Langer Pfeffer – Piper longum

Gebräuchliche Namen: Langer Pfeffer, Indischer Pfeffer, Pippali, Thippali, Chavica longa, Chavica roxburghii, Chavica sarmentosa, Piper roxburghii, Pipala, Pipal, Pipar, Pipli, Hipli, Hippali, Modi, Pipul, Peepul, Darfilfi, Pipo, Poivre long (franz.), Langer Pfeffer (deutsch), Peperi makron (griech.), Pepe lunga (ital.), Long pepper (englisch), Ralli, Tippilli, Pipal, Pitroat, Piper longum (lateinisch, pharmazeutisch, international)
Lateinischer Name: Piper longum
Herkunft: Asien
Kurzvorstellung
Die Standorte des Langen Pfeffers sind verschiedene Arten halb-immergrüner und immergrüner Wälder, und er wächst bis in Höhenlagen von 1500 m ü. NN.
Langer Pfeffer gedeiht gut im feuchttropischen Klima, wo die Temperaturen im Sommer zwischen 30–40 °C und im Winter zwischen 4–10 °C liegen, bei durchschnittlichen Niederschlägen von 2.000–3.500 mm.
Diese Pflanze bevorzugt Schatten. Sie kann daher erfolgreich in Regionen mit starkem Regen und hoher Luftfeuchtigkeit kultiviert werden.
Zur Düngung wird getrockneter Kuhdung oder Stallmist in einer Menge von 100 g pro Pflanzloch eingebracht und mit Erde vermischt. Kurz nach Beginn der lokalen Monsunregen werden in jedes Loch zwei bewurzelte Stecklinge oder Triebe (je 8–10 cm lang) gepflanzt. Alle zwei Tage wird gewässert.
Nach sechs Monaten trägt die Pflanze Ähren. Die Früchte werden geerntet, sobald sie fast reif sind, da sie dann am schärfsten und dunkelgrün bis schwarz gefärbt sind. Bleiben die Früchte länger hängen, verlieren sie an Schärfe. Die kräftigen Teile des Stamms und der Wurzeln können 18 Monate nach der Pflanzung geerntet werden.
Ausführliche Beschreibung
Ein exotisches Gewürz aus der asiatischen Küche – mit spannenden therapeutischen Eigenschaften.
Botanische Informationen
Langer Pfeffer ist eine zweihäusige, holzige, kletternde Blütenliane aus der Familie der Piperaceae, die wegen ihrer Früchte kultiviert wird. Diese werden in der Regel getrocknet und als Gewürz verwendet. Geschmacklich ähnelt Langer Pfeffer dem schwarzen, weißen und grünen Pfeffer, ist jedoch noch schärfer.
Pfeffergewächse umfassen Kräuter, Sträucher, Lianen und seltener Bäume. Die Blätter sind wechselständig, lang gestielt, einfach, gelappt, eiförmig bis lanzettlich, bis zu 12 cm lang und 3–12 cm breit mit Nebenblättern. Die Blüten sind sitzend und bilden Ähren, selten Trauben.
Die Früchte des Pfeffers sind kleine, kugelige, sitzende Steinfrüchte (Beeren) mit einem Durchmesser von etwa 2 mm, die rot oder gelb werden können. Die Fruchtstände bestehen aus vielen kleinen Früchten (etwa so groß wie Mohnsamen) und erinnern an Kätzchen der Haselnuss.
Herkunft und Verbreitung
Pfefferarten kommen beinahe pantropisch in Tiefland-Regenwäldern vor, können aber auch außerhalb von Waldbeständen wachsen. Einige Arten sind auch in Südjapan und Korea beheimatet, wo sie eher ein subtropisches, frostarmes Klima vorfinden.
Langer Pfeffer war ursprünglich in ganz Indien vom Himalaya bis zum südlichen Zipfel, in Nepal, Bhutan und Sri Lanka verbreitet, wurde aber auch in Vietnam und Malaysia eingeführt und kultiviert.
Verwendung / Dosierung
Das Wort „Pfeffer“ leitet sich ursprünglich von „pippali“ ab. Die älteste bekannte Erwähnung von Langen Pfeffer stammt aus den altindischen Ayurveda-Lehrbüchern, wo seine Behandlungsmöglichkeiten und kulinarischen Verwendungen detailliert beschrieben werden. Im antiken Griechenland wurde er im 6. oder 5. Jahrhundert v. Chr. eingeführt und Hippokrates beschrieb ihn eher als Heilmittel denn als Gewürz.
Gewürz
Langer Pfeffer wurde bereits um 7.000 v. Chr. in der Küche verwendet. Sammlungen der Pfefferfrüchte sind aus prähistorischem Thailand bekannt, und die Beeren wurden vermutlich wild gesammelt, nicht gezielt angebaut.
Die Blätter sind in Teilen Afrikas unter dem Namen „Uziza“ bekannt und werden für nigerianische Eintöpfe verwendet. In Mexiko wird die verwandte Art als „hoja santa“ eingesetzt. Im alten Griechenland, Rom und im Mittelalter war Langer Pfeffer ein gefragtes und wertvolles Gewürz. Heute findet man ihn hauptsächlich in indischen, nepalesischen, einigen nordafrikanischen, indonesischen und malaysischen Gerichten, während er in Europa eher selten ist.
Kulturelle Bedeutung
Zahlreiche Pfefferarten werden bis heute als Zierpflanzen in den Sub- und Tropen kultiviert. Andere Arten (z. B. Piper magnificum) wachsen als große, dichte Sträucher. Rodungen gefährden einige Pfefferarten deutlich, etwa in Ecuador, während andere Arten durch menschliche Ausbreitung sogar invasiv geworden sind.
Ayurveda
In der ayurvedischen Medizin ist Langer Pfeffer ein beliebtes Mittel gegen Kopf- und Zahnschmerzen, Atemwegs- und Verdauungsbeschwerden (z. B. Appetitlosigkeit, Darmparasiten) sowie wegen seiner antiseptischen Wirkung. Unreife, getrocknete Früchte werden volksmedizinisch auch als Stärkungsmittel eingesetzt.
Abkochungen aus unreifen Früchten und Wurzeln werden bei chronischer Bronchitis, Husten und Erkältungen verwendet. Samen und Wurzeln werden zudem als Gegengift bei Schlangen- und Skorpionbissen eingesetzt. In der Ayurveda werden Pulver aus Embelia ribes, Langen Pfeffer und Boraxpulver als natürliches Kontrazeptivum genutzt.
Eine Wurzelabkochung wird auch gegen Gelenkschwellungen bei Vieh im nordwestlichen Himalaya gegeben.
Therapeutische und pharmakologische Effekte
Das ätherische Öl der Früchte zeigte insektizide und repellierende Aktivität. Isolierte Piperidin-Alkaloide wiesen insektizide Wirkung gegenüber verschiedenen Schadinsekten auf. Extrakte aus Früchten und Wurzeln von Piper longum zeigten spasmolytische Effekte (krampflösend, insbesondere bei glatter Muskulatur) und beeinflussten die Darmbewegung bei Versuchstieren.
Weitere Forschungsergebnisse belegen eine dosisabhängige Hemmung der Blutplättchenaggregation durch verschiedene in Langen Pfeffer enthaltene Verbindungen. Zudem zeigten Extrakte antioxidative, antihyperglykämische und antilipidperoxidative Effekte in Tierversuchen mit Diabetes.
Methylpiperin aus Langen Pfeffer senkte Gesamtcholesterin und das Cholesterin/HDL-Verhältnis bei Ratten mit einer cholesterinreichen Diät. Die wässrige Wurzelsuspension zeigte eine starke analgetische (schmerzlindernde) und entzündungshemmende Wirkung.
Piperin, ein wichtiger Inhaltsstoff, erwies sich als antidepressiv wirksam (teilweise durch Hemmung der MAO-Aktivität). In Kombination mit Ingwer schützt ein Extrakt nachweislich vor Magengeschwüren.
Das ätherische Öl zeigte zudem antimykotische (pilzhemmende), antibakterielle und antiprotozoale Eigenschaften. Verschiedene Studien bestätigen ein breites Spektrum antimikrobieller Wirkungen gegen Bakterien, Amöben und Pilze.
Isoliertes Piperin zeigte eine anregende Wirkung auf das zentrale Nervensystem und linderte Atemdepression sowie unterdrückte den Hustenreflex. Extrakte verringerten die allergische Sofortreaktion und bronchiale Überreaktivität in Tierversuchen.
Extrakte der Frucht fördern regenerative Prozesse der Leber und reduzierten Fibrosen, Piperin zeigte in Zell- und Tiermodellen einen ausgeprägten leberschützenden Effekt.
Experimentelle Studien belegen zudem antikanzerogene Effekte gegen verschiedene Tumorzellen und Metastasen, insbesondere durch den Inhaltsstoff Piperin.
Sicherheit
Langer Pfeffer gilt bei mäßigem Gebrauch als sicher, da er in traditionellen Küchen und der Medizin weit verbreitet ist. Experimentelle Studien zeigen jedoch eine kontrazeptive Wirkung bei hoher Dosierung, daher wird von der Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit abgeraten.
Toxikologische Untersuchungen an Ethanolextrakten ergaben keine nennenswerte akute oder chronische Toxizität.
Inhaltsstoffe
Langer Pfeffer enthält ätherische Öle, Stärken, Proteine, verschiedene Alkaloide (besonders Piperin), Saponine, Kohlenhydrate und Amygdalin. Die Samen enthalten Sylvatin und Dieudesmin. Unter den Fettsäuren sind u. a. Palmitin-, Stearin-, Linol-, Ölsäure, Arachinsäure und Beheninsäure identifiziert worden.
Daneben finden sich Methylpiperin, Pipernonalin, Piperettin, Asarinin, Pelitorin, Piperundecalidin, Piperlongumin, Piperlonguminin, Refraktomid A, Pregumidin, Brachystamid und weitere komplexe Alkaloide und Lignane.
Das ätherische Öl der Früchte besteht vor allem aus Karyophyllen und Pentadekan (~17,8 %), Bisabolin (11 %), sowie weiteren Komponenten wie Thujon, Terpinolen, Zingiberen, p-Cymen und Dihydrocarveol. Im Vergleich zu verwandten Pfefferarten enthält Langer Pfeffer weniger ätherisches Öl (~1 %).
Flüchtige Bestandteile und mikrobiologische Untersuchungen identifizierten über 15 einzelne Inhaltsstoffe, darunter Pipatalin, Pelitorin, Sesamin, Brachystamid B und Guineensin.
Traditionelle Dosierung
In der Ayurveda liegt die Einnahmemenge des Pulvers zwischen 0,5–1 g ein- oder mehrmals täglich (meist nach den Mahlzeiten). Ganze getrocknete Früchte werden in der Volksmedizin meist mit 3–5 g ein- bis zweimal täglich etwa 10 Minuten vor einer Mahlzeit empfohlen – gern mit Milch oder Ghee.