Herzgespann – Leonurus cardiaca

Herzgespann – Leonurus cardiaca

Gebräuchliche Namen: Herzgespann, Löwenschwanz, Herzkräuter, Herzblatt, Leonurus, Gemeines Herzgespann, Buřina srdečník (tschechisch/intern.), Motherwort, Lion's Ear, Lion's Tail, Leonurus cardiaca, Yimucao (traditionelle chinesische Medizin)

Lateinischer Name: Leonurus cardiaca (někdy špatně Leonotis leonurus, Leonotis nepetifolia)

Herkunft: Asien, Australien, Europa, Südamerika

Kurzvorstellung

Beim Anbau von Herzgespann empfiehlt es sich, ihn auf ungemähten Beeten wachsen zu lassen. Vor dem Winter sollte der Stängel bodennah zurückgeschnitten werden, um im Frühjahr frische Triebe zu fördern. Die Pflanze wächst typischerweise in Gräben, auf Brachland, an Feldrändern auf nährstoffreichen, lehmigen Böden mit neutralem pH-Wert.

Herzgespann wird während der Blütezeit – idealerweise nachmittags zwischen zwei und vier Uhr – geerntet. Das Kraut wird etwa 20 cm über dem Boden abgeschnitten und wächst häufig wieder nach. Das Kraut wird in Bündeln aufgehängt oder auf Sieben in einem warmen, trockenen und gut belüfteten Raum getrocknet. Richtig getrocknet, verliert das Kraut seinen Geruch, schmeckt bitter und wird luftdicht in Glasbehältern gelagert. So behält es seinen therapeutischen Wert etwa 1–2 Jahre lang.

Ausführliche Beschreibung

Traditionelles Heilkraut, das bei Herzbeschwerden, Prostataentzündungen und zur Beruhigung eingesetzt wird.

Botanische Informationen

Herzgespann ist eine mehrjährige Pflanze, die typischerweise eine Höhe von 50 bis 150 cm erreicht. Der Stängel ist leicht behaart, vierkantig, reich verzweigt, aufrecht und weist besonders an den Knospen eine rosa Färbung auf. Die Grundblätter sind lang gestielt und handförmig gelappt, weiter oben am Stängel sind die Blätter kurz gestielt, dreilappig bis dreigeteilt und die obersten Blätter ungeteilt. Sämtliche Blätter sind gezackt, gegenständig, drei- bis siebenfingrig und laufen am Ende spitz zu. Die Blüten sitzen dicht in Quirlen von etwa 10 zart violetten bis rosafarbenen, 6 bis 8 mm langen glockenförmigen Einzelblüten. Die Blütezeit reicht von Juni bis September. Als Frucht bildet Herzgespann eine vierfächrige, nussartige Spaltfrucht.

Herkunft und Verbreitung

Ursprünglich stammt Herzgespann aus Zentralasien und Südosteuropa, verbreitete sich jedoch aufgrund seiner therapeutischen Eigenschaften nahezu weltweit. Bereits im Altertum wurde Herzgespann in diesen Regionen kultiviert. In freier Natur besiedelt die Pflanze gern Brachflächen, Deponien, Schuttplätze oder vergleichbare gestörte Lebensräume. In Europa ist Herzgespann von Südeuropa über den Ural bis nach Sibirien und ins Vorgebirge des Himalayas verbreitet. Die Pflanze wurde zudem nach Nordamerika und Australien eingeführt. In Deutschland gedeiht Herzgespann vor allem in wärmeren Regionen, in Höhenlagen über 1000 m wird er seltener bis gar nicht gefunden.

Verwendung / Dosierung

Herzgespann blickt auf eine lange Geschichte in der Volksmedizin Europas, Asiens und Amerikas zurück. Insbesondere Frauen im mittleren Alter schätzten Herzgespann zur Förderung von Gebärmutterkontraktionen und bei Infektionen der Harn- und Geschlechtsorgane. Der Wirkstoff Leonurin wirkt mild gefäßerweiternd und entspannt die glatte Muskulatur, weshalb das Kraut als Herztonikum, Nervenmittel und menstruationsförderndes Heilkraut geschätzt wurde.

In der traditionellen Pflanzenheilkunde setzt man Herzgespann insbesondere bei herzbedingten Nervositäten, zur Beruhigung der Herzfunktion (z. B. bei Palpitationen), zur milden Blutdrucksenkung sowie gegen Schlaflosigkeit, Nervosität und Reizbarkeit ein. In Kombination mit Baldrian wird Herzgespann häufig in beruhigenden Teemischungen verwendet.

Weitere Einsatzgebiete sind die Anwendung bei Wechseljahresbeschwerden und die Harmonisierung des Menstruationszyklus (vor allem bei verspäteter oder ausbleibender Menstruation). In alten deutschsprachigen Kräuterbüchern wird Herzgespann auch bei Magenkrämpfen, Beschwerden während der Menopause und Schlafstörungen empfohlen.

Die Inhaltsstoffe unterstützen nachweislich das Herz-Kreislauf-System gesunder und erkrankter Menschen und tragen zudem zu gesundem Atmungssystem bei. Auch moderne Gesundheitseinrichtungen bestätigen, dass die regelmäßige Anwendung bei Menstruationsbeschwerden, prämenstruellem Syndrom und Zyklusregulation unterstützen kann. Tierstudien legen nahe, dass Herzgespann zudem eine milde beruhigende Wirkung bei Stress zeigt.

In der westlichen Medizin wird der Wirkstoff Leonurin hinsichtlich seiner antibiotischen Effekte bei Infekten verschiedener Organsysteme untersucht. Bei bakteriellen Atemwegsinfekten konnten Beschwerden teilweise gelindert werden. Auch Symptome bei Mittelohrenzündungen oder akuten Prostataentzündungen wurden durch hochdosiertes Leonurin gebessert, ebenso wie Infektionen des Bindegewebes, Skeletts und der Hautbarriere.

In der Traditionellen Chinesischen Medizin gilt Herzgespann (Yimucao) als bitter, aromatisch und leicht kühlend; es soll das Herz, die Leber und den Herzbeutel-Meridian beeinflussen. Für einen Aufguss werden ca. 30 g Kräutermischung mit 500 ml kochendem Wasser übergossen; für Tinkturen werden 2-6 ml einer 1:5-Lösung oder 2-5 ml einer 1:1-Lösung (jeweils 25 % Ethanol) dreimal täglich, mindestens zwei Wochen angewendet – häufig jedoch länger. Diese Anwendungen adressieren die Meridiane von Blase, Herz und Leber.

Da Herzgespann und insbesondere Leonurin Kontraktionen der Gebärmuttermuskulatur auslösen können, wird die Anwendung während der Schwangerschaft nicht empfohlen. Nicht geeignet ist Herzgespann auch für Kinder unter 3 Jahren, Personen, die blutverdünnende Medikamente einnehmen sowie bei Erkrankungen der Blutgerinnung.

Wirkstoffe

Herzgespann enthält zahlreiche wirksame Substanzen, darunter die Iridoidglykoside Leonurid und das Bitterstoff-Leonurin, Diterpene, die Alkaloide Leocardin und Stachydrin, Flavonoide (wie Rutin und Quercetin), Saponine, Anthocyane, Bufanolide, ca. 9 % Gerbstoffe (vor allem Tannine), fette Öle, organische Säuren (wie Zitronensäure, Apfelsäure, Weinsäure), Silikate, ätherische Öle und Vitamine.

Traditionelle Dosierung

In Deutschland wird Herzgespann klassisch als Aufguss, Tinktur, Kräuterwein, Tee, Balsam, Mazerat, Bad oder kurzer Abkochung genutzt. Tinkturen gelten allgemein als besonders wirksam. Traditionelle Teemischungen zur Sedierung bestehen beispielsweise aus 5 Teilen Herzgespannkraut, 2 Teilen Rauteblättern, Johanniskraut, Weißdornblüten, Baldrianwurzel und 4 Teilen Melissenkraut. Zwei Esslöffel dieser Mischung werden mit 500 ml Wasser für 20 Minuten gezogen, abgeseiht und dreimal täglich getrunken. Für Tinkturen werden 2–3-mal täglich 15–30 Tropfen empfohlen.

Für einen Mazerat werden 2 Esslöffel getrocknetes Kraut in zwei Gläsern kaltem Wasser 12 Stunden stehen gelassen und davon 2-mal täglich 20–50 ml getrunken. Bei Herzbeschwerden empfiehlt sich ein Abkochung aus je einem Teelöffel Herzgespann und Schafgarbe in 250 ml Wasser, kurz gekocht; davon 1–2 Tassen täglich, ggf. mit Honig gesüßt. Für ein beruhigendes Bad werden 150 g Pfefferminze, Bitterklee und Herzgespann mit 3 Litern Wasser überbrüht, 15 Minuten ziehen gelassen und anschließend dem Badewasser zugegeben.