Marokkanische Minze – Nana-Minze

Gebräuchliche Namen: Marokkanische Minze, Nana-Minze, Grüner Tee mit Minze, Minze, Nana, Ährenminze, Spearmint, Mint, Spear Mint, Mackerel Mint, Menta Verve, Mentha, Mentha viridis, Mentha crispa, Mentha cordifolia, Menthe crépue, Menthe douce, Menthe marocaine, naanaa, Mentha Crépue, Menthe Douce, Menthe à Epis
Lateinischer Name: Mentha spicata
Herkunft: Asien, Europa, Südamerika
Kurzvorstellung
Marokkanische Minze bevorzugt allgemein warme Lagen und halbschattige bis sonnige Standorte, blüht aber auch an vollsonnigen oder schattigen Plätzen, wobei volle Sonne bevorzugt wird. Hobbygärtner kultivieren diese Minzsorte meist im Topf oder in abgegrenzten Bereichen, da sie mit ihren stark wachsenden Ausläufern sehr invasiv ist. Optimal ist ein lehmiger, nährstoffreicher Boden.
Die Blätter der marokkanischen Minze können frisch, getrocknet oder gefroren verwendet werden. Sie lassen sich auch in Salz, Zucker, Sirup, Alkohol oder Öl konservieren. Die Blätter verlieren ihr Aroma, sobald die Pflanze verblüht ist. Es gibt unterschiedliche Empfehlungen für den besten Erntezeitpunkt: Während einige Quellen ein Rückschneiden kurz vor, andere eines kurz nach der Blüte propagieren. Der Rückschnitt kann vom halben bis zu etwa drei Vierteln des Stängels erfolgen – kleinere Blätter bleiben zum Nachwachsen stehen.
Auch für das Trocknen existieren verschiedene Methoden und Vorlieben bezüglich Material und Lichtverhältnissen.
Marokkanische Minze wird roh, in Salaten oder als Würze für Speisen und als Verdauungshilfe geschätzt. Medizinisch werden wohlschmeckende Kräutertees aus frischen oder getrockneten Blättern geschätzt, deren Genuss zur Reinigung des Mundes und zur Unterstützung der Verdauung beiträgt.
Ausführliche Beschreibung
Marokkanische Minze ist die Minzart mit dem größten therapeutischen Nutzen in der Volksmedizin.
Botanische Informationen
Marokkanische Minze ist eine ausdauernde, aufrecht wachsende Pflanze mit einem fleischigen, unterirdischen Rhizom und erreicht eine Höhe von 30 bis 100 cm. Der Grad der Behaarung von Stängel und Blättern variiert; das Rhizom ist 5 bis 15 cm lang und meist unterirdisch. Die Blätter sind kreuzgegenständig an den Stängeln angeordnet, sitzen direkt oder mit kurzen Stielen, sind 5–9 cm lang und 1,5–3 cm breit mit gezähntem Blattrand. Die Blattspreite ist lanzettlich bis oval, teils ellipsoid oder eiförmig, mit auffälliger Aderung auf der Blattunterseite und bis zu 10 Seitenadern. Der Stängel ist vierkantig, ein typisches Merkmal der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae), und im oberen Teil stark verzweigt.
Die Blüten, rosa bis weiß gefärbt (2,5–3 mm), erscheinen in lockeren, unterbrochenen, schmalen Ähren, die oberhalb der oberen Blätter wachsen (4–11 cm lang). Die Kronblätter schillern von hellrosa bis rosaviolett. Jede Blüte besitzt vier gleich lange Staubblätter. Marokkanische Minze blüht von Juli bis September. Die auffälligen Behaarungen bestehen aus zahlreichen, nach unten gebogenen Trichomen, die mit verzweigten Haaren und kleinen Papillen durchsetzt sind.
Herkunft und Verbreitung
Die Ährenminze (Spearmint) stammt vermutlich aus Westeuropa, wenngleich einige Quellen auf Mitteleuropa als Ursprung verweisen. Sie wurde durch menschlichen Einfluss als Zier- und Nutzpflanze weltweit verbreitet. Marokkanische Minze bevorzugt gemäßigte Klimazonen und gedeiht auf allen Kontinenten – von Europa über Asien, Afrika, Nord- und Südamerika bis nach Australien und Neuseeland sowie umliegende Inseln. In neuen Regionen breitet sich die Minze, aufgrund mangelnder natürlicher Feinde und starker Ausläuferbildung, schnell aus.
Für optimales Wachstum benötigt sie feuchte, humusreiche, eher tiefe Lehmböden mit leicht saurem bis leicht alkalischem pH-Wert. Man findet sie daher häufig an Flussufern, Teichen, Seen, in feuchten Gärten, Wiesen, Weiden und an Wegen.
Verwendung / Dosierung
Spearmint ist weit verbreitet in der Kosmetik, Lebensmittelherstellung und Pharmazie, vor allem zur Aromatisierung und Frischhaltung (Bonbons, Mundspülung, Zahnpasta). Die Blätter dienen zur Herstellung heilkräftiger Tees und Aromaprodukte. Ein Sud aus marokkanischer Minze wird traditionell seit Jahrhunderten eingesetzt bei Infektionen der oberen Atemwege, Verdauungsbeschwerden und als Badezusatz gegen Rheuma und Hautinfektionen.
In der Volksmedizin findet die marokkanische Minze (als Tee) Anwendung bei Leber- oder Gallenbeschwerden. Tees mit Ährenminze werden genutzt bei Nervosität, Beruhigung des Nervensystems, Linderung von Schmerzen, Behandlung von Magenneurosen und Dyspepsien. Bei Bedarf zur Verbesserung der Atmung und Funktion der Atemwege wird Minze auch inhaliert oder zur Aromatherapie bei Katarrhen der oberen Atemwege empfohlen. Bäder mit Ährenminze helfen zusätzlich bei psychischer Labilität.
Im angloamerikanischen Raum empfiehlt die Volksheilkunde Spearmint speziell bei Verdauungsproblemen wie Blähungen, Dyspepsie, Durchfall, Krämpfen des oberen Verdauungstraktes, Reizdarm, Gallen- und Gallenwegsproblemen, Gallensteinen. Weitere Indikationen sind Erkältungen, Grippe, Halsschmerzen, Kopf- und Zahnschmerzen, sowie Entzündungen des Bewegungsapparates und der Atemwege. Bekannte Anwendungsgebiete umfassen außerdem psychische Stimulation, Wurmmittel, lokales Anästhetikum und Analgetikum, Spasmolytikum (Muskelrelaxans). Marokkanische Minze oder deren Auszug werden äußerlich bei Arthritis, Muskelschmerzen, Neuropathien, Juckreiz, Urtikaria und zur Mundspülung empfohlen.
Früher wurde Spearmint in der Alternativmedizin als Antiemetikum, Antiseptikum, Diuretikum, Tonikum, Antispasmodikum, Stomachikum, Karminativum und Stimulans eingesetzt. Kräutertees werden als hilfreiches Hausmittel in der Behandlung von Fieber, Bronchitis, Erkältung, Schüttelfrost, Krämpfen, Gastritis, Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen, Morgenübelkeit, verstopfter Nase, Übelkeit und schmerzhafter Menstruation beschrieben. Zerstoßene Stängel werden äußerlich als Umschlag bei Schürfwunden verwendet. Reines ätherisches Minzöl eignet sich zum Einreiben bei Muskelkrämpfen, Steifigkeit, Schmerzen und Gelenkrheumatismus. In der Volksmedizin werden alle Pflanzenteile bei Krebsleiden eingesetzt, Umschläge zur äußerlichen Anwendung bei Tumoren empfohlen. Die frische Pflanze wirkt zudem abschreckend auf Insekten, Ratten und Mäuse.
Historisch wurde Minze zudem bei Hirsutismus bei Frauen (männlichem Behaarungsmuster infolge polyzystischer Ovarien) verwendet. Frühzeitige Studien deuteten darauf hin, dass der zweimal tägliche Gebrauch von Spearmint über mindestens einen Monat den Testosteronspiegel senkt und den Estradiolspiegel erhöht; neuere Untersuchungen konnten dies jedoch nicht bestätigen. Weiterhin wurde Ährenminze in Kombination mit Koriander und gegebenenfalls Loperamid oder Psyllium bei Reizdarmsyndrom beschrieben.
Viele wissenschaftliche Studien beschäftigen sich bis heute mit Wirkung und Dosierung der Inhaltsstoffe von Blättern der Ährenminze bei Zellkulturen, Tieren und Menschen (sowohl gesunden wie erkrankten Personen), insbesondere im Hinblick auf die nachgesagten Effekte aus der Volksheilkunde. Gute Ergebnisse wurden bislang bezüglich ihres Beitrags zur Förderung eines angenehmen Verdauungskomforts erzielt.
Pfefferminze wurde in verschiedensten Studien im Hinblick auf die Wirkung ihres ätherischen Öls auf den zentralen Nervensystem untersucht. Die Cochrane Dementia and Cognitive Improvement Group beurteilte die Inhalation von Spearmint-Öl (Aromatherapie) als förderlich für einige Aspekte der Alzheimer-Demenz. Ein weiterer Bericht beschreibt den positiven Effekt eines ethanolischen Extrakts von Pfefferminzöl auf die Reduktion von Migräneanfällen bei Erwachsenen. Zudem wird eine verbesserte Erinnerungsfähigkeit bei älteren Patienten mit leichten kognitiven Einschränkungen beschrieben.
Zahlreiche Arbeiten beschäftigen sich mit dem potenziellen Einsatz der Inhaltsstoffe von Mentha spicata (marokkanischer Minze) gegen das Wachstum verschiedener Krebszelllinien (z. B. Brustkrebs, Darmkrebs, Glioblastom, Lungenkrebs, Leukämie, Prostatakrebs) im Laborumfeld. Eine indische Studie aus 2014 beschreibt eine 70–97%ige Wirksamkeit von wässrigen oder methanolischen Extrakten der marokkanischen Minze bei der Reduktion von Krebszellen, ein Hinweis auf eine zukünftig nutzbare zytotoxische Aktivität.
Zwei Studien beschreiben zudem einen Einsatz von Mentha spicata-Inhaltsstoffen zur viruziden Behandlung von HIV, da das ethanolische Extrakt die Aktivität dieser Retroviren vermindern kann. In vitro zeigt das ätherische Öl der marokkanischen Minze eine antibakterielle Wirkung gegen pathogene Bakterienstämme wie Escherichia coli, Helicobacter pylori (inhibierend), Methicillin-resistente Staphylococcus aureus, Pseudomonaden, Enterobacter aerogenes und Salmonella enteritidis. Ein antimykotischer Effekt ist ebenfalls, wenn auch weniger stark, nachgewiesen.
Aufgrund fehlender Daten zur Einnahme durch Schwangere oder Stillende wird marokkanische Minze in höheren Dosen in dieser Zeit nicht empfohlen. In großen Mengen kann sie vermutlich reizend auf die Gebärmutterschleimhaut wirken und sollte daher während der Schwangerschaft vermieden werden.
Wirkstoffe
Die marokkanische Minze wird weltweit geschätzt dank ihrer ätherischen Öle. Hauptbestandteil ist R-(-)-Carvon, das der Pflanze ihren typischen, unverwechselbaren Duft verleiht. Weitere wichtige Inhaltsstoffe sind 1,8-Cineol, Dihydrocarvon, Limonen, Eugenol, Farnesol, Geraniol, Pulegon, Terpinen-4-ol, Borneol, Piperiton, α-Pinen, α-Terpineol, Apigenin, Thymol, Menthofuran, Sabinen sowie in geringeren Mengen Menthol und Menthon.
Zudem kommen Flavonoide, Essigsäure, Arginin, Benzaldehyd, Benzylalkohol, β-Carotin, β-Sitosterol, Acetophenon, Calcium, Hesperidin, Diosmin, Caryophyllen, Ethanol, Luteolin, Methionin, Niacin, Oleanolsäure, Perillylalkohol, Rosmarinsäure, Thiamin, Tryptophan, Ursolsäure, Bitterstoffe, Gerbstoffe, verschiedene Vitamine und Mineralstoffe vor.
Traditionelle Dosierung
Genutzt werden in der Heilpflanzenkunde Blätter, Kraut und daraus gewonnenes ätherisches Öl – in manchen Quellen wird auch die Wurzel erwähnt. Für Teeaufgüsse werden etwa 5 g getrocknete Minze auf 500 ml heißes oder kochendes Wasser gegeben und 10 Minuten ziehen gelassen.
Bei Verwendung des ätherischen Minzöls gegen Verdauungsbeschwerden empfiehlt sich eine Dosis von 450–750 mg Öl, aufgeteilt auf 2–3 Einzeldosen täglich (entspricht ca. 0,1–0,2 ml je Portion).
Bei Schmerzen können 10%ige ätherische Öle dünn im Abstand von 15 bis 30 Minuten auf die betroffene Stelle aufgetragen werden. Ebenso lässt sich ein konzentrierter Auszug aus Kraut/Blättern herstellen. Der Tee kann über den Tag verteilt in Intervallen von 6–12 Stunden getrunken werden. Auch als Kräuterbalsam, Salbe oder Tinktur kann marokkanische Minze verwendet werden.