Mädesüß – Filipendula ulmaria

Gebräuchliche Namen: Mädesüß, Echtes Mädesüß, Wiesenkönigin, Wiesengeißbart, Spierstrauch, Spierkraut, Spiraea, Filipendula ulmaria, Queen of the Meadow, Bridewort, Meadow Sweet, Dollof, Ulmaria, Reine des Prés, Reine-de-los-Prados, Spiraeae Flos, Barbe de Bouc, Dropwort, Racine de Gravier, Mariée de la Prairie
Lateinischer Name: Filipendula ulmaria
Herkunft: Asien, Europa, Nordamerika
Kurzvorstellung
Mädesüß ist in ganz Deutschland weit verbreitet. Die Pflanze bevorzugt vollsonnige bis halbschattige, feuchte Standorte mit lehmigen, tonigen und humusreichen Böden. Sie gedeiht besonders gut an feuchten Plätzen, an Schuttflächen und an den Rändern von Moorgebieten. Mädesüß ist insgesamt recht robust und winterhart und kann durch einfaches Teilen der Horste vermehrt werden.
Ausführliche Beschreibung
Natürliches Aspirin und Acetylsalicylsäure ohne Magenreizungen.
Botanische Informationen
Mädesüß ist eine mehrjährige, bis zu 200 cm hohe krautige Pflanze. Aus einem verholzenden Rhizom wächst ein aufrechter, kantiger, kräftiger und unbehaarter Stängel, der an der Spitze eine doldenförmige Blütenrispe ausbildet – auffällig für eine zweikeimblättrige Art. Die wechselständig angeordneten Blätter besitzen 4–8 cm lange Stiele, sind dunkelgrün und unpaarig gefiedert, auf der Oberseite heller und kahl, auf der Unterseite filzig. Die Teilblättchen sind eiförmig, zugespitzt und gezähnt, mit halbherzförmigen Nebenblättern an der Basis. Die zwittrigen, schalenförmigen Blüten werden etwa 5 mm groß, bestehen aus 5 Kelch- und 5 Kronblättern, duften aromatisch und erscheinen von Mai bis Juli. Die Frucht ist eine braune, unbehaarte, etwa 2 mm lange, sichelförmige Nussfrucht (nicht springend).
Herkunft und Verbreitung
Mädesüß ist nahezu in ganz Europa – mit Ausnahme der südlichsten Randgebiete – häufig, zudem nach Osten bis in den westlichen Teil Sibiriens, über Kleinasien, den Kaukasus bis nach Mongolei beheimatet. Sekundär wurde das Kraut auch nach Nordamerika eingeschleppt, wo es sich hervorragend etabliert hat. Typische Standorte sind Feuchtwiesen, Nassfelder, sumpfige Waldränder und Quellbereiche. In Deutschland findet man Mädesüß vom Flachland bis in die Mittelgebirge weit verbreitet.
Verwendung / Dosierung
Mädesüß nimmt einen bedeutenden Platz in Mythen und Geschichten der keltischen Kultur ein. In der walisischen Mythologie erschufen Zauberer wie Gwydion und Math aus Mädesüß (dort "Blodeuwedd" genannt) eine Blume. Auch in den "Canterbury Tales" von Geoffrey Chaucer ist Mädesüß als wichtige Zutat eines "Rettungstranks" erwähnt. Ein weiterer Name, Bridewort, verweist auf den historischen Brauch, Räumlichkeiten bei Festen, Hochzeiten oder kirchlichen Anlässen mit Mädesüß zu beduften.
Die gesamte Pflanze besitzt ein angenehmes Aroma mit entfernt an Bittermandel erinnernder Note. Aus diesem Grund wurde Mädesüß nicht nur als Heilpflanze, sondern auch zur Aromatisierung von Räumen verwendet. Zudem dient sie – und dient bis heute – zum Würzen von Weinen, Bieren und Essigen. Blüten können zu Konfitüren oder Marmeladen eingekocht werden, was einen mandelartigen Geschmack gibt.
Mädesüß enthält eine hohe Anzahl an Salicylsäurederivaten, die seit über 100 Jahren für ihre schmerzstillende (analgetische), fiebersenkende (antipyretische) und entzündungshemmende (antiphlogistische) Wirkung bekannt sind. Die Blüten wirken harntreibend, die Inhaltsstoffe senken Fieber und mindern Schmerzen, weshalb Mädesüß traditionell bei Erkältungen Anwendung findet.
Die Pflanze wirkt insgesamt leicht beruhigend, fördert Schlaf und Entspannung. Mehrere Quellen beschreiben die Kombination von Mädesüß mit anderen Kräutern zur Linderung von Stress und seelischer Anspannung, wie sie sich in den Beinen oder im ganzen Körper manifestieren kann.
Studien zeigen in vitro eine starke antioxidative und antibakterielle Wirkung der enthaltenen Phenole und Flavonoide. Extrakte zeigten antibakterielle Effekte, besonders gegenüber Escherichia coli und Enterococcus faecalis sowie gegen Pilze wie P. cyclopium und F. oxysporum. Außerdem konnten die Inhaltsstoffe die Lipidoxidation hemmen und so als Antioxidans wirken.
Besonders hervorzuheben ist der schmerzstillende Effekt: In einer in vivo-Studie bewirkten Inhaltsstoffe von Mädesüß eine ausgeprägte analgetische Wirkung bei gutem Sicherheitsprofil. Damit bestätigt sich die volkstümliche Anwendung gegen Schmerzen bei entzündlichen Krankheiten. Die enthaltenen Flavonoide, insbesondere Rutosid und Spiraeosid, hemmten auch das Enzym Cyclooxygenase, das entscheidend an der Entstehung entzündlicher und fieberhafter Reaktionen beteiligt ist. In einer anderen Tierstudie konnte ein Mädesüß-Extrakt innerhalb von sechs Stunden akute Entzündungsschwellungen bei Ratten reduzieren – ähnlich gut wie das gängige Antirheumatikum Indometacin.
Eine orale Gabe von Mädesüß-Extrakt stimulierte in Tierversuchen die Immunantwort im Entzündungsprozess bei Mäusen und wirkte entzündungshemmend, indem die Bildung von Interleukin 2 und anderen entzündungsfördernden Zytokinen reduziert wurde.
Spannend sind auch Berichte über einen gastroprotektiven Effekt weiterer Inhaltsstoffe: Mädesüß kann Schmerzen, Entzündungen und Fieber lindern, reizt dabei jedoch nicht die Magenschleimhaut und schädigt nicht die Reparaturmechanismen des Magen-Darm-Epithels. Dies gilt als großer Vorteil gegenüber klassischen nichtsteroidalen Antirheumatika.
Traditionelle Anwendung
In der österreichischen Volksmedizin wird Mädesüß zur Behandlung von Rheuma, Gicht, Infektionen und Fieber empfohlen; in Skandinavien wird er zur Beruhigung des Magens häufig mit anderen Heilpflanzen kombiniert. Weitere bewährte Einsätze sind bei Erkältungen, Bronchitis, Magenbeschwerden, Magengeschwüren, Sodbrennen, Gicht, rheumatischen Entzündungen und Blasenentzündungen.
Im gesamteuropäischen Volksheilkunde gilt Mädesüß als klassisches Mittel zur Schmerz- und Fiebersenkung. Die entzündungshemmenden Inhaltsstoffe reduzieren zusätzlich Schwellungen und Gelenkschmerzen bei rheumatischen Erkrankungen und Arthritis, unterstützen als Adstringens bei Durchfall und wirken leberschützend.
Hinweis: Eine Kombination mit frei verkäuflichen, nichtsteroidalen Antiphlogistika wie Ibuprofen, Diclofenac oder ähnlichen Präparaten sollte vermieden werden.
Wirkstoffe
Mädesüß enthält eine Vielzahl pharmakologisch aktiver Substanzen, insbesondere ätherische Öle (u. a. Salicylaldehyd, Salicylsäure und Methylsalicylat), Flavon-Glykoside, Flavonoide (Rutosid, Spiraeosid, Isoquercitrin), ätherische Öle und Gerbstoffe (Tannine). Zu den isolierten Inhaltsstoffen zählen außerdem Hexanal, Limonen, Linalool, Menthol, Menthon, α-Terpineol, Carvon, Piperiton, Geraniol, Carvacrol, Thymol, Benzaldehyd, Guajazulen, β-Ionon.
Traditionelle Dosierung
Zerkleinerte Pflanzenteile als Tee: 2–6 g täglich, verteilt auf 1–3 Einzeldosen als Aufguss. Die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird nicht empfohlen. Die Therapie sollte bei ersten Anzeichen einer Erkältung begonnen und maximal 7 Tage fortgeführt werden. Zur Behandlung von Gelenkschmerzen sollte Mädesüß nicht länger als 4 Wochen eingesetzt werden.
Geschnittene Pflanze: 2,5–3,5 g Blüten oder 4–5 g Kraut täglich, aufgegossen mit 250 ml heißem Wasser, 10 Minuten ziehen lassen, 1–3-mal täglich trinken.
Pulverisierte Pflanze: 250–500 mg pro Einzeldosis, 1–3-mal täglich, höchstens 1500 mg pro Tag. Kapseln mit 250–300 mg Mädesüßpulver oder 169–200 mg Trockenextrakt werden 1–6-mal täglich empfohlen.
Tinktur (1:5): Erwachsene ab 18 Jahren nehmen 2–4 ml (ca. 20 Tropfen) pro Einzeldosis, maximal 6–12 ml am Tag.
Teebeutel (1,5 g): 2–3 mal täglich, Erwachsene bis zu 4-mal, Kinder unter 4 Jahren 1 Beutel, Kinder bis 10 Jahre maximal 2 Beutel, Kinder bis 16 Jahre wie Erwachsene.