Heilziest – Betonica officinalis

Heilziest – Betonica officinalis

Gebräuchliche Namen: Heilziest, Echter Heilziest, Betonika, Betonie, Purpur-Heilziest, Betonica, Wood Betony, Purple Betony, Bishop's Wort, Betoine, Betonie (englisch, lateinischer Ursprung: Betonica officinalis)

Lateinischer Name: Betonica officinalis

Herkunft: Afrika, Asien, Europa, Südamerika, Nordamerika

Kurzvorstellung

Möchte man Heilziest zu Hause kultivieren, kann Saatgut aus dem Fachhandel oder von wild wachsenden Pflanzen verwendet werden (wobei darauf zu achten ist, dass die Pflanze nicht von belasteten Standorten wie Straßenrändern stammt). Die Fruchtstände können im Freien an der Sonne, bevorzugt in dicht schließenden Behältnissen, getrocknet werden. Für den Anbau im Freien oder im Topf empfiehlt sich frische, leicht feuchte, humose, vorzugsweise alkalische bis neutrale Erde. Heilziest hat seine Heimat in Europa.

Ausführliche Beschreibung

Heilziest gilt als nahezu magische Heilpflanze für zahlreiche Beschwerden des Magen-Darm-Trakts und der Atemwege.

Botanische Informationen

Heilziest ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die eine Höhe von 20 bis 60 cm, maximal bis 80 cm erreicht. Am Ansatz bildet sie ein verdicktes bis leicht verholztes Rhizom aus. Der Stängel ist aufrecht, unverzweigt und behaart. Die länglichen, eiförmigen Blätter sind grundständig lang gestielt. Die Blüten zeigen sich in dicht stehenden Scheinähren und leuchten purpurrot bis karminrot. Heilziest blüht von Juli bis August.

Herkunft und Verbreitung

Heilziest ist nahezu in ganz Europa verbreitet, von Nordbaltikum, Südnorwegen, Skandinavien und den Britischen Inseln bis in die Regionen rund um Ural und Kaukasus, bis nach Nordafrika, Kleinasien, Nordamerika und Asien. In Afrika reicht das Vorkommen von Tunesien bis Marokko, auch in Nordamerika ist der Heilziest weit verbreitet.

Obwohl der Heilziest nicht ursprünglich aus Europa stammt, ist er dort weit verbreitet und kommt in Deutschland von den Niederungen bis in hügelige Mittelgebirgslagen (bis ca. 700 m ü.NN) vor. Er wächst bevorzugt in lichten Laubwäldern, auf Wiesen und Weiden.

Verwendung / Dosierung

Historisch sprach man Heilziest viele magische Wirkungen zu und bereits in der Antike galt er als hoch geschätztes Heilmittel. Es gab zahlreiche Kräuterbücher und medizinische Abhandlungen über den Heilziest. Getrocknete Pflanzen wurden in Verbänden gegen Schlangenbisse verwendet oder vor dem Haus gepflanzt, um Glück, Liebe und Schutz vor Unglück für die Familie zu bringen. Im Mittelalter wurde Heilziest häufig in Klostergärten zur Verwendung in heilenden Teemischungen und Salben angebaut.

Heute kommen Heilziest-Präparate und Teemischungen gegen Niedergeschlagenheit zum Einsatz, auch wenn der Gebrauch in der modernen Zeit stark abgenommen hat. Nach Fachmeinung hilft Heilziest regelmäßig angewendet bei Erkrankungen des Verdauungstrakts mit Schleimhautüberreizung (insbesondere bei blutigen Durchfällen), bei Dyspepsie, Übersäuerung des Magens, Entzündungen der Harn- und Geschlechtsorgane oder Allergien.

Die Inhaltsstoffe des Heilziests wirken blutdrucksenkend und scheinen bei Nervenschwäche, Neurosen, innerer Unruhe, Schlaflosigkeit, Depression oder Epilepsie unterstützend zu sein. Volksheilkundler empfehlen bei Schlafstörungen ein Kissen mit etwa einem halben Kilogramm getrocknetem Heilziest, das nach 4 bis 5 Monaten gewechselt werden sollte. In der angelsächsischen Heilkunde wird Heilziest bei Einschlafproblemen und schlechten Träumen empfohlen. Im Ausland wird Heilziest von Volksheilkundlern bei Angstzuständen, Gallensteinen, Sodbrennen, hohem Blutdruck, Migräne, Neuralgien und vorbeugend gegen übermäßiges Schwitzen verschrieben. Äußerlich als Salbe findet er Anwendung bei Schnittwunden und Geschwüren.

Einige Autoren verweisen auf die Wirkung bestimmter Inhaltsstoffe des Heilziests gegen das Wachstum spezifischer Tumore im Verdauungstrakt sowie bei entzündlichen Darmerkrankungen. In der österreichischen Volksmedizin kommt Heilziest innerlich wie äußerlich zur Anwendung bei Beschwerden der Atemwege, des Magen-Darm-Trakts, des Nervensystems, des gynäkologischen Systems und der Hautbarriere.

Äußerlich wird Heilziest in der Volksheilkunde zur Behandlung von offenen Unterschenkelgeschwüren empfohlen. Hierfür wird ein konzentrierter Auszug zum Betupfen oder als Waschlösung bereitet.

Inhaltsstoffe

Das „Heilkraut“ des Heilziests ist die blühende oberirdische Pflanze, die am besten zu Blühbeginn, aber auch bis in den Herbst geerntet wird. Heilziest enthält Phenylethanoid-Glykoside, Acteoside, verschiedene Acetosid-Isomere, Campheoside, Forsythosid B, Leucoseptosid B, Diterpene sowie verschiedene Gerbstoffe, Bitterstoffe, ätherische Öle, Betain, Cholin und Tanninsäure.

Traditionelle Dosierung

Zu Heilzwecken werden Wurzel und Kraut mit Blättern verwendet. Da der Geschmack für einige Menschen nicht angenehm ist, empfiehlt sich die Kombination mit Sirup, Honig oder anderen süßen Korrigenzien, um die Einnahme zu erleichtern. Ein Absud aus Heilziest kann innerlich eingenommen, auf die Haut aufgetragen oder bei Bedarf ins Ohr geträufelt werden, z.B. gegen Ohrenschmerzen durch unspezifische Entzündungen. Der Absud kann 2 bis 4 Mal täglich, am besten vor den Mahlzeiten, getrunken werden.

Traditionell wurde Heilziest mit Rosmarin und Salbei (manchmal auch Wacholder) gegen Gliederschmerzen zusammen mit Ingwer, Zucker und Rosinen kombiniert. Ist ein Pulver aus Heilziest verfügbar, wird davon nach der Mahlzeit dreimal täglich eine messerspitze voll eingenommen. Eine Tinktur empfiehlt sich dreimal täglich, je 35 Tropfen vor den Mahlzeiten; sie kann selbst aus Heilziest und 60%igem Alkohol angesetzt werden.