Huflattich – Tussilago farfara

Huflattich – Tussilago farfara

Gebräuchliche Namen: Huflattich, Huflattichblume, Brustlattich, Tussilago, Tussilago farfara, Farfara, Coltsfoot (englisch), Farnblättriger Huflattich, Sohn vor dem Vater, Son-before-the-Father, Tussilage (französisch), Tusilago, Gewöhnlicher Huflattich, Gemeiner Huflattich

Lateinischer Name: Tussilago farfara

Herkunft: Afrika, Asien, Australien, Europa, Nordamerika

Kurzvorstellung

Huflattich gedeiht am besten auf lehmigen, kalkreichen und leicht feuchten Böden in vollsonniger Lage. Häufig findet man ihn als Pionierpflanze auf Ruderalflächen, Aufschüttungen, Bahndämmen, Trümmerplätzen, Weiden, Feldern, Gräben, Steinbrüchen und anderen Standorten. In Mitteleuropa ist Huflattich von Flachland bis ins Gebirge so häufig zu finden, dass er nahezu als echte Wildpflanze gilt. Auch in anderen gemäßigten Regionen wächst diese Pflanze sehr gut. Die Samen besitzen eine enorme Keimfähigkeit und treiben zügig aus. Bei gezieltem Anbau empfiehlt sich eine Aussaat im Sommer auf feuchte Erde oder im Herbst die Teilung bzw. Stecklingsvermehrung. Geerntet werden die Blüten an sonnigen Tagen im Frühjahr am Nachmittag und anschließend im Schatten idealerweise bei 40°C getrocknet. Die getrockneten Blüten sind geruchlos und schmecken leicht bitter.

Ausführliche Beschreibung

Huflattich ist eine geschätzte Heilpflanze gegen Grippe, Erkältungen und Beschwerden der Atemwege.

Botanische Informationen

Huflattich, botanisch Tussilago farfara genannt, ist eine ausdauernde Frühlingspflanze mit einem langen (bis zu 1 Meter!), kriechenden unterirdischen Rhizom, aus dem eine schuppige, etwa 5–15 cm lange, aufrechte und dünne Sprossachse austreibt. Die einfachen Blätter mit langem Stiel, breit handförmiger Blattspreite und herzförmig gelapptem Umriss erscheinen nach der Blüte in einer bodennahen Rosette. Die Blattränder sind gezähnt und auf beiden Seiten anfangs flaumig behaart, wobei die Oberseite später verkahlt. Am Ende des Stängels wächst ein einziger goldgelber Blütenkorb von 2–3 cm Durchmesser, der sich in niedrigen Lagen etwa von März bis April zeigt, in Bergregionen bis in den August hinein. Die Frucht ist eine 3–5 mm große, behaarte Achäne.

Herkunft und Verbreitung

Huflattich stammt ursprünglich aus Europa und ist auf dem Kontinent weit verbreitet, besonders in der nördlichen Hälfte Europas. An den westlichen Küsten ist die Pflanze kaum zu finden. Ihr Verbreitungsgebiet reicht weit nach Asien – vom Kaukasus über den Iran bis nach Indien, im Norden über Sibirien bis in den Fernen Osten. Natürlich kommt sie zudem in den Gebirgsregionen Nordafrikas vor, nach Nordamerika wurde sie vom Menschen eingeführt. In Deutschland und anderen mitteleuropäischen Ländern wächst Huflattich von Niederen bis in höhere Gebirgslagen in großer Häufigkeit.

Verwendung / Dosierung

Bereits im antiken Griechenland und Rom wurde Huflattich für seine traditionelle und häufigste Anwendung, bei Beschwerden der Atemwege, eingesetzt. Plinius empfiehlt die Blätter als Tabakersatz bei Asthma, Erkrankungen der Bronchien und Husten. Früher diente Huflattich sogar als Symbol und Schmuck der Apotheken. Noch heute gilt der Huflattich als traditioneller Frühlingsbote der Volksmedizin und hat in spirituellen und magischen Ritualen Bedeutung.

Wissenschaftliche Institutionen in Europa und Amerika bestätigen die positiven Effekte der Blüten auf die normale Funktion der Atemwege, die über das Immunsystem vermittelt werden. Es existieren zahlreiche Studien zu den spezifischen Wirkungen auf die Atemwege durch Extrakte oder Einzelsubstanzen des Huflattichs, etwa antivirale, zytoprotektive und neuroprotektive Effekte, sowie eine nachgewiesene Fähigkeit, Zellen vor oxidativem Stress und schädlichen freien Radikalen zu schützen.

In einer in vitro-Studie hemmte ein Huflattichblüten-Extrakt die Vermehrung von Enteroviren, was Hinweise auf die Behandlung viraler Infektionen gibt. Weitere Forschung belegte zytoprotektive und neuroprotektive Wirkungen der Pflanzenbestandteile. Eine 2016 veröffentlichte Untersuchung zeigte einen entzündungshemmenden Effekt des aus den Blüten gewonnenen Sesquiterpens Tussilagonon und dokumentierte die Reduzierung von pro-inflammatorischen Markern in Zell- und Tierversuchen. Ebenso ergaben in vivo-Studien, dass Flavonoidverbindungen einen deutlichen hustenreizlindernden (antitussiven) und schleimlösenden Effekt besitzen, zudem eine Entzündungshemmung der oberen Atemwege. Es gibt Hinweise auf antituberkuläre Effekte gegen Mycobacterium tuberculosis.

Volksmedizinische Anwendung

Volksmedizinisch dient Huflattich innerlich bei Asthma, Hustenlinderung und zur Unterstützung des Abhustens, außerdem bei Rachenentzündung, Schleimansammlungen, Lungenentzündung, Heiserkeit, innerlich zur Unterstützung der antidiabetischen Therapie sowie äußerlich bei Ekzemen und als Gurgellösung bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum. In der Volksheilkunde wird Huflattichtee unterstützend bei Rheuma, Gicht und allgemeinen Schmerzen getrunken. Die Blüten wirken zudem desinfizierend und entzündungshemmend und werden sowohl als Einzeltee oder in Mischungen bei Infekten der oberen Atemwege sowie aufgrund ihres leicht harntreibenden und antiasthmatischen Effekts eingesetzt. In Europa und Asien gilt Huflattich als traditionelles Mittel bei Asthma, Halsschmerzen, Husten, Bronchitis, Laryngitis, Atemnot und Keuchen.

Einschränkungen

Aufgrund von Pyrrolizidinalkaloiden in den Blüten wird von einer längerfristigen Einnahme abgeraten. Ihr Gehalt ist jedoch gering und sinkt durch Trocknung weiter ab. Es gilt als sicher, Teemischungen mit maximal 15 % Huflattichanteil zu verzehren, dennoch ist der Verkauf von Huflattichblüten als reine Kräuterteeine in Deutschland nicht frei zugelassen.

Inhaltsstoffe

Die Blüten enthalten eine Vielzahl an Flavonoiden, Schleimstoffen, Bitterstoffen, Gerbstoffen, Xanthophyllfarbstoffen, ätherischem Öl, organischen Säuren (wie Gallus-, Milch-, Apfel-, Wein-, Kaffee-, Isochinon-, Chinon-, trans-Zimtsäure, Hydroxybenzoesäure, Cumarin, ...), Cholin, Quercetin, Isoquercitrin, Kaempferol, Loliolid, Mono- und Polysacchariden (besonders Inulin). Die Blätter enthalten ein ähnliches Spektrum, allerdings in geringerer Menge. Die Blüten sind zudem reich an Mineralstoffen wie Zink und Kalium. In unterschiedlicher Konzentration wurden Sesquiterpene (Tussilagon und verschiedene Petranon-Derivate) sowie Pyrrolizidinalkaloide (Senkirkin, Tussilagin, Senecionin) nachgewiesen, welche die Verzehrmenge reglementieren.

Traditionelle Dosierung

Als Heildroge dient getrocknete Huflattichblüte. Für einen Aufguss übergießt man 2 Teelöffel Blüten mit kochendem Wasser und lässt sie 10 Minuten ziehen. 1–3 mal täglich trinken. Für einen Abkochung 1 Teelöffel Blüten mit 250 ml Wasser mischen, kurz aufkochen und 15 Minuten ziehen lassen. 1–2 mal täglich in kleinen Schlucken trinken, zur Hautwäsche oder als Gurgellösung nutzen. Zur Inhalation gibt man einen gehäuften Esslöffel Blüten in kochendes Wasser. Umschläge aus mit Wasser getränkten, leicht angestoßenen Blüten können auf schmerzende Gelenke, Entzündungen, Schwellungen und Venenentzündungen sowie Geschwüre aufgebracht werden. Huflattichhonig wird hergestellt, indem ca. 250 g Blüten mit ca. 1 kg Zucker und Zitrone leicht eingekocht werden (zur Unterstützung beim Abhusten). Ein traditioneller Husten-Tee besteht aus Huflattich, Königskerze und Schlüsselblume oder aus Huflattich, Thymian, Kamille, Anis und Thymian.