Mariendistel – Silybum marianum

Gebräuchliche Namen: Mariendistel, Silymarin, Silymarine, Carduus marianus, Milk Thistle, Mariendistel, Heilige Distel, Silybum marianum, Scotch Thistle, Mary Thistle, Variegated Thistle, Artichaut Sauvage, Cardui Mariae Herba, Carduus marianus, Chardon Argenté, Legalon, Marian Thistle, Shui Fei Ji, Silibinin, Silybin, St. Mary Thistle
Lateinischer Name: Silybum marianum
Herkunft: Afrika, Asien, Australien, Europa, Südamerika, Nordamerika
Kurzvorstellung
Die Ernte der Früchte der Mariendistel kann für manche eine Herausforderung sein: Sie ist oft unangenehm und sogar riskant. In Europa findet die Ernte einmal jährlich zwischen August und September statt, etwa zwei bis drei Wochen nach der Blüte. Kurz vor der vollständigen Reife werden die gesamten Blütenköpfe abgeschnitten und an einem trockenen, luftigen Ort zur Nachreife gelagert. Die Samen lassen sich dann einfach ausklopfen. Getrocknete Samen sind geruchlos und besitzen einen leicht bitteren Geschmack. In Deutschland und Mitteleuropa wird Mariendistel häufig in Gärten angebaut, sie wächst aber auch auf Brachflächen, Feldern, Wiesen und steinigen Hängen.
Ausführliche Beschreibung
Eine unscheinbare Distel mit außergewöhnlichen Eigenschaften.
Botanische Informationen
Mariendistel ist eine ein- bis zweijährige krautige Pflanze mit einer kräftigen Pfahlwurzel und nur spärlich verzweigtem, bis zu 2 Meter hohem Stängel. Die Basis der Pflanze kann einen Durchmesser von bis zu 160 Zentimetern erreichen. Der Stängel ist abgerundet und von weißem Mark durchzogen. Die Blätter bilden am Grund eine Rosette, werden bis zu 40 cm lang, während weiter oben sitzende Blätter halb umfassen, eiförmig bis lanzettlich, fiederschnittig und an den fein bedornten Rändern angeordnet sind. Einzelne, 3–7 cm große Blütenköpfe mit unregelmäßig dornigen Hüllblättern erscheinen von Juni bis August auf der Nordhalbkugel bzw. Dezember bis Februar auf der Südhalbkugel. Die Blüten sind rötlich-violett, etwa 4 cm lang, mit weißlicher Kronröhre. Die Frucht ist eine mehrere Millimeter lange, abgeflachte, glänzende Achäne mit abfallendem Pappus. Bei einjährigen Exemplaren sprießt im Frühjahr eine Gruppe bedornter Blätter mit weißer Äderung. Ab etwa Ende Juni erscheinen an den Stängeln purpurrote Blütenstände, aus denen sich später im Sommer die Früchte entwickeln, die anschließend geerntet werden.
Herkunft und Verbreitung
Mariendistel stammt vermutlich aus dem Mittelmeerraum, Kleinasien und den Kanarischen Inseln. Verschiedene Quellen lokalisieren ihr Ursprungsgebiet in den Gebirgen von Kreta und Griechenland, andere an der südöstlichen Küste Englands. Heute findet sich Mariendistel weit entfernt von ihren mutmaßlichen Ursprungsgebieten – von Nordamerika über Australien und Neuseeland (wo sie als invasive Art gilt) bis nach Iran und Zentralasien. In Mitteleuropa hat sie sich sekundär eingebürgert. Für pharmazeutische Zwecke wird sie heute großflächig unter anderem in Österreich (vor allem im Waldviertel), Deutschland, Ungarn, Polen, China, Argentinien und auch in Tschechien angebaut.
Verwendung / Dosierung
Mariendistel findet als prächtige Zierpflanze sowie getrocknete Blütenköpfe als Bestandteil dekorativer Trockensträuße Verwendung. Aufgrund ihrer stacheligen Erscheinung eignet sie sich im Gartenbau auch hervorragend als natürlicher Zaun.
Am häufigsten wird aus den zerstoßenen Früchten ein Tee zubereitet. Das Zerstoßen der Samen garantiert eine optimale Wirkstofffreisetzung. Die Früchte sollten bevorzugt mit kaltem Wasser extrahiert werden, da Hitze manche Inhaltsstoffe zerstören kann. Alternativ können die zerkleinerten Samen in Joghurts, Speisen, Getränken oder Säften verarbeitet werden.
Die hauptsächliche gesundheitliche Bedeutung der Mariendistel liegt in den Inhaltsstoffen, die besonders für die Vorbeugung einer Fettleber (Lebersteatose) und bei unterschiedlichen Leberentzündungen untersucht wurden. Die positiven Effekte sind so gut dokumentiert, dass Gesundheitsorganisationen weltweit bei regelmäßiger Anwendung eine Unterstützung der normalen Leberfunktion bestätigen. Studien deuten zudem auf Vorteile bei gewissen Hepatitis-Formen und zu deren Prävention hin.
Verschiedene wissenschaftliche Arbeiten erforschten das Potenzial der Mariendistel unter anderem bei Lebererkrankungen, Prävention und Therapie von Krebserkrankungen sowie als unterstützende Maßnahme bei Vergiftungen durch den Verzehr giftiger Pilze. Die Cochran-Datenbank veröffentlichte 2007 die Ergebnisse von 18 klinischen Studien mit insgesamt 1088 Patienten, die an alkoholischer Hepatitis und/oder Hepatitis B, C oder virusbedingten Lebererkrankungen litten.
Einige Studien weisen auf Vorteile bei bestimmten Tumorerkrankungen (z. B. Prostata, Haut, Brust, Gebärmutterhals) und auf eine unterstützende Wirkung für das Immunsystem hin. Die leberschützende Wirkung der Inhaltsstoffe ist besonders gut belegt, doch es scheint insgesamt auch ein schützender Effekt auf andere Gewebe vorzuliegen.
Die Extrakte aus Mariendistelsamen gehören zu den wichtigsten Antioxidantien. Ihre antioxidative Wirkung ist so bedeutend, dass sie entzündungshemmend wirken und verschiedene Bestandteile des Immunsystems stärken.
Zu den empfohlenen Anwendungen zählen die Unterstützung der Verdauung, die reinigende Funktion der Leber (Detox) und die allgemeine Reinigung von Verdauungstrakt und Blut. Auch nach übermäßigem Alkoholkonsum oder bei leberschädlichen Substanzen wird Mariendistel empfohlen. Sie findet Anwendung in der Rekonvaleszenz sowie nach Bestrahlung, Chemotherapie und längerer Antibiotikatherapie.
Einige Studien deuten auf die Fähigkeit hin, den Blutzuckerspiegel zu senken und bei bestimmten Herz-Kreislauf-Beschwerden die normale Herzfunktion und die Gefäßgesundheit zu unterstützen. Die Inhaltsstoffe wirken zudem leicht abführend. Besonders erwähnenswert ist der teilweise antivirale und krebshemmende Effekt bestimmter Flavolignane aus der Mariendistel.
Homöopathie
In der Homöopathie wird Silybum marianum zur Unterstützung der Gallenblase, bei Gallensteinen und bei depressiven Verstimmungen empfohlen.
Volksmedizin
In der Volksmedizin wird Mariendistel traditionell bei Leber- und Gallenerkrankungen angewendet. Oft wird sie auch als starkes Antioxidans, entzündungshemmendes und leberschützendes Mittel geschätzt.
Wirkstoffe
Der bedeutendste Wirkstoff der Mariendistelsamen ist Silymarin, der in einer Konzentration von 4–6 % enthalten ist. Silymarin ist ein Komplex aus sieben verwandten Flavolignanen (darunter Silydianin, Isosilybin A und B, Silybin A und B, Silychristin und Isosilychristin) sowie einem Flavonoid (Taxifolin). Silibinin, eine gereinigte Fraktion von Silymarin, besteht im Wesentlichen aus den beiden Diastereomeren Silybin A und B im Verhältnis 1:1. Die Samen enthalten zudem bis zu 35 % ungesättigte Fettsäuren (Linol-, Öl-, Linolen- und Arachidonsäure) sowie kleinere Mengen gesättigter Fettsäuren. Weitere Bestandteile sind ätherische Öle, Schleimstoffe und Proteine.
Tr aditionelle Dosierung
Die wirksamste Anwendung besteht in der Einnahme von frisch gemahlenen Samen, da so die Inhaltsstoffe optimal aufgenommen werden und direkt im Darm wirken können. Wichtig ist, dass das Mahlgut keinen Kontakt zu Metall hatte und nicht über 80°C erhitzt wurde. Empfehlenswert sind 3–4 Gramm gemahlene Samen, 3–4-mal täglich nüchtern (ca. 2 Stunden nach oder 30 Minuten vor dem Essen). Für Tee sollte etwa 4 Gramm Samen mit 80°C heißem Wasser übergossen und 15 Minuten ziehen gelassen werden – mehrmals täglich trinken. Eine andere Methode empfiehlt einen Esslöffel Samen, 15 Minuten leicht zu kochen und nach dem Abkühlen zu trinken. Zerstoßene Samen können auch nur 5 Minuten gekocht werden, da die Wirkstoffe direkt unter der Schale sitzen und so leicht gelöst werden.