Löwenzahn – Taraxacum officinale

Löwenzahn – Taraxacum officinale

Gebräuchliche Namen: Löwenzahn, Gemeiner Löwenzahn, Taraxacum, Bitterkraut, Pusteblume, Taraxaci Herba, Taraxaci Radix, Taraxacum officinale, maskros (schwedisch), voikukka (finnisch), blowball (englisch), Dandelion, Wild Endive, Dent-de-Lion, Diente de León, Tete de Moine, taraxacum dens-leonis, white endive, common dandelion, tarashaquq, Tharakhchakon, yellow-gowan, Irish Daisy

Lateinischer Name: Taraxacum officinale

Herkunft: Afrika, Asien, Australien, Europa, Südamerika, Nordamerika

Kurzvorstellung

Löwenzahn wird oft als Unkraut unterschätzt und bleibt an begehrten Standorten vielfach unberührt. Die Pflanze ist sehr anspruchslos: Ein paar Samen an einen hellen Standort (am besten in voller Sonne, aber auch Halbschatten ist möglich) mit durchschnittlicher Feuchtigkeit und Gartenboden genügen – schon sprießt Löwenzahn bald hervor. Sie ist gut frosthart und lässt sich problemlos im Freien kultivieren.

Von der Pflanze können viele Teile genutzt werden, am bekanntesten und wertvollsten ist jedoch die Wurzel – sie gilt in vielen Arzneibüchern als „offizieller“ Pflanzenteil (Radix Taraxaci). Die Wurzel wird am besten im Frühjahr (März/April, vor der Blüte) geerntet, gründlich gereinigt und an einem luftigen, schattigen Platz, in der Sonne oder bei künstlicher Trocknung bei ca. 50°C getrocknet. Die sorgfältige Trocknung ist wichtig, da frische Wurzeln leicht schimmeln. Getrocknete Wurzeln dagegen können von Würmern oder Mäusen befallen werden, deshalb empfiehlt sich die Lagerung in gut verschlossenen, luftdichten Behältern.

Ausführliche Beschreibung

Eine der am weitesten verbreiteten Kräuterarten in Deutschland – voller überraschender Wirkungen.

Botanische Informationen

Löwenzahn ist eine ausdauernde Pflanze mit einer Breite von 1–4 cm und einer Wuchshöhe von bis zu 70 cm (gewöhnlich etwa 40 cm). Die Pfahlwurzel ist lang, rübenartig und sehr markant. Die grundständigen Blätter sind lanzettlich, mit flachen oder tief eingeschnittenen, gezähnten Rändern und können 5–45 cm lang und bis zu 10 cm breit werden – sie bilden eine Rosette. Der Blattstiel ist entweder gerade, einfach oder mit paarigen Flügeln versehen. Der Stängel ist leicht behaart, hohl, rötlich, faserig, aufrecht oder locker stehend, und trägt die Blattrosette. Die Blütenstände bestehen aus gelben körbchenförmigen Blüten, zusammengesetzt aus rund 200 zungenförmigen, zwittrigen Einzeblüten.

Die gesamte Pflanze enthält Milchsaft mit bitterem Geschmack – sogenannten Latex. Die Blütezeit erstreckt sich von April bis August. Die Vermehrung erfolgt meist apomiktisch (asexuelle Fortpflanzung, wobei die Nachkommen genetisch nahezu identisch mit der Mutterpflanze sind), jedoch wird der Löwenzahn auch von verschiedenen Insekten bestäubt. Die Früchte sind graue oder grünlich-braune Achänen mit mehreren Rippen, scharfen Kanten und weißen Pappus-Schirmchen, die der Verbreitung durch Wind dienen.

Herkunft und Verbreitung

Löwenzahn ist nahezu überall in gemäßigten Klimazonen der Nordhalbkugel zu finden (Amerika, Asien, Europa). Einige Arten wurden sogar bis in tropische Regionen (Australien, Brasilien usw.) verschleppt. Löwenzahn stammt vermutlich ursprünglich aus Griechenland oder eventuell dem nördlichen Himalaya und breitete sich über das Mittelmeergebiet, in die gemäßigte, steppenartige und arktische Klimazone Eurasiens sowie in den Norden Afrikas aus – vom Subtropenbiom bis in Tundragebiete. Heute findet man Löwenzahn sogar im arktischen bzw. subarktischen Raum Nord- und Südamerikas, in alpinen und hochgebirgigen Bereichen von Neuseeland oder Australien sowie in feuchten und saisonal tropischen Regionen Ozeaniens.

Löwenzahn wächst auf trockenen Wiesen, an Feldrändern, in Gärten und als Wildkraut auf Äckern. Die Pflanze gilt als nitrophil, bevorzugt also stickstoffreiche Böden. In den letzten Jahren hat sich der Löwenzahn rasant verbreitet, weil gepflegte, nährstoffreiche Weiden verschwanden und das Kraut Brachflächen schnell besiedeln konnte. Früher häufig überdüngte Wiesen und ehemalige Agrarlandschaften bieten dem Löwenzahn auch heute noch ideale Bedingungen.

Verwendung / Dosierung

Löwenzahn ist in der Küche und in der Volksmedizin, deren Erfahrungsschatz über Generationen weitergegeben wurde, gleichermaßen geschätzt. Löwenzahn ist eine wichtige Bienenweide und dient als Grundlage für Kräutersalate oder sogar Wein. Für medizinische Zwecke werden vor allem die Wurzel (vor der Blüte, Frühjahr), Blätter und das Kraut mit Wurzel verwendet; die Wurzel selbst besitzt das breiteste Nutzungsspektrum. Das getrocknete Droge sollte bitter schmecken und geruchlos sein. Nach Trocknung, Röstung und Mahlung kann aus den Wurzeln ein „Mehl“ hergestellt werden.

Menschen in nördlichen Ländern nutzten Löwenzahn im Winter als Ersatz für Kopfsalat, die Wurzel fand stellenweise als Chicorée-Ersatz Verwendung. In manchen Ländern wird Löwenzahn zur Käseherstellung genutzt, da die Pflanze proteolytische Enzyme liefert und Milch zum Gerinnen bringt. Sämtliche Pflanzenteile lassen sich für Suppen, Hauptgerichte, Desserts und verschiedenste Getränke wie Löwenzahnwein, -bier, -tee oder als Kaffeeersatz verwenden.

Studien zur Fütterung von Rindern mit Löwenzahn zeigen eine Verbesserung und Bereicherung der Tiernahrung, erhöhte Milchbildung und -qualität und auch eine Steigerung des Allgemeinzustands der Tiere. Die Pflanze enthält ein ideales Verhältnis an Eiweiß und Mineralstoffen, die einzige Einschränkung stellt der bittere Geschmack im rohen Zustand dar, weshalb Löwenzahn nicht von allen Wiederkäuern bevorzugt wird.

In der Volksmedizin wird Löwenzahn bei Entzündungen des Harntrakts, speziell bei Harnwegsinfektionen und Nierensteinen eingesetzt. Dem Kraut wird eine anregende Wirkung auf die Gallenproduktion und die Steinauflösung nachgesagt. In der europäischen Pflanzenheilkunde gilt die Löwenzahnwurzel zudem als ausgezeichnetes Diuretikum und Mittel für Verdauungsbeschwerden.

In Kanada gibt es ein zugelassenes pflanzliches Arzneimittel aus Löwenzahnwurzelextrakt als harntreibendes Mittel, in Asien wird Löwenzahn traditionell als mildes Abführmittel, zur Appetitanregung bei Appetitlosigkeit und als Bitterstoff zur Förderung der Verdauung eingesetzt. In einigen Kulturen wird die Wurzel samt dem Milchsaft äußerlich gegen Warzen aufgetragen.

In Europa fand Löwenzahnwurzel über viele Jahrhunderte Anwendung zur Verbesserung der Leberfunktion, Senkung des Cholesterins, Blutdrucks und des Körpergewichts bei Adipositas sowie zur Therapie von Gallenblasenerkrankungen. Sie gilt als diuretisch, abführend und antidiabetisch bei erhöhtem Blutzucker. Auch bei Infektionskrankheiten (besonders Virusinfektionen), Verstopfung und Rheuma wird sie eingesetzt – dabei werden antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften genutzt.

Japanische Laborstudien bescheinigten 1998 dem Extrakt der Löwenzahnwurzel eine besonders hohe antioxidative Aktivität. In Kanada wurde viele Jahre ein Naturtonikum mit 14 medizinischen Kräutern (darunter Löwenzahn) angeboten.

Verschiedene Laboruntersuchungen zeigten, dass Inhaltsstoffe der Löwenzahnwurzel das Wachstum von Tumoren und Metastasen bei Ratten hemmen können – vielversprechend für die Krebsforschung. Weitere Studien untersuchten die Wirkung auf Nierensteine (Urolithiasis) und deren Auflösung durch enthaltene Saponine. Einzelne Substanzen zeigten zudem einen antiallergischen Effekt, der bereits erfolgreich in der Immuntherapie erprobt wurde.

Löwenzahnwurzel ist als Antioxidans mit positiven Effekten auf Leber und Magen anerkannt. Die Pflanze fördert die Verdauung, erleichtert Verdauungsbeschwerden und wirkt als Präbiotikum zur Unterstützung der Darmflora sowie gesundheitsfördernd auf den Harntrakt.

Inhaltsstoffe

Der Hauptzucker ist der Polysaccharid Inulin (wie bei allen Korbblütlern), was die Pflanze für Diabetiker interessant macht. Außerdem sind Bitterstoffe (Taraxacin, Taraxasterin, Lactucopicrin), Phytonzide, Gerbstoffe, Flavonoide (Luteolin, Apigenin, Isoquercitrin), Terpenoide, Triterpene (Taraxasterol, Taraxerol), Sesquiterpene, Cholin, Inosit, Sterole, Aminosäuren, Harze, ätherische Öle, Kautschuk, Mineralstoffe (Kupfer, Mangan, Kalium), Kaffeesäure, Nicotinsäure, p-Hydroxyphenylessigsäure und Weinsäure enthalten.

Traditionelle Dosierung

Für die Zubereitung eines Löwenzahnwurzeltees empfiehlt sich ein gehäufter Teelöffel getrockneter Wurzel (alternativ zwei kleine Löffel). Diese wird in ca. 250 ml Wasser kurz aufgekocht und etwa 15 Minuten ziehen gelassen (empfohlen bei Magen-, Verdauungs- und Nierenbeschwerden, auch bei Sodbrennen und Reflux). Für Aufgüsse und Tees werden 2–8 g getrockneter Wurzel empfohlen, bei Tinkturen 1–2 Esslöffel pro Tag. Zur Steigerung der Diurese trinkt man den Aufguss mehrmals täglich, am besten dreimal täglich in derselben Menge.

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