Haselnusskerne – Corylus avellana

Gebräuchliche Namen: Hasel, Haselnuss, Haselnusskern, Haselstrauch, Gemeine Hasel, Europäische Hasel, Corylus avellana, European hazel, common hazel, cobnut, common filbert, European filbert, noisetier, noisetier commun, noisette, noisettes, coudrier, Avelinier, aveleira, avellana, avellano, Harry Lauder’s Walking Stick, corkscrew hazel, noisetier du Japon, corylus heterophylla, nut
Lateinischer Name: Corylus avellana
Herkunft: Afrika, Asien, Europa, Südamerika, Nordamerika
Kurzvorstellung
Die Gemeine Hasel ist pflegeleicht und genügsam. Sie gedeiht in normaler Gartenerde, bevorzugt jedoch humusreiche bis sandige, mittel nährstoffreiche Böden. Sehr saure Böden sind ungünstig – optimal ist ein pH-Wert zwischen 4,5 und 8,5 und ausreichende Feuchtigkeit. Die Hasel gilt als widerstandsfähig gegen Wind, Luftverschmutzung und Winter, verträgt jedoch keine strengen Fröste. Sie kann als landwirtschaftliche Kultur oder Zierstrauch am Gehölzrand angepflanzt werden und ist selbstfruchtbar, obwohl mehrere Pflanzen für höheren Ertrag empfohlen werden. Zu den natürlichen Feinden gehören Eichhörnchen und Rabenvögel, die mitunter ganze Ernten aufzehren können. Die Pflanzung erfolgt idealerweise im Herbst zur Erntezeit; das Keimen beginnt im späten Winter oder Frühling nach einer Warm- und anschließenden Kaltlagerung des Saatguts. Kommerziell werden die Haselnüsse heute vorwiegend in Europa, der Türkei, Iran und im Kaukasus angebaut – größte Produzent ist die Türkei mit rund 75 % der Weltproduktion.
Ausführliche Beschreibung
Traditionelle Nuss mit vielseitiger Nutzung in Heilkunde, Küche und Handwerk.
Botanische Informationen
Die Gemeine Hasel ist ein ausladend wachsender, sommergrüner Strauch, der eine Höhe von 3 bis 8 m erreichen kann (maximal gemessen 15 m). Die Krone ist kugelig, unregelmäßig und kann bis zu 10 m Durchmesser erreichen. Die Rinde ist glatt, braungrau und kann mit dem Alter aufreißen. Haselnüsse werden durchschnittlich 80 bis 100 Jahre alt. Die Blätter sind oval bis eiförmig, wechselständig, 6–12 cm lang und breit, beidseitig fein behaart und am Ende zugespitzt; der Rand ist doppelt gesägt. Der Blattstiel misst 1–2 cm.
Die Pflanze besitzt ein stark verzweigtes Wurzelsystem mit kräftigen Seitenwurzeln, die sich nahe der Oberfläche ausbreiten (durchschnittlich 3–4 m lang), die Wurzeldichte ist am größten in 30–50 cm Tiefe. Aufgrund dieser Eigenschaften kann die Hasel für benachbarte Pflanzen nachteilig sein. In Symbiose mit Pilzen – insbesondere mehreren Trüffel-Arten – bildet sie eine interessante Ektomykorrhiza.
Die Hasel blüht im zeitigen Frühjahr, meist von Februar bis April, oft noch vor dem Laubaustrieb. Die einhäusigen, getrenntgeschlechtigen, windbestäubten Blüten erscheinen als auffällige männliche Kätzchen (gelb oder rötlich) und unscheinbare weibliche Knospen mit purpurroten Narben.
Die Frucht ist die charakteristische Haselnuss, die einzeln oder in kleinen Gruppen sitzt und zu etwa drei Vierteln von einer lederartigen, glockenförmigen, grün bis braungrünen Hülle (verwachsene Hochblätter) umschlossen ist. Die Nüsse sind oval, 15–25 mm lang, 12–20 mm breit, gelb-braun bis dunkelbraun und weisen an der Basis eine helle Narbe auf. Im Spätsommer, etwa 7–8 Monate nach der Bestäubung, reifen die Nüsse aus und fallen heraus.
Herkunft und Verbreitung
Die Hasel ist in Europa und Kleinasien heimisch. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet erstreckt sich über weite Teile Europas (nördlich bis Großbritannien, die Orkney-Inseln, Norwegen, fast bis zum Polarkreis) sowie Kleinasien (von Griechenland über die Türkei, Zypern), Syrien, Teile Nordwest-Irans und Nordafrikas sowie sekundär auch Nord- und Südamerika sowie den Kaukasus. Hasel ist eine typische Pionierpflanze auf brachliegenden Flächen.
Innerhalb Deutschlands, Österreichs und der Schweiz ist die Hasel ausgesprochen häufig – vom Tiefland bis ins Vorgebirge, an Waldrändern, in Gebüschen, auf Kahlschlägen, an Wegen und Gewässern. Die obere Höhenverbreitungsgrenze liegt beispielsweise im Erzgebirge bei 800 m ü. M., in den nördlichen Alpen bei 1200 m, in Kärnten bei etwa 1600 m ü. M.
Verwendung / Dosierung
Traditionell wurden die Haselblätter bevorzugt im Juli gesammelt, sie enthalten jedoch ähnliche Inhaltsstoffe wie die Nüsse selbst – u.a. Gerbstoffe, Glycoside und ätherische Öle. Sie werden dank ihrer adstringierenden, harntreibenden und durchfallhemmenden Wirkung volksmedizinisch vor allem für den Verdauungstrakt empfohlen (z.B. bei Darmentzündungen).
In der Mythologie wird die Hasel mit Weisheit in Verbindung gebracht: In den griechischen Sagen besaß der Gott Hermes einen Haselstab (Caduceus), ebenso trugen Odin und keltische Druiden Haselzweige. Haselholz wurde im Handwerk, als Werkstoff und für Flechtzäune verwendet und war wichtiger Bestandteil traditioneller Hecken. Heute ist das relativ weiche, biegsame Holz beliebt im Kunsthandwerk und Korbflechterei sowie (früher) in der Möbelproduktion.
Haselnüsse sind vielseitig einsetzbar – roh, geröstet oder gebacken, als Mus und Zutat in Backwaren, Schokolade und Süßigkeiten. Haselnussöl findet Verwendung in Kosmetik und Malerei. Spezialitäten mit Haselnuss – z.B. Wiener Torte (Österreich), Kiewer Torte, französische Dacquoise, italienischer Frangelico-Likör – werden weltweit geschätzt. In der Türkei und Georgien sind Haselnüsse aus der Küche nicht wegzudenken (churchkhela, Satsivi).
Volksmedizinisch gelten Haselnusskerne als Mittel zur Senken des Gesamtcholesterins im Plasma und als Antioxidans. Die regelmäßige Aufnahme kann laut Volksglaube Nierensteinen vorbeugen und Beschwerden lindern. Haselnüsse werden zudem bei Durchfall (adstringierend und reinigend), gegen Darmparasiten (besonders Maden- und Spulwürmer) sowie bei Verdauungsbeschwerden verzehrt. Skandinavische und mitteleuropäische Kräuterbücher empfehlen Haselnüsse auch als Schweißtreibendes Mittel, Tonicum und vor allem wegen ihres Nährstoffreichtums.
Wissenschaftliche Untersuchungen der Inhaltsstoffe zeigen eine interessante Zusammensetzung phenolischer Substanzen mit hohem antioxidativem Potenzial, u.a. durch Gerbstoff-Extrakte, die dosisabhängig antioxidativ und antimikrobiell wirken können.
Inhaltsstoffe
100 g Haselnusskerne liefern 630–650 Kcal Energie und sind reich an Proteinen, Ballaststoffen, Thiamin, Vitamin E, Folsäure, Mangan, Magnesium und Phosphor (jeweils ca. 30 % der empfohlenen Tageszufuhr) sowie Vitamin K, Niacin, Riboflavin, Lutein, Zeaxanthin, Calcium, Natrium, Eisen, Kupfer und Zink (etwa 10–20 %). Sie enthalten etwa 93 % der empfohlenen Tagesmenge an Fett, überwiegend einfach ungesättigte Ölsäure (75 %), mehrfach ungesättigte Linolsäure (13 %) und zu 7 % gesättigte Fettsäuren (Palmitin-, Stearinsäure). Für Ausdauersport ist die Kombination mit Trockenfrüchten (z.B. Feigen, Datteln, Rosinen) ideal.
Die Gerbstoffe aus Nüssen und Blättern umfassen u.a. 3-, 4- und 5-Caffeoylchinasäure, Caffeoyltartrat, p-Cumaroyltartrat, Myricetin- und Quercetin-Glycoside sowie p-Kumarsäure, Myricetin- und Quercetin-Derivate und analoge Verbindungen.
Dosierung
Für Haselnusskerne und Haselblätter sind keine standardisierten Dosierungsempfehlungen bekannt.