Graviola – Annona muricata

Gebräuchliche Namen: Graviola, Guanábana, Guanavana, Soursop, Brasilianische Papaya, Brazilian Cherimoya, Brazilian Paw Paw, Sauersack, Sour Sop, Guanabana, Nangka Blanda, Nangka Londa, Toge-Banreisi, Corossolier, Annona cherimola, Annona muricata, Corossol Épineux, Soursop (global, englisch), Guanábana (spanisch), Graviola (portugiesisch), Annona muricata (lateinisch)
Lateinischer Name: Annona muricata
Herkunft: Afrika, Asien, Südamerika
Kurzvorstellung
Graviola wird hauptsächlich wegen ihrer süß-säuerlich schmeckenden Früchte angebaut. Annona muricata ist die am schnellsten wachsende Art aller Annone-Gewächse. Ihre Früchte können mehrere Kilogramm schwer werden, jedoch erst nach fünf oder mehr Jahren trägt der Baum ausreichend ausgereifte Früchte. In unseren Breitengraden ist eine Kultivierung nur im Gewächshaus möglich, wo die Temperaturen nicht unter 17 °C fallen. Die Samen sollten vor der Aussaat zwei Tage in Wasser eingeweicht werden. Anschließend in Torfsubstrat aussäen und vorsichtig in einzelne Töpfe eindrücken. Das Substrat sollte stets leicht feucht gehalten werden. Für die Keimung sind hohe Temperaturen zwischen 25–30 °C notwendig. Die Keimung kann bis zu sechs Wochen dauern. Der Anbau ist anspruchsvoll und erfordert einige Erfahrung.
Ausführliche Beschreibung
Eine außergewöhnliche Pflanze, die in der Naturheilkunde von indigenen Völkern Südamerikas genutzt wird.
Botanische Informationen
Graviola ist ein immergrüner Baum aus den tropischen Regionen Süd- und Mittelamerikas, der eine Höhe von 5–6 Metern erreicht. Er besitzt große, ovale, dunkelgrüne Blätter, die das ganze Jahr über am Baum bleiben. Besonders bemerkenswert sind die anfänglich weiblichen, später männlichen Blüten. Die essbaren, gelb-grünen Früchte verfügen über zahlreiche stachelige Auswüchse an ihrer Außenhaut. Das Fruchtfleisch – unter dem Namen „Guanábana“ oder auch als „Brasilianische Papaya“ auf lokalen Märkten bekannt – wird häufig auch zur Zubereitung von Getränken verwendet. Neben den Früchten finden auch die Blätter, Rinde und Wurzeln seit Jahrhunderten Verwendung in der traditionellen Medizin.
Herkunft und Verbreitung
Graviola stammt ursprünglich aus den tropischen Gebieten Süd- und Mittelamerikas, ist mittlerweile aber auch in Teilen Afrikas und Südostasiens zu finden. Sie gedeiht bevorzugt in feucht-warmen Klimazonen. Ursprünglich wildwachsend, wird der Baum heute auch wegen seiner wohlschmeckenden Früchte und heilkundlichen Verwendung kultiviert.
Verwendung / Dosierung
Seit Jahrhunderten nutzen indigene Völker Süd- und Mittelamerikas Graviola als vielseitig einsetzbare Heilpflanze. In die europäische Medizin und Forschung gelangte Graviola etwa Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Volksmedizin empfiehlt Graviola bei Infektionskrankheiten, die von Bakterien oder parasitären Organismen verursacht werden – inklusive Leishmaniose. Extrakte aus Blättern oder Samen werden von Heilkundigen oft bei viralen Erkrankungen eingesetzt, worunter auch Herpesinfektionen und laut manchen Berichten sogar HIV fallen.
In Südamerika – insbesondere auf Kuba – wird Graviola geschätzt als Antioxidans und Immunstimulans bei Erkältungen, leichten Virusinfektionen, sowie bei Asthma und Störungen der Immunantwort. Die antiparasitäre Wirkung wurde unter anderem laborseitig an Leishmania-Arten nachgewiesen, die empfindlich auf die Wirkstoffe Annonacin und Korosolon aus Graviola reagieren.
Einige Quellen der traditionellen Medizin berichten zudem über die Vorteile von Graviola bei bestimmten Krebsarten. Wissenschaftliche (tierexperimentelle) Untersuchungen befassen sich mit der hemmenden Wirkung wichtiger Inhaltsstoffe auf das Wachstum von Krebszellen. Weitere Studien beschäftigen sich mit dem möglichen Zusatznutzen von Graviola bei bestehenden Krebstherapien durch potenziell synergistische Effekte. In der Volksheilkunde wird Graviola als Mittel gegen das Wachstum und die Vermehrung von Tumorzellen hoch geschätzt.
In der traditionellen Medizin wird die Pflanze auch verwendet, um Erbrechen auszulösen (nur in größeren Samenmengen) oder den Darm zu entleeren. Ebenso wird sie bei Husten und Entzündungen der oberen Atemwege empfohlen. Manche Menschen schätzen Graviola zur Entspannung und Förderung von innerer Ruhe. Volksmedizinisch wird sie bei Depressionen und Angstzuständen eingesetzt. Bei größeren Kindern diente Graviola traditionell zur Fiebersenkung, Linderung von Muskelkrämpfen, bei Geschwüren und zur Förderung der Verdauung.
Die Blüten werden in der Heilkunde als krampflösendes Mittel bei Kolik und Verdauungsschmerzen eingesetzt. In der Karibik gilt Graviola als beliebtes Mittel gegen Fieber. Abkochungen aus den Blättern werden traditionell äußerlich gegen Entzündungen und geschwollene Gliedmaßen angewandt. Experimente an Tieren belegen potenzielle schmerzstillende und entzündungshemmende Wirkung.
Kleine klinische Studien untersuchten das Potenzial von Graviola zur Blutdrucksenkung und Regulierung des Cholesterinspiegels. Einige Arbeiten berichten zudem über einen mäßigen Blutzuckerspiegel-senkenden Effekt bei Diabetikern. Äußerlich kann Graviola bei arthritischen Schmerzen, Erschöpfung und Rheuma angewendet werden.
Wirkstoffe
Forschungen bestätigen das Vorkommen spezifischer Substanzen, sogenannter annonazeen Acetogenine, denen die Fähigkeit zugeschrieben wird, Krebszellen zu zerstören. Seit Jahren versuchen Wissenschaftler, diese Stoffe zu isolieren und daraus ein Krebsmedikament zu entwickeln – bislang ohne durchschlagenden Erfolg. Annonazeen Acetogenine kommen ausschließlich in der Familie der Annonengewächse vor und werden allgemein als antimikrobiell, antiparasitär und tumorhemmend eingeschätzt.
Graviola enthält Acetogenine, Epoxy-Acetogenine und weitere polyketide Epoxy-Derivate sowie sogenannte Annocen-Acetogenine. Im Fokus der Forschung stehen insbesondere Annonacin, Koronin, Montekristin, Annomuricin, Korosolon, Bullatacin (potenziell antikarzinogene Wirkung), Muricapentocin, Muricoreacin, Murihexocin C, Retikulin, N-Methylcoclaurin, Lektin, C- und D-Kohibine, Isochinoline (mit mild antidepressiver Wirkung), Alkaloide sowie Bis-Tetrahydrofuran- und Cis-Monotetrahydrofuran-Derivate. Die genannten Substanzen konnten bislang jedoch nicht in synthetischer Form hergestellt werden.
Traditionelle Dosierung
Abkochung: Zwei Esslöffel Graviola werden in 750 ml kaltem Wasser aufgekocht und 10–20 Minuten auf kleiner Flamme gekocht. Danach abseihen und dreimal täglich 250 ml trinken.
Alkoholfreie (AF) Tinktur: Nach dem Schütteln 20 Tropfen viermal täglich einnehmen. Sie können direkt in den Mund gegeben und über die Schleimhäute aufgenommen werden, alternativ mit etwas Wasser nachspülen. Die empfohlene Tagesdosis enthält 1.776 mg frische Pflanzenmasse.
Kapseln: Drei Kapseln dreimal täglich etwa 20 Minuten vor den Mahlzeiten einnehmen.
Gemahlenes Pulver: Einen Teelöffel Graviola-Pulver in Wasser einrühren und trinken, dreimal täglich verwenden.
Hinweis: Die Anwendung wird bei niedrigem Blutdruck nicht empfohlen, da dieser weiter gesenkt werden kann. Menschen, die Blutdruckmedikamente nehmen, sollten die Einnahme mit ihrem Arzt besprechen. In der Schwangerschaft wird Graviola nicht empfohlen, da sie die Gebärmutterkontraktion fördern könnte.