Königskerze großblütige – Verbascum densiflorum

Gebräuchliche Namen: Königskerze, großblütige Königskerze, Wollblume, Großblütige Wollblume, Verbascum, Mullein, Königskerze groß, Bouillon-Blume, Flanellkraut, Fackelblume, Fackelkraut, Großblütiger Mullein, Adam's Flannel, Shepherd's Club Staff, Torch Weed, Torches, Blanket Herb, Candleflower, Hag’s Taper, Duffle, High Taper, Longwort, Fleur de Grand Chandelier, Molène, Moléne Thapsus, Oreille de Loup, Gidar Tamaku, Gordolobo, Wild Ice Leaf, Velvet Plant, Queue de Loup, Bouillon, Petrova hůl, psí ocas, divozel
Lateinischer Name: Verbascum densiflorum
Herkunft: Asien, Europa, Südamerika, Nordamerika
Kurzvorstellung
Die großblütige Königskerze gedeiht besonders gut auf nährstoffarmen Böden, die wenig Feuchtigkeit bieten; sie eignet sich daher hervorragend für die unkomplizierte Kultivierung auf steinigen oder kiesigen Standorten. Bevorzugt werden dabei basische bis neutrale Böden sowie ein vollsonniger Standort. Die Vermehrung erfolgt ganz einfach durch Aussaat der Samen im Frühjahr. Für Heilzwecke werden von Mai bis September vor allem die leuchtend gelben Blütenkronen gesammelt (diese lassen sich leicht vom Blütenkelch lösen), gelegentlich kommen auch Blätter oder die Wurzel zur Anwendung. Die Blüten sollten möglichst rasch und gründlich im Schatten oder mithilfe künstlicher Wärme bis maximal 60 °C getrocknet werden, um Schimmelbildung und Verderb zu vermeiden.
Ausführliche Beschreibung
„Wahrlich, diese Blume vollbringt Wunder!“ – so lauten die Worte einer Märchenfigur, die zur Heilung die Königskerze nutzt.
Botanische Informationen
Die großblütige Königskerze (Verbascum densiflorum) ist eine kräftige, aufrecht wachsende zweijährige Pflanze, die auf der gesamten Oberfläche mit feinen Haaren bedeckt ist und eine Höhe von bis zu 2 Metern erreichen kann. Im ersten Jahr bildet sie eine grundständige Rosette aus filzig behaarten Blättern, bevor im zweiten Jahr ein aufrechter Stängel mit wechselständig angeordneten, ei- bis lanzettförmigen Blättern sowie glockenförmigen Blüten – mit hellgelber Krone im endständigen, rispenartig verzweigten Blütenstand – erscheint (Blütezeit: Mai bis September). Die Frucht ist eine Kapselfrucht.
Herkunft und Verbreitung
Verbascum densiflorum ist nahezu überall in Europa anzutreffen, besonders im zentralen und südlichen Raum. Der Verbreitungsschwerpunkt im Norden reicht bis nach Südschweden, östlich erstreckt sich das Areal über Mittelrussland bis nach Georgien und Aserbaidschan. Im Süden findet man die Pflanze u. a. in Spanien, Portugal, Griechenland und Italien. Sie zählt zu den besonders weitverbreiteten, robusten Wildkräutern und wächst bevorzugt an Brachen, Böschungen, auf Schuttplätzen, in Gärten, Wiesen, an steinigen Hängen sowie auf sonnigen Äckern. Außerhalb Europas kommt sie mittlerweile auch in Teilen Asiens und Amerikas vor.
Verwendung / Dosierung
Neben der traditionellen Verwendung in der Pflanzenheilkunde findet die großblütige Königskerze vielseitigen praktischen Einsatz: In der Vergangenheit wurden die Blüten für die Herstellung von Lampendochten genutzt; mit dem aus den Blüten gewonnenen Farbstoff färbte man Haare oder Textilfasern. Die Blätter dienen manchmal zur Aromatisierung von Speisen – insbesondere von Likören – und zur Veredelung des Aromas von Früchteteemischungen. In Sagen und Märchen erscheint die Königskerze häufig als Zauberpflanze – etwa zum Unsichtbarmachen oder als Symbolfigur in Gedichten. Als besonders wichtige Pollenquelle liefert sie Bienen wertvolles Eiweiß.
Die Königskerze ist jedoch vor allem als bedeutende Heilpflanze bekannt: Seit Jahrhunderten wird sie zur Linderung von Bronchialerkrankungen, Entzündungen der oberen Atemwege und bei Erkältungen eingesetzt. Als bewährtes Hausmittel findet sie Anwendung bei verschiedenen Formen des Hustens, bei Erkrankungen der Atemwege sowie zur unterstützenden Behandlung von Asthma bronchiale. Die in ihr enthaltenen Schleimstoffe legen sich wie ein schützender Film über die Schleimhaut der oberen Atemwege und bewahren diese so vor Reizungen und Austrocknung. Saponine und Flavonoide fördern zudem die Sekretion des Bronchialepithels und wirken schleimlösend. Daher gilt die großblütige Königskerze insgesamt als hervorragendes Mittel zur Optimierung der Atemwegsfunktion und zum Erhalt eines gesunden Atemsystems.
Die Inhaltsstoffe der Königskerze vermögen Krämpfe zu lösen; J. A. Zentrich empfahl die getrocknete Blüte (Kräuterdroge) bei entzündlichen Erkrankungen des Magens und Darms sowie in bestimmten Fällen zur Unterstützung der Funktion von Leber, Milz und Gallenblase und zur Förderung der Harnproduktion. Moderne in vitro-Studien bestätigen teilweise das krampflösende Potenzial der Inhaltsstoffe. Die Pflanze trägt hierzu bei, die normale Funktion des Verdauungstraktes zu unterstützen und die Verdauung zu fördern.
Entzündungshemmende und harntreibende Wirkungen der Königskerze wurden in kleineren wissenschaftlichen Arbeiten bestätigt, was die traditionelle Anwendung untermauert. Es scheint, dass bestimmte Inhaltsstoffe tatsächlich die Harnausscheidung anregen und durch vermehrte Ausscheidung eine „reinigende“, teilweise desinfizierende Wirkung auf das Harnsystem entfalten können. Bei erschwerter oder gestörter Blasenentleerung kann die regelmäßige Zufuhr von Königskerzenblüten einen Beitrag zum normalen Funktionieren von Nieren und Harnblase leisten.
Äußerlich wird die Pflanze bei Schürfwunden, Unterschenkelgeschwüren, rheumatischen Beschwerden und Hämorrhoiden eingesetzt. Hierzu werden Breiumschläge aus Blüten oder Abkochungen aus getrockneten/frischen Blüten als Auflage auf Schwellungen und entzündete Stellen verwendet. In Öl mazerierte Blüten werden traditionell zur Förderung der Wundheilung genutzt.
Volksmedizinische Anwendung
Nach volkstümlicher Überlieferung besitzt die großblütige Königskerze eine harntreibende, entzündungshemmende, schleimlösende und auswurffördernde Wirkung. Die europäische Volksheilkunde empfiehlt sie zur Stabilisierung des Menstruationszyklus, zur Linderung krampfartiger Durchfälle sowie zur „Reinigung“ des Verdauungs- und Urogenitalsystems. In der österreichischen Volksmedizin findet sie Anwendung bei Schnupfen, verstopfter Nase und Entzündungen des Nasen-Rachenraumes.
Wirkstoffe
Die Blüten enthalten eine beachtliche Menge an Saponinen (Verbascogenin, Verbascosaponin), Schleimstoffen, Gerbstoffen, Iridoiden (Catalpol, Aucubin), Carotinoiden, monoterpenoiden Glycosiden, Flavonoiden (Rutin, Apigenin, Luteolin, Hesperidin, Diosmin, Tamarixetin), Lignanen, phenylethanolischen Derivaten sowie kleinere Mengen ätherischer Öle, fetter Säuren, organischer Säuren und Polysaccharide (Galaktose-, Arabinose- und Uronensäuren-Monomere).
Traditionelle Dosierung
Von der Pflanze werden unterschiedliche Pflanzenteile gesammelt, die Hauptanwendung finden jedoch die Blüten. Mitunter werden hierzu Blätter im Verhältnis 1:2 oder 3:4 gemischt und als Aufguss verabreicht (mit schwach abführender Wirkung). Insgesamt kommen Blüten – in unterschiedlichen Zubereitungen – auch äußerlich zur Anwendung (siehe Abschnitt „Verwendung“). Für den klassischen Königskerzen-Tee wird ein gehäufter Esslöffel Blüten mit 250 ml kochendem Wasser übergossen, mit Deckel bedeckt und bis zur angenehmen Trinktemperatur ziehen gelassen.
Für atemwegsfördernde Teemischungen können Königskerze, Basilikum, Linde, Holunder, Malve, Thymian oder Ysop kombiniert werden.