Morinda officinalis – Ba Ji Tian

Gebräuchliche Namen: Morinda, Morindawurzel, Ba Ji Tian, Ba Ji-Tian, Bah Ji Tian, Morinda officinalis, Indian mulberry, Indische Maulbeere, Morinda citrifolia, Noni, Chinakraute (engl. Chinese Morinda Root), Radix Morindae officinalis, Morinda radix
Lateinischer Name: Morinda officinalis
Herkunft: Asien, Australien
Kurzvorstellung
Morinda officinalis ist relativ pflegeleicht in der Kultur, wenn eine Temperatur leicht über 20°C, etwa 1500 mm Jahresniederschlag und ein tiefer, lockerer, lehmiger Boden gewährleistet werden. Pro Pflanze sind Erträge von bis zu 30 kg Wurzelmasse möglich. Sie ist äußerst tolerant: Auch auf wenig fruchtbaren Böden und bei schwankendem pH-Wert gedeiht sie. Morinda verträgt kurzzeitige Wetterextreme und kann starke Winde, hohe Temperaturen, Überschwemmungen und häufige Regenfälle überstehen. Gelegentlich wächst Morinda im Freiland, findet sich aber auch in bewaldeten Regionen. Besonders hochwertige Pflanzen bevorzugen sandig-lehmige Böden und entwickeln saftige Wurzeln mit wasserreichen Perlen an der Oberfläche. In manchen Ländern wird Morinda als invasive Pflanze betrachtet, da ihr aggressives Wachstum schwächere Arten verdrängen kann.
Morinda-Setzlinge bevorzugen bedecktes Wetter oder den Halbschatten von Waldunterschichten mit Wassernähe, um eine gute Feuchtigkeitsversorgung sicherzustellen. Wild wachsende Morinda kann aus der Natur geerntet werden, gezielt kultivierte Pflanzen ab dem dritten Jahr nach der Blüte. Setzlinge sollten mindestens 20 cm tief und auf einer Breite von 0,5–2 m gepflanzt werden, damit sie sich gut entwickeln können. Die Reife der Morinda erkennt man am gelb bis rot gefärbten Noni-Fruchtstand, der geerntet, geschält, gründlich gereinigt und gewaschen wird.
Ausführliche Beschreibung
Morinda officinalis, eine im Fokus der Traditionellen Chinesischen Medizin stehende Heilpflanze, wird für ihre wohltuende Wirkung auf das Fortpflanzungssystem von Männern und Frauen geschätzt.
Botanische Informationen
Morinda officinalis ist ein kleiner, lianenartiger Strauch oder Baum mit großen, dicken, zylindrisch geformten, saftigen und rosafarbenen Wurzeln unregelmäßiger Gestalt, die vorwiegend im Frühling, gelegentlich auch im Herbst geerntet werden. Der Stamm ist leicht aufrecht, bei jungen Pflanzen zeigt er eine ausgeprägte Behaarung. Die Blätter sind oval bis zur Spitze hin leicht zugespitzt, 5–15 cm lang und 1,5–5 cm breit. Die Blüten erscheinen in Gruppen von 2–10 Blüten; die Kelchblätter sind fleischig, weiß und können bis zu einem Zentimeter lang sein. Die Frucht ist eine fast kugelförmige, unregelmäßige Steinfrucht mit 3–6 Kammern und reift zu einer roten Farbe heran, der Durchmesser liegt bei 5–15 mm.
Herkunft und Verbreitung
Morinda officinalis stammt ursprünglich aus Malaysia und der Region Australien. Sie ist jedoch besonders in Ostasien – vor allem in China, Indien und anderen südostasiatischen Ländern – weit verbreitet. Heute wird Morinda in den chinesischen Provinzen Guangdong, Guangxi und Fujian bevorzugt angebaut. Auch im Pazifikraum und auf den Philippinen findet die Pflanze breiteste Anwendung in traditionellen Heiltraditionen. Der verwandte Kultivar Morinda citrifolia, gelegentlich ebenfalls als Morinda officinalis bezeichnet, kommt hingegen häufiger im Binnenland Indonesiens und an den Küsten Australiens vor.
Anwendung / Dosierung
Morinda officinalis hat eine lange Tradition in der Volksmedizin. Überlieferte Empfehlungen betreffen insbesondere die Anwendung bei Impotenz, zur Steigerung der Libido und Unterstützung bei Unfruchtbarkeit. Als Ba Ji Tian gilt sie als anregend, hilft, Müdigkeit zu überwinden, stimuliert zu körperlicher Aktivität und stärkt die Vitalität des gesamten Organismus. Sie wird zur Unterstützung der Muskelkraft und – in Kombination mit Bewegung – zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit eingesetzt. Darüber hinaus berichten traditionelle Heilpraktiker von positiven Wirkungen bei psychischen Beschwerden und Depressionen, da Inhaltsstoffe der Morinda die Ausschüttung von Melatonin und Serotonin in spezifischen Bereichen des Gehirns anregen und so das Gefühl von "Glück" fördern können.
Morinda wird zudem bei Gelenk- und Gliederschmerzen genutzt, wobei eine analgetische Wirkung durch reduzierte Schmerzempfindung erzielt wird. In Herbariumschriften wird auch ein milder antirheumatischer Effekt erwähnt. Typische Anwendungen sind weiterhin Osteoporose bei Frauen im Klimakterium sowie Harmonisierung des Menstruationszyklus bei Frauen im mittleren Alter.
Tierexperimentelle Studien zeigen, dass orale Gaben von wässrigen Wurzel-Extrakten (64–80 g/kg) oder alkoholischen Extrakten (60 g/kg) an nicht-ausgewachsene Mäuse keine Veränderungen hervorriefen. Bei ausgewachsenen Mäusen, die Morinda über 11 Tage bekamen, konnten jedoch Veränderungen an den Sexualdrüsen und eine erhöhte Zahl weißer Blutkörperchen im Plasma beobachtet werden – sowohl bei gesunden Mäusen als auch bei solchen, die mit Gammastrahlung belastet waren.
Morinda gilt allgemein als sicher. Ihr Geschmack ist leicht pikant, warm und süß. Nach der Traditionellen Chinesischen Medizin wirkt die Wurzel besonders auf die Meridianen von Niere und Leber ein. Nach dem Eintritt in das Blutsystem stärkt Morinda den Nierenaspekt und somit die reproduktiven Funktionen (Yin-stärkend). Sie bringt Erleichterung bei Beschwerden durch Überanstrengung, Wind-Störungen und Feuchtigkeit. Auch Schwellungen der unteren Gliedmaßen können so verbessert werden. Zusätzlich wird das Yang der Niere gestärkt, verstärkt Sehnen und Knochen, unterstützt bei Yang-Mangel (z.B. Erektionsstörungen, Fruchtbarkeitsverlust, Menstruationsproblemen und Schmerzen in den unteren Gliedmaßen). Weitere Anwendungsgebiete sind Magenbeschwerden, hoher Blutdruck, Atemwegsprobleme und ein geschwächtes Immunsystem, die durch Störungen des Nierenmeridians entstehen.
Morinda ist reich an Vitamin C und unterstützt das Immunsystem im Schutz vor Infektionen als Antioxidans. Zudem fördert sie die Nierenfunktion und die natürliche Ausleitung von Blutplasma und Entgiftung. Durch verstärkte Harnbildung kann milder Bluthochdruck günstig beeinflusst werden. Chinesische Analyseberichte heben die Anwesenheit von zwei Polysacchariden (Inulin und Nystose zusammen mit Bernsteinsäure) hervor, die zur Verbesserung des psychischen Gesamtzustands beitragen und vermutlich das Endorphin-Niveau im synaptischen Bereich erhöhen.
Heilmittel auf Morinda-Basis werden seit Jahrtausenden bei unregelmäßigem Menstruationszyklus, krampfartigen Gelenk- und Muskelschmerzen in den oberen Gliedmaßen, Schwellungen der unteren Extremitäten, Beruhigung von Krämpfen des Harntrakts und Problemen mit Inkontinenz eingesetzt. In anderen Kulturen wird Morinda traditionell bei rheumatischen Beschwerden, Gelenkentzündungen und Schmerzen zur Ausleitung von Schadstoffen eingesetzt. Älteren Menschen wird Morinda bei Harnverhalt sowie Mobilitätsproblemen und Muskelabbau empfohlen.
Wirkstoffe
Im Wurzelstock wurden Zucker, Glykoside, Flavone, triterpene Steroide, Aminosäuren, organische Säuren, Herzglykoside, Anthrachinone und Metalle wie Natrium, Kalium, Kalzium, Magnesium, Eisen, Mangan, Zink sowie mindestens 16 weitere Spurenelemente – vorwiegend in der Rinde – identifiziert. Weitere nachgewiesene Stoffe sind Rubiadin, Monotropein, Beta-Sitosterol, Palmitinsäure, Nonadekalkan, Dimethylalkan, Rubiadin-1-Methylether, diverse nicht näher spezifizerte Polysaccharide, Harze, Vitamin C und 11 freie Aminosäuren.
Traditionelle Dosierung
Die Traditionelle Chinesische Medizin empfiehlt eine Tagesdosis von etwa 5–10 g gut gewaschener und anschließend in circa 300 ml Wasser gekochter Ba Ji Tian-Wurzel, die auf ca. 60°C abgekühlt, abgesiebt und einmal täglich getrunken wird. Die Kochzeit sollte laut Quelle 10–15 Minuten betragen. Die Wurzel kann auch pur verzehrt werden. Klassische chinesische Kräuterbücher empfehlen, 10–15 g Morinda-Wurzel mit 3–4 Tassen Wasser zu kochen, bis noch etwa die Hälfte der ursprünglichen Flüssigkeitsmenge übrig bleibt. Die so gewonnene Abkochung kann vollständig oder aufgeteilt morgens und abends eingenommen werden – vorzugsweise unter der Anleitung eines erfahrenen TCM-Therapeuten.