Kap-Aloe – Aloe capensis

Gebräuchliche Namen: Kap-Aloe, Bittere Aloe, Rote Aloe, Cape Aloe, Bitter Aloe, Red Aloe, Aloe capensis, Aloe ferox, Aloe, Bitter-Aloe, Red Aloes, Wild Aloe, African Aloe, Kap-Aloe (engl. Cape Aloe, Bitter Aloe), afrikanischer Ursprung
Lateinischer Name: Aloe capensis
Herkunft: Afrika, Asien, Australien, Europa, Südamerika
Kurzvorstellung
Kap-Aloe besticht durch ihre imposante Erscheinung und prächtigen Blütenstände. Deshalb wird sie in tropischen und subtropischen Regionen als Zierpflanze kultiviert und in gemäßigten Breiten, wie in Deutschland, meist in botanischen Gärten gezogen. Sie ist beispielsweise in den Tropenhäusern des Botanischen Gartens Berlin oder Kew Gardens zu bewundern.
Der Latex, also der getrocknete Pflanzensaft, wird seit Jahrhunderten in Südafrika aus den Blättern wild wachsender Kap-Aloe gewonnen und als Abführmittel unter dem Namen "Cape Aloe" verwendet. Nach traditioneller Methode werden die Blätter in mehreren Lagen kreisförmig in eine Bodengrube geschichtet und mit Folie ausgelegt. Die Flüssigkeit tropft aus den Blättern, sammelt sich und wird anschließend über offenem Feuer getrocknet. Der frische Latex ist eine gelbe, sehr bittere Flüssigkeit, das getrocknete Konzentrat ist schwarz. Das Blattinnere dient als Rohstoff für den Gel, der äußerlich bei Verletzungen oder Verbrennungen Anwendung findet und nach kurzer Bearbeitung auch in Lebensmitteln zum Einsatz kommt.
Für gesundes Wachstum benötigt Kap-Aloe viel Sonnenschein und regelmäßige Wassergaben – besonders im Sommer, im Winter genügt eine wöchentliche Bewässerung. Sie bevorzugt sandigen, durchlässigen Boden, der jährlich erneuert wird; für Kübelkultur empfiehlt sich eine Mischung mit Perlit, Granit oder grobem Sand. Kap-Aloe ist recht frosttolerant und übersteht Temperaturen bis -5°C.
Die Vermehrung erfolgt meist durch Samen oder Stammstecklinge, die mit großzügigem Abstand gesetzt werden. In Mitteleuropa eignet sie sich gut als Kübelpflanze und gedeiht im Sommer an sonnigen Standorten, im Winter bevorzugt sie einen hellen, kühlen Platz (12–15°C), in dieser Zeit blüht sie besonders. Es dauert etwa 4–5 Jahre vom Saatkorn bis zur erntbaren Pflanze; die Blätter wiegen dann bis zu 2 Kilogramm. Die Ernte kann jedoch ganzjährig erfolgen, mitunter reicht schon ein Blatt einer zweijährigen Pflanze.
Ausführliche Beschreibung
Eine traditionelle Heilpflanze, die innerlich bei chronischer Verstopfung und äußerlich in Kosmetikprodukten zur Behandlung von Verbrennungen oder Verletzungen verwendet wird.
Botanische Informationen
Kap-Aloe ist eine sukkulente, mehrjährige Pflanze, die eine Höhe von 1 bis 5 Metern erreichen kann. Die ausgewachsene Pflanze bildet einen einfachen, unverzweigten Stamm aus Holz und wächst strauchartig oder baumförmig. Der Stamm endet in einer Blattrosette. Die Blätter der Kap-Aloe werden bis zu 90 cm lang, sind dick, fleischig, zugespitzt und grau-grün bis rötlich gefärbt. Der gezahnte, braunrote Blattrand bildet kleine Dornen, einige kleinere Dornen finden sich auch auf der Blattunterseite.
Die Blüten erheben sich 0,5 bis 1 Meter über die Blätter, sind in dichten Ähren mit kurzen Stielen angeordnet und leuchten in Rot bis Orange. Die verzweigten Blütenstände können bis zu 1 Meter lang werden. Die Blütezeit ist von Juni bis September – dem kältesten Zeitraum im Heimatgebiet.
Herkunft und Verbreitung
Kap-Aloe stammt aus mehreren Regionen Südafrikas, darunter Westkap, Freistaat, KwaZulu-Natal, Lesotho und Ostkap. Das Hauptverbreitungsgebiet reicht von der Kapregion östlich bis nach KwaZulu-Natal. Sie wächst an vielfältigen Standorten, bevorzugt aber trockene, felsige Hänge oder Graslandschaften des Fynbos an den Rändern der Karoo sowie teils an deutlich feuchteren Standorten, meist bis 700 m Höhe. Ureinwohner wie die Khoisan nutzten Kap-Aloe traditionell seit Jahrhunderten, später machten sie auch westliche Siedler bekannt und verbreiteten ihren Anbau.
Verwendung / Dosierung
Die bekannteste medizinische Nutzung von Kap-Aloe ist ihre antioxidative Eigenschaft, wodurch sie das Immunsystem im Kampf gegen Infektionskrankheiten unterstützt und die natürliche Abwehrkraft des Körpers stärkt. Inhaltsstoffe der Kap-Aloe neutralisieren schädliche freie Radikale auf Zellebene, fördern die Regeneration beschädigter Gewebe, hemmen Entzündungserscheinungen, wirken leicht antiseptisch und beruhigen gereizte Haut.
In optimaler Dosierung helfen die Wirkstoffe sowohl beim Menschen als auch bei Tieren leichte Menstruationsbeschwerden (vor allem Schmerzen) und insbesondere Beschwerden während der Wechseljahre abzumildern. Die traditionelle Medizin Südafrikas empfiehlt den Saft in niedriger Dosierung zur Harmonisierung des Menstruationszyklus.
In den Blättern der Kap-Aloe wurde Emodin nachgewiesen. Dieser wirkt in hoher Konzentration antimykotisch gegen Candida albicans bei äußerlichen Hefepilzinfektionen und zeigt außerdem leichte antivirale und antibakterielle Wirkungen. Einige Studien geben Hinweise, dass Inhaltsstoffe das Wachstum des HIV-Virus hemmen könnten, insbesondere in Kombination mit antiretroviralen Medikamenten. Japanische Forschung berichtet, dass Lektine und Emodin aus Aloe das Wachstum bestimmter Krebszellen hemmen könnten.
In der Kosmetik unterstützen die Inhaltsstoffe der Kap-Aloe die Schnellregeneration des Gewebes, indem sie die Kollagenbildung anregen. So fördern sie das Wachstum von Haaren, Nägeln und Haut, besonders bei Hautalterung oder -atrophie, aber auch nach übermäßiger UV-Bestrahlung. Die Pflanze besitzt desinfizierende Eigenschaften. In Pharmazie und Kosmetik wird Extrakt aus Kap-Aloe zur Wundheilung, Hautberuhigung nach Sonnenbrand, bei Ekzemen, Psoriasis und Entzündungen eingesetzt.
Kap-Aloe ist Bestandteil in traditionellen Schwedenbitter-Tinkturen. In der traditionellen Medizin gilt sie als unterstützend für Magen-Darm-Funktion, zur Reinigung und Entgiftung des Organismus. Das getrocknete Produkt der Kap-Aloe wird als Laxans (Abführmittel) genutzt, weil es starke und zuverlässige abführende Wirkung besitzt. Verantwortlich dafür ist der Inhaltsstoff Aloin, der nach circa 8 Stunden im Dickdarm wirkt und gezielt bei chronischer Verstopfung hilft, wo andere Mittel oft versagen (aus Sicherheitsgründen sollte entsprechende Patientengruppen vor Gebrauch mit Arzt oder Apotheker Rücksprache halten). Die US-amerikanische FDA rät seit 2002 von einer langfristigen Anwendung bei chronischer Verstopfung ab, da sich bei ständiger Dosiserhöhung toxische Werte entwickeln können.
Die Volksmedizin empfiehlt Extrakte aus Kap-Aloe zur Stabilisierung des Blutzuckerspiegels, Unterstützung der Immunabwehr und Verringerung von Erschöpfung und Müdigkeit. Außerdem fördert Kap-Aloe den Gallensaft und wird in kleinen Mengen gegen Appetitlosigkeit, schweres Völlegefühl, Blähungen, Unterstützung der Leberfunktion oder Sodbrennen alleine oder in Kombination mit anderen Kräutern verwendet.
Das Gel aus Aloe capensis wird traditionell eingenommen bei Osteoarthritis, Darmbeschwerden (wie Colitis ulcerosa), Fieber, Entzündungen, Ulzera, Diabetes, Asthma, zur Linderung strahleninduzierter Nebenwirkungen und als allgemeines Stärkungsmittel. Am meisten wird der Gel jedoch äußerlich bei Verbrennungen, Erfrierungen, Psoriasis und Hautgeschwüren eingesetzt. Manche Heiler setzen Kap-Aloe nach Operationen zur Förderung der Wundheilung ein. Studien an Mäusen haben auf molekularer Ebene eine leichte Hemmung von Entzündungsmediatoren bei Colitis ulcerosa bestätigt. Nach vierwöchiger optimaler Dosierung verschwanden bei 30 % der Tiere mit milden Symptomen die Beschwerden.
In-vitro-Studien bestätigen einen beschleunigten Heilungsprozess von Wunden durch Inhaltsstoffe der Kap-Aloe, da sie lokale Gefäßerweiterung sowie den Blutfluss erhöhen, was den Austausch von Metaboliten plus Immunzellen verbessert und gleichzeitig das Bakterienwachstum hemmt.
Der getrocknete Latex der Kap-Aloe wird in der traditionellen Medizin der lokalen Völker unter anderem bei Epilepsie, Asthma, Erkältungen, Blutungen, ausbleibender Menstruation, Kolitis, Diabetes, Multipler Sklerose, Hämorrhoiden, Krampfadern, Osteoarthritis, Glaukom und Sehstörungen eingesetzt.
Hinsichtlich der sicheren Anwendung gilt: Hohe Dosen von Aloe capensis können eine verstärkte Durchblutung des Beckenbereichs verursachen (daher Rücksprache mit Arzt/Apotheker bei Nierenfunktionsstörungen, Hämorrhoiden, Zwölffingerdarmgeschwüren, gynäkologischen Problemen, Schwangerschaft und Stillzeit). Die Europäische Arzneimittel-Agentur bewertet innerliche Anwendung in hoher Dosierung und auf längere Zeit als unsicher. Patienten, die Diuretika, Kortikosteroide oder Süßholz zusammen mit hochdosierter Aloe einnehmen, sollten sich ärztlich beraten lassen. Chronischer Missbrauch (etwa bei Verstopfung) kann zu Leberentzündungen und Elektrolytstörungen führen.
Wirkstoffe
Der Saft von Kap-Aloe enthält eine Vielzahl an Polysacchariden (doppelt so viel wie Aloe vera), darunter Acemannan, das vermutlich das Immunsystem stimulierend wirkt. Enthalten sind außerdem Harze, die wichtigsten sind Anthrachinone wie Aloin, Emodin und Lektine. Daneben liefert sie reichlich Aminosäuren (Cholin), Calcium, Vitamin A, B-Vitamine (Biotin, Folsäure, Pyridoxin, Riboflavin, Thiamin, Cyanocobalamin), Vitamin C, Vitamin E, Enzyme (Amylase, Lipase, Bradykinase), essentielle Fettsäuren sowie Zink, Mangan, Magnesium und Eisen.
Traditionelle Dosierung
Die Einnahme erfolgt typischerweise in Form von getrocknetem Saft in einer Dosis von 50–200 mg dreimal täglich. Auch das Harz von Aloe capensis wird messerspitzenweise, z. B. in lauwarmem Wasser gelöst, verwendet.
Aus getrocknetem Saft lässt sich ein Extrakt herstellen, der mit heißer Flüssigkeit eingedickt oder kurz aufgekocht wird. Die EMA empfiehlt für Kinder ab 12 Jahren eine Einzeldosis von 10–30 mg Extrakt täglich. Für jüngere Kinder sind aloehaltige Präparate kontraindiziert.