Kalmegh – Andrographis paniculata

Kalmegh – Andrographis paniculata

Gebräuchliche Namen: Kalmegh, Andrographis paniculata, Grünchiretta, Indische Chiretta, Bhui-neem, Bhunimba, Chuanxinlian, Mahatita, Kirayat, King of Bitters, Alui, Sam biloto, Wallicher Nees, Yavatikta, Kalmegha, Kalupnath, Paniculata (lateinisch, global), Chuan Xin Lian (chinesisch), Kariyat

Lateinischer Name: Andrographis paniculata

Herkunft: Asien, Europa, Südamerika, Nordamerika

Kurzvorstellung

Am besten gedeiht Kalmegh an feuchten und sonnigen Standorten. Die Pflanze wird bis heute weitläufig in Süd- und Südostasien angebaut. Die Aussaat erfolgt auf der Nordhalbkugel idealerweise im Mai und Juni, im Abstand von 60 cm × 30 cm.

Ausführliche Beschreibung

Eine unscheinbare, dennoch kraftvolle Heilpflanze mit bemerkenswerten Eigenschaften.

Botanische Informationen

Kalmegh ist eine mehrjährige krautige Pflanze, die eine Höhe von 30 bis 110 cm erreicht. Sie besitzt einen schlanken, dunkelgrünen, vierkantigen Stängel mit längs verlaufenden Rillen. Die lanzettlichen Blätter sind etwa 8 cm lang und 2,5 cm breit. Die kleinen, rosafarbenen Einzelblüten sind in lockere Rispen und Trauben angeordnet und erscheinen von September bis Dezember. Die Frucht ist eine etwa 2 cm lange, wenige Millimeter breite Kapsel, die zahlreiche gelbbraune, raue und kahle Samen enthält.

Herkunft und Verbreitung

Die Ursprünge von Kalmegh liegen in Indien und Sri Lanka, wo die Pflanze Teil der traditionellen Volksmedizin ist. Sie kommt in vielen tropischen Regionen Asiens vor, sowohl in Ebenen als auch bis in Höhenlagen von 500 Metern. Kalmegh wächst an vielfältigen Standorten: auf Ebenen, Hängen, Küsten und auf kultivierten Flächen wie Straßenrändern oder landwirtschaftlich genutzten Feldern. Heute wird die Pflanze vor allem in Süd- und Südostasien ausgiebig kultiviert, einschließlich Nordindien, Java, Malaysia, Indonesien, aber auch in Amerika. Vorkommen gibt es ebenso auf den Philippinen, in Hongkong, Thailand, Brunei, Singapur und anderen Teilen Asiens.

Anwendung / Dosierung

Andrographis paniculata wird seit Jahrhunderten in Indien, China, Thailand und anderen asiatischen Ländern verwendet und ist ein fester Bestandteil der ayurvedischen Medizin. In China ist sie im Arzneibuch der Volksrepublik China (Ausgabe 1992) verzeichnet. In Skandinavien wird sie in immunstimulierenden Präparaten zusammen mit Eleutherococcus verwendet und auch in den USA verkauft.

Traditionelle Anwendung

Kalmegh wird traditionell zur Linderung von Durchfallerkrankungen, Fieber und Erkältungen eingesetzt, die mit Infektionen in Verbindung stehen. Die Pflanze wird auch bei Gelbsucht, als Leber- und Herztonikum sowie als Antioxidans verwendet. Darüber hinaus unterstützt sie bei sexuellen Funktionsstörungen und wird als natürliches Verhütungsmittel genutzt. In der Volksmedizin verschiedener Länder dient Kalmegh zudem als entzündungshemmendes und antibakterielles Mittel.

In der ayurvedischen Medizin kommt Andrographis paniculata zur Prävention und Behandlung von Krebs zum Einsatz, wenngleich wissenschaftliche Nachweise hierfür bislang fehlen. Sie wird traditionell bei Gelbsucht sowie zur Förderung der Lebergesundheit und zur Fiebersenkung angewendet und gilt als entzündungshemmendes und immunstimulierendes Mittel.

Entzündungshemmende und immunstimulierende Wirkung

Bestandteile der Pflanze zeigten in präklinischen Studien nachweislich entzündungshemmende Effekte. In einer Studie wurden antigen-spezifische und antigen-unspezifische Immunreaktionen bei Mäusen durch Andrografolid sowie ethanolextrahierte Bestandteile stimuliert. Alle tierexperimentellen Ergebnisse bestätigen die immunstimulierende Wirkung der Pflanze.

Eine systematische Übersichtsarbeit von vier klinischen Studien ergab, dass Andrographis paniculata alleine oder in Kombination die Schwere von Infektionen der oberen Atemwege und damit verbundene Symptome verringern konnte. Auch andere Studien belegen positive Resultate bei Atemwegsinfektionen.

In kleineren klinischen Studien konnte bei Colitis ulcerosa gezeigt werden, dass ein Extrakt aus Kalmegh eine ähnliche Wirksamkeit besitzt wie das entzündungshemmende Arzneimittel Mesalazin (Verabreichung: 1.200–1.800 mg Extrakt pro Tag in 3 Einzeldosen). Bei 60 Patienten mit rheumatoider Arthritis führte Andrografolid (3× täglich 30 mg über 14 Wochen) zu Linderung von Symptomen wie Schwellung und Empfindlichkeit. In einer weiteren Studie bei 25 Patienten mit Multipler Sklerose wurde bei einer Dosis von 170 mg zweimal täglich eine Reduktion der Müdigkeit beobachtet.

Antimikrobielle Wirkung

Extrakte und Andrografolid-Derivate zeigten in vitro eine mäßige Aktivität und stellen einen potenziellen Kandidaten für HIV-Therapien dar. Klinische Studien untersuchten den Einsatz als Immunstimulans bei Infektionen der oberen Atemwege sowie HIV. Ein Extrakt konnte im Tiermodell die durch Enterotoxin Escherichia coli ausgelöste Sekretion bei Durchfall blockieren. Bei HIV-positiven Patienten blieb nach 6 Wochen keine messbare Wirkung auf die Virusreplikation, trotz gesteigerter CD4+-Zahlen. Eine Studie mit 200 mg Extrakt täglich über 5 Tage bei unkomplizierter Infektion der oberen Atemwege zeigte einen Vorteil gegenüber Placebo.

Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2018 mit 33 klinischen Studien und insgesamt 7.175 Patienten zeigte eine signifikante Verbesserung bei Husten, Halsschmerzen und weiteren Beschwerden akuter Atemwegsinfektionen. Die Behandlung reduzierte signifikant die Dauer von Husten, Halsschmerzen und krankheitsbedingten Ausfallzeiten. Schwere Nebenwirkungen wurden keine gemeldet, milde Nebenwirkungen beschränkten sich auf Magen-Darm-Beschwerden.

COVID-19

Während der Covid-19-Pandemie hat Thailand die Anwendung von Kalmegh-Extrakten in den frühen Stadien der Erkrankung zugelassen. Das thailändische Gesundheitsministerium berichtete, dass der Pflanzenauszug das Virus hemmt und die Schwere der Entzündung reduziert. In Indien und China wird Kalmegh traditionell bei Erkältung und Grippe eingesetzt. Eine Metaanalyse von 2017 dokumentiert die Wirksamkeit bei akuten Atemwegsinfekten und bescheinigt Kalmegh eine gute Wirksamkeit und Verträglichkeit.

Antikanzerogenes Potenzial

In in vivo und in vitro Studien an menschlichen Krebszelllinien wurde ein mögliches antikanzerogenes Wirkungsspektrum untersucht. Insbesondere Andrografolid und verwandte Substanzen waren für die beobachteten Effekte verantwortlich. Antikanzerogene Wirkungen wurden in Zelllinien von Prostata-, Brust-, Gebärmutterhals-, Dickdarmkrebs sowie Melanom und lymphatischer Leukämie beschrieben.

Weitere Wirkungen

Extrakte von Andrographis paniculata zeigten eine leberschützende Aktivität in in vivo-Modellen. Studien an Ratten mit Diabetes (indiziert durch Streptozotocin oder Alloxan) belegen eine blutzuckersenkende Wirkung, was den traditionellen Einsatz der Pflanze bei Diabetes unterstützt. In einer klinischen Studie mit Patienten mit leichter Hypertriglyzeridämie (n=60) führte Andrografolid (120 mg/Tag) zu verbesserten Triglyzeridwerten im Blutserum.

Sicherheit

Kalmegh gilt allgemein als sehr gut verträglich. Bei Schwangeren ist eine Anwendung jedoch nicht empfohlen, da Nebenwirkungen wie ein mögliches Fehlgeburtsrisiko beschrieben wurden. In einer Studie traten bei einer Dosierung von 10 mg/kg Kopfschmerzen, Müdigkeit, Hautausschlag, bitterer/metalischer Geschmack, Durchfall, Juckreiz und geminderte Libido auf.

Inhaltsstoffe

Für die Herstellung pharmazeutisch wirksamer Extrakte werden alle Pflanzenteile genutzt. Andrografolid, der wichtigste Wirkstoff, wird aus den Blättern gewonnen und ist ein bicyclischer Diterpenlacton. Weitere Bestandteile der Pflanze sind: 14-Deoxy-11-dehydroandrographolid, 14-Deoxy-11-oxoandrographolid, 5-Hydroxy-7,8,2',3'-tetramethoxyflavon, Neoandrographolid, Paniculid-A, B und C (in der Krautpflanze) sowie Panicolin (in der Wurzel).

Empfohlene Dosierung

Ein Teelöffel des Krauts wird mit 250 ml kochendem Wasser übergossen. Zugedeckt ziehen lassen, bis die Temperatur zum Trinken geeignet ist. Zwei Mal täglich einnehmen.