Echter Salbei – Salvia officinalis

Echter Salbei – Salvia officinalis

Gebräuchliche Namen: Salbei, Echter Salbei, Küchensalbei, Gartensalbei, Salvie, common sage, garden sage, Salvia officinalis, sage (englisch), Salbei (deutsch), sauge (französisch), šalvěj (lateinische Wurzel/tschechisch), Latin: Salvia officinalis

Lateinischer Name: Salvia officinalis

Herkunft: Afrika, Asien, Australien, Europa, Südamerika, Nordamerika

Kurzvorstellung

Echter Salbei bevorzugt warme, sonnige Standorte und kalkreiche Böden. In der freien Natur findet man Salbei an Wegrändern, in lichten Wäldern, auf Wiesen, in Gebüschen, auf Felsen und sonnigen Hängen sowie an von Menschen beeinflussten Standorten, etwa im Stadtbereich. Die Vermehrung erfolgt über Samen ab Ende März oder durch Teilung im Frühbeet oder durch Stecklinge. Für die Heilpflanzengewinnung werden die Blätter vor der Blüte (Mai bis Juni) bei trockenem, warmem Wetter geerntet. Gegebenenfalls wird auch erst im Herbst geerntet. Am besten schnell und schonend im Schatten bei maximal 40 °C trocknen, dann die Blätter von den Stielen abstreifen.

Ausführliche Beschreibung

Echter Salbei gehört zu den historisch beliebtesten Heilpflanzen und wird bis heute vielseitig verwendet.

Botanische Informationen

Salvia officinalis ist eine ausdauernde, immergrüne Pflanze oder kleiner Halbstrauch mit einem leicht verholzten, graufilzigen Stängel. Der Wuchs ist meist aufrecht und kaum verzweigt. Die charakteristischen grauen Blätter und die Blüten – farblich zwischen Blau und Rosa – prägen das Erscheinungsbild. Die Blätter können je nach Sorte und Kulturform verschieden ausfallen, häufig sind sie jedoch oval bis herzförmig und etwa 2–2,5 cm lang und breit. Oberseitig sind sie dunkler und rau mit markanter Nervatur, die Unterseite ist kurz behaart und dadurch weißlich gefärbt. Die in Mitteleuropa kultivierten Pflanzen erreichen meist eine Höhe von 60–65 cm, können aber auch bis zu 70 cm hoch werden. Die Blütenstände bestehen aus mehreren Quirlen mit jeweils 4 bis 10 Blüten in lavendelblauen, weißen, rosa oder violetten Schattierungen.

Herkunft und Verbreitung

Der Ursprung von Salbei liegt im gesamten Mittelmeerraum, von wo aus er sich weltweit ausgebreitet und eingebürgert hat. Die genaue Herkunft einzelner Populationen ist heute kaum noch rekonstruierbar, da der Salbei über Jahrhunderte im gesamten Mittelmeergebiet – von Südeuropa über die Balkanregion und Kleinasien – genutzt und kultiviert wurde. Die Art blickt auf eine lange Geschichte traditioneller, therapeutischer und kulinarischer Anwendung zurück und wird heute auch als dekorative Gartenpflanze geschätzt. Schon in der Antike wurde Salbei von den Römern als Diuretikum und Anästhetikum genutzt, im Mittelalter förderte Karl der Große systematisch den Anbau. In den Klostergärten verbreitete sich Salbei besonders und erlangte als „retterische“ (lat. salvatrix – die Retterin) große Bedeutung in der Volksheilkunde. Auch nördlich der Alpen, etwa in Tschechien, ist er ausreichend winterhart.

Verwendung / Dosierung

Schon antike Mediziner wie Galen empfahlen Salbei als diuretisch, blutstillend, sekretfördernd und tonisierend. Sein ausgeprägt kräftiges, aromatisch-pfeffriges Aroma macht Salbei zu einer beliebten Zutat in der europäischen Küche – insbesondere in der italienischen, auf dem Balkan und in Osteuropa. In englischsprachigen Ländern wird Salbei traditionell als Füllung zu Truthahn oder Hühnchen an Weihnachten oder Thanksgiving serviert – vorzugsweise in Kombination mit Zwiebeln. Im Volksglauben wurde Salbei je nach Gegend als Bestandteil heilender Kräutermischungen (wie der berühmten „Scarborough Fair“ mit Petersilie, Rosmarin und Thymian in England) genutzt. In Frankreich, wo der therapeutische Einsatz eher selten ist, ist Salbei hingegen fester Bestandteil regionaler Rezepte und findet sich häufig zu Schwein, Fisch und Lamm, wird aber auch als würzende Zutat in Salaten oder Süßspeisen geschätzt.

Im traditionellen indischen Ayurveda wird Salbei (Karpooravalli) insbesondere gegen Atemwegserkrankungen wie Asthma sowie bei Brennen der Nasennebenhöhlen im Zusammenhang mit Infektionen der oberen Atemwege eingesetzt. Dafür werden frische Blätter gekaut oder als Sud zubereitet und die aufsteigenden Dämpfe inhaliert. Studien belegen, dass die Inhaltsstoffe von Salvia officinalis tatsächlich eine gesundheitsfördernde Wirkung bei entzündlichen Erkrankungen des Atmungssystems sowie bei geschwächter Immunabwehr entfalten können.

In der österreichischen Volksmedizin ist Salbei fester Bestandteil von Mischtees oder als frisches Blatt zum Kauen zur Linderung von Atemwegserkrankungen, Mundschmerzen, Verdauungsproblemen und Hautproblemen. Klinische Untersuchungen zeigen, dass Salbei-Inhaltsstoffe den Fortschritt der Alzheimer-Krankheit günstig beeinflussen können. Ein konzentrierter Extrakt hilft zudem den Fettstoffwechsel zu verbessern und die Aufnahme freier Fettsäuren aus der Nahrung zu verringern.

Studien der Universität Bristol weisen darauf hin, dass Salbei-Extrakt die kognitive Leistungsfähigkeit besonders bei gesunden Menschen unterstützen kann. Dieser stimulierende Effekt ähnelt einer Koffeinwirkung – nur auf pflanzlicher Basis.

Weit verbreitet ist der Einsatz von Salbei zur Reduzierung nächtlicher Schweißausbrüche während der Wechseljahre oder in der Pubertät – entweder als Tee oder als Abkochung zum äußeren Auftragen. Auch wissenschaftliche Studien bescheinigen den Inhaltsstoffen eine lindernde Wirkung auf Beschwerden in den Wechseljahren und auf gynäkologische Probleme. Traditionell werden entzündungshemmende, bakterizide, harntreibende, adstringierende und wurmwidrige Eigenschaften sowie ein Einfluss auf das Schwitzen und die Förderung der Muttermilchproduktion zugeschrieben. Wegen seines antioxidativen Potenzials empfiehlt sich Salbei auch zur Linderung entzündlicher Erkrankungen. In der Frauenheilkunde findet er Anwendung bei klimakterischen Beschwerden und zu Beginn der Menstruation. Zudem zeigt sich eine positive Wirkung auf Harnwegsinfektionen durch die leichte antibakterielle Wirkung. Empfohlen wird Salbei traditionell auch bei Halsschmerzen, Kehlkopfentzündung, Angina und Magen-Darm-Entzündungen. Äußerlich kommt Salbei seit Jahrhunderten bei schlecht heilenden Wunden sowie als Gurgellösung bei Mundschleimhautentzündungen, Aphthen, Angina oder Zahnfleischbluten zur Anwendung.

Die ätherischen Öle von Salbei mit dem stärksten therapeutischen Effekt sind nur schwer wasserlöslich und lösen sich am besten in Alkohol – daher sind alkoholische Salbei-Tinkturen oft wirkungsvoller als wässrige Zubereitungen. Beliebt sind auch Teemischungen mit Schachtelhalm und Kamille. Wegen des Thujongehaltes sollte Salbei jedoch nicht dauerhaft eingenommen werden (die empfohlene Anwendungsdauer beträgt einige Wochen). Thujon wirkt in erhöhten Dosen berauschend – dieser Effekt war im Mittelalter sogar Bestandteil von Ritualen und findet sich auch im Getränk Absinth wieder.

In Russland wird Salbei nach dem Abstillen genutzt, um die Milchbildung zu hemmen, in Slowenien empfiehlt sich das Kauen von 3–4 frischen Blättern zur Linderung von Diabetes. Als Kompresse zusammen mit Majoran eingesetzt, kommt er bei Gürtelrose zur Verwendung. Als Gesichtswasser wird Salbeisud gegen unreine Haut und Akne eingesetzt. Äußerlich hilft Salbei gegen Schuppen und reduziert erblich bedingten Haarausfall dank hormonähnlicher Substanzen. In Mundspülungen, Zahnpasten und Kaugummis findet Salbei regelmäßig Verwendung zur Förderung der Mundgesundheit und zur Reduzierung von Mundgeruch. Ein ähnlicher Effekt kann durch das Kauen frischer Blätter oder durch Gurgeln erreicht werden.

Inhaltsstoffe

Die wichtigsten Wirkstoffe sind ätherische Öle (1,0–2,5 %) mit verschieden hohem Anteil an Cineol, Thujon, Campher, Borneol und Salviol. Außerdem finden sich Catechin-Gerbstoffe, Pseudogerbstoffe, Triterpenoide, Bitterstoffe, Laktone, Saponine, Harze, B-Vitamine, Phytoöstrogene (hormonähnliche Substanzen) und freie Fettsäuren.

Traditionelle Dosierung

Salbei wird traditionell als Tee oder Aufguss genutzt. Dafür 1 Teelöffel frische oder getrocknete Blätter mit 250 ml heißem Wasser übergießen, etwa 5 Minuten ziehen lassen, abseihen und in kleinen Schlucken trinken. Zum äußerlichen Gebrauch die Mengen entsprechend erhöhen.

Als Gurgellösung bei Entzündungen in der Mundhöhle werden 2–4 Kaffeelöffel Salbeiblätter mit 250 ml heißem Wasser übergossen und zusammen mit 2 Löffeln Ysop, Kamille oder Schachtelhalm angesetzt, abkühlen lassen und abseihen.