzelllinien. Zudem wird ein antioxidativer Effekt beschrieben, sodass Mutterkraut als Antioxidans genutzt werden kann.

Volksmedizin

In der Volksheilkunde werden Aufgüsse aus Mutterkraut bei Fieber, Migränekopfschmerzen, rheumatoider Arthritis, Magenschmerzen, Zahnschmerzen, Unfruchtbarkeit, Insektenstichen, schmerzhafter Menstruation und Beschwerden während der Geburt eingesetzt. Die Nutzung des Krauts hat eine lange Tradition, vor allem bei europäischen und griechischen Kräuterkundigen. Mutterkraut fand Anwendung bei Psoriasis, Allergien, Tinnitus, Asthma, Übelkeit und Erbrechen.

Traditionell gilt Mutterkraut als Spasmolytikum, Kardiotonikum, Antipyretikum, Mukolytikum, Antiphlogistikum, Emmenagogum, Antineoplastikum und Anthelminthikum. In der Volksmedizin werden frischer Kraut und Blätter ins Ohr gelegt, um Mittelohrentzündungen zu behandeln. Südamerikanische Indigene wenden Mutterkraut bei Darmkoliken, krampfartigen Nierenschmerzen, morgendlicher Übelkeit und Magenschmerzen an. In Costa Rica wird es als Aufguss verabreicht, um die Verdauung zu fördern, als Kardiotonikum, Emmenagogum und gegen Darmwürmer. In Venezuela dient es als Spasmolytikum, Tonikum zur Regulierung schmerzhafter Menstruation und zur Behandlung von Ohrenschmerzen.

Einschränkungen

Bei einigen Menschen kann es bei längerer Einnahme von Mutterkrautzubereitungen zu Hautausschlägen kommen. In diesem Fall sollte die Anwendung unterbrochen werden; nach einer Pause kann ein neuer Versuch unternommen werden. Aufgrund der Wirkung auf die Gebärmutter wird Mutterkraut während der Schwangerschaft nicht empfohlen.

Wirkstoffe

Zu den Hauptinhaltsstoffen zählen Sesquiterpenlaktone (besonders Parthenolid, Artecanin, Artemorin, Canin, Balchanin, Epicanin, Arbusculin, Manolialid, Reynosin, Santamarin, Secotanaparthenolid und andere), flavonoide Glykoside (Kaempferol, Trimethylether, Quercetagetin, Quercetin, Apigenin, Luteolin, Chrysoeriol, Santin, Jaceidin, Centaureidin), Gerbstoffe, ätherische Öle (Kampfer, Camphen, p-Cymen, Bornylacetat, Thujon, Pinene, Terpinene, Borneol, Pinocarvon, Carvacrol, Myrtenal, Eugenol, Acetylen-Derivate, Caryophyllen), Chrysanthemonin, Cumarin Isofraxidin und Epipektachol.

Traditionelle Dosierung

Nahrungsergänzungsmittel mit Mutterkraut empfehlen etwa 250 mg standardisierten Extrakt mit mindestens 0,4 % Parthenolidgehalt. Für Kinder unter 3 Jahren ist Mutterkraut nicht geeignet, größere Kinder dosieren entsprechend ihrem Körpergewicht. Kinder ab 20 kg erhalten etwa ein Drittel der Erwachsenendosis (bezogen auf 70 kg). Je nach Anwendungsgebiet reicht die Dosierung von 2–10 g einmal oder mehrmals täglich.

Ein Aufguss wird zubereitet, indem ein Teelöffel des Krauts mit 200 bis 250 ml kochendem Wasser übergossen wird. 1–3 Mal täglich trinken.