Kleinblütiges Weidenröschen – Epilobium parviflo

Gebräuchliche Namen: Kleinblütiges Weidenröschen, Weidenröschen, Frauenhaar, Chamerion, Ivan-Tee, Ochsenzunge, Kleinblumiges Weidenröschen, Smallflower Hairy Willowherb, Epilobium parviflorum, Willowherb, smallflower, hairy willowherb
Lateinischer Name: Epilobium parviflorum
Herkunft: Afrika, Asien, Europa, Südamerika, Nordamerika
Kurzvorstellung
Die Anzucht aus Samen ist selten schwierig. Direktsaat oder Umpflanzen erfolgt meist im Mai. Für optimales Wachstum bevorzugt das Weidenröschen einen feuchten Standort mit lehmig-schwerem Boden. Die Ernte der Blätter sollte vor oder während der Blütezeit zwischen Juni und September erfolgen. Samen können problemlos vorgezogen werden. Beim Sammeln empfiehlt es sich, nur die oberen Triebspitzen zu schneiden, damit die Pflanze weiterwachsen und wieder aussamen kann. Wird die Pflanze nur halbiert geerntet (Stängel, Blätter oder Blüten), bildet sie Seitentriebe. Die Ernte sollte möglichst schonend geschehen, da das Kleinblütige Weidenröschen mehrmals nachwachsen kann. Bleibt das Wurzelwerk intakt, treibt die Pflanze im Folgejahr erneut aus. Es besteht Verwechslungsgefahr mit dem Großblütigen Weidenröschen, das weniger wirksame Inhaltsstoffe enthält.
Ausführliche Beschreibung
Heilpflanze mit besonderer Wirkung auf die ableitenden Harnwege und die Prostata.
Botanische Informationen
Kleinblütiges Weidenröschen ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die typischerweise eine Höhe von etwa 1 Meter erreicht (meist zwischen 30 und 80 cm). Der Stängel ist aufrecht und vor allem im unteren Bereich der Pflanze dicht behaart. Die Blätter stehen gegenständig, sind ungestielt, lanzettlich und leicht gezähnt, an der Basis zart abgerundet und messen 5–10 Zentimeter. Die kleinen Blüten sind rötlich, blassrosa bis fast weiß, etwa 6–8 mm breit und besitzen vier Blütenblätter, acht Staubblätter sowie eine vierlappige Narbe. Die Blütezeit reicht von Juni bis August. Die zwittrigen Blüten werden entweder durch Selbstbestäubung oder mittels Insekten bestäubt. Die Frucht ist eine rund 8 cm lange Kapsel, die sehr feine schwarze Samen (ca. 1 mm) mit weißen Haaren (Samenflugschirmchen) enthält, die der Ausbreitung durch den Wind dienen.
Herkunft und Verbreitung
Kleinblütiges Weidenröschen ist in ganz Europa einschließlich Großbritannien und von Mittelschweden bis nach Nordafrika verbreitet; weiter nach Westen reicht sein Vorkommen bis Vorderasien und Indien, außerdem findet man es in Nordamerika bis in die nördlichen Regionen Kanadas und Alaskas. Die Pflanze wächst bevorzugt in Höhenlagen bis zu durchschnittlich 1400 m, wurde jedoch auch in Höhen von 2500 m nachgewiesen. Sie findet sich an Waldrändern, Bachläufen, Obstgärten, gelegentlich auch als Unkraut. Am liebsten besiedelt sie halbschattige, feuchte Standorte wie Sümpfe, Brachland, Feuchtwiesen, Waldränder, Lichtungen und Dämme, meist auf steinigen, stickstoffreichen Böden. In Deutschland ist sie praktisch flächendeckend verbreitet, besonders häufig kommt sie im Vorgebirge vor.
Verwendung / Dosierung
Das kleinblütige Weidenröschen nimmt in der Volksheilkunde eine wichtige Rolle ein und kann einzeln oder zusammen mit anderen Heilpflanzen mit ähnlichem Effekt verwendet werden. Die Wirkstoffe des Kleinblütigen Weidenröschens unterstützen nachweislich die Prostatafunktion, was in Laborstudien anhand konzentrierter Auszüge direkt an Prostatagewebe bestätigt wurde. In der Volksmedizin wird es traditionell eingesetzt bei Beschwerden wie schmerzhaftem Wasserlassen, häufigem Harndrang oder leichten Blasenschwächen bis hin zu ernsthafterer Inkontinenz. Weitere Anwendungsbereiche sind Nierenerkrankungen, Blasenentzündungen und verschiedene Prostataerkrankungen, v.a. im Zusammenhang mit einer gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie). Für Entzündungen der Harnwege werden meist Kombinationen mit anderen Kräutern wie Bärentraube, Preiselbeere, Goldrute, Vogelknöterich, Flohsamen, Schachtelhalm oder Birke empfohlen. Solche Kräuterkompositionen fördern ebenfalls die Elastizität des Harnröhrenendothels und wirken vorbeugend gegen Ödeme.
Die Wirkstoffe der Pflanze besitzen in hoher Konzentration nachgewiesen entzündungshemmende Effekte gegen bestimmte Bakterienstämme, wodurch sich ein möglicher lindernder Effekt bei Harnwegsinfekten ergibt. Ebenso besitzt das Kraut einen ausgeprägten antioxidativen Effekt. In der Volksmedizin wird das Weidenröschen zur Blutreinigung geschätzt, als Zusatz bei Diäten oder zur allgemeinen Entgiftung, zum Beispiel im Frühling. In passender Dosierung hilft es, Wechseljahresbeschwerden bei Frauen zu lindern (wie Stimmungsschwankungen oder Hitzewallungen).
Äußerlich kann ein Absud des Kleinblütigen Weidenröschens zur Förderung der Heilung von nässenden und trockenen, oberflächlichen Wunden verwendet werden, wobei das Kraut den Heilungsprozess beschleunigen soll. Volksheilkundlich wird es empfohlen zur Linderung von Verdauungsbeschwerden, bei Afterbluten, Menstruationsproblemen, Schleimhautreizungen im Mund sowie zur Vermeidung entzündlicher Exsudate.
Wirkstoffe
Kleinblütiges Weidenröschen enthält eine Vielzahl wertvoller Inhaltsstoffe, insbesondere Flavonoide wie Kaempferol, Quercetin und Myricetin, dazu Lektine, Sitosterole und weitere Komponenten, die mild entzündungshemmend, antiödematös und partiell gefäß- und schleimhautheilend wirken.
Traditionelle Dosierung
Moderne Kräuterbücher empfehlen, etwa 1 gehäuften Teelöffel (ca. 5 g) des getrockneten Krauts mit 250 ml kochendem Wasser zu übergießen, wenige Minuten ziehen zu lassen und sofort zu trinken. Ältere Quellen empfehlen bei schweren Beschwerden zweimal täglich eine Tasse kalten Auszugs, aus einer Prise Kraut mit zwei Tassen heißem Wasser, das 10 Minuten ziehen sollte.
Eine andere Zubereitung besteht darin, 200 ml kaltes Wasser mit 5–10 g getrocknetem Kraut zu verrühren, etwa 15 Minuten leise zu köcheln (bei Wurzel länger), danach abkühlen zu lassen, abzusieben und zu trinken. Wichtig ist, Aufgüsse oder Tees über einen längeren Zeitraum (maximal zweimal täglich) und idealerweise auf nüchternen Magen einzunehmen.