Jergón Sacha – Dracontium spruceanum

Jergón Sacha – Dracontium spruceanum

Gebräuchliche Namen: Jergón Sacha, Jergón, Sacha Jergón, Fer-de-lance, Hierba del Jergón, Milho-de-cobra, Taja-de-cobra, Erva Jararaca, Jararaca-taia, Jararaca, Dracontium, Echidnium, Dracontium spruceanum, Schlangenwurzel (regional), Snake Plant (englisch), Dracontium spruceanum (lateinisch), Jergón de Sacha (spanisch)

Lateinischer Name: Dracontium spruceanum syn. dracontium loretense

Herkunft: Südamerika, Nordamerika

Kurzvorstellung

Die steigende Nachfrage nach der Pflanze Jergón Sacha ist auf den wachsenden Konsum in Ländern wie Polen, Russland und anderen Teilen Europas zurückzuführen. Die geerntete Menge dieses pflanzlichen Rohstoffs beläuft sich aktuell auf mehrere Tausend Kilogramm pro Jahr. Da beim Ernten des Wurzelstocks die gesamte Pflanze stirbt, ist die Wildsammlung langfristig nicht nachhaltig. In jüngerer Zeit werden neue Methoden entwickelt, bei denen nach der Ernte sofortige Re-Implantation neuer Pflanzen an derselben Stelle erfolgt.

Ausführliche Beschreibung

Naturheilkundliches Gegengift mit antiviralen Potenzialen.

Botanische Informationen

Jergón Sacha ist eine tropische, ausdauernde Unterwuchs-Pflanze, die aus einer einzigen, riesigen, geteilten Blattspreite besteht und im Durchschnitt 1–2 Meter, maximal bis zu 4 Meter hoch werden kann. Die Pflanze wächst aus einer Knolle und bildet einen langen, dicken Stängel aus, der an den Stamm eines unverholzten Baumes erinnert. Während der Blütezeit wächst ein blühender Stängel aus der Basis heraus und kann bis zu zwei Meter hoch werden. Am Ende dieses Zeitraums erscheint ein großer, rotbrauner Kelch (eine einzelne, blütenblattähnliche Blatthülle) mit auffälligen, rot-orange gefärbten, beerenartigen Samen, die im fleischigen Stängel eingebettet sind.

Herkunft und Verbreitung

Jergón Sacha stammt aus dem Amazonastiefland und wächst im tropischen Unterholz. Die Pflanze ist in Südamerika in Ländern wie Kolumbien, Peru, Ecuador, Suriname und Venezuela sowie in Ländern Zentralamerikas wie Costa Rica und Panama weit verbreitet.

Verwendung / Dosierung

Die Früchte des Jergón Sacha sind essbar und werden von den Einheimischen als Nahrungsmittel genutzt. Ihren Namen verdankt sie jedoch der magischen Fähigkeit, Schlangen abzuwehren – eine Eigenschaft, die ihr von der lokalen Bevölkerung zugesprochen wird. Auch als Zierpflanze findet sie Verwendung. Ethnobotanisch ist Jergón Sacha eine einzigartige Pflanze: Der kräftige Stängel und die gefleckte Färbung erinnern an das Aussehen einer Giftschlange, die im gleichen Lebensraum vorkommt. In Peru und Ecuador teilen sich Pflanze und Schlange den Namen Jergón Sacha oder Fer-de-lance. In Brasilien ist der Name der Schlange Jararaca, die Pflanze heißt Erva Jararaca.

Jergón Sacha enthält eine Vielzahl biologisch aktiver Verbindungen, darunter Ceramide und Cerebroside, die als Schlüsselmoleküle im Sphingolipid-Stoffwechsel gelten. Sie vermitteln sowohl mitogene als auch apoptotische Zellantworten, je nach Zelltyp und biologischem Reiz. Neueste pharmakologische Strategien zielen darauf ab, diese "Marker" therapeutisch bei der Behandlung von Krebserkrankungen, kardiovaskulären und neurodegenerativen Leiden sowie bei HIV-positiven Patienten zu beeinflussen. Hochsensible Analysen haben in Jergón Sacha insgesamt 21 verschiedene Ceramide, darunter sieben bisher unbekannte, nachgewiesen.

Auf dem peruanischen Markt sind zahlreiche Produkte mit dem Wurzelstock oder der Knolle von Jergón Sacha erhältlich – als Tabletten, Kapseln oder Tinkturen –, die frei in Apotheken sowie in Naturwarenläden angeboten werden. Einige Ärzte verwenden diese Zubereitungen (auch in Kombination mit klassischer Medizin) bei der Behandlung von HIV, Tumorerkrankungen, Magen-Darm-Problemen, Hernien (nur äußerlich), Zittern der Hände, Herzrasen und zur Unterstützung des Immunsystems.

In den 1990er Jahren veröffentlichten Wissenschaftler des Peruanischen Instituts für Sozialmedizin viel beachtete Erkenntnisse zur Anwendung von Extrakten verschiedener peruanischer Heilpflanzen gegen AIDS. Berichten zufolge konnten HIV-positive Patienten nach 6-monatiger Behandlung mit einem Extrakt aus dem Wurzelstock von Jergón Sacha wieder ein normales Leben führen; einige Fälle wurden sogar als HIV-negativ bewertet. Auch andere Forschungsteams beobachteten interessante in-vitro-Wirkungen auf das Aktivitätsniveau weiterer Viren (wie Herpes Zoster). Diese Ergebnisse führten zu wachsendem Interesse und Beliebtheit der Pflanze. 2005 veröffentlichte das Journal of Ethnopharmacology eine Studie über die potenzielle antibakterielle Wirkung von Jergón Sacha Extrakten.

Volksmedizin

Die tra­ditionelle Verwendung der Pflanze spiegelt ihr Äußeres wider: Indigene Völker und Stämme des Amazonas nutzen große Anteile der Knolle oder des Wurzelstocks als Gegengift bei Schlangenbissen eben jener gefährlichen Schlangen. Dafür wird die Knolle rasch gehackt, in kaltes Wasser gegeben und getrunken. Eine weitere Portion wird, in Bananenblätter gewickelt, direkt auf die Bisswunde gelegt. Diese Umschläge werden stündlich erneuert, und der Verzehr der Knolle alle 3–4 Stunden wiederholt. Diese Methode gilt als sehr zuverlässig, wenn sie unmittelbar nach dem Biss angewandt wird – besonders in abgelegenen Regionen, in denen keine schnelle medizinische Versorgung möglich ist. Andere indigene Stämme in Guyana nutzen das natürliche Antidot auch bei Verletzungen durch Rochenstachel, Spinnenbissen oder Kontakt mit vergifteten Pfeilen oder Geschossen (z. B. mit Curare).

Das Pulver aus der Knolle findet in der brasilianischen Volksmedizin innerlich Anwendung bei Asthmaanfällen, schmerzhaften Menstruationsbeschwerden, Anämie sowie bei verschiedenen Arten von Husten (auch Keuchhusten). Äußerlich kommt gemahlenes Knollenpulver bei Krätze zum Einsatz; frischer Saft aus dem Wurzelstock wird als Gurgellösung bei Halsschmerzen mit Schluckbeschwerden und angeschwollenen Lymphknoten empfohlen. Bei Gichtanfällen wird ein Bad mit Knollenpulver genommen.

Inhaltsstoffe

Jergón Sacha enthält in unterschiedlichen Konzentrationen Alkaloide, Saponine, Steroide, cyanogene Sterole, Xanthonen, Triterpene, Flavone, Flavonoide, einfache Phenole, Anthranone, Flavanone sowie Polysaccharide (darunter Stärke und Derivate). Einige Stoffe sind bislang noch nicht detailliert identifiziert oder quantifiziert worden.

Traditionelle Dosierung

Die Standarddosierung besteht aus einem gehäuften Esslöffel geschnittener Knolle, die in 750 ml kaltes Wasser gegeben, aufgekocht und dann 5–10 Minuten leicht gekocht wird. Der Sud wird in drei Portionen über den Tag verteilt getrunken. Eine Tinktur aus dem Wurzelstock sollte in einer Dosierung von 3–5 ml ein- bis zweimal täglich bei bestimmten entzündlichen Erkrankungen der Mundhöhle eingenommen werden.