Hanf – Cannabis sativa

Hanf – Cannabis sativa

Gebräuchliche Namen: Hanf, Faserhanf, Nutzhanf, Marihuana, Cannabis, Kiff, Gras, Weed, Pot, Hemp (englisch), Canapa (italienisch), Chanvre (französisch), Cáñamo (spanisch), Ma (chinesisch), Ma (japanisch), Numbness, Cannabis sativa (lateinisch), Cannabis indica, Cannabis ruderalis, Marijuana (international gebräuchlich), Dagga (südafrikanisch), Ganja (Hindi), Dámá (chinesisch, alte Herkunft)

Lateinischer Name: Cannabis sativa

Herkunft: Afrika, Asien, Australien, Europa, Südamerika, Nordamerika

Kurzvorstellung

Hanf ist anspruchslos gegenüber Nährstoffen, benötigt aber ausreichend Feuchtigkeit und Wasser. Besonders geeignet als Vorkultur sind Hülsenfrüchtler, aber Hanf ist selbst eine hervorragende Vorkultur für nachfolgende Pflanzen. Für optimales Wachstum empfiehlt sich ein neutraler bis leicht saurer Boden. Besonders im vegetativen Stadium fördern gute Düngung und Bewässerung ein kräftiges Wachstum.

Die Aussaat erfolgt am besten von Mitte April bis Mitte Mai in tiefe, lockere Erde. Die Samen sollten etwa 40 cm voneinander entfernt platziert werden, Faserhanf im Abstand von 10–20 cm. Unkraut, verdichtete Böden und Nährstoffmangel können das Wachstum erheblich hemmen. Aufgrund des günstigen Klimas ist Hanf eine pflegeleichte Pflanze für den Anbau in Deutschland und Mitteleuropa.

Ausführliche Beschreibung

Heute ist Hanf medial bekannt, wurde aber in der Geschichte vielfach als Heilpflanze gegen Schmerzen oder Übelkeit verwendet.

Botanische Informationen

Die botanische Einordnung von Hanf ist komplex, da die Pflanze im Laufe der Geschichte mehrfach verschiedenen Familien zugeordnet wurde, bis sie schließlich in die eigene Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae) gestellt wurde, zu der auch der Hopfen (Humulus lupulus) zählt. Innerhalb der Gattung gibt es drei Hauptarten: Cannabis sativa, Cannabis indica und Cannabis ruderalis, die sich in Wuchsgröße, Blattform und Gehalt der Wirkstoffe unterscheiden. Diese Grundformen dienten als Vorlage für zahlreiche kultivierte Sorten mit jeweils spezifischen Eigenschaften. Einige taxonomische Quellen sprechen nur von einer Art, Hanf, mit den Unterarten Indischer Hanf und Wildhanf.

Hanf ist eine einjährige oder zweijährige Pflanze, die 0,3 bis 6 Meter hoch wird. Die Wurzel ist zylindrisch und im Vergleich zum oberirdischen Teil weniger stark ausgeprägt. Der Stängel ist aufrecht, glatt oder leicht behaart, vier- bis sechsfach kantig, wenig bis stark verzweigt. Die Blätter sind lang gestielt; am Stängelgrund stehen sie gegenständig und handförmig gefiedert, weiter oben meist wechselständig mit dreiteiliger bis zu elfteiliger Blattspreite. Die Blätter sind länglich, zugespitzt und am Rand gesägt. Oberseits sind die Hanfblätter dunkel grau-grün und rau, unterseits behaart oder leicht kahl und ebenfalls grau-grün.

Hanfpflanzen sind entweder männlich oder weiblich. Weibliche Pflanzen sind meist niedriger und schmaler, ihre Blätter sind heller gefärbt und sie reifen schneller. Die unscheinbaren, fünfzähligen Blüten sind gelblich, weißlich oder grünlich. Sie produzieren große Mengen Pollen, sodass die Bestäubung meist windbestäubt geschieht. Aus ökonomischer und rechtlicher Sicht sind die weiblichen Hanfpflanzen von größerer Bedeutung. Je mehr Sonne die Pflanzen erhalten, desto stärker entwickeln sich die weiblichen Blüten.

Die Frucht des Hanfs ist eine eiförmige bis kugelige, leicht abgeplattete, meist ölreiche, weißliche, braune oder schwarze Nuss (Achäne) mit nur einem Samen. Sie ist 2–5 mm lang, 2–4 mm breit; 1000 Samen wiegen etwa 10–30 g. Bei optimaler Trocknung (maximal 60°C) bleiben die Samen viele Jahre keimfähig.

Herkunft und Verbreitung

Der Ursprung des Hanfs liegt vermutlich in Zentralasien, von wo aus er sich aufgrund seiner unkomplizierten Ansprüche rasch auf der Welt verbreitete. In vielen Zivilisationen Europas und Asiens wurde Hanf bereits seit dem Neolithikum angebaut. Hanf ist wärmeliebend und wird in Mittel- und Südeuropa bevorzugt in milderen Lagen kultiviert, kann aber auch in freien Standorten vieler Länder, darunter Deutschland, vorkommen. Die besten Anbaubedingungen finden sich oft in den wärmeren Regionen.

Verwendung / Dosierung

Erste Hinweise auf die Nutzung von Hanf sind rund 10.000 Jahre alt, als die Fasern als Bestandteil von Baustoffen dienten. Im alten China wurden die Samen gegessen sowie medizinisch genutzt, wie unter anderem von Kaiser Shen-Nung im Jahr 2737 v. Chr. beschrieben, der Hanf bei Verstopfung, Gicht, Rheuma und Niedergeschlagenheit empfahl. Noch heute ist Hanf ein grundlegendes Heilkraut in der Traditionellen Chinesischen Medizin und Bestandteil zahlreicher Rezepturen. Die vielseitige Verwendung reicht historisch von der Medizinal- und Genussnutzung bis zur Faser-, Seil- und Papierherstellung.

Im alten Ägypten wird im sogenannten "Ebers-Papyrus" (1550 v. Chr.) über medizinische Hanfzubereitungen und deren Anwendung als Zäpfchen gegen schmerzhafte Hämorrhoiden berichtet. Auch in der antiken indischen Medizin wurde Hanf aufgrund seiner psychoaktiven Wirkung verwendet, unter anderem bei Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden und Schmerzen – sogar bei Geburtsschmerzen. In der griechisch-römischen Antike wurden die Blätter zur Wundbehandlung bei Tieren und zum Stillen von Nasenbluten beim Menschen sowie die Samen zur Bekämpfung von Bandwürmern eingesetzt. Im islamischen Raum wurde Hanf vom 8. bis zum 18. Jahrhundert als Diuretikum, Antiemetikum, Analgetikum, Antipyretikum und Entzündungshemmer verschrieben.

Der Ire William Brooke O’Shaughnessy führte Hanf im 19. Jahrhundert als Heilpflanze in die westliche Medizin ein, vor allem zur Behandlung von Muskelkrämpfen, Magenkrämpfen und Schmerzen. Die Erforschung und Entwicklung medizinischer Cannabispräparate – unter anderem 1964 auf Jamaika und die Zulassung des Präparats Canasol – sowie die Legalisierungsbewegungen in den USA, Kanada und Europa trugen zur Anerkennung seiner medizinischen Potenziale bei. In Ländern wie Österreich, Belgien, Kanada, Finnland, Israel, Tschechien, den Niederlanden, Spanien und Großbritannien werden THC-haltige Arzneimittel zunehmend toleriert oder legalisiert. THC-freier Hanftee kann in Mitteleuropa legal zur Verbesserung des Schlafs verwendet werden.

2003 wurde erstmals diskutiert, ob Hanf antioxidative und neuroprotektive Wirkungen besitzen könnte. Studien und Kasuistiken deuten zudem einen Nutzen von Cannabinoiden bei Huntington-, Alzheimer- und Parkinson-Krankheit sowie bei amyotropher Lateralsklerose an, weitere Forschung ist jedoch erforderlich. Meta-Analysen und Reviews (u. a. 2005) zeigen Potenzial bei der Behandlung von bipolaren Störungen und anderen Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Die American Academy of Neurology erläuterte 2014 die Eignung von Hanfwirkstoffen zur allgemeinen Behandlung von Muskelerkrankungen und Multipler Sklerose.

Laboruntersuchungen belegen analgetische und entzündungshemmende Eigenschaften, Experimente an Tieren zeigten Effekte gegen Krebszellen, darunter Brust‐ und Lungenkrebszelllinien. Erste Hinweise deuten außerdem darauf hin, dass Cannabidiol bei Typ-1-Diabetes die Zerstörung der Zellen verzögern kann, wobei dies noch wissenschaftlich diskutiert wird. Auch zur Linderung epileptischer Anfälle, insbesondere bei Kindern, werden Cannabispräparate wie Epidiolex in den USA zugelassen und getestet.

Weitere Studien zeigen Potenziale bei Tourette-Syndrom und positiven Effekten auf das Wachstum und die Entwicklung von Knochen und Muskeln bei Kindern durch Hanfprotein, das rund 50% Proteinanteil aufweist. Hanföl mit wertvollen Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren trägt zur Gesundheit von Muskeln, Gelenken, Haut und Haaren bei.

Medizinisch belegt sind die antiemetischen (gegen Übelkeit) Eigenschaften von Hanf, was insbesondere Patienten während der Chemotherapie zugutekommt – etwa zur Schmerzlinderung, Krampflösung und Appetitanregung. Trotz etlicher Vorteile raten Fachgesellschaften von einer inhalativen Anwendung ab, da sie die Gesundheit schädigen kann.

Wirkstoffe

Hanf enthält über 100 charakteristische Inhaltsstoffe, darunter Monoterpene, Sesquiterpene, Triterpene, Tetrahydrocannabinol (THC), Cannabidiol (CBD), α-Pinen, Myrcen, Linalool, Limonen, trans-β-Ocimen, Terpinolen, trans-Caryophyllen, α-Humulen und andere.

Stängel und Blätter bestehen zu etwa 25% aus Faserstoffen, weshalb Hanf historisch als Rohstoff für Seile, Baustoffe und mehr beliebt war. Die Samen liefern ein Öl, das reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren im vorteilhaften Verhältnis 3:1 (wie in der menschlichen Haut) ist. Sie enthalten zudem Palmitin-, Stearin-, Ölsäure, Linolsäure und Linolensäure und in der öligen Fraktion die Vitamine A, E und D.

Traditionelle Dosierung

Die Dosierung ist abhängig von Art, Gehalt und Verwendungsform. THC-freier Hanftee kann je nach Bedarf, maximal 3x täglich, unabhängig von den Mahlzeiten konsumiert werden.