Große Klette – Arctium lappa

Große Klette – Arctium lappa

Gebräuchliche Namen: Große Klette, Klette, Klettenwurzel, Lappenklette, Gobo, Edible Burdock, Burdock, Greater Burdock, Lappa, Niubang, Beggar's Buttons, Babá kořen (tschechischer Ursprung), Arctium lappa

Lateinischer Name: Arctium lappa

Herkunft: Afrika, Asien, Australien, Europa, Südamerika, Nordamerika

Kurzvorstellung

Die Große Klette bevorzugt gut bearbeitete, frische, nährstoff- und humusreiche Böden und sollte am besten an einem vollsonnigen Standort wachsen. Sie ist besonders empfindlich gegenüber stickstoffhaltigen Düngern; darauf sollte geachtet werden, um eine möglichst hohe Ausbeute an Wurzelmaterial zu erzielen. Die Aussaat erfolgt meist Mitte des Sommers. Die Ernte kann in der Regel 3–4 Monate nach der Aussaat, also spät im Herbst, erfolgen, wenn die Wurzeln besonders faserreich sind.

Gesammelt werden die Wurzeln einjähriger Pflanzen der Großen Klette. Diese werden Ende Oktober, im November oder zu Beginn des Frühjahrs, etwa im März, ausgegraben. Die Wurzeln älterer, zweijähriger Pflanzen finden therapeutisch keine Verwendung, da sie verholzt und hohl sind. Einjährige Pflanzen erkennt man deutlich an fehlendem Stängel und den wenigen Blättern. Die Klette bildet lange, brüchige Wurzeln. Nach dem Ausgraben sollten die Wurzeln gründlich gereinigt, in ca. 15 cm lange Stücke geschnitten und anschließend im Schatten bei maximal 40°C getrocknet werden. Korrekt getrocknete Wurzeln sind außen dunkel, im Inneren gelblich bis grau, geschmacklich leicht bitter und nahezu geruchlos. Für die Lagerung wird ein lufttrockenes, gut gelüftetes Umfeld empfohlen.

Ausführliche Beschreibung

Die Große Klette gilt als traditionsreiche Heilpflanze Europas und wird auch in Japan und China in der Küche geschätzt.

Botanische Informationen

Die Große Klette ist eine imposante, zweijährige Pflanze, die bis zu 2,7 Meter hoch werden kann. Die rübenförmige Wurzel reicht oft bis zu 80 cm tief in den Boden, ist außen grau-braun und innen weiß. Der kräftige, gerillte, oft rötlich schimmernde Stängel erscheint erst im zweiten Jahr. Die großen, herzförmigen Blätter sitzen an langen Stielen; die Grundblätter werden bis zu 50 cm lang und 40 cm breit, während die Stängelblätter kleiner und wechselständig sind. Beide Blatttypen sind auf ihrer Unterseite weißlich-filzig behaart.

Die Blüten sind röhrenförmig, purpurrot bis rosa, bilden Köpfchen mit 3–3,5 cm Durchmesser. Blütezeit ist Juli bis September. Die Hülle der Blütenköpfe besteht aus Hüllblättern, deren Enden kleine Häkchen tragen, mit denen die Früchte – kleine, schwarze, leicht abgeflachte und runzlige Nüsschen mit kurzem Pappus – an Tieren oder Menschen haften und so über weite Strecken verbreitet werden können.

Herkunft und Verbreitung

Die Große Klette ist im gemäßigten Klima Eurasiens heimisch – von Skandinavien über den Mittelmeerraum, West- und Osteuropa, Russland, den Nahen Osten, bis nach China, Japan und Indien. Durch menschliche Einflüsse hat sie sich außerdem in Australien, Neuseeland, Afrika und Nordamerika angesiedelt und kommt dort in Niederungen ebenso wie in Hochlagen vor.

Weltweit wächst die Klette an nährstoffreichen und gestörten Standorten besonders gut. In Japan wird sie als Gemüse anbaulich kultiviert, woher auch der Name „Gobo“ stammt. Typischerweise wächst sie wild als „Unkraut“ auf Schuttplätzen, an Wegen und Feldern, bevorzugt auf trockenen, kalkhaltigen Böden.

Verwendung / Dosierung

In der Küche wird die Wurzel der Großen Klette in China (dort als Niubang bekannt) und Japan (dort als Gobo) traditionell als Gemüse genutzt. Auch im mittelalterlichen Europa war sie ein Nahrungsmittel, wird jedoch heutzutage (abgesehen von Italien und Portugal) kaum noch gegessen. In Großbritannien wird sie für das Getränk „Dandelion and Burdock“ angebaut und geerntet, das nach wie vor kommerziell erhältlich ist.

Mit der Popularisierung makrobiotischer Ernährung im 20. Jahrhundert wurde Klette als kulinarische Zutat weltweit geschätzt. Besonders beliebt in Japan ist das Gericht „Kinpira Gobo“, bei dem geriebene Klettenwurzel mit Karotten, Sojasoße, Zucker, Mirin, Sake und Sesamöl geschmort wird. Auch „Mizakushi Burdock“, in Sushi gerollte eingelegte Klettenwurzel, ist bekannt.

In der Volksmedizin wird die getrocknete Klettenwurzel traditionell als Diuretikum bei erhöhtem Blutdruck und geschwollenen Beinen, als schweißtreibendes Mittel und zur Blutreinigung eingesetzt. Auch gegen bestimmte Krebsformen kamen Zubereitungen aus Klettenwurzelextrakt zum Einsatz. Klettenwurzelextrakte sind Bestandteile von Shampoos und weiteren Kosmetika zur Haarpflege.

Im mitteleuropäischen Volksglauben galt die Klettenwurzel als bewährtes Mittel zur Stoffwechselanregung – insbesondere im Verdauungstrakt –, bei Gicht, Diabetes, Gastritis, Magengeschwüren, Gelenkentzündungen und leichten Formen von Arthritis. Die Volksmedizin schreibt der Klettenwurzel antimikrobielle Wirkung zu sowie eine Unterstützung bei Nierensteinen, entzündlichen Hauterkrankungen, Rheuma, Malaria, Hämorrhoiden, Magenschmerzen und Blähungen. Äußerlich angewandt wird ein Absud zum Reinigen kleiner Wunden und als Umschlag bei Ekzemen.

Die Samen werden vielfach in Rezepturen verarbeitet, die das Haarwachstum und das Haarbild verbessern sollen. Kletteöl (Klettenwurzelextrakt in Öl) wird als antitranspirantes und talgreduzierendes Mittel vermarktet. Extrakte aus Klettenwurzel werden in der Traditionellen Chinesischen Medizin (z.B. als Niubangzi) zur Förderung des Haarwuchses, Stärkung des Immunsystems sowie bei Erkältungen und grippeähnlichen Beschwerden verwendet. In der natürlichen Heilkunde empfiehlt man Klettenwurzeltee zur Linderung von Akne und anderen Hautproblemen und als diuretisches Mittel bei Nierenerkrankungen.

Studien aus den letzten Jahrzehnten mit Freiwilligen und Patienten deuten darauf hin, dass die Inhaltsstoffe der Großen Klette zur Gesundheit von Haut und Knorpel beitragen können. Weitere Wirkstoffe unterstützen Atmungsorgane und das Immunsystem. Außerdem fördern Bestandteile des Klettenwurzelextrakts das Verdauungswohlbefinden bei verschiedenen Formen von Dyspepsie. Die Wurzel enthält eine beeindruckende Vielzahl an wirksamen Substanzen; einige reinigen das Blut, andere wirken wie Chelatbildner und binden Schadstoffe im Verdauungstrakt. Weitere Inhaltsstoffe der Wurzel können bei optimaler Dosierung sowie geeigneter Aufbereitung leicht den Blutzucker senken und so zur Regulation beitragen.

Wirkstoffe

Die Klettenwurzel ist reich an wasserlöslichen Ballaststoffen, insbesondere Inulin, der auch für diätetische Anwendungen geschätzt wird. Wichtige Mineralstoffe wie Calcium, Eisen und Natrium sind in hoher Konzentration enthalten. Zudem bietet sie zahlreiche Aminosäuren, viel Eiweiß, Polyphenole (die adstringierend wirken), Stearinsäure, Palmitinsäure, Gerbstoffe, Fette, Sulfate, ätherische Öle und Vitamin C bei gleichzeitig niedrigem Zuckergehalt.

Einjährige Klette enthält zusätzlich Schleimstoffe, Polyacetylene, bittere Guajanolide, schwefelhaltige Acetylene; die Samen liefern Arctiin, Arctigenin sowie spezielle Butyrolacton-Lignane.

Traditionelle Dosierung

Die richtig getrocknete Klettenwurzel ist brüchig, schmeckt leicht süßlich bis neutral mit einem erdigen Nachklang. Die Intensität kann durch Zerkleinern oder Einweichen (5–10 Minuten in Wasser) gemildert werden. Die Bitterkeit eignet sich z. B. in japanischer Misosuppe (Tonjiru) oder Takikomi Gohan.

Klettenwurzeltee bereitet man aus etwa 2 gehäuften Teelöffeln zerkleinerter, getrockneter Wurzel auf 500 ml heißes Wasser, kurz aufkochen lassen oder über Nacht einweichen und danach nur erhitzen. Die gesamte Menge verteilt über den Tag trinken. Ein Kräutertee für Hautprobleme kann hergestellt werden, indem gleiche Teile Klettenwurzel, Feldstiefmütterchenkraut, Walnussblätter, Holunderblüten und Brombeerblätter (insgesamt 10 g) mit 250 ml kochendem Wasser übergossen und nach 20 Minuten abgeseiht werden.

Ein Absud für Bäder, Umschläge oder Waschungen wird zubereitet, indem 1 EL Klettenwurzel mit 500 ml Wasser kurz gekocht und ziehen gelassen wird. Dieser kann für Umschläge, verdünnte Bäder oder zum Haarewaschen verwendet werden.

Zur Kopfhautpflege oder bei Haarausfall empfiehlt sich eine Tinktur aus ca. 25 g getrockneter Klettenwurzel, in kleine Stücke geschnitten, eine Woche lang in ca. 500 ml Alkohol (z. B. Einreibemittel) eingelegt. Die Tinktur kann durch Brennnessel und Kapuzinerkresse ergänzt werden. Zwei Mal täglich einmassieren.