Kokos-Pornatka – Poria cocos

Gebräuchliche Namen: Kokos-Pornatka, Poria, Fu Ling, China-Wurzel, Tuckahoe, Hoelen, Indian Bread, Matsuhodo, Bukuryo, Pachyma, Poria cocos, Poria cocos (lat.), Poria (engl.), China root (engl.), Fu Ling (chin.), Tuckahoe (USA), Indian Bread (USA), Bukuryo (japanisch)
Lateinischer Name: Poria cocos (Wolfiporia cocos, Wolfiporia extensa, Pachyma hoelen, Sclerotium cocos, Daedalea extensa, Macrohyporia extensa, Macrohyporia cocos)
Herkunft: Asien, Südamerika, Nordamerika
Kurzvorstellung
Kokos-Pornatka wird in China gezielt auf den Wurzeln der Chinesischen Rotkiefer (Pinus massoniana, Pinus tabuliformis) kultiviert – bei bester Qualität in der Yunnan-Provinz, daneben auch in Anwei, Hubei und Sichuan. Wildwachsende Exemplare findet man überall auf verschiedenen Nadelbäumen mit hartem Holz. Das Sklerotium wächst unterirdisch und ist nicht leicht aufzuspüren. Jährlich werden in China 10.000–13.000 Tonnen geerntet und im Schatten getrocknet. Laut TCM sind sowohl die Rinde (Fu-Ling-Pi), die rötliche Außenschicht (Chih-Fu-Ling), die weiße Mittelschicht (Bai-Fu-Ling) als auch der Kern (Fu-Shen) verwendbar. Auch in Japan fühlt sich Kokos-Pornatka wohl und wächst auf dem gesamten amerikanischen Kontinent wild.
Ausführliche Beschreibung
Eine mystisch umwobene Heilpilzart der Traditionellen Chinesischen Medizin zur Unterstützung von Milz, Magen und zur Behandlung von Ödemen.
Botanische Informationen
Poria cocos, auch als Kokos-Pornatka bezeichnet, ist das getrocknete Sklerotium eines Pilzes aus der Familie der Stielporlingsverwandten (Polyporaceae). Dieser saprotrophe Pilz wächst bevorzugt auf Nadelbäumen, meist auf Kiefern. Er bildet ein großes, knollenartiges Sklerotium von oft mehr als 30 cm Durchmesser und einem Gewicht von etwa 1 kg. Die Form ist meist unregelmäßig, zusammengedrückt und länglich. Die äußere Schale ist graubraun bis dunkelbraun, das Innere schneeweiß und durchzogen von vielen Hyphen. Die Struktur ist glatt und elastisch, der Geschmack mild und leicht süßlich; das Aroma ist charakteristisch.
Herkunft und Verbreitung
Kokos-Pornatka stammt ursprünglich aus Südost- und Ostasien, insbesondere dem Gebiet des heutigen Chinas. Auch in der koreanischen Volksmedizin gilt sie als Gottesgabe („Pilz der Götter“).
Verwendung / Dosierung
Obwohl Kokos-Pornatka weniger bekannt ist als Cordyceps oder Reishi, erfreut sie sich in der traditionellen Kräuterheilkunde großer Beliebtheit und verfügt über vielfältige Anwendungsgebiete. In der Volksheilkunde wird Poria zur Förderung ruhigen Schlafs und Linderung nervöser Unruhe eingesetzt; ihr sanft sedierender Effekt trägt zu erholsamem Schlaf und vitalem Erwachen bei.
Heiler kombinieren Poria häufig in Mischungen zur Stärkung von Magen und Milz und zur Modulation des Immunsystems. Bestimmte Inhaltsstoffe beeinflussen Magnesium- und Natriumspiegel, was wiederum hilft, Wasseransammlungen und Schwellungen – speziell in den Beinen – effektiv zu reduzieren. Die Volksmedizin empfiehlt Poria zudem bei erhöhten Blutwerten von Zucker und Fett sowie zur Unterstützung bei Diabetes. In den USA wird sie in der Volksheilkunde als Begleittherapie bei Krebs und zum Schutz des Gewebes während Chemotherapien genutzt.
In Japan kommt Kokos-Pornatka solo oder in Mischrezepturen als Schlaf- und Beruhigungsmittel, zur Kräftigung von Magen, Blase und Milz zum Einsatz. Ihre regelmäßige Einnahme soll als Diuretikum (entwässernd) und Immunmodulator dienen.
In China zählt Poria seit Jahrhunderten zu den bedeutenden Heilmitteln, besonders im Süden. Seit dem Altertum wird das getrocknete Sklerotium zu feinem Pulver zerstoßen und täglich zur Vitalisierung des Körpers eingesetzt.
Pharmakologische Studien zeigten, dass Poria selbst einen leichten diuretischen Effekt besitzt, der in Kombination mit anderen Kräutern (z.B. in der Mischung Wu Ling San) deutlich gesteigert werden kann. Dabei erhöht sich die Konzentration von Natrium, Kalium und Chlorid im Urin, was den entwässernden Effekt erklärt.
Alkoholextrakte von Poria zeigen einen antibiotischen Effekt gegenüber bestimmten Spirochäten-Arten; andere Bakterienarten sind offenbar weniger empfindlich. Animalische Modelle bestätigen zudem entspannende, magenschützende, säuremindernde und blutzuckersenkende Effekte sowie eine Steigerung der Herzfunktion.
Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin schmeckt Poria neutral bis leicht süß, wirkt neutralisierend und unterstützt die Meridiane von Herz, Lunge, Milz und Nieren. Zu den wichtigsten Wirkungen zählen Feuchtigkeitsausleitung, Wasserverschiebung, Stärkung von Milz und Magen sowie Beruhigung von Herz und Nerven. Hauptindikationen bei Erwachsenen sind erschwertes oder schmerzhaftes Wasserlassen, Ödeme, Husten durch Lungen-Feuchtigkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Durchfall, Herzklopfen, Angstzustände, Schlaflosigkeit, Vergesslichkeit und Gonorrhoe sowie weitere.
In der TCM ist Poria Bestandteil zahlreicher Rezepturen, z.B. in Gui Zhi Fu Ling (gegen Flüssigkeitsansammlungen im Abdomen, Menstruationsbeschwerden), Zhu Ling San (gegen Fieber, Ödeme, Harnbeschwerden), Ling Gui Zhu Gan Tang (gegen Schwindel und palpitationsbedingte Störungen durch Schleimansammlungen), Si Jun Zi Tang (bei Erschöpfung und Störungen von Milz/Magen) oder Gui Pi Tang (bei Herz-Milz-Schwäche, Qi-Mangel, Palpitationen, Insomnie, Gedächtnisschwierigkeiten).
Triterpen-Carbonsäuren und ihre Derivate in Poria zeigten bei Tieren eine deutliche Hemmung lang anhaltender Entzündungen und Dermatitis (wie Rötung, Schwellung, Schmerzen). Laborstudien belegen die Hemmung entzündlicher Faktoren und Phospholipase A2, v.a. durch Pachym- und Dehydrotumulussäure. Beim Menschen zeigte sich ein antientzündlicher Effekt bei Kontaktdermatitiden.
Bestimmte Triterpen- und Polysaccharid-Fraktionen zeigten antitumorale Aktivitäten in Zellstudien: Regulation des NF-kB-Signalwegs, Hemmung der Angiogenese und Förderung der Apoptose, z.B. bei Krebszellen von Lunge, Prostata, Eierstock, Magen, Pankreas, Brust, Haut sowie bei Leukämie und Melanom. Tierstudien wurden bereits durchgeführt, beim Menschen fehlen noch größere Studien.
Bei Diabetes-Mäusen förderten Inhaltsstoffe von Poria die Verbesserung der Insulinsensitivität und Senkung des Blutzuckerspiegels, vermutlich durch triterpenoide Substanzen. Verwandte Effekte sind die Hemmung der Fettbildung, verstärkte Aufnahme freier Glukose und die Aktivierung des Peroxisom-Proliferator-aktivierten Rezeptors.
Eine stärkere Immunaktivität wurde bei regelmäßigem Konsum von Poria-Dekokt an Milz und Thymus gestresster Mäuse festgestellt (hochregulierte Zytokin- und Interleukinwerte, Tumornekrosefaktor, NF-kB). Diese Effekte resultieren vermutlich auch aus der Hemmung pathologischer Wachstumsfaktoren.
Wirkstoffe
Das Sklerotium von Kokos-Pornatka enthält Triterpenoide, Polysaccharide, Ergosterol, verschiedene Säuren (Caprylsäure, Undecansäure, Laurinsäure, Dodecansäure, Palmitinsäure) und deren Salze sowie weitere Stoffe wie Pachym-, Dehydropachym-, Tumulosi- und Pachymonsäure. Zu den wichtigsten Polysacchariden zählen Pachyman, Pachymaran und Gluan H11. Daneben finden sich polyporensäure C, Monosaccharide (D-Glukose, Xylose, Mannose, Galaktose, Fucose, Rhamnose), Aminosäuren, Enzyme, Steroide, Cholin, Histidin und Natrium als Mineralstoff.
Traditionelle Dosierung
Empfohlene Tagesdosis beträgt je nach Anwendungsgrund 3–10 g (bzw. einen gehäuften Teelöffel bis Esslöffel) getrocknetes Pilzmaterial, aufgekocht in 200–500 ml Wasser für 15–30 Minuten. Bei schwereren Fällen wird bis zu 15 g verwendet; bei Bedarf kann Wasser nachgegossen werden. Das Sklerotium kann im Mörser zerstoßen und zusammen mit lauwarmem Wasser getrunken werden.
Nach Traditioneller Chinesischer Medizin werden 3–45 g getrockneter Pilz pro Tag empfohlen. Das Chinesische Kompendium Materia Medica empfiehlt 9–18 g täglich zur Förderung von Milz und Magen, 30–45 g bei Ödemen, 3–9 g für sedierende/beruhigende Zwecke, z.B. gegen Herzklopfen.