Ginkgo biloba – Ginkgo

Gebräuchliche Namen: Ginkgo, Ginko, Ginkgobaum, Silberaprikose, Fächerblattbaum, Mädchenhaarbaum, Maidenhair Tree, Fossil Tree, Adiantifolia, Bai Guo Ye, Baiguo, Japanese Silver Apricot, Kew Tree, Yen Xing, Yinhsing, Pei Go Su Ye, Noyer du Japon, Salisburia Adiantifolia
Lateinischer Name: Ginkgo biloba
Herkunft: Asien, Europa, Südamerika, Nordamerika
Kurzvorstellung
Ginkgo wächst im Vergleich zu anderen Bäumen langsam und legt etwa 30 cm pro Jahr zu. Er verträgt keinen vollen Schatten, bevorzugt warme, gut feuchte, aber nicht zu nasse Standorte und entwickelt sich am besten in humusreicher, durchlässiger Erde. Auch in städtischer Umgebung ist Ginkgo sehr robust. Ginkgo ist widerstandsfähig gegen Schädlinge und erkrankt selten an ernsthaften Krankheiten. Der Baum gedeiht im gemäßigten Klima und hält Frost bis -20°C stand. In Deutschland wächst Ginkgo frei oder wird bevorzugt in Parks als männlicher Baum kultiviert. Der Pollen kann für Allergiker problematisch sein. Ginkgo wird leicht durch Aussaat oder vegetativ durch Stecklinge (20 cm Triebe im Hochsommer) oder durch Veredelung und Absenker vermehrt.
Ausführliche Beschreibung
Für ein gutes Gedächtnis oder zur Stimmungsaufhellung – Ginkgo ist die richtige Wahl!
Botanische Informationen
Ginkgo, auch Ginkgo biloba genannt, ist ein zweihäusiger, stattlicher, laubabwerfender und langlebiger Baum mit einer ausgeprägten, meist kegelförmigen Krone, der Höhen von bis zu 50 Metern erreichen kann. Der älteste bekannte Baum steht in der chinesischen Provinz Guizhou und ist etwa 4700 Jahre alt. Der Stamm ist breit und grau, mit tiefen Furchen. Im Jugendstadium sind die Äste meist waagerecht, später wachsen sie unregelmäßig. Das Wurzelsystem reicht tief ins Erdreich, was dem Baum besondere Widerstandskraft gegenüber Wind und Schneestürmen verleiht. Die grünen, im Herbst gelb werdenden, gestielten Blätter sind charakteristisch fächerförmig und oft in zwei Lappen geteilt. Sie wachsen in Büscheln an den Zweigen mit regelmäßigen Abständen zueinander. Der Ginkgo ist eine nacktsamige Pflanze und bildet daher keine Blüten im klassischen Sinn. Es gibt entweder männliche oder weibliche Bäume. Männliche Bäume bilden kätzchenähnliche Pollenstände, weibliche tragen paarweise Fruchtanlagen an langen Stielen. Die Befruchtung erfolgt windbestäubt, anschließend entstehen Samen, die direkt vom Baum abfallen. Mit etwa 30 Jahren beginnt der Ginkgo zu fruchten.
Herkunft und Verbreitung
Ginkgo biloba ist einer der ältesten Bäume der Erde und wird deshalb oft als „lebendes Fossil“ bezeichnet – ein Ausdruck, der Bewunderung für seine Beständigkeit ausdrückt. Der Ursprung liegt vermutlich im Südwesten Chinas und auf den tibetischen Hochebenen, heutzutage wächst Ginkgo jedoch nahezu weltweit. Wild wächst er entlang von Flussufern, Straßen, Hängen und an Rändern von Felsen. Der Baum kann aus oberirdischen Wurzeln junge Triebe bilden und sich so selbst klonen, falls Schäden oder Erdrutsche es notwendig machen.
Verwendung / Dosierung
Ginkgo ist beliebt wegen der ungewöhnlichen Form seiner Blätter, die häufig als Symbol genutzt werden. Er ist offizieller Stadtbaum Tokios und seine Blätter symbolisieren dort sogar die Stadt. Ginkgo wird auch als kultischer oder Zierbaum in Alleen und Parks gepflanzt. In der traditionellen Küche Chinas und Japans werden die geschälten Samen in Salzwasser eingelegt, geröstet und entweder pur gereicht oder zu Desserts sowie Süßspeisen hinzugefügt (nur in kleinen Mengen).
Die größte Bedeutung haben jedoch die Blätter von Ginkgo in der Heilkunde. Das Ginkgo-Blatt (Folium Ginkgo bilobae) wird für seine speziellen pharmakologischen Wirkungen gesammelt, die im Folgenden beschrieben werden. Die Inhaltsstoffe können die Gefäße im Gehirn erweitern und so Schlaganfällen vorbeugen, ferner dem Herzinfarkt entgegenwirken und neurodegenerativen Prozessen im Alter oder bei kognitiven Einschränkungen entgegenwirken. Viele Studien beschäftigen sich mit der so genannten „zerebralen Insuffizienz“, gekennzeichnet durch Verwirrtheit, Gedächtnisstörungen, Mattigkeit, Kopfschmerzen, Müdigkeit, depressive Verstimmung und Konzentrationsmangel.
Ginkgo-Extrakte und pflanzliche Kombinationen daraus gehören weltweit zu den am häufigsten angewandten Phytotherapeutika, sie werden auch in Europa von Ärzten häufig verschrieben – besonders als Nootropikum zur Verbesserung der Gedächtnisleistung und in verschiedenen Stadien von Demenz oder Gedächtnisverlust im Alter. Seit 2000 ist Ginkgo-Extrakt offiziell als „Antidementivum“ anerkannt, neben Cholinesterase-Hemmern und Memantin. Die Studienlage zeigt einen dosisabhängigen Effekt der Ginkgo-Inhaltsstoffe auf die Gedächtnisleistung – bestätigt durch EEG-Untersuchungen sowohl bei gesunden Menschen mittleren Alters als auch bei über 50-jährigen Patienten. Zusammenfassend fördert Ginkgo die normale Funktion der Nervenzellen im Gehirn.
In einer Studie mit 50 Patienten mit zerebrovaskulären Problemen zeigte die Einnahme von Ginkgo-Inhaltsstoffen im Vergleich zu Placebo über einen Monat hinweg eine Verbesserung der motorischen Fähigkeiten, des Textverständnisses sowie der verbalen Kommunikation, Stimmungsaufhellung und die Reduktion von Übelkeit. Außerdem berichteten die Teilnehmer über bessere Stimmung und weniger Ermüdung. Eine weitere Studie beobachtete bei kombinierter Gabe von Ginkgo und Antidepressiva einen Effekt der Lignane und Catechine auf die Stimmungslage und einen möglichen Nutzen in der Therapie von Depressionen.
Wichtige Wirkstoffe sind Quercetin, Catechin, Ginkgolide, Bilobalide, Flavonoide und Proanthocyanidine. Die Ginkgo-Inhaltsstoffe hemmen den plättchenaktivierenden Faktor (PAF), steigern die NO-Produktion in den Gefäßen und fördern dadurch die Durchblutung im Gehirn und Körper insgesamt. Vielzählige klinische Studien zeigen Vorteile bei der Verbesserung der Mikrozirkulation und bei der Steigerung der Durchblutung des Gefäßsystems. Mehrere Autoren betonen auch einen möglichen Nutzen bei Tinnitus, Schwindel und vestibulären Beschwerden.
Ginkgo-Extrakt neutralisiert freie Radikale, besitzt neuroprotektive und antiapoptotische Wirkungen wie die Verhinderung einer Beta-Amyloid-Neurotoxizität und bietet Schutz gegen Hypoxie und oxidativen Stress. In vitro-Studien zeigen eine dosisabhängige Vernichtung verschiedener freier Radikale (z. B. Superoxid, Hydroxylradikale, DPPH-Radikale, Stickstoffmonoxid u. a.). Weitere in vivo-Daten belegen die Hemmung der Lipidperoxidation und Thrombozytenaggregation. Die Ergebnisse unterstützen den Einsatz bei der Therapie der Arteriosklerose und zur Nutzung der antioxidativen Wirkung. Die Hemmung der Cholesterolperoxidation kann sich positiv auf das kardiovaskuläre System auswirken. Ginkgo-Inhaltsstoffe senken in vivo die Konzentration freier Radikale vermutlich durch die Hemmung der Prostacyclin-Synthese und der Arachidonsäurekaskade.
Bei Diabetikern mit sehbezogenen Problemen (diabetische Retinopathie) wurde eine Verbesserung des Farbsehens durch regelmäßige Ginkgo-Einnahme beobachtet. Eine 12-jährige Anwendung verbesserte das Gesichtsfeld bei normotensivem Glaukom. Frühphase-Forschung legt nahe, dass Patienten mit Durchblutungsstörungen der unteren Extremitäten nach 24-wöchiger Einnahme von Ginkgo-Extrakt deutliche Verbesserungen erfahren können.
Traditionelle Heilkunde
In der traditionellen chinesischen Medizin wird Ginkgo seit Jahrhunderten bei Durchblutungsstörungen, Asthma bronchiale, Tinnitus, Schwindel, Erfrierungen, kognitiven Defiziten und bei Senilität eingesetzt. Volkstümliche Anwendungen umfassen Ginkgo bei sexuellen Funktionsstörungen, geistiger Erschöpfung nach Krebstherapien, Bluthochdruck, Multipler Sklerose und saisonaler Depression.
Wirkstoffe
Die Blätter von Ginkgo biloba enthalten zahlreiche Terpenoide (Ginkgolide A, B, C, J; Bilobalid), Biflavone, Flavonoide (Quercetin, Kaempferol, Bilobetin, Ginkgetin), Flavonoid- und Flavonolglykoside, Di- sowie Triglykoside (Myricetin, Isorhamnetin, Rhamnosid- und Methylmyricetinderivate), terpenoide Trilactone, Cumarinester, Terpene, Proanthocyanidine, Carbonsäuren, Phenolsäuren, Alkylphenole, Steroide, Polyphenole und Vitamin C.
Verwendung / Dosierung
Die Dosierung von Ginkgo richtet sich nach Art der Beschwerden und der verwendeten Darreichungsform. Eine allgemein gültige Standarddosis von Ginkgo biloba existiert nicht. Zur Vorbeugung von Demenz wurden in den meisten Studien 40 mg standardisierter Ginkgo-Extrakt (bezogen auf den Gehalt an Inhaltsstoffen) verwendet. Zur Verbesserung der mentalen Leistungsfähigkeit wurden Tagesdosen von 120–600 mg Extrakt über 4 Wochen bis 4 Monate eingesetzt. Häufig beginnt man mit 120 mg pro Tag und steigert dann bis zu 600 mg in 2 oder 3 Einzeldosen. Bei Angststörungen werden 80–160 mg Extrakt für mindestens einen Monat empfohlen. Weitere Literatur beschreibt bis zu 0,5 ml Tinktur (1:5) aus getrocknetem Blatt dreimal täglich.