Engelwurz – Archangelica officinalis

Gebräuchliche Namen: Engelwurz, Echte Engelwurz, Arznei-Engelwurz, Angelica, Garten-Engelwurz, Heil-Engelwurz, Wald-Engelwurz, Wildsellerie, Norwegische Engelwurz, Holy Ghost, Archangelica officinalis, Angelika, Garden Angelica, Wild Angelica, Archangelica Atropurpurea, European Angelica
Lateinischer Name: Archangelica officinalis
Herkunft: Asien, Europa
Kurzvorstellung
In unseren gemäßigten Klimazonen findet man Engelwurz häufig in freier Natur, sodass ein Gang in die Natur oftmals genügt, um sie zu sammeln – ganz ohne den Gang zum Kräuterhändler. Wichtig ist dabei jedoch, dass Pflanzenkenner sicher sein müssen, die richtige Art zu erkennen, um Verwechslungen mit möglicherweise giftigen Doldenblütlern auszuschließen. Wer die Pflanze selbst kultiviert, wird feststellen, dass sie unkompliziert zu pflegen ist. Engelwurz benötigt lediglich ausreichend Feuchtigkeit und wächst am besten in feuchtem Boden oder direkter Nähe zu Gewässern. Wer dieses einfache Prinzip beachtet, kann sich bald über eine reiche Ernte freuen.
Ausführliche Beschreibung
Engelwurz ist eine traditionsreiche Heil- und Nutzpflanze mit süß-aromatischen Pflanzenteilen, die in Küche und Naturheilkunde gleichermaßen beliebt ist.
Botanische Informationen
Engelwurz (Archangelica officinalis) ist eine zweijährige Pflanze aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceae), deren charakteristische Erscheinung jedoch leicht mit giftigen Verwandten wie dem Gefleckten Schierling verwechselt werden kann. Für Sammler und Kräuterkundige ist daher eine sorgfältige Bestimmung unerlässlich. Im ersten Jahr bildet die Pflanze ausschließlich Blätter, im zweiten Jahr wächst ein imposanter, bis zu 2 Meter hoher Stängel. Die Blätter sind mehrfach gefiedert, die einzelnen Fiederblättchen meist zu dritt gruppiert, die Blattränder sind glatt bis gezähnt. Die zahlreichen, gelblich-grünen, kleinen Blüten stehen in großen, kugeligen Dolden.
Herkunft und Verbreitung
Ursprünglich beheimatet ist die Engelwurz in Skandinavien, auf Island, den Färöer-Inseln, im Norden Frankreichs, in Deutschland sowie in ganz Mittel- und Osteuropa bis nach Südostasien (Thailand als südliche Verbreitungsgrenze). Sie gedeiht am liebsten an feuchten Standorten und wächst häufig entlang von Flussufern, in Mooren und feuchten Wiesen.
Verwendung / Dosierung
Die wichtigste Heilpflanzenzutat ist die Wurzel, die zu ätherischem Öl, Trocken- und Flüssigextrakt verarbeitet wird. Zur Anwendung kommen außerdem Blätter und Samen. Bereits seit dem 10. Jahrhundert dient Engelwurz als Gemüse- und Heilpflanze. Ihren besonderen Ruf erlangte sie im 12. Jahrhundert in Skandinavien; später wurde ihr sogar die Kraft zur Linderung von Pest-Symptomen zugeschrieben. Vor allem in Klöstern des späten Mittelalters wurde sie als dekorative, spirituell bedeutsame Pflanze gepflegt. In der Volksheilkunde, besonders in Österreich, werden Aufgüsse und Tinkturen aus Engelwurz bei Verdauungsbeschwerden, Atemwegsproblemen, Nervosität, Fieber, Infektionen und grippalen Symptomen angewendet. In der traditionellen chinesischen Medizin spielt ihre „Schwesterpflanze“, Angelica sinensis, eine wichtige Rolle bei Menstruationsbeschwerden und Wechseljahrbeschwerden. Engelwurz-Aufgüsse gelten in Mitteleuropa als unterstützend bei Gelenkentzündungen (Arthritis), zur Muskelentspannung nach körperlicher Anstrengung sowie als nervenberuhigendes Tonikum, etwa bei Unruhe oder Migräne. Ihr ausgeprägtes, charakteristisches Aroma macht Engelwurz auch in der Parfümerie sowie als Gewürz in Küche und Konditorei beliebt. Sowohl Wurzel als auch andere Pflanzenteile finden in traditionellen Rezepturen vielseitige Verwendung.
Die wichtigsten Inhaltsstoffe sind die Cumarine (insbesondere Angelicin, Osthol, Imperatonin), deren Konzentration in der frischen Wurzel am höchsten ist. Das ätherische Öl kann durch Destillation deutlich höhere Wirkstoffanteile erreichen. Darüber hinaus enthält Engelwurz zahlreiche ätherische Öle, Terpene und verschiedene Säuren, deren Zusammensetzung sich je nach Pflanzenteil unterscheidet.
Traditionelle Dosierung:
Die häufigste Form der Anwendung ist ein Aufguss aus getrockneter oder pulverisierter Wurzel (1–2 g auf 250 ml Wasser, bis zu dreimal täglich). Ein flüssiger Extrakt (1:1 mit 25% Alkohol) wird in ansteigender Dosierung von 0,5–2,0 ml dreimal täglich über einen Zeitraum von mehr als einem Monat eingenommen. Ätherisches Öl kann dreimal täglich tropfenweise (1–5 Tropfen, entsprechend 0,05–0,2 ml) eingenommen werden.