Haritaki – Terminalia chebula

Gebräuchliche Namen: Chebule, Haritaki, Myrobalane, Terminalia chebula, Chebulic Myrobalan, Vrcholák, Myrobalane Frucht, Indische Gallapflaume, Himmej, karakkaya, A-ru-ra, horitoki, Kadukkai, Aralu, Xilikha, he zi, Lalekaayi, Aralu (international, englisch, latein, ayurvedischer und traditioneller Ursprung)
Lateinischer Name: Terminalia chebula
Herkunft: Afrika, Asien
Kurzvorstellung
Obwohl Haritaki in vielen Ländern Südostasiens wie Indien, der Türkei oder Ägypten angebaut wird, gibt es keine präzisen Angaben oder klaren Anleitungen zum Kultivieren von Haritaki in diesen Regionen. Es sind wohl keine Erfahrungen mit einem Anbau in mitteleuropäischen Klimazonen dokumentiert, daher lässt sich nichts Genaueres zur erfolgreichen Kultivierung von Haritaki in den ökologischen und klimatischen Bedingungen Deutschlands sagen.
Ausführliche Beschreibung
Traditionelle Heilpflanze der Ayurveda-Medizin, besonders geschätzt zur Unterstützung der Verdauung.
Botanische Informationen
Terminalia chebula ist ein bis zu 30 Meter hoher, laubabwerfender Baum mit einem kräftigen Stamm von bis zu 1 Meter Durchmesser und schwerem, widerstandsfähigem Holz. Die Blätter sind 30 cm lang und 2–4 cm breit, wechselständig oder gegenständig, einfach, oval und an den Enden zugespitzt. Die Blüten sind weiß bis gelb und duften intensiv aromatisch. Die Frucht von Haritaki ist eine 3–6 cm lange und 1,2–2,5 cm breite Steinfrucht mit fünf längs verlaufenden Rillen, die ihr eine fünfeckige Form verleihen. Bei Reife ist die Frucht gelbbraun mit einem faserigen, festen Mesokarp.
Herkunft und Verbreitung
Haritaki hat seine Heimat in Südasien – vom indischen Subkontinent bis zu den Grenzen Nepals und im Südwesten Chinas (Provinz Jinan, Yunnan). Heute ist der Baum auf dem gesamten indischen Subkontinent, in Bangladesch, Sri Lanka, Malaysia und Vietnam verbreitet, meist als Bestandteil trockener, laubabwerfender Wälder bis zu Höhenlagen von 900 Metern über dem Meeresspiegel. Auch in den Ausläufern des Himalaya werden vereinzelte Vorkommen in Höhenlagen bis 1500 m beobachtet. In Südost- und Südasien wird Haritaki traditionell kultiviert, inzwischen gibt es auch Bestände in der Türkei und in Ägypten.
Verwendung / Dosierung
Die ayurvedische Medizin existiert seit mehr als 5000 Jahren und bildet das Fundament der traditionellen indischen Gesundheitslehre. Während die westliche Medizin große Erfolge erzielt hat, suchen viele Menschen aufgrund von Nebenwirkungen und invasiven Verfahren alternative Heilmethoden. Laut der Weltgesundheitsorganisation werden weltweit etwa 80 % der Arzneimittel aus Heilpflanzen gewonnen; unter diesen genießt Terminalia chebula – Haritaki – besondere Verehrung bei Wissenschaftlern und Forschern. Chebulic Myrobalan wird bis heute in der Ayurveda, Unani sowie in der Homöopathie vielfältig verwendet.
In den Volksheilkunden Indiens und Südostasiens wird Haritaki für eine Vielzahl von Beschwerden genutzt. Besonders bekannt ist Haritaki für seine Fähigkeit, aus ayurvedischer Sicht sogenannte "Ama" (Stoffwechselgifte) aus dem Verdauungstrakt zu entfernen, weshalb Haritaki als pflanzliches Mittel zur Unterstützung der Verdauung und Nährstoffaufnahme sehr geschätzt wird. Es besitzt eine breite Palette an wertvollen Inhaltsstoffen, die auf unterschiedliche Weise wirken. Haritaki beschleunigt die Verdauung, hilft den Stoffwechsel zu regulieren und unterstützt die Funktion des Dickdarms – je nach Dosierung kann es sowohl Durchfall als auch Verstopfung entgegenwirken.
Nach traditioneller indischer Medizin wirkt Haritaki antiseptisch, verjüngend auf Darm und Lunge und nährend für Gehirn und Nerven. Die Ernährung des zentralen Nervensystems führt zu einer Steigerung von Intelligenz und psychischer Stabilität. Indische Heilkundige berichten, dass Haritaki zu Langlebigkeit verhelfen, die Sinne stimulieren, chronisches Fieber lindern, bei der Reinigung von eitrigen Wunden, Entzündungen am Auge und verengten Schleimhäuten unterstützen kann. In Süd- und Südostasien wird Vrcholák (Chebule) zur Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems, bei Schweißausbrüchen und schmerzhaften Menstruationen empfohlen. Terminalia chebula findet sich als Einzelmittel oder in Kräutermischungen wie Triphala (berühmte Entgiftungskur), ebenso in anderen ayurvedischen Rezepturen.
Blätter, Rinde und Frucht von Haritaki zeigen eine starke antioxidative Wirkung dank des hohen Phenolgehalts. Wässrige Extrakte aus Haritaki verminderten die Aktivität der Xanthinoxidase und neutralisieren wirksam freie Radikale, darunter DPPH-Radikale, Stickstoffe, Lipid- und Hydroxylperoxide sowie Superoxide (in vitro). Einige Extrakte wirkten stärker antioxidativ als α-Tocopherol (Vitamin-E-Isomer). Mindestens vier prägnante Inhaltsstoffe mit ausgeprägtem antioxidativem Effekt wurden bisher identifiziert.
Ein weiterer vielversprechender Effekt der phenolischen Verbindungen ist das Hemmung des Wachstums von Krebszellen, insbesondere durch Ellagsäure, Tanninsäure und Chebulasäure. Ethanolische und wässrige Haritaki-Extrakte verlangsamen die Zellproliferation und fördern – je nach Dosis – den programmierten Zelltod in verschiedenen menschlichen Tumorzelllinien, darunter Brustkrebs, Osteosarkom und Prostatakrebs. Der antikanzerogene Effekt von Haritaki muss noch weiter erforscht werden, erste Ergebnisse sind jedoch vielversprechend und deuten auf eine Stärkung der natürlichen Abwehrkräfte hin.
Studien zeigen zudem, dass Extrakte aus Haritaki Früchten den hepatoprotektiven Effekt (Leber schützend) unterstützen. Insbesondere chebulische und neochebulische Säuren schützen die Leber präventiv vor Schäden durch bestimmte Medikamente (z. B. Rifampicin, Isoniazid und Pyrazinamid), sowohl bei kombinierter als auch einzelner Gabe über zwölf Wochen. Die gesundheitsfördernde Wirkung für die Leber wird auch von medizinischen Institutionen außerhalb Asiens anerkannt.
In Tierversuchen und in Einzelfällen am Menschen ließ sich ein kardioprotektiver Effekt nachweisen: Haritaki entschärft die Wirkung entzündungsfördernder Substanzen auf das Herz, senkt nachweislich den schädlichen LDL-Cholesterinspiegel und wirkt antiatherogen – es beugt der Gefäßverkalkung vor. Auch ein antihypercholesterischer Effekt konnte bei Ratten bestätigt werden.
Extrakte der Haritaki-Frucht besitzen antibakterielle Aktivität gegen verschiedene grampositive und gramnegative, insbesondere Darm-assoziierte Bakterien wie Clostridium perfringens oder Escherichia coli. Weiterhin ergab eine Studie deutliche Wirksamkeit gegen das Enzym Urease von Helicobacter pylori, einem bedeutenden Auslöser für Magenschleimhautentzündungen, Geschwüre und Magenkrebs. So lassen sich Inhaltsstoffe von Haritaki den Antiulcerotika zuordnen. Die Wirksamkeit erstreckt sich auch auf Staphylococcus aureus (Goldener Staphylokokkus), Streptococcus mutans, Salmonella typhi, Klebsiella, Shigella und andere. Gerade gegen Streptococcus mutans, der Karies verursacht, hilft regelmäßiges Spülen mit wässrigem Haritaki-Extrakt nachweislich.
Eine Reihe von Studien bestätigt antimykotische Effekte der wässrigen und ethanolischen Haritaki-Extrakte, allen voran gegen Candida albicans, Epidermophyton floccosum und Microsporum gypseum. Interessanterweise wirken die Extrakte selbst gegen clotrimazolresistente Candida-Stämme.
Die Hemmung der Stickstoffmonoxid-Synthese durch Haritaki trägt zu entzündungshemmenden und potenziell antiarthritischen Effekten bei, was maßgeblich auf Chebulasäure zurückgeführt wird. Weiterhin unterstützen die Inhaltsstoffe die Immunabwehr und gewährleisten adaptogene und antianaphylaktische Wirkung, da sie Histamin- und IgE-Spiegel senken. Insgesamt fördert Haritaki das normale Atemwegsgesundheit, lindert Husten, erweitert leicht die Bronchien und erleichtert das Atmen.
Dank seiner antibakteriellen Wirkung gegenüber Helicobacter pylori unterstützt Haritaki gastroprotektive Funktionen und beugt so der Entstehung von Gastritiden, Entzündungen und Magengeschwüren vor. In Bezug auf seine lockernde (laxative) Wirkung ist wissenschaftlich belegt, dass Inhaltsstoffe der getrockneten Haritaki-Frucht die Entleerungszeit des Magens verlängern, eine entspannende (krampflösende) Wirkung auf die glatte Darmmuskulatur besitzen und, kombiniert mit schützender Wirkung auf die Magenschleimhaut, die Entstehung von Zwölffingerdarmgeschwüren vorbeugen. Besonders bei Verstopfung zeigt sich der positive Effekt traditioneller Anwendungen.
Haritaki-Inhaltsstoffe regen das Nervensystem über die Sinnesorgane an und stärken die mentale Wachheit bei Stress. Sie unterstützen auch gesunde Haut und fördern die reproduktive Leistungsfähigkeit. In Tierversuchen zeigte sich ein verstärkter Reinigungseffekt durch erhöhte Aktivität der Harnwege und des Glukosestoffwechsels.
Wirkstoffe
Forschungen haben eine Vielzahl von Haritaki-Inhaltsstoffen identifiziert, und weitere werden laufend isoliert. Besonders hervorzuheben sind zahlreiche Glykosid-Derivate, darunter die Triterpenoide Arjunglucosid I, Arjungenin, Chebulosid I und II, verschiedene Cumarin-Gallussäure-Konjugate (als Chebulin), Egallussäure, Chebulylglucopyranose und Chebulasäure. Zu den wichtigsten phenolischen Bestandteilen zählen auch Ethylgallat, Terflavin A, Luteolin (und Luteinsäure), Tannine, Terchebin und Punicalagin.
Traditionelle Dosierung
Es gibt unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten: 5–10 g Haritaki-Fruchtpulver können über Nacht in 150 ml Wasser eingeweicht und morgens nüchtern, 30 Minuten vor dem Essen konsumiert werden. Alternativ kann das Pulver in derselben Menge Wasser abgekocht und anschließend über Nacht ziehen gelassen werden. Auch 3–5 g getrocknetes Haritaki-Pulver sind gebräuchlich.
Hinweis: Nicht empfohlen für Kleinkinder, Schwangere und Stillende.