Flohsamen – Plantago ovata

Gebräuchliche Namen: Flohsamen, Flohsamenschalen, indischer Flohsamen, Plantago ovata, Isabgol, Ispaghul, Ispaghula, Psyllium, Plantago isphagula, Plantago arenaria, pale psyllium, fiber, fiber loop, flea seed, Fleaworth, indian plantago, ispaggol, ispaggula, psyllium seed (englisch, international)
Lateinischer Name: Plantago ovata
Herkunft: Afrika, Asien, Australien, Europa, Südamerika, Nordamerika
Kurzvorstellung
Flohsamen benötigen für eine erfolgreiche Ernte optimal 119–130 Tage und kommen gut mit kühlem, trockenem Klima zurecht. Der Hauptanbau findet als sogenannte Rabi-Kultur oder während der Nachmonsunzeit (Oktober bis März) im nordindischen Bundesstaat Gujarat statt. In dieser Periode herrscht eine Durchschnittstemperatur von 15–30 °C bei niedriger Luftfeuchtigkeit.
Flohsamen bevorzugen einen mittleren Feuchtigkeitshaushalt des Bodens, ausreichend Sonne, trockene Luft und ein sauberes Umfeld. Nachteilige Auswirkungen auf die Qualität haben hohe Nachttemperaturen, anhaltende Bewölkung und Feuchtigkeit kurz vor der Ernte. Regen während der Reifezeit kann große Ertragseinbußen verursachen. Am besten gedeihen sie auf lockeren, mäßig feuchten Sandböden.
Ein hoher Nährstoffgehalt wird nicht benötigt – die Böden in Nord-Gujarat sind arm an Stickstoff und Phosphor, enthalten aber mehr Kalium und der pH-Wert liegt zwischen 7,2 und 7,9. Die besten Wachstumsraten wurden bislang bei 22 kg Stickstoff pro Hektar beobachtet.
Flohsamensamen sind sehr klein; 1.000 Samen wiegen ungefähr 2 Gramm. Bei optimal feuchtem Substrat und niedrigen Temperaturen (10–20 °C) keimen 30–40 % der Samen innerhalb von 5 bis 6 Tagen. Einige zeigen eine längere Latenzzeit – bis zu 3 Monate ohne Keimung, und bislang sind keine Methoden zur Verkürzung dieses Zeitraums erfolgreich. Die beste Keimung wird bei einer Saattiefe von 6 mm erreicht.
Zur optimalen Entwicklung sollte der Bestand frei von Unkraut gehalten werden, da Flohsamen empfindlich auf Konkurrenz reagieren. Geerntet wird morgens nach Sonnenaufgang, um Schäden durch Tau zu vermeiden. Die abgeernteten Pflanzen werden in Indien 15 cm über dem Boden abgeschnitten, gebrochen und mehrere Tage zum Trocknen ausgelegt, bevor die Samen separiert und gereinigt werden. Das Saatgut sollte auf einen Feuchtegehalt von 12 % getrocknet und möglichst bald für die nächste Aussaat verwendet werden, da es nach rund zwei Jahren deutlich an Keimfähigkeit verliert.
Ausführliche Beschreibung
Die Pflanze mit der schonendsten und angenehmsten Form löslicher Ballaststoffe.
Botanische Informationen
Flohsamen werden aus einer mehrjährigen krautigen Pflanze mit einem kurzen Wurzelstock gewonnen, die maximal bis zu 60 cm hoch wächst. Sie bildet eine grundständige Blattrosette mit einem Durchmesser von 5–25 cm. Die Blätter haben eine längliche bis eiförmige Spreite mit leicht stumpfer Spitze, sind an der Basis abgeschnitten und laufen sanft in einen Blattstiel über. Der Blattrand ist ganzrandig, unregelmäßig, unterschiedlich tief gezähnt, kahl bis leicht behaart. Eine einzelne Pflanze kann bis zu 20 Blütenstiele haben, diese sind entweder niederliegend, aufsteigend oder auch leicht aufrecht. Die Blütenähren sind zylindrisch. Die Frucht ist eine Kapsel, deren Trennnaht von Kelchzipfeln bedeckt wird.
Herkunft und Verbreitung
Arten der Gattung Plantago kommen nahezu in ganz Europa vor – mit Ausnahme der nördlichsten Regionen, da ihnen dort das kalte Klima nicht zusagt. Verbreitungsschwerpunkte liegen östlich bis nach Mittelasien, nördlich bis Sibirien, Iran und Nordwestafrika. Durch menschlichen Einfluss findet man sie mittlerweile weltweit. Plantago ovata kommt hauptsächlich in Südasien entlang des Indischen Ozeans im Gebiet des heutigen Indiens vor und wird dort auch gezielt angebaut.
Nutzung / Dosierung
Flohsamenschalen sind insbesondere als Bestandteil diätetischer Maßnahmen aufgrund ihres Gehalts an löslichen Ballaststoffen beliebt, welche im Dünndarm nicht aufgenommen werden. Die Ballaststoffe der Flohsamenschale nehmen viel Wasser auf, quellen und fördern die regelmäßige Darmpassage. Aufgrund dieses Wirkmechanismus wird Flohsamen vor allem als mildes Laxans verwendet, findet mittlerweile aber als vollwertiges diätetisches Hilfsmittel Anwendung – etwa zur Reduktion von Symptomen bei Verstopfung sowie bei leichten Durchfallerkrankungen.
Die Bestandteile des Flohsamens weichen den Stuhl auf und weisen dabei kein Risiko für Blähungen (im Gegensatz zu anderen Laxantien) auf. Mehrere Studien untersuchten die Wirkung von Flohsamen auf die Reduktion des Serumcholesterins durch lösliche Ballaststoffe im Rahmen spezieller Diäten. Im American Journal of Clinical Nutrition wurden zahlreiche Beiträge zur Wirksamkeit und hervorragenden Verträglichkeit von Flohsamen im Rahmen diätetischer Interventionen beim schrittweisen Senken von leicht bis moderat erhöhten Cholesterinwerten veröffentlicht. Die Inhaltsstoffe gelten auch als effektiv bei der Reduktion leicht erhöhter Blutzucker- und Cholesterinspiegel. Indem Cholesterin gesenkt wird, beugt man Bluthochdruck sowie Störungen des Blutbilds und einer allmählichen Schwächung des Herzmuskels vor.
Auch bei Diabetikern senken Flohsamenschalen die Konzentration von Blutzucker und Blutfetten, steigern das Sättigungsgefühl, vermindern Hunger und das Bedürfnis zu essen. Die bessere Kontrolle der Nahrungsaufnahme macht Flohsamen in Kombination mit einer geeigneten Ernährung zu einem wertvollen Bestandteil bei verschiedenen Erkrankungen.
Bisher wurden fünf Derivate der Phenylessigsäure aus Flohsamen isoliert, die in Tierversuchen untersucht wurden, bei denen ein Entzündungsödem hervorgerufen wurde. Abhängig von Konzentration und Dosierung konnten diese Derivate einen statistisch signifikanten entzündungshemmenden Effekt zeigen, der noch weiter erforscht werden muss.
Flohsamen kann zwar keine Karzinogene im Verdauungstrakt direkt binden oder neutralisieren, doch gibt es Hinweise, dass sie die Darmwand während einer Chemotherapie schützen können. Zudem fördern Flohsamenschalen die natürliche Zellteilung und Funktionalität der Dickdarmschleimhaut. Im Dickdarm werden Flohsamen teilweise zu schützenden Butyraten metabolisiert, die den Endothelzellen Schutz vor entarteten Prozessen bieten können.
Reine Flohsamenschalen werden durch Mahlen und Zerkleinern der äußeren Samenhülle gewonnen. Das Material ist farblos, geruchlos, faserig und stark wasseraufnehmend. Es vergrößert sein Volumen beträchtlich. Flohsamenschalen werden im pharmazeutischen Bereich pur oder in Kapselform (beispielsweise in den USA und Großbritannien) angeboten.
Flohsamen gelten von allen Gesundheitsbehörden als sehr sicher. Allergische Reaktionen sind äußerst selten. Komplikationen sind fast immer auf unsachgemäße Anwendung zurückzuführen – zum Beispiel auf den Verzehr in trockener Form, was zu Atemnot führen kann und medizinische Hilfe erforderlich macht.
Wirkstoffe
Zu den wichtigsten Wirkstoffen des Flohsamens zählen Polysaccharide – einschließlich Pentosen, Hexosen und Uronsäuren – mit einem Anteil von rund 47 % löslicher Ballaststoffe. Weitere relevante Verbindungen sind Hemizellulose, Arabinose und Xylose. Flohsamenschalen fermentieren kaum und sind für den Menschen hervorragend verträglich. Außerdem enthalten sie Alkaloide, Glykoside, ätherische Öle und Gerbstoffe.
Traditionelle Dosierung
Flohsamen in Pulverform: 2 Kaffeelöffel (ca. 10 g) in 100 ml Wasser, jeweils morgens und abends mindestens 30 Minuten vor einer Mahlzeit einnehmen. Bei Verwendung als Kapseln wird für Erwachsene eine Dosierung von 2 Kapseln zweimal täglich mit ausreichend Wasser, Tee oder Saft – stets vor einer Mahlzeit – empfohlen. Flohsamenschalen: 1 Teelöffel morgens und abends nüchtern in 250 ml lauwarmem Wasser verrühren und trinken. Die Tageshöchstdosis beträgt maximal 5 Teelöffel. Ganze Samen werden entsprechend verwendet.