Lungenkraut – Pulmonaria officinalis

Lungenkraut – Pulmonaria officinalis

Gebräuchliche Namen: Lungenkraut, Echtes Lungenkraut, Gemeines Lungenkraut, Pulmonaria, Pulmonaria officinalis, Pulmonariae herba, Lungwort (englisch), Common Lungwort (englisch), Mary's tears (englisch), Our Lady's milk drops (englisch), Herbe Cardiaque (französisch), Herbe au Lait de Notre-Dame (französisch), Pulmonaire (französisch), Sauge de Bethléem (französisch)

Lateinischer Name: Pulmonaria officinalis

Herkunft: Europa

Kurzvorstellung

Als Heilmittel dienen das Kraut oder die unteren Blätter, gesammelt während der Blüte von März bis April. Die Droge wird im Schatten und bei Temperaturen bis 40 °C getrocknet und in geschlossenen Behältern aufbewahrt. Lungenkraut gedeiht in nahezu jedem Bodentyp, von sandig bis steinig, und ist tolerant gegenüber sauren, neutralen oder alkalischen Bedingungen. Die Pflanze bevorzugt eher feuchte Böden, toleriert jedoch auch trockene Standorte.

Ausführliche Beschreibung

Ihrem Namen nach ist Lungenkraut ein bewährtes traditionelles Mittel zur Unterstützung bei Infektionen der Atemwege.

Botanische Informationen

Lungenkraut ist eine ausdauernde krautige Pflanze mit grünen, herzförmig-elliptischen, behaarten Grundblättern und abgerundeten Blatträndern. Schon im zeitigen Frühjahr erscheinen die Blüten, die zuerst rötlich bis rosa und später blauviolett gefärbt sind – jede Blüte besitzt 5 Kronblätter. Die Farbänderung hängt mit den im Blütenkelch enthaltenen Anthocyanen zusammen, welche durch Veränderungen des pH-Werts ihre Tönung ändern. Die Blütezeit reicht von März bis Mai, die Fruchtreife von Mai bis Juni. Die Bestäubung erfolgt überwiegend durch Insekten (insbesondere Bienen und Schmetterlinge), die Verbreitung der Samen übernehmen unter anderem auch Ameisen (Myrmekochorie).

Herkunft und Verbreitung

Lungenkraut ist in Europa heimisch und am weitesten verbreitet. Der Wuchsraum erstreckt sich westlich von den Ardennen bis in die Niederlande, Dänemark, Schweden und Großbritannien; in Norwegen fehlt die Pflanze. Östlich reicht das Vorkommen bis ins zentrale Russland und in den Kaukasus, während sie frei auch auf dem Balkan sowie in Nord- und Mittelitalien zu finden ist.

Lungenkraut gedeiht bevorzugt in Laub- und Mischwäldern von den Niederungen bis in höhere Gebirgsregionen. Es bevorzugt frische, halbschattige Standorte mit nährstoffreicher, kalkhaltiger Erde, kann aber auch in steinigen oder tonigen Böden zwischen 0 und 1500 Metern Meereshöhe vorkommen.

Verwendung / Dosierung

Lungenkraut erhielt seinen Namen vom Aussehen der gefleckten Blätter, die an Lungen erinnern, und traditionsgemäß wegen seiner Verwendung bei Beschwerden der Atemwege. Die jungen Blätter werden in England beispielsweise als kulinarische Zutat roh oder gekocht in Salaten und Suppen genutzt. Bis heute findet Lungenkraut Anwendung in der Homöopathie und Volksheilkunde.

Seine wohltuenden Eigenschaften werden vor allem den enthaltenen Saponinen zugeschrieben, die das Abhusten erleichtern, während Schleimstoffe schützend und beruhigend auf die Atemwege wirken. Die Gerbstoffe zeigen entzündungshemmende und desinfizierende Effekte. In der Erfahrungsheilkunde wird das Kraut bis heute unterstützend bei der Therapie von Tuberkulose empfohlen.

Traditionelle Kräutermedizin

In der Volksmedizin dient ein aus Lungenkraut bereiteter Sud der Behandlung von Bronchialentzündungen, der Heilung und Regeneration der Schleimhäute der oberen und unteren Luftwege sowie der Verdauungsorgane. Es wirkt zudem harntreibend und besitzt adstringierende (zusammenziehende) Eigenschaften.

Volksheilkundlich werden Auflagen aus frischem Lungenkraut, Aufgüssen oder stärkeren Abkochungen zur Reinigung eitriger Wunden und bei Hämorrhoiden empfohlen, um von den entzündungshemmenden und zusammenziehenden Inhaltsstoffen zu profitieren. Außerdem nutzt man Lungenkraut als unterstützendes Mittel bei Wasserretention (Flüssigkeitsansammlungen).

Im angelsächsischen Raum wurde Lungenkraut traditionell bei Verdauungsstörungen, Magen-Darm-Beschwerden sowie Nierenleiden und Problemen der Harnwege verwendet. Aufgrund der behaarten Blätter wird es selten alleine, sondern meist gemischt mit anderen Kräutern eingesetzt. Lungenkraut ist eine der Zutaten für die Zubereitung von Vermouth.

Hinweise und Einschränkungen

Lungenkraut enthält in geringen Mengen Pyrrolizidinalkaloide und sollte daher nicht länger als drei Wochen am Stück eingenommen werden. Die Anwendung ist für kleine Kinder, Schwangere und Stillende nicht empfohlen.

Inhaltsstoffe

Lungenkraut enthält Kieselsäure, Saponine, Gerbstoffe (bis zu 10%), Schleimstoffe, Pyrrolizidinalkaloide, Flavonoide, organische Säuren (Stearin-, Myristinsäure), Zucker, Vitamin C, Phytosterin, Allantoin und Mineralsalze (mit überwiegendem Calciumgehalt).

Traditionelle Dosierung

Die empfohlene Dosierung richtet sich nach der Indikation und der verwendeten Zubereitungsform. Eine Tinktur im Verhältnis 1:5 wird mit 1–5 ml, ein- bis dreimal täglich angewendet. Für einen Tee übergießt man 5–10 g (1–2 Esslöffel) des getrockneten Krauts mit einem Glas Wasser; dieser wird ein- bis dreimal täglich getrunken.