Maracuja – Passiflora edulis

Gebräuchliche Namen: Maracuja, Purpur-Granadilla, Passionsfrucht, Passionsfrucht (englisch), Passion fruit (international), Passiflora edulis (lateinisch), Maracuyá (spanisch), Maracujá (portugiesisch), grenadille (französisch), flor de passion, flor de passiflore, Fleischerfrucht, liliko'i (hawaiianisch), chinola (Dominikanische Republik), gulupa, parcha, guavadilla, maypop, Madre Selva, pasiflora, Passiflora incarnata, parchita
Lateinischer Name: Passiflora edulis
Herkunft: Afrika, Asien, Australien, Europa, Südamerika, Nordamerika
Kurzvorstellung
Die Maracuja (Passiflora edulis) kann auch im deutschsprachigen Raum kultiviert werden. Dabei gilt es zu beachten, dass sie eine wärmeliebende Pflanze ist und Zimmertemperatur sowie einen mittelschweren, feuchten Boden bevorzugt – besonders in der Wachstumsphase. Im Sommer kann die Pflanze ins Freie, im Winter empfiehlt sich eine Ruhepause an einem geschützten Platz. Da die Ranken mehrere Meter erreichen können, ist ein stabiles Rankgitter ratsam. Die Passionsblume wird weitläufig in Südamerika, Lateinamerika, dem Karibikraum, Afrika, Süd- und Ostasien (u. a. Vietnam, Südkorea), auf Hawaii, in Indien, Israel, Australien, Neuseeland sowie einigen US-Bundesstaaten (wie Florida, Kalifornien) angebaut. Bestimmte Zuchtformen eignen sich sogar für gemäßigte Klimazonen, etwa in Großbritannien.
Ausführliche Beschreibung
Die beliebte Pflanze Maracuja ist bekannt zur Linderung von Angstzuständen, bei Schlafproblemen und zur Unterstützung bei Schmerzen.
Botanische Informationen
Maracuja (Passiflora edulis) ist eine mehrjährige, wärmeliebende Passionsblume mit rankenden, an der Basis verholzenden Trieben/Lianen, die eine Länge von 10–15 Metern erreichen können. Die Schale der Frucht ist etwa 3 mm dick und besitzt eine ledrige Textur. Die Maracuja wird vor allem wegen ihrer aromatischen Früchte kultiviert. Die Blätter sind dreilappig und etwa 15–20 cm lang. Die auffälligen Blüten sind 2–5 cm groß, gestielt und bestehen aus fünf Kelchblättern sowie einer typischen zweischichtigen Nebenkrone mit 2–3 cm langen Kronblättern. Die runde bis ovale Beere erreicht meist einen Durchmesser von bis zu 10 cm, wird reif gelb oder tiefviolett und weist dann eine leicht schrumpelige Oberfläche auf. Das Fruchtfleisch ist saftig und enthält zahlreiche Samen.
Herkunft und Verbreitung
Die Maracuja stammt vermutlich aus dem Gebiet des heutigen Brasiliens, Paraguays, Nordchiles und Südperus. Ursprünglich entwickelte sie sich wahrscheinlich im Amazonasgebiet oder ist ein evolutionäres Zwischenstadium. Im Laufe der Geschichte gelangte die Pflanze durch Menschen nach Europa, Afrika und Australien. Heute ist die Maracuja weltweit in tropischen und subtropischen Zonen verbreitet und wird auf Plantagen großflächig angebaut.
Verwendung / Dosierung
Spanische Entdecker fanden die Maracuja erstmals 1569 in Peru. Die eindrucksvollen Blüten erinnerten sie an die Passion Christi und inspirierten zu weiteren Expeditionen in Südamerika. Bereits im 16. Jahrhundert brachten Seefahrer die Maracuja nach Europa, wo sie rasch als Sedativum, Nerventonikum und Mittel gegen Krämpfe geschätzt wurde. Im 18. Jahrhundert fand die Maracuja durch den Einfluss von Sklaven auch Eingang in die nordamerikanische Volksmedizin – hier diente sie zur Linderung von Kopfschmerzen, kleinen Verletzungen und allgemeinen Schmerzen. Ärzte der Zeit verwendeten Passionsblumen bei Koliken, Dysenterien, Menstruationsbeschwerden, Epilepsie, Augenerkrankungen, Muskelkrämpfen und Schmerzen.
In Australien und Neuseeland sind Maracujas frisch oder konserviert im Handel verfügbar – sie werden gern für Obstsalate, Desserts, Eiscreme, Cheesecake, Vanille-Gebäck und Obstsoßen verwendet. Seit den 1920ern ist sie Bestandteil des Erfrischungsgetränks Passiona. In Brasilien ist ihr Aroma eine der beliebtesten Tortendekorationen, häufige Dessertzutat sowie Geschmack für zahlreiche alkoholfreie Getränke. Mitunter ersetzt sie auch Limetten im berühmten Cocktail Caipirinha. In Kolumbien sind drei verschiedene Maracuja-Varianten sehr beliebt. In der Dominikanischen Republik (dort als chinola bekannt) nutzt man sie für Saft, Obstsalate und den Verzehr als Frischfrucht. Auf Hawaii verfeinert Maracuja Kuchen, Torten, Eis, Marmeladen oder wird für Butter, Marinaden und Gemüsegerichte eingesetzt. In Israel findet sie ihren Weg in Eisslushs, während in Indonesien eine Sorte frisch gegessen und aus einer anderen ein mit Zucker eingekochter Sirup zubereitet wird. In Mexiko wird die rohe Maracuja mit Limette und Chiliepulver serviert. In Peru, Puerto Rico und Paraguay ist Maracuja Bestandteil verschiedener Cocktails und Joghurts, in Portugal dient sie als Basis für Liköre.
Studien zeigen, dass Maracuja die Symptome von Angstzuständen reduzieren kann – manchmal ähnlich effektiv wie rezeptpflichtige Medikamente. Publikationen beschreiben einen lindernden Effekt bei Entzugssymptomen (wie Angst, Reizbarkeit, Schlafstörungen und Unruhe) in Kombination mit antidepressiven Heilmitteln. Wird Maracuja mit anderen Pflanzen (wie Weißdorn, Baldrian, Ballota, Kolanuss und Guarana) kombiniert, konnte in Studien eine Besserung bei Belastungsreaktionen beobachtet werden (vorübergehende Schwierigkeiten, mit Stresssituationen wie Lebensveränderungen oder Verlusten zurechtzukommen). Einige klinische Untersuchungen zeigten, dass der Genuss von Maracuja-Tee eine Stunde vor dem Schlafen subjektiv die Schlafqualität verbessert.
Die analgetische Wirkung der Maracuja wurde erstmals 1897 klinisch nachgewiesen, die sedative Wirkung folgte 1904. Seit den 1980er Jahren sind wissenschaftliche Nachweise zu krampflösender, angstlösender und blutdrucksenkender Wirkung der Inhaltsstoffe dokumentiert. Laborexperimente auf Mäusen und Ratten (2002/2003) belegen zudem einen aphrodisierenden Effekt mit positiver Wirkung auf Sexualfunktion, Spermienzahl und Fruchtbarkeit. Die US-amerikanische FDA stuft Maracuja als „allgemein sicher“ ein – für Erwachsene, Jugendliche und Kinder.
Viele frei verkäufliche Präparate enthalten Maracuja-Extrakt als beruhigenden und entspannenden Inhaltsstoff, teils kombiniert mit anderen Pflanzen. Maracuja oder Maracujaöl wird äußerlich zur Hautpflege aufgetragen, um zu befeuchten und geschmeidig zu machen (vor der großflächigen Anwendung empfiehlt sich ein Allergietest auf einer kleinen Hautstelle). Manche Dermatolog:innen verwenden Maracujaextrakt bei schmerzhaften und entzündlichen Hautarealen. Lycopin in den Früchten zeigt schützende Effekte gegenüber UV-Strahlung und kann begleitend zum Sonnenschutz oder bei Sonnenbrand angewandt werden. Die Inhaltsstoffe weisen nachweislich erhebliche antioxidative Effekte auf.
Traditionelle Medizin
In der traditionellen Heilkunde gilt Maracuja als bewährtes Mittel bei Schlafproblemen. Die südamerikanische Volksmedizin empfiehlt regelmäßige Anwendungen bei Magenbeschwerden, Verbrennungen, Hämorrhoiden, Asthma, Herzkrankheiten, hohem Blutdruck, Krampfanfällen und Muskelschmerzen.
In manchen Ländern wird Maracuja in verschiedenen Darreichungsformen bei Schlaflosigkeit, durch Angst und Nervosität verursachten Magenproblemen, generalisierten Angststörungen, ADHS sowie zur Abschwächung von Entzugserscheinungen eingesetzt. Lateinamerikanische Volksmedizin verwendet Maracuja zur Schmerzbekämpfung, bei Entzündungen, Schwellungen, Herzrhythmusstörungen und Palpitationen. In Puerto Rico wird Maracuja volksmedizinisch zur Senkung von Bluthochdruck empfohlen.
Darüber hinaus findet sie volksmedizinisch Anwendung bei Hautjucken (z. B. nach Insektenstichen), Ekzemen oder Psoriasis. In indigenen Amazonas-Stämmen wird Maracuja als Herzstärkungsmittel oder zur Linderung von Husten gegeben. Traditionell wird ein Sud aus Maracuja zur Desinfektion, Wurmausleitung, Krampflinderung und Schmerzlinderung empfohlen.
Inhaltsstoffe
Maracuja besteht fast zu drei Vierteln aus Wasser, enthält einen hohen Anteil an Kohlenhydraten, etwa 2 % Eiweiß und nur wenig Fett. Frische Maracujafrüchte liefern reichlich Vitamin C, K, Cholin, Folsäure, Riboflavin, Niacin, Eisen, Phosphor, Kalzium, Magnesium, Natrium, Kalium und Ballaststoffe. 100 g Frucht haben etwa 34 kcal. Daneben kommen Carotinoide wie Lycopin, bis zu 73 % Linolsäure (unter den Fettsäuren) und diverse Polyphenole vor.
Weitere bedeutsame Inhaltsstoffe: Alkaloide, Cumarine, Alanin, Apigenin, Harman, Harmalin, Harmalol, Harmin, Homoorientin, Kaempferol, Quercetin, Pektin, Prolin, Prunasin, Sambunigrin, Saponarin, Saponaretin, Scopoletin, Arabin, Chrysin, Cyclopassiflorinsäuren A–D, Cyclopassifloroside I–VI, Edulan I–II, Glutamin, Gynokardin, Loturin, Isovitexin, Isoorientin, Isoschaftosid, Schaftosid, Serotonin, Sitosterol, Stigmasterol, Passicol, Orientin, Nonacosan, Diethylmalonat, Flavonoide, Lucenin, Lutein, Luteolin, Phenylalanin und Raffinose.
Traditionelle Dosierung
Der standardisierte Fruchtextrakt wird in der Regel mit 45 Tropfen täglich bei generalisierter Angststörung dosiert; einige Präparate empfehlen 90 mg Extrakt täglich in Tablettenform (entsprechend mehrerer Gramm des getrockneten Fruchtpulvers in traditionellen Kräuterkunde-Anwendungen). Volksheilkundliche Empfehlungen lauten auf 2–3 kleine Portionen täglich.