Echtes Johanniskraut – Hypericum perforatum

Echtes Johanniskraut – Hypericum perforatum

Gebräuchliche Namen: Johanniskraut, Echtes Johanniskraut, Hypericum perforatum, Hartheu, Tüpfel-Johanniskraut, Punktiertes Johanniskraut, Johannisblume, St. Johanniskraut, St. John's Wort, Tippkraut, Blutkraut, Blutkrautblume, Rotölkraut, Blutwurz, Rosinrose, Tea of St. John, Tipton's Weed, Chase-Devil, Goatweed

Lateinischer Name: Hypericum perforatum

Herkunft: Afrika, Asien, Europa, Südamerika

Kurzvorstellung

Johanniskraut kann sich sowohl sexuell durch Samen als auch vegetativ vermehren. Die bevorzugte Variante richtet sich nach Standort- und Umweltbedingungen – das Wachstumsmuster variiert mit den Feuchtigkeitsperioden (Winter vs. Sommer) und dem Alter der Pflanze. Sie gilt als ausgesprochen widerstandsfähig gegenüber extremen Einflüssen, jedoch besteht eine gewisse Grenze, z. B. bei Höhenlagen über 1500 m, extremer Feuchtigkeit und Temperaturen über 24 °C oder unter ca. 14 °C. Die Pflanze entscheidet je nach Bedingungen und Lebenszyklus über die bevorzugte Vermehrung: In feuchten Sommern dominiert oft die vegetative Ausbreitung, wobei sich später die geschlechtliche Fortpflanzung durch Pollen und Samen anschließt. Die Samen können über Jahre im gefrorenen Boden überdauern, bis wieder passende Lebensbedingungen entstehen. Obwohl Johanniskraut oft kommerziell kultiviert wird (von Osteuropa über Südafrika bis Neuseeland), betrachten manche Landwirte es als Unkraut; für Viehzüchter kann die Pflanze problematisch sein, da sie Weideflächen dominiert und bei Weidetieren Lichtempfindlichkeit, Depressionen des zentralen Nervensystems oder sehr selten Abort bzw. Tod verursachen kann. Ihre Widerstandsfähigkeit macht sie dennoch für Hobbygärtner und Einsteiger attraktiv. Die wirksame Ernte erfolgt idealerweise früh am Morgen, besonders zur Zeit des Johannistages (24. Juni).

Ausführliche Beschreibung

Das natürlichste pflanzliche Antidepressivum, das seit Jahrhunderten bei Schlaflosigkeit und Einschlafproblemen eingesetzt wird.

Botanische Informationen

Echtes Johanniskraut ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die in der Regel eine Höhe von 25–60 cm erreicht, in seltenen Fällen bis zu 1 Meter. Die aufrechte, teils verholzte Stängel ist überwiegend im oberen Teil verzweigt. Der Wurzelstock ist verlängert. Die Laubblätter sind wechselständig, elliptisch geformt, gelblich-grün und einige Zentimeter lang. Charakteristisch sind die zahlreichen kleinen, schwarzen Punkte auf den Blättern – die sogenannten Öldrüsen, typisch für diese Art. Die Blüten sind fünfzählig, leuchtend gelb, mit regelmäßiger Blütenform. Als Frucht bildet sich eine Kapsel.

Herkunft und Verbreitung

Ursprünglich stammt das Echte Johanniskraut aus Europa, ist jedoch heute weltweit verbreitet. In seiner Heimat findet man es nahezu überall – mit Ausnahme arktischer Regionen – von den Niederungen bis in mittlere Höhenlagen. Bevorzugte Standorte sind sonnige Hänge, trockene Wiesen, Wegränder, Waldränder und Feldraine. Darüber hinaus kommt es in ganz Ostasien bis nach Kleinasien vor, in Afrika ist es vor allem im Norden zu finden, und in Amerika wurde es erfolgreich eingeführt und eingebürgert. Seine Ausbreitung wird lediglich durch extreme Höhenlagen oder klimatische Bedingungen eingeschränkt.

Anwendung / Dosierung

Die bekannteste und meistgenutzte Wirkung von Echtem Johanniskraut ist seine Anwendung als pflanzliches, mittelstarkes Antidepressivum. Zahlreiche Studien belegen den stimmungsaufhellenden Effekt der Inhaltsstoffe gegen leichte depressive Verstimmungen oder Angstzustände. In der Volksmedizin ist Johanniskraut Bestandteil vieler Rezepturen gegen Entzündungen, Hautekzeme, Prellungen und Knochenbrüche. Traditionellen Quellen zufolge wirkt es auch unterstützend gegen Bakterien, die Hautentzündungen auslösen. Im Bereich des zentralen Nervensystems wird Johanniskraut insbesondere bei Stress, prämenstruellem Syndrom, Muskelschmerzen (Myalgien) und anderen psychischen Problemen im Zusammenhang mit Nervosität und Anspannung eingesetzt.

Einige Naturheilkundige berichten zudem von einer unterstützenden Wirkung bei Schwindel und diskutieren den möglichen Effekt auf die Linderung innerer Blutungen, die auf eine verminderte Gefäßwandstabilität zurückzuführen sein könnten. Das bekannte Johanniskrautöl, der Ölauszug der Blüten in Oliven- oder Sonnenblumenöl, ist leuchtend rot und entfaltet eine sanfte beruhigende und antidepressive Wirkung. Es wird äußerlich verwendet zur Behandlung von Verbrennungen, Erfrierungen, Wunden, Hämorrhoiden (lindert Brennen und Juckreiz) und Geschwüren. In der osteuropäischen Naturheilkunde dient erwärmtes Johanniskrautöl zur Muskellockerung bei der Massage.

In Deutschland sind Johanniskraut und seine Extrakte ein fester Bestandteil ärztlicher Verordnungen zur Linderung mittelschwerer Depressionen. Im Gegensatz zu anderen Ländern unterliegen pflanzliche Präparate hier jedoch einer strengen gesetzlichen Regelung, die klinische Studien und eine laufende Kontrolle der Wirkstoffe Hypericin und Pseudohypericin vorschreibt. Diese Stoffe sind am besten untersucht.

Eine Auswertung von 29 Studien der Cochrane Collaboration bestätigte, dass die Wirksamkeit von Johanniskraut bei Depressionen garantiert höher als Placebo ist und vergleichbar mit chemischen Antidepressiva – bei geringerer Häufigkeit und Schwere von Nebenwirkungen. Langzeitstudien hierzu laufen weiterhin.

Dem Inhaltsstoff Hyperforin wird Potenzial bei der Behandlung von Alkoholismus und antibakterielle Wirkung zugeschrieben; die Volksmedizin sieht ihn für die entzündungshemmenden und antibakteriellen Eigenschaften des Johanniskrautextraktes verantwortlich. Weitere Studien weisen zudem einen antiviralen Effekt bei milden Infektionen und einen möglichen Nutzen in der Behandlung der Parkinson-Krankheit nach.

Gegenanzeigen bestehen unter anderem bei Patientinnen und Patienten mit niedrigem Blutdruck, Diabetes oder Allergien. Eine mögliche Nebenwirkung ist eine erhöhte Empfindlichkeit auf UV-Strahlen nach (langfristiger) Anwendung. Eine Verwechslung mit ähnlich aussehenden (auch anderen Johanniskrautarten) ist zu vermeiden, da diese schlechter vertragen werden können. Es empfiehlt sich, die Ernte immer mit fachkundigen Kräuterkennern vorzunehmen. Vorsicht ist außerdem bei gleichzeitiger Einnahme von anderen Medikamenten – auch bei hormoneller Verhütung – geboten. Im Zweifel sollte stets eine Rücksprache mit Arzt oder Apotheker erfolgen, um Wechselwirkungen auszuschließen.

Inhaltsstoffe

Johanniskraut enthält viele Inhaltsstoffe, doch nur einige wirken therapeutisch effektiv. Die größte Stoffgruppe bilden Flavonoide, die die Gefäßwände stärken und deren Elastizität verbessern – darunter Rutin, Isoquercitrin, Quercetin, Kaempferol u. a. Die wichtigsten Inhaltsstoffe für den antidepressiven Effekt und die psychische Stimmungsaufhellung sind Hypericin, Pseudohypericin und Hyperforin. Sie sind auch verantwortlich für die fotosensibilisierenden Nebenwirkungen und lassen sich als dunkle Punkte auf den Blättern erkennen – namensgebend für das "tečkované" (punktiert). Weitere enthaltene Substanzen sind Gerbstoffe, Phenole, ungesättigte Fettsäuren, Floroglucinole und Vitamine.

Traditionelle Dosierung

Je nach Alter, Indikation und länderspezifischen Empfehlungen variiert die Dosierung. Die renommierte Mayo Clinic (USA) empfiehlt beispielsweise bei leichter bis mittelschwerer Depression oder Angst 0,9 g zweimal täglich. Tschechische Literatur empfiehlt eine Einnahme von bis zu 3-mal täglich. Für einen Teeaufguss genügen 1 Kaffeelöffel getrocknetes Kraut pro Tasse, mit Wasser übergießen, 15 Minuten ziehen lassen, und dies bis zu 3-mal pro Tag trinken.

Johanniskrautöl lässt sich kaufen oder einfach selbst herstellen. Dafür werden ca. 150 g frisch gesammeltes, gehacktes Kraut mit 0,5 l möglichst hochwertigem Öl (am besten Olivenöl) übergossen und in einem verschließbaren Gefäß einige Tage kühl und dunkel angesetzt. Anschließend weitere Wochen (am besten etwa 6 Wochen) an einem warmen, sonnigen Ort ziehen lassen. Das Öl ist gebrauchsfertig, wenn es leuchtend rubinrot gefärbt ist. Je länger die Ziehzeit, desto besser. Es kann mehrmals täglich äußerlich angewendet werden, innerlich genügt 1 Kaffeelöffel bis zu 3-mal am Tag.

Hinweis: Echtes Johanniskraut kann eine erhöhte Lichtempfindlichkeit (Fotosensibilisierung) hervorrufen.