Henna-Strauch – Lawsonia inermis

Gebräuchliche Namen: Henna, Henna-Strauch, Hennastrauch, Echter Henna, Lawsonia, hennapflanze, henna tree, Egyptian privet, Mignonette tree, Hina, Lawsonia inermis
Lateinischer Name: Lawsonia inermis
Herkunft: Afrika, Asien
Kurzvorstellung
Der Henna-Strauch wird seit Jahrhunderten gezielt für seine Blätter kultiviert. Nach dem Trocknen und Mahlen entsteht daraus ein grünes bis rotbraunes Pulver mit hohem Pigmentgehalt. Diese Farbstoffe binden ausgezeichnet an Eiweiße und eignen sich daher bestens zum Färben von Haaren, Haut, Nägeln, Seide und als Bestandteil von Kosmetika. In der Regenzeit wächst die Pflanze kräftig und bildet zahlreiche neue Triebe, während das Wachstum ansonsten langsam bleibt. Die höchste Farbstoffproduktion erfolgt bei Temperaturen zwischen 35 und 45 °C. Während längerer Trockenperioden oder im Winter vergilben und verwelken die Blätter allmählich. Temperaturen unter 11 °C sind ungünstig, unter 5 °C stirbt die Pflanze ab.
Ausführliche Beschreibung
Natürliche Körper- und Haarfarbe mit jahrtausendealter Tradition.
Botanische Informationen
Der Henna-Strauch, wissenschaftlich Lawsonia inermis, zählt zu den Strauch- oder Baumarten, die bis zu 8 Meter hoch werden können. Die Triebe sind kahl, reich verzweigt und oft von zahlreichen dornigen Zweigen durchzogen. Die gegenständig angeordneten, elliptisch bis lanzettlichen und deutlich geaderten Blätter erreichen 2–5 cm Länge und 0,5–2 cm Breite. Die unscheinbaren, duftenden Blüten besitzen vier Kelchblätter mit einem etwa 4 mm großen, rötlichen Kelch und 3 mm langen Lappen. Die Frucht ist eine kleine, bräunliche Kapsel mit einem Durchmesser von bis zu 8 mm, die 32–49 Samen enthält und sich unregelmäßig an vier Stellen öffnet.
Herkunft und Verbreitung
Der Henna-Strauch ist in halbtrockenen und tropischen Regionen Nordafrikas, West- und Südasien sowie Nordozeaniens beheimatet. Er wächst bevorzugt in tropischen Savannengebieten zwischen dem 15. und 25. nördlichen Breitengrad. Hauptanbaugebiete sind heute Indien, Iran, Afghanistan, Pakistan, Marokko, Jemen, Somalia, Sudan und Libyen. Außerdem kommt der Henna-Strauch auf der Arabischen Halbinsel, in Süd- und Südostasien sowie in Nord- und Ostafrika vor.
Verwendung / Dosierung
Bereits im antiken Ägypten wurde der Henna-Strauch für seine besonderen Eigenschaften geschätzt: Man nutzte die Henna-Farbe zur Körperbemalung, zum Färben von Perücken und sogar für Mumifizierungen. An der östlichen Mittelmeerküste wurden mit Henna seit der Bronzezeit weibliche Körper bemalt und zur Verschönerung verwendet. In alten Geschichten des Nahen Ostens wird Henna oft mit Fruchtbarkeit und Körperkult in Verbindung gebracht und künstlerische Darstellungen belegen die Nutzung seit über 3.500 Jahren.
Im 18. und 19. Jahrhundert erlebte Henna in Europa eine Popularitätswelle unter Künstlern und die Opernsängerin Adelina Patti sowie die Pariser Kurtisane Cora Pearl prägten mit rötlich gefärbtem Haar die Mode. In muslimischen Ländern färben Männer ihre Bärte mit Henna, einer Tradition des Propheten Mohammed. Frauen dekorieren Nägel und Hände als Symbol weiblicher Schönheit. Heute findet Henna Verwendung in Hochzeitsritualen, Festen und ist weltweit als natürliches Färbemittel für Haut und Haar begehrt. Kommerzielles Henna wird zunehmend in Indien, Europa, Kanada und den USA genutzt.
Innovative Verarbeitungsmethoden, wie Glitzer- oder Goldverzierungen in Libyen, Pakistan und Nordindien, verbessern die Qualität und Vielfalt der Produkte stetig. In Algerien und verschiedenen arabischen Ländern sind festliche Henna-Malereien und -Partys rund um Hochzeiten verbreitet – je dunkler das Farbergebnis, desto glücklicher, so der Brauch.
Henna gilt als hypoallergen, kann Haare kräftigen und regenerieren sowie bei Schuppen helfen. Traditionsgemäß wird Henna eine antibakterielle und antiseptische Wirkung nachgesagt, weshalb es äußerlich bei Mykosen, Ekzemen und Hautinfektionen Anwendung findet. Für das Bemalen der Haut werden Henna-Blätter zu Pulver verarbeitet, mit Flüssigkeit angerührt und als Paste aufgetragen. Für feinste Muster empfiehlt sich das Mischen mit Zucker oder Melasse sowie ätherischen Ölen zur Verbesserung der Konsistenz und Haftung. Die Paste reift je nach Rezept 1 bis 48 Stunden, die Trocknung wird oft durch Zitronensaft oder Zucker verlängert. Nach Entfernung der ausgehärteten Schicht färbt Henna die Haut orange und dunkelt innerhalb weniger Tage rötlich nach; die Färbung hält mehrere Tage bis zu zwei Wochen an.
Die erzielte Farbe bei Haarfärbungen variiert je nach Ausgangshaarfarbe und Menge des verwendeten Pulvers – von hellorangenen Tönen über Kastanienbraun bis hin zu Burgundrot. Für hellere Farbtöne kann Henna mit Cassia obovata gemischt werden, für dunklere Nuancen mit Indigo.
Hinweise: Für Menschen mit einem Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel (G6PD-Mangel), besonders bei Männern aus Nordafrika und dem Nahen Osten, kann die Anwendung von Henna gesundheitlich riskant sein. Manche Henna-Pasten enthalten problematische Zusätze wie Silbernitrat, Pyrogallol, Chrom oder andere Schwermetalle, die schwere Hautreaktionen verursachen können. Die amerikanische FDA rät explizit davon ab, modifizierte Mischungen direkt auf die Haut aufzutragen, insbesondere „schwarze Henna“-Pasten. Für empfindliche Menschen empfiehlt sich eine Prüfung vor Anwendung.
Inhaltsstoffe
Der charakteristische Farbstoff aus den Blättern ist das rot-orangefarbene Lawson (2-Hydroxy-1,4-naphthochinon), das chemisch mit Juglon aus dem Walnussbaum verwandt ist. Lawson interagiert mit dem Hautprotein Keratin, sorgt für die färbende Wirkung und schützt zusätzlich vor UV-Strahlung. Neuere Forschungen untersuchen Lawsons Ähnlichkeit zu Ninhydrin, das in der Forensik angewandt wird – möglicherweise findet Lawson künftig auch im Bereich der Fingerabdruckanalyse Verwendung. Dunklere Henna-Mischungen enthalten mitunter Para-Phenylendiamin (PPD), das Allergien auslösen kann.
Tradiotionelle Dosierung
Für alle Henna-Anwendungen gibt es keine strikt festgelegte Dosierung. Die gängigen Rezepte empfehlen das Mischen von Henna-Pulver mit Zitronensaft oder schwachen Säuren für langanhaltende Farbe oder aromatischen Kräutern zur Änderung des Duftes und Farbtons.